"Ich will"--Eine etwas andere Sinnsuche

Werbung:
Was war zuerst, das Huhn oder das Ei?
Lernt das Kind jetzt aufgrund von Willen, oder braucht es gar nicht zu lernen.
@Joscha, ausweichen brauchst Du nicht. Auch wenn ich manchmal Erziehungsnormen unterliege, unterwerfe ich mich nicht ihrem Diktat und lass mich durchaus auf andere Ansichten ein (und gern auf neue bringen)
Aber@Isis, irgendeinen Antrieb braucht das Kind, um aufzustehen. Meine Tochter fiel nicht gehend aus meinem Bauch raus, sie konnte nicht mal den Kopf heben am Anfang.
Ich versuche wirklich, mir mein Leben ohne Willen vorzustellen. Es gelingt mir nicht. Wenn ein Vogel sich keine Sorgen um seine Ernaehrung zu machen braucht, ist dann die logische Fortsetzung: Er braucht keinen Willen? Wie kann er dann die Fliege fangen, die ihm der Zufall und Gottes Gnaden ohne sein Zutun praesentieren?
Seit Jahren entstaube ich meine verloren gegangenen Instinkte und lasse sie mehr und mehr mein Leben bestimmen. Aber auf den Willen verzichten kann und will ich immer noch nicht. Warum auch? Was ist denn so schlecht am Willen? Falsch eingesetzt hat er - wie alles - seine schlechten Seiten (das hat frido schon ausgiebig und schoen auch im Zusammenhang mit Aggression und sofort beschrieben), aber ihn deshalb gaenzlich vernichten? Wille ist ein Pendent zum Verstand. Beide sind fuer mich Werkzeuge in dieser Daseinsform, die wir hier auf Erden haben. Ich kann mir vorstellen, dass es andere Lebensformen gibt. Aber hier auf Erden kann ich den Willen einfach gut gebrauchen. Warum soll ich auf etwas Praktisches verzichten, das mir dabei hilft, meine Ideen zu realisieren? Geht es auf Erden nicht darum zwischen Materialisation und Vergeistigung einen Einklang zu finden? Und kann ich materialisieren, ohne den Willen dazu zu haben?
 
@ Luna

Warum sollte eine Kind etwas wollen, was es eh tun wird, ganz aus sich heraus.

Die Liebe zur Natürlichkeit ist so sehr Teil unseres Wesens, daß Zweifel in uns aufkommen, sobald wir darin erzogen werden, was gut sein soll. Die Idee Kinder zum Willen zu erziehen, zum Streben, setzt voraus, daß wir nicht glauben, daß es in ihrem Wesen liegt, dem natürlichen Guten zu folgen. Daß jemand sich anstrengen soll, etwas zu befolgen, was er ohnehin tun würde, ist nicht nur überflüssig, sondern vielmehr entsteht ein schlimmer Effekt, nämlich daß er beginnt, am eigenen Gutsein und an seiner Natürlichkeit und Gottesliebe zu zweifeln. Es wäre viel sinnvoller, Kindern zu sagen: Solange zu deinem Wesen treu bleibst, wirst du auch durch Einsicht die ungeteilte Liebe und Güte kennenlernen, die in dir ist. Ich habe Vertrauen in dich.
Und ein Wille hat da keinen Platz.

Liebe Grüße
Isis
 
Hi Joscha

Ich kenne eine andere Geisteshaltung aus dem Karatedo. Es beinhaltet das in sich ruhen. Das Ruhen in seiner Erdmitte, in die der Geist immer wieder zurückkehrt, wie eine Kugel in einer Schale, die immer in die Mitte zurückkehrt, wenn sie bewegt wird. Der Geist soll sein wie Wasser in einem Teich, das auf jede Störung reagiert, ohne anzuhaften. So soll der Geist auch achtsam und flexibel sein, ohne haften zu bleiben. Der Geist ist dadurch leer und kann gegebenfalls sofort reagieren, ohne von störenden Gedanken, Zweifel und Ängste gehindert zu werden.
Ist es das, was du meinst? Herzlich Frido
 
Hallo Isis
meine Tochter beobachte ich sehr viel oefter, als dass ich versuche, sie zu erziehen. Schon gar nicht erziehe ich sie "zum Willen". Bei ihr habe ich einfach schon von ganz klein auf gesehen, dass sie sich geholt hat, was sie WOLLTE. Wann immer ich zu faul oder nicht bereit war, meine Arbeit zu unterbrechen, beschaffte sie sich das gewuenschte selber (Stuhl holen um raufzukommen, Papa anbetteln und so fort).
Versteh mich nicht falsch, ich will den Willen nicht ueberbewerten. Ich finde z.B., meine Tochter hat viel mehr Willen in sich als ich. Von mir hoert auch niemand den Spruch "wo ein Wille ist, ist ein Weg", weil ich weiss, wie gern solche Sprueche missbraucht werden. Aber bis jetzt konntet Ihr mich noch nicht davon abbringen, den Willen als zum Leben dazugehoerend (durchaus im positiven Sinne) einzustufen.
Wo steht mir denn der Wille Eurer (damit meine ich auch Joscha) Meinung nach im Weg?
Ebenfall liebe Gruesse
Luna
 
Hallo Isis, zum zweiten
nachdem ich Dein Posting nochmal durchgelesen habe, denke ich, wir sind wahrscheinlich gar nicht so weit auseinander, wir sprechen nur aneinander vorbei. Du sprichst wohl eher vom von anderen aufgezwungenen Willen und ich vom eigenen, inneren Antrieb. Kann das sein?
Auf alle Faelle so definiert, glaube ich in meiner jetzigen Lebensphase, dass ich diesen inneren Antrieb fuer gewisse Dinge foerdern will, um fokussieren zu koennen, gewisse Bereiche herausheben zu koennen. Mein Weg geht ueber Traeume. In den Welten, in denen ich mich dort derzeit bewege (die wahrscheinlich immer noch Illusionen sind, obwohl sie klar anderen Bewusstseinszustaenden entsprechen), brauche ich fuer gewisse Dinge Entschlusskraft und Willen. Nicht zu viel (erzwingen laesst sich dort schon gar nichts) aber so ein gewisses Quantum, um eine neue Richtung einschlagen zu koennen, die Kugel sozusagen ins Rollen bringen zu koennen. Zumindest glaube ich bis jetzt noch, das zu brauchen. Waehrend ich naemlich am Schreiben bin, taucht schon die Frage in mir auf, meinst du das nicht nur zu brauchen, um noch ein letztes bisschen Kontrolle zu behalten, um dich noch an etwas klammern zu koennen, weil du Angst hast, dich einfach gehen zu lassen?
Tja Isis, jetzt zieh ich mich nochmal in mein Kaemmerchen zurueck;)
 
Werbung:
@ Luna

ja, den eigenen inneren Antrieb meine ich auch, wenn ich von Natürlichkeit spreche. Der Wille schlechthin hat doch immer etwas mit dem Ego zu tun und das Ego hat nunmal keinen Gesamtüberblick.

Habe ich das richtig verstanden: Obwohl eine Handlung ansteht, ist der Antrieb nicht stark genug? Und dein Ego will diesen Antrieb jetzt fördern? Meinst du das kann funktionieren? Vielleicht kann man ja mal schauen, was den freien Fluß hemmt? Ist der Zeitpunkt der richtige? Manchmal fehlen noch ein paar Schritte bis zur Tat. Sind die Motivationen geklärt? Ein bißchen Angst wird immer bleiben, aber wo die Angst ist, da geht’s lang.

Luna, du fragst mich persönlich. Ich kann deinem Gedanken nicht so ganz folgen:
Du meinst ich würde auf den Willen verzichten um Kontrolle zu haben? Da seh ich eigentlich keinen direkten Zusammenhang, aber weißt du, wenn Hingabe fällig ist, dann ist die fällig, ob Angst, Kontrolle oder was auch immer. Das :guru: Leben ist immer stärker.

Liebe Grüße
Isis
 
Zurück
Oben