Eine Arbeitskollegin stammt aus Indien. Sie besucht einmal im Jahr ihre Verwandten dort und haßt diese Reisen.
Das Elend (wie Psi schon ausgeführt hat) ist ja weitgehend bekannt, aber für sie als Frau (sie ist Juristin, 35 Jahre alt) sind die Zustände dort quasi unerträglich: sie kann nur tagsüber allein auf die Straße gehen und auch dann nur in einem eng begrenzten Umfeld (ihre dort noch lebende Großmutter möchte nicht einmal das zulassen, da es zu gefährlich sei).
Sie leidet sehr unter den dort herrschenden Ungerechtigkeiten (sie ist nicht umsonst Juristin geworden ...), den starren und tradierten Familiensystemen (auch ihrem, obwohl schon stark westlich geprägt), der "Scheinheiligkeit", dem "falschen Ehrgefühl" (es ist ihr bis jetzt nicht gelungen, halbwegs einvernehmlich mit ihrer Familie ihren deutschen Lebensgefährten, mit dem sie schon seit 11 Jahren zusammenlebt, zu heiraten ... ihr wird heute noch dort vorgeschrieben, wie sie zu sein hat, sich zu kleiden hat, wie sie zu denken hat, was sie zu sagen hat, sonst ...), der Unterdrückung der Frauen generell und ... dem Klima: ihrer Schilderung nach ist auf "nichts" Verlass, da der Monsun ewig währt und so lange in der Regel die Elektrik ausfällt, die Insekten "Monstergröße" erreichen und man sich vor ihnen nicht schützen kann, sie z.T. giftig sind (ich habe einige ihrer Schilderungen sehr präsent ...).
Ihre Familie ist katholisch und stammt aus einer größeren Stadt.
Sie sagt, viele Europäer kämen mit idealisierten Vorstellungen nach Indien (Relikte aus der Hippiezeit u.ä.) und wären dann geschockt.
Aber wenn man so einen Aufenthalt nicht mit übersteigerter Erwartungshaltung anfängt und genau weiß, was man will und worauf man sich einläßt (gute Planung!), dann kann man das meistern.
Sie selbst würde für kein Geld der Welt in Indien leben wollen (auch nicht mit ihrem Lebensgefährten und einer entsprechenden Berufstätigkeit) ... .