Die Geister sagen eben zu mir: Du mußt etwas tun. Das haben sie schon einige male gesagt.
Sie sagen: Heirate dich selbst. Das haben sie auch schon öfter zu mir gesagt. Klingt zu abstrakt. Ja, den Buchtitel kenne ich, ich hatte mir sogar schon mal das Buch gekauft (als die Geister bereits bei mir waren), es aber nicht gelesen und dann wieder verkauft.
Mir fällt der Spruch von dem Mann und den drei Dingen ein, die er im Leben tun soll.
Ich überlege, ob es so eine 'Regel' auch für die Frau gibt. Hab bereits Tante Google gefragt, aber nichts gefunden. Von 'Heirate dich selbst.' habe ich noch nie zuvor gehört, bis mir mal irgendwo das Buchcover unter die Augen kam.
Logisch betrachtet denke ich eher, eine Frau sollte einen Mann heiraten. Und das wollte ich ja früher auch, hat nur leider nicht funktioniert, ich traf immer nur Männer, die bereits verheiratet waren. Meine Kindheitsliebe hat mich ohne Erklärung einfach verlassen als ich ungefähr 9 war ... und mein bester und einziger Schulfreund war/ist schwul. Danach lernte ich nur noch verheiratete Männer kennen und war darüber sehr enttäuscht anfangs. Später gewöhnte ich mich dran und dachte: Wird wohl für mich das Richtige sein wenn das Leben es so fügt.
Ich muß aber gestehen, daß ich mir bei der Suche nach einem Mann nie große Mühe gegeben habe. Genauer gesagt, ich habe mich überhaupt nicht bemüht. Ich dachte wohl immer, DAS ergibt sich von allein. Aber das, was sich von allein begab, das war nicht das richtige. Das weiß ich heute, mit viel Abstand und rückblickend betrachtet.
Heute bzw. zur Zeit glaube ich, daß diese Vater-Mutter-Kind-Geschichten nur ein Spiel sind und daß die Geister mich aus dem Spiel heraus genommen haben. Ich hänge jetzt in der Luft und gehöre nirgendwo hin.
Alle Menschen sind für mich unglaubwürdig geworden, ich fürchte mich vor ihren Worten, da sie alle zu wissen scheinen, was hier los und warum die Geister mich quälen, sie reden alle zwei- und mehrdeutig und antworten auf meine Gedanken, als würden sie meine Gedanken hören. Aber sie tun es indirekt, sie tun, als würden sie mit anderen reden. Oft sagen sie meinen Namen, oft fragen sie : Wer bist du? oder : Was bist du?
Was soll ich denn darauf antworten?
Ich habe den Verdacht, diese nicht beantwortbaren Fragen und nicht ausführbaren Befehle wie 'Heirate dich selbst' dienen dazu, mich kaputt zu machen, zu zerstören.
Die gefühlte Trennung von allen Menschen ist schon ein erster Schritt dazu.
Wenn ich meine Sprache betrachte, dann erkenne ich, daß diese so aufgebaut ist, daß man daran kaputt gehen muß. Sie ist widersprüchlich. So, daß ein Satz immer das eine und gleichzeitig das Gegenteil davon aussagt.
So ein Satz kann nur eine Wirkung haben: Stillstand.
Dazu kommt noch, daß es keine verschiedenen Sprachen gibt bzw. nur zum Schein.
Denn in der Wirkung auf mich und mein Wesen gibt es nur eine Sprache. So wie ich aufgewachsen bin, wie ich die Bedeutung der Worte kennengelernt habe und verinnerlicht habe, so ist die Bedeutung geblieben bis heute.
Was ich aber nicht gewußt habe, denn ich habe meine Gedanken nicht gekannt, ich war nur reines Gefühl. Ich überlegte oft, warum ich so war oder so war, aber ich konnte nichts erkennen, da ich meine Gedanken nicht erkannte.
Wenn ich also heute das englische Wort 'Gift' lese, dann hat dies in der Wirklicheit so eine Wirkung auf mich wie das Wort 'Gift' in deutsch. Es ist eine Gefahr. Ich hatte schon mein ganzes Leben lang große Scheu davor, etwas zu schenken und genauso, etwas geschenkt zu bekommen. Jetzt weiß ich warum.
Auch sich reimende Worte sind in der Wirkung gleich oder ähnlich. So reimt sich zB auf Brot -> rot.
Und rot ist eine Signalfarbe. 'Bei rot bleibe stehn, bei grün darfst du gehn.'
Bevor die Geister zu mir kamen, hatte ich eine Brot-Allergie und auch noch viele andere Lebensmittelallergien, und noch viele andere Allergien. Die Geister sagten zu mir: Du wolltest nichts mehr essen.
Ich sah das so, daß ich nicht konnte. Von einem eigenen Willen wußte ich damals nichts und heute glaube ich eher, daß ich nie einen eigenen Willen hatte oder haben werde.
Ich sehe mich wie einen programmierten Roboter. Ich sehe große Ähnlichkeit mit mir bei WAll-E.
Ich sehe meine Sprache heute als eine große Falle, in die ich laufen mußte, ging ja nicht anders. Ohne Sprache geht gar nichts.
Auch alle Bücher sehe ich heute als eine große Falle, in die ich laufen mußte.
Ebenso sind alle Filme eine große Falle.
Aber wer ist der Fallensteller?
Dann sind da die ganzen Sprüche, zB : Du bist was du ißt.
Ich habe - seitdem ich kein Brot mehr vertragen hatte - viel Fleisch gegessen, viel Schweinefleisch.
Und 'Schwein' ist ja eins der derbsten Schimpfwörter überhaupt. Ich glaube, dieser Spruch ist einer der Gründe warum ich mich schlecht fühle, besonders unmittelbar nach dem Essen.
Dann ist da der vorwurfsvolle Spruch aus meiner Kindheit in Verbindung mit einem toternsten Gesicht : Ja du lachst! Aber das ist zum heulen! ... Wenn ich mal schüchtern gelacht habe (kam nur sehr selten vor). Und so kommt jedesmal wenn ich lachen muß so ein Gedanke in mir hoch, was mir sofort das Lächeln aus dem Gesicht wischt. Da sind auch noch die anderen Sprüche, die einem das Lachen verderben können: Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Oder ein Spruch von meiner Mutter mit anfangs sehr ernstem fast zornigem Gesicht und später ganz winzig kleinem Lächeln : Da gibts gar nichts zu lachen! Ich glaube, daß mir das zornige Gesicht immer zuerst einfiel, wenn ich mal lachen konnte und daß mir das Lachen dann auch sehr schnell wieder verging.
Heute sehe ich meine Eltern wie Programmierer, die nur die eine Aufgabe hatten: Mich so zu programmieren, daß ich unglücklich werde und ins Leere laufe.
Auch alle meine früheren Kollegen scheinen diese eine Aufgabe gehabt zu haben.
Die Welt scheint eine große Bühne zu sein und ich scheine die Hauptfigur zu sein, die aber nicht weiß, daß sie eine Rolle spielt.
Ich hoffe, daß mir einer sagt, was hier los ist.