Ja Elke,
das stimmt schon, aber es ist auch sehr sehr schwer, als faktischer Laie, ohne Zugang zu sehr wesentlichen Kennzahlen und Informationen und ohne vollen Überblick über die realen internationalen Machtmechanismen ein stimmiges, rundes Alternativkonzept zu entwickeln.
ich weiß, es ist nicht gerade der Stoff für ein Esoterik-Forum, dennoch, weil's in den Thread paßt:
Das ist auch eine ganz wesentliche stabilisierende Machtbasis des Systems: die Expertise und damit die Macht der Bürokratie in Ministerien und Behörden
(und diese Macht ist noch stetig wachsend im Informationszeitalter!!)
Sie haben regelmäßig mehr Einblick in und Kontrolle über die wirtschaftlichen und politischen Prozesse als der normale Bundestagsabgeordnete, ja oft mehr als der jeweilige Minister selbst.
(das ist auch ein Erklärungsfaktor, warum der reale Unterschied in der Politik einer bürgerlich-konservativen und einer sozialdemokratischen Regierung seit 1948 schon immer vergleichsweise gering ausfiel.)
Damit ist auch klar, daß der bloße Austausch von personen substantiell nichts ändert. Weder eine neue Parlamentsmehrheit, noch ein "Kanzler der Armen" könnte das System einfach umkrempeln oder ignorieren.
Zumal es in Windeseile seine eigenen Mechanismen der Korruption wirken läßt ("Macht korrumpiert...")
Politiker, aber schon gar höhere Bürokraten sind daher keine reinen Strohpuppen. Sie bilden eine eigene soziale Schicht, mit eigenen Interessen und Zielen und Machtpositionen.
Es ist absurd zu glauben, dass ein Kanzler immer macht, was der Vorstandschef von Siemens oder der Deutschen Bank ihm gerade "befiehlt". Eine solche "Anordnung" ist meistens weder nötig noch sinnvoll.
Es ist vielmehr das natürliche Eigeninteresse der Bürokratie und der politischen Elite, den Status quo möglichst zu erhalten und damit im Zweifelsfall immer im Interesse des international tätigen Groß- und Finanzkapitals zu agieren.
Diese Machtposition und das Eigeninteresse der Bürokratie stellt daher auch für jegliche revolutionäre Bewegung ein sehr großes Problem dar.
Obgleich z.B. die Bolschewiki 1917 eigentlich ein viel stärkeres Beschneiden und Entmachten der alten zaristischen Bürokratie wollten, kamen sie letztlich nicht umhin, im Interesse des weiteren Funktionierens des Riesenreiches einen Großteil der alten Bürokratie unbehelligt zu lassen.
Das las sich bei dem zuvor von Lenin verfaßten "Staat und Revolution" noch ganz anders...
Und heute, fast 100 jahre später, ist die Welt noch ungleich komplexer geworden...
Es war auch wesentlich leichter, noch vor 100 jahren eine nationalstaatliche Alternative zu formulieren als im Zeitalter zunehmend enthemmter Globalisierung...
Man müßte einen berg von Literatur lesen und verdauen und durchdenken, um die Weltökonomie inkl. der bereits angedachten Alternativ-Konzepte voll zu erfassen und zu verstehen, bevor man als Nicht-experte selbst wirklich substantielle gegenkonzepte basteln oder vertreten kann...
Liebe Grüße, Stephan