Ihr dürft diese Geschichte weiterschreiben....

Urajup

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und die beste Fortsetzung erhält von mir einen Preis!!

Redaktionsschluß ist der 17.12.2008!

Und jetzt gehts auch schon los:


Als ich 12 Jahre alt war, fehlte mir Geld. Wie immer. Von Mutti gab´s damals nur 50 Pfennig in der Woche für Schnobkram. Das war mir aber definitiv zu wenig. Und so musste ich Geld heranschaffen. Nur womit? Dann bekam ich einen Tipp von Julius. Der saß neben mir auf der Schulbank und somit ergoß sich meine üble Lage in sein Ohr.
Er gab mir den Rat, bei Jochen vorbeizuschauen, denn der war Zeitungsausträger unseres regionalen Wochenblattes, welches jede Woche umsonst ausgetragen wurde. Ein Blättchen voll mit Werbung für einen "noch reineren Teppich und das weißeste Weiß ihres Lebens".... Für den Austräger gab es jede Woche 5 DM für die Tour. Es war eine ganz schön lange Tour, aber 5 DM waren damals nicht zu verachten. Jochen also wollte damit aufhören, so hörte ich von Julius. Das war meine Chance und so radelte ich nach der Schule gleich bei Jochen vorbei, der beim Mittagsessen saß und zuerst nicht mit mir sprechen durfte, bis er zuende gegessen hatte.
Seine Mutter placierte mich derweil ins Wohnzimmer, wo ich auf einem kleinen Tischchen ein Zigarettenetui entdeckte. Es war aus Perlmutt, sehr schön verziert. Der Inhalt roch köstlich. Ich schnupperte an den Zigaretten und überlegte, was ich für eine Zigarette als Gegenwert auf dem Schulhof eintauschen konnte; eine hatte ich auch schon in der Hand, legte sie aber zurück, weil ich Schiss bekam… Grad, als ich mich doch noch überwunden hatte, eine zu nehmen, ging die Tür auf und Jochen kam herein. Er sah meinen ausstreckten Arm und lächelte schief. „Kannst vergessen“ sagte er. „Mein Alter zählt alle nach“
…..Ich tat empört. „Ich wollte mir doch nur das Kästchen ansehen“….Er sah mich spöttisch an, sagte aber nichts mehr und lümmelte sich in die Sofaecke.
„Und?" fragte er kühl . „Na ja, ich hörte von Julius, dass du die Tour nicht mehr machen willst und ich muss mein Taschengeld aufbessern.“ „Tja, da kommst du zu spät, ich hab´s der Angelika schon versprochen.“ „Wirklich“? Ich war enttäuscht. „Aber Julius meinte doch, du hättest noch niemanden!“ „Tja, da hat der Julius dir eben etwas falsches erzählt.“ Seine grau/grünen Augen mit der gefleckten Iris musterten mich teilnahmslos. Er zog seine Unterlippe in den Mund und warf mir dann plötzlich einen listigen Blick zu.
„Gut, ich kann vielleicht doch etwas für dich tun, d.h., ich müsste der Angelika natürlich die Tour wieder abluchsen, was sie sicher stinksauer machen wird…..“.......Es trat eine Pause ein, so als denke er darüber nach, was er Angelika zum Ausgleich anbieten sollte..... Ich wartete und beobachtete ihn unauffällig, denn er blickte jetzt sinnend an die Decke und kniff seine Augen dabei etwas zusammen. Was wohl jetzt kam? Dann sagte er abrupt: „Gut, das wäre also geklärt, aber ich habe eine Bedingung.“
Aha, eine Bedingung. Sollte ich etwa wieder versuchen, meine Schwester am Samstag Nachmittag in die Eisdiele zu drängen, damit er sich mir ihr „anzufreunden“ konnte? So blöd konnte er doch nicht sein, er wusste doch, dass Marina ihn nicht ausstehen kann und an den Haaren kann ich sie ja schlecht dort hinschleifen…..Verstehen konnte ich es eigentlich nicht, warum sie jedes Mal, wenn ich den Vorschlag machte, so einen Terz veranstaltete. Jochen sah gut aus, soweit ich das als Junge beurteilen konnte und er war nicht auf den Mund gefallen, und ja, er war auch schon vierzehn, das gefiel mir entschieden am besten an ihm und er hatte so eine ruhige Art zu schauen, so als hätte er die Dinge im Griff – er trug den Kopf auch immer so hoch und blickte wie ein Feldherr, der die Lage peilt – ja, er hatte entschieden so eine gelassene Selbstsicherheit, für die ich meinen rechten Arm gegeben hätte….
Aber anscheinend konnte meine Schwester damit nichts anfangen, die blöde Kuh, obwohl ich von Jochen ein nagelneues Matchbox-Auto bekommen hätte, wenn es denn zu einem Tete a Tete mit meiner Schwester gekommen wäre, denn er konnte es sich durch den wöchentlichen Reichtum von 5 DM leicht leisten, auf ein Matchbox-Auto zu verzichten, dachte ich neidisch, als er plötzlich seinen Körper vorbeugte und mich intensiv ansah.
„Auf meiner Tour, Michi,“ begann er „auf meiner wöchentlichen Tour komme ich auch immer bei Herrn Mensel vorbei, einem Bestatter.“Er schwieg einen Moment und sah jetzt an mir vorbei, schaute wie blind aus dem Fenster und rief sich die Erinnerung zurück. „Herr Mensel hat keinen Briefkasten an seinem Geschäft weißt du, nur einen Briefschlitz in der Tür, wo die Post reingeworfen wird. Meine Zeitung passt da nicht hinein und so gehe ich immer in sein Geschäft und lege sie ihm auf den Schreibtisch, ins vordere Zimmer.“
Ohne anzuklopfen, kam Jochens Mutter plötzlich herein und unterbrach damit seine Ansprache. Sie stellte lächelnd eine Schüssel mit Krapfen hin, wofür ich sie dankbar anlächelte und beherzt zugriff, denn mein Magen knurrte. Jochen wartete, bis seine Mutter das Zimmer wieder verlassen hatte und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: „ Einmal war die hintere Tür, da wo immer die Leichen liegen, nicht geschlossen.“ Ich wagte nicht weiterzukauen und starrte ihn mit vollen Backen an, der halbangebissene Krapfen lag vergessen in meiner Hand. Jochen zog lächelnd die Augenbrauen hoch und genoss meine hochkonzentrierte Spannung, als er fortfuhr…..


So, und jetzt seid Ihr dran......Toi, toi,toi

LG
Urajup
 
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na das ist vielleicht gemein, wo ich grad so schön beim Lesen war, und wos erst so richtig spannend wird.........................:schmoll:
 
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