Ich vermisse dich

VonDeMausae

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Baden-Württemberg
Onkel Peter

* 06.10.1924

+ 27.09.2002





Onkel Peter war ein einzigartiger Mensch. Er war so liebevoll. Wenn man das Wohnzimmer betreten hat bei meiner Oma, dann ging es mir sofort gut. Er strahlte eine Wärme und Liebe aus, das kann sich keiner vorstellen. Er hat sein ganzes Leben bei meinen Großeltern gewohnt. Und ich bin heute stolz drauf, diesen Menschen kennen gelernt zu haben. Er bedeutet mir heute noch so viel trotz das er verstorben ist.

Onkel Peter hatte nicht immer gute Zeiten zu Hause. Da meine Oma etwas an der Hüfte hat und somit mit ihrer Krankheit beschäftigt war und auch mit dem Haushalt, wurde Onkel Peter schnell zur Last. Ich kann mich noch genau an die Bilder erinnern, als es Onkel Peter von Jahr zu Jahr schlechter ging und meine Oma ihn immer geschlagen hat, wenn er in die Hose gemacht hat. Es war schlimm für mich mit anzusehen.

Ich war jeden Tag bei meiner Oma und habe immer mit ihm Mensch ärger dich nicht gespielt. Es war sehr schön mit ihm zu spielen. Er kannte das Wort fair spielen gar nicht. Er hat immer gepfuscht. Und er meinte immer, dass ich das nicht merken würde und als ich es immer merkte. hat er immer gelacht und ich auch, dann hab ich es ihm durchgehen lassen.

Es gab mal ein Abend, da hab ich dort geschlafen und meine Großeltern waren auf einem Geburtstag eingeladen, da hab ich mit Onkel Peter Pfannkuchen gemacht. Er saß nur am Tisch und hat immer gesagt Sandra mach mal schneller (Er konnte mein Namen wegen seiner Krankheit nicht richtig aussprechen) Ich hab so viel gelacht an dem Abend. Und durch mein Lachen sind mir die ganzen Pfannkuchen angebrannt. Und somit bin ich dann in der Fritten Bude was zu Essen holen gegangen. Es war ein schöner Abend und einer der letzten wo ich so viel Spaß mit ihm hatte.

Dann kam der Tag, wo Onkel Peter ins Altersheim kommen musste, weil mein Opa zu diesem Zeitpunkt fast blind wurde und meine Oma nicht mehr klar kam beide zu pflegen. Ich habe diese Entscheidung bis heute noch nicht akzeptiert. Ich will es auch gar nicht. Man hat mir an diesem Tag verboten zu meiner Oma zu fahren, weil meine Mutter nicht wollte, dass ich mit an sehe wie Onkel Peter weggefahren wird. Aber ich bin zu meinen Großeltern gefahren. Ich bereue es. Ich kann dieses Bild nicht vergessen. Ich schloss die Türe auf und dann hat meine Oma Onkel Peter angeschrieben und versucht ins Auto zu bekommen. Und meine Mutter hat die Sachen von ihm eingeladen. Als er mich sah, rief er mir zu: Sandra helf mir, ich will nicht weg von hier. Meine Oma hat mich angeschrieen ich solle wieder fahren, was ich auch tat. Und dafür könnte ich mich Ohrfeigen. Warum hab ich ihn nicht aus dem Auto geholt? Warum nicht?

Dann kamen die Tage wo ich seltener bei meiner Oma war. Ich fuhr immer zum Altersheim. Dort saß er nur in sein Zimmer und war am Weinen. Er wollte wieder nach Hause. Er hat mir niemanden gesprochen außer mit mir. Er wurde stiller und stiller. Und auch sehr sehr krank. Es gab dann noch Tage wo ich mal mit ihm nach draußen durfte. Bin dann im Rollstuhl mit ihm spazieren gegangen. Er hat sich immer krampfhaft am Rollstuhl festgehalten. Er meinte immer zu mir, dass ich ein Rollstuhl nicht schieben könne. Gut er hatte auch Recht, ich bin immer gegen Randsteine gefahren oder hab die Kurve nicht bekommen. Der Spaziergang mit ihm war schon sehr lustig.

Dann kam aber alles Schlag auf Schlag. Er konnte nicht mehr aus dem Bett geholt werden. Es ging ihm immer schlechter. Und dann wurde er ins Krankenhaus eingeliefert wie so oft seitdem er im Altersheim war. Meine Oma meinte er würde nichts mehr mit bekommen, aber ich hatte ein Bild in der Tasche von Nicki, der Hund von meiner Oma, an dem hing er sehr. Und ich auch. Ich glaube Nicki ist das einzigste was uns heute noch zusammen verbindet. Ich habe Onkel Peter das Bild hochgeladen und immer mit ihm gesprochen. Und er hat auch reagiert. Er schaute immer das Bild an, obwohl man merkte wie schwer es ihm gefallen ist.

Dann kam er in ein anderes Krankenhaus und aus diesem Krankenhaus kam er nicht mehr lebend raus. Ich durfte ihn nicht besuchen, meine Großeltern wollten das nicht. Sie meinten, ich sollte Onkel Peter in guten Zeiten in Erinnerung halten. Aber ich bat meine Mutter ich mitzunehmen. Als wir auf die Stadion kamen, war es ganz leise und dunkel. Links war ein großer Tisch wo eine Familie saß. Und gegenüber war das Zimmer von Onkel Peter. Ich betrat das Zimmer und sah Onkel Peter dort liegen. Er bewegte sich nicht. Meine Oma und mein Oma fingen an meine Mutter anzuschreien und meinten, warum sie mich mitgenommen haben, dann bin ich weinend rausgelaufen und die Leute draußen haben mich ganz schockiert angeschaut. Mein Opa ist dann hinter mir her und hat mit mir geredet und gemeint, dass ich nicht hätte kommen sollen. Ich würde die Bilder nie vergessen. Dann ging ich wieder mit ihm zurück und dann schaute mich eine Frau an und Sie nickte und lächelte und ich glaube das war ein Zeichen dafür, dass ich mir keine Sorgen um Onkel Peter machen sollte und das ich das richtige tat. Habe mich dann zu Onkel Peter ans Bett gesetzt und habe seine Hand gehalten. Ich habe den Wiederstand gespürt, obwohl meine Oma die ganze Zeit gesagt hatte, dass er nichts mehr spürt und bald sterben würde. Daran habe ich nicht geglaubt. Ich meine, warum hat er dann meine Hand gedrückt? Ich denke, er wollte mir damit sagen, dass er mich lieb hat und das es ihm bald besser gehen würde.

2 Tage später starb er.


Gestern war sein 4. Todestag und es war sehr schlimm für mich. Mir gehts heute auch nicht besser, aber ich versuche stark zu sein. hoffe das es ihm gut geht.
 
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Hallo,

ich finde es sehr schön wie du erzählt hast. Hört sich so an als wär er ein ganz liebenswerter Schelm gewesen. Und du hast ihn geliebt. Das ist alles was du getan hast...und das ist meiner Meinung nach genau das, was ein Mensch braucht. Nich mehr und nicht weniger.
Dass du ihn noch besucht hast finde ich völlig richtig. Wenn man einem Menschen so Nahe steht ist es egal wie krank er ist, oder wie er aussieht wenn er schwer krank ist. Das du da noch für ihn da wars ist doch super. Du hast alles richtig gemacht. Sicher steht er jetzt wo du das ließt neben dir und dankt dir dafür.

liebe Grüße
Benzzon
 
Tjaa, Tanja, da hast mit schönen Worten beschrieben, wie es heute so ist.

..Vielen Dank dafür..

:liebe1:

und 4 Jahre sind immer so ein Meilenstein, finde ich. Da geht etwas zu Ende und gleichzeitig beginnt etwas Neues, was das gleiche wie die ersten vier ist, aber noch intensiver. Verstehst Du, wie ich das meine?

Klagst Du an?

Oder gibst Du auf?

Oder wählst Du ein Drittes?

:liebe1:
 
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