Ich sammle Geschichten,wer macht mit ?

Interessante Geschichte :):thumbup:

Hab auch eine ,...

Das gemietete Zimmer


Unser Haus lag dem Eingang des Krankenhauses direkt gegenüber. Wir wohnten unten und vermieteten die Zimmer in der oberen Etage an die ambulanten Patienten der Klinik.
An einem Abend im Sommer machte ich gerade das Essen zurecht als es an der Tür klopfte. Draußen stand ein schrecklich aussehender Mann. “Der ist ja kaum größer als mein Achtjähriger”, dachte ich als ich den gebeugten, runzligen Körper anstarrte. Doch das Schrecklichste war sein Gesicht, ganz schief durch eine Schwellung, rot und wund.
Seine Stimme jedoch war angenehm als er sagte: “Guten Abend. Ich komme, um zu sehen, ob Sie für eine Nacht ein Zimmer für mich haben. Ich bin heute für eine Behandlung in der Klinik angereist und bis morgen geht kein Bus zurück.“
Er erzählte mir, er suche bereits seit dem Mittag erfolglos nach einem Zimmer. "Ich denke, es liegt an meinem Gesicht...Ich weiß, dass es schrecklich aussieht, doch mein Arzt sagt, nach ein paar weiteren Behandlungen..." Einen Augenblick lang zögerte er, doch seine nächsten Worte überzeugten mich: “Ich könnte auch in diesem Schaukelstuhl auf der Veranda schlafen. Mein Bus fährt schon früh am Morgen.”
Ich sagte ihm, wir würden ihm ein Bett herrichten, er brauche nicht auf der Veranda zu schlafen. Ich ging wieder hinein und machte das Abendessen fertig. Als wir soweit waren, fragte ich den alten Mann, ob er uns Gesellschaft leisten wolle. „Nein, danke. Ich habe genug.” Dabei hielt er eine braune Papiertüte hoch.
Als ich mit dem Abwasch fertig war, ging ich auf die Veranda um ein paar Minuten mit ihm zu reden. Es brauchte nicht lange um zu erkennen, dass dieser alte Mann ein übergroßes Herz in seinem winzigen Körper hatte. Er erzählte mir, dass er fischen gehe um seine Tochter, ihre fünf Kinder und ihren Ehemann zu unterstützen, der durch eine Rückenverletzung hoffnungslos verkrüppelt war.
Er erzählte das nicht mit klagendem Unterton, vielmehr ging jedem Satz ein Dank an Gott für einen Segen voraus. Er war dankbar, dass seine Krankheit, die offenbar eine Art Hautkrebs war, nicht von Schmerzen begleitet war. Er dankte Gott dafür, dass er ihm die Kraft gab, weiterzumachen.
Als es Zeit zum Schlafengehen wurde, stellten wir für ihn ein Campingbett in das Kinderzimmer. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war die Bettwäsche säuberlich gefaltet und der kleine Mann saß auf der Veranda.
Er wollte kein Frühstück, doch kurz bevor er aufbrach, um seinen Bus zu erreichen, sagte er stockend, als würde er um einen großen Gefallen bitten: “Könnte ich bitte beim nächsten Mal wieder zurückkommen, wenn ich wieder zur Behandlung hierher muss? Ich werde Ihnen keinerlei Umstände machen. Ich kann auch gut in einem Stuhl schlafen.” Er hielt einen Moment inne und fügte dann hinzu: “Bei Ihren Kindern fühle ich mich wohl. Erwachsene wenden sich ab wegen meinem Gesicht, aber Kindern scheint das nichts auszumachen.” Ich sagte ihm, er sei jederzeit wieder willkommen.
Beim nächsten Mal kam er kurz nach Sieben am Morgen. Als Geschenk brachte er einen großen Fisch und ein Viertel der größten Austern mit, die ich je gesehen hatte. Er sagte, er habe sie früh am Morgen enthülst, damit sie ganz frisch seien. Ich wusste, dass sein Bus um 4.00 Uhr bereits gefahren war und fragte mich, wann er aufgestanden war um das für uns zu tun.
In den Jahren, in denen er zu uns kam, um zu übernachten, kam es nie vor, dass er uns nicht Fisch oder Austern oder Gemüse aus seinem Garten mitbrachte.
Manchmal schickte er auch Päckchen mit der Post: Fisch und Austern, verpackt in einer Kiste mit frischem, jungem Spinat oder Grünkohl, jedes Blatt sorgfältig gewaschen. Das Wissen, dass er fünf Kilometer bis zum Postamt laufen musste und wie wenig Geld er hatte, machte diese Geschenke doppelt kostbar.
Wenn ich diese kleinen Erinnerungen erhielt, dachte ich oft an eine Bemerkung, die unser Nachbar an dem Morgen gemacht hatte, nachdem unser Gast das erste Mal bei uns übernachtet hatte. "Habt ihr diesen schrecklich aussehenden Mann letzte Nacht bei euch untergebracht? Ich habe ihn weggeschickt! Mann kann ja seine Stammkunden verlieren wenn man solche Leute aufnimmt!"
Vielleicht haben wir ein oder zweimal Kunden verloren. Aber wenn sie ihn nur gekannt hätten! Vielleicht wären ihre Krankheiten dann leichter zu ertragen gewesen. Ich weiß, dass unsere Familie immer dankbar sein wird, ihn gekannt zu haben. Von ihm haben wir gelernt, was es bedeutet, das Schlechte ohne Klagen und das Gute mit Dankbarkeit vor Gott anzunehmen.
Kürzlich besuchte ich eine Freundin, die ein Gewächshaus hat. Als sie mir ihre Blumen zeigte, kamen wir auch zu der Schönsten von allen, einer goldenen Chrysantheme voller Blüten. Doch zu meinem großen Erstaunen wuchs sie in einem alten, verbeulten, rostigen Kübel. Ich dachte bei mir: „Wenn das meine Pflanze wäre, würde ich sie in den prächtigsten Behälter setzen den ich habe!"
Meine Freundin änderte mein Denken. „Ich hatte nicht mehr genug Töpfe“, erklärte sie, „und da ich wusste, wie wunderschön diese Pflanze werden würde, dachte ich, es würde nichts ausmachen, sie zunächst einmal in diesen alten Eimer zu setzen. Es ist ja nur für kurze Zeit, denn dann kann ich sie nach draußen in den Garten setzen."
Sie muss sich gefragt haben, weshalb ich so verhalten gelächelt habe, doch ich stellte mir genau so eine Szene im Himmel vor. „Hier ist ein besonders schönes Exemplar“, mag Gott gesagt haben als es um die Seele des lieben alten Fischers ging, „ihm macht es nichts aus, wenn er in diesem kleinen Körper beginnt."
All das ist vor langer Zeit geschehen – und wie prächtig muss diese liebliche Seele jetzt in Gottes Garten stehen!

-Autor unbekannt- aus dem Internet
 
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und ebenso , noch eine Geschichte ;)

Der Heimkehrer


Ein Soldat kam endlich nach Hause, nachdem er im Vietnamkrieg gekämpft hatte. Von San Francisco aus rief er seine Eltern an:

“Mutter, Vater, ich komme nach Hause, doch ich muss euch um einen Gefallen bitten. Ich habe einen Freund bei mir, den ich gerne mitbringen würde.“

„Natürlich“, erwiderten seine Eltern, „Wir freuen uns, ihn kennen zu lernen.“

"Da gibt es aber noch etwas, das ihr wissen solltet”, fuhr der Sohn fort, “er ist im Kampf wirklich entsetzlich verletzt worden. Er ist auf eine Landmine getreten und hat einen Arm und ein Bein verloren. Er weiß nicht, wohin er gehen sollte und hat sonst niemanden, und ich möchte, dass er bei uns lebt.“

"Das tut uns aber leid, mein Junge. Vielleicht können wir ihm helfen, anderswo einen Ort zu finden, wo er leben kann.”

"Nein, Mutter und Vater. Ich möchte, dass er bei uns lebt."

"Mein Junge", sagte der Vater, “du weißt nicht, um was du uns da bittest. Jemand mit einer derartigen Behinderung wäre eine schreckliche Last für uns. Wir haben unser eigenes Leben zu leben und können nicht zulassen, dass sich etwas Derartiges da einmischt. Ich denke, du solltest einfach nach Hause kommen und diesen Kerl vergessen. Er wird schon irgendwie zurechtkommen.“

An diesem Punkt legte der Sohn den Hörer auf und die Eltern hörten nichts mehr von ihm.

Ein paar Tage später erhielten sie einen Anruf von der Polizei aus San Francisco. Ihr Sohn war gestorben nachdem er von einem Hochhaus gefallen war, wurde ihnen gesagt. Die Polizei glaubte, es sei Selbstmord gewesen. Die gramgebeugten Eltern flogen nach San Francisco und wurden auf den städtischen Friedhof gefahren, um in der Leichenhalle ihren Sohn zu identifizieren. Sie erkannten ihn, doch zu ihrem Entsetzen entdeckten sie auch etwas, das sie nicht gewusst hatten: ihr Sohn hatte nur einen Arm und nur ein Bein.

Die Eltern in dieser Geschichte sind wie viele von uns. Wir finden es leicht, die Gutaussehenden zu lieben oder diejenigen, bei denen es Freude macht, sie um sich zu haben. Doch mir mögen keine Leute, die uns Umstände machen oder dafür sorgen, dass wir uns unbehaglich fühlen. Wir halten uns lieber fern von Menschen, die nicht so gesund, schön oder klug sind wie wir.

Glücklicherweise gibt es jemanden, der uns nicht auf diese Weise behandelt. Jemanden, der uns mit so einer bedingungslosen Liebe liebt, dass er uns für immer in seiner Familie willkommen heißt, egal wie verkorkst wir sind.

Bevor du dich heute zum Einschlafen in deine Bettdecke hüllst, solltest du ein kleines Gebet sprechen, dass Gott dir die notwendige Stärke schenken möge, die Menschen so anzunehmen wie sie sind und dass er uns allen helfen möge, mehr Verständnis für diejenigen zu haben, die anders sind als wir!


- Verfasser unbekannt -
 
86 400

....Sie beschloss, ihm eine Geschichte zu erzählen. Er sollte sich vorstellen, dass er bei einem Wettbewerb folgenden Preis gewonnen hätte: Jeden Morgen würde ihm bei einer Bank ein Konto mit 86 400 Dollar zur Verfügung stehen. Doch wie jedes Spiel hatte auch dieses seine Regeln. "Die erste Regel ist, dass dir alles, was du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wieder weggenommen wird, du kannst nicht schummeln, du kannst das Geld nicht auf ein anderes Konto überweisen, du kannst es nur ausgeben.

Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet die Bank für dich ein neues Konto mit neuen 86 400 Dollar für den kommenden Tag. Zweite Regel: Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jedwedem Zeitpunkt kann sie dir sagen, dass es vorbei ist, dass sie das Konto schließt und du kein neues mehr bekommen wirst. Was würdest du tun?" Er verstand nicht so recht. "Dabei ist es ganz einfach, es ist ein Spiel. Jeden Morgen beim Aufwachen bekommst du 86 400 Dollar, mit der einzigen Auflage, dass du sie im Laufe des Tages ausgeben und das übrige Geld, wenn du zu Bett gehst, wieder zurückgeben musst. Aber dieses Geschenk des Himmels oder dieses Spiel kann jeden Moment zu Ende sein, verstehst du?

Die Frage ist jetzt: Was würdest du mit so einem Geschenk tun?" Er antwortete, ohne nachzudenken, dass er jeden Dollar dafür verwenden würde, sich selbst und den Menschen, die er liebte, eine Freude zu machen. Mit jedem Cent, den er von der magischen Bank erhielte, würde er sein Leben und das der Menschen in seiner Umgebung verschönern. "Auch das von Leuten, die ich nicht kenne, ganz gewiß, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass ich es schaffen würde, allein für mich und meine Freunde 86 400 Dollar pro Tag auszugeben. Aber worauf willst du hinaus?"

"Wir alle haben so eine magische Bank" erwiderte Lauren, "es ist die Zeit! Das Füllhorn der Sekunden, die verstreichen! Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86 400 Sekunden Leben für den Tag, und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gutgeschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben ist verloren, gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt der Zauber von neuem, aber die Bank kann unser Konto zu jeder Zeit ohne Vorwarnung auflösen: Das Leben kann jeden Moment zu Ende sein. Was machen wir also aus unseren 86 400 täglichen Sekunden? Sind sie nicht viel mehr wert als die gleiche Menge Dollars?" Seit ihrem Unfall wurde ihr jeden Tag aufs neue bewusst, wie wenige Menschen den Wert der Zeit zu bemessen und zu schätzen verstanden. Und sie erzählte ihm das Fazit ihrer Geschichte:

"Du möchtest begreifen, was ein Jahr Leben bedeutet: Frag einen Studenten, der gerade durch sein Examen gefallen ist. Was ein Monat Leben bedeutet: Frag eine Mutter, die eine Frühgeburt hatte und darauf wartet, ihr Kind heil und gesund in die Arme schließen zu können. Eine Woche: Befrage einen Mann, der in einer Fabrik oder in einem Bergwerk arbeitet, um seine Familie zu ernähren. Ein Tag: Frag zwei Verliebte, die das nächste Wiedersehen nicht erwarten können. Eine Sekunde: Sie dir den Gesichtsausdruck eines Menschen an, der eben um ein Haar einem Autounfall entronnen ist. Und der Bruchteil einer Sekunde: Frag einen Sportler, der bei den Olympischen Spielen Silber gewonnen hat und nicht Gold, wofür er jahrelang trainiert hat."

von Marc Levy aus.... Solange Du da bist
 
In Gedichten
stehn ja Kurz-Geschichten,
also hier unter dem Regenbogen
kommt ein Gedicht angeflogen
nimmt Dich mit auf Flügeln
schwebt sanft über den Hügeln
und setzt Dich oben auf dem Regenbogen ab,
in Deinem eigenen höchsten Punkt:







Weihe Nächte

Es braucht unendlich viel Vertrauen,
das Leben lebend umzubauen,
nach oben und ins Licht zu schauen.

Es braucht unendlich viel Geduld,
bis die lang erdachte Schuld
verliert ihre Gewalt.

Es braucht ganz schön viel Gedichte
bis all die schweren Wichte
vergehn im Herzenslichte.

Es braucht nicht viel, doch das beständig
willst Du im Leben quicklebendig
Freudenfeuer sehn.

Es ist ganz leicht, ist es erreicht,
dreh Dich nicht um, das wäre dumm,
das Alte kann allein vergehn.

Es lohnt sich sie zu finden, suchen,
die eigne Mitte, Reise buchen
und staunend bei mir bleiben.

Es braucht den Mut fürs Ungewisse,
hingegeben an des Lebens Liebesbisse,
die rosa Friedensfahne hisse.

Es braucht viel Kraft, stets aufzustehn
und friedlich seinen Weg zu gehn
und alles was da ist zu sehn.

Es braucht ein Licht im Dunkeln,
egal was die da munkeln,
es wird nicht vergehn.

Ans Ka
24.12.2012

 
In Gedichten
stehn ja Kurz-Geschichten,
also hier unter dem Regenbogen
kommt ein Gedicht angeflogen
nimmt Dich mit auf Flügeln
schwebt sanft über den Hügeln
und setzt Dich oben auf dem Regenbogen ab,
in Deinem eigenen höchsten Punkt:







Weihe Nächte

Es braucht unendlich viel Vertrauen,
das Leben lebend umzubauen,
nach oben und ins Licht zu schauen.

Es braucht unendlich viel Geduld,
bis die lang erdachte Schuld
verliert ihre Gewalt.

Es braucht ganz schön viel Gedichte
bis all die schweren Wichte
vergehn im Herzenslichte.

Es braucht nicht viel, doch das beständig
willst Du im Leben quicklebendig
Freudenfeuer sehn.

Es ist ganz leicht, ist es erreicht,
dreh Dich nicht um, das wäre dumm,
das Alte kann allein vergehn.

Es lohnt sich sie zu finden, suchen,
die eigne Mitte, Reise buchen
und staunend bei mir bleiben.

Es braucht den Mut fürs Ungewisse,
hingegeben an des Lebens Liebesbisse,
die rosa Friedensfahne hisse.

Es braucht viel Kraft, stets aufzustehn
und friedlich seinen Weg zu gehn
und alles was da ist zu sehn.

Es braucht ein Licht im Dunkeln,
egal was die da munkeln,
es wird nicht vergehn.

Ans Ka
24.12.2012


Ein sehr schönes Gedicht! Danke!
 
Die Stadt der BrunnenDie Stadt war nicht wie alle anderen Städte dieses Planeten von Menschen bewohnt. Diese Stadt wurde von Brunnen bewohnt. Von lebenden Brunnen zwar, aber von Brunnen eben.
Die Brunnen unterschieden sich nicht nur durch ihren jeweiligen Standort, sondern auch durch die Art der Öffnung, über die sie mit der Außenwelt verbunden waren.
Es gab prächtig ausgestattete Brunnen mit Marmorrand und kostbaren Eisenverzierungen, bescheidene Brunnen aus Holz und Backstein und noch ärmlichere, karge Löcher, die sich einfach in der Erde auftaten.

Die Verständigung der Stadtbewohner spielte sich von Brunnenöffnung zu Brunnenöffnung ab, und die Neuigkeiten verbreiteten sich unter ihnen in Windeseile. Irgendwann tauchte in der Stadt eine neue Mode auf, die sicherlich in irgendeinem Menschendorf geboren worden war.

Der neue Gedanke bestand darin, dass jedes lebende Wesen, das etwas auf sich hielt, viel größere Sorgfalt auf sein Inneres denn auf das Äußere legen sollte. Wichtig war nicht die Oberfläche, sondern der Inhalt. Also begannen sich die Brunnen mit Gegenständen anzufüllen. Manche füllten sich mit Schmuck, Goldmünzen und Edelsteinen auf. Andere, praktischere, füllten sich mit Haushalts- und Elektrogeräten. Ein paar entschieden sich für die Kunst und füllten sich mit Bildern, Pianos und raffinierten postmodernen Skulpturen. Die intellektuellen unter ihnen schließlich füllten sich mit Büchern, ideologischen Traktaten und Fachzeitschriften. Die Zeit verging. Die meisten Brunnen hatten sich derart angefüllt, dass sie nichts mehr fassen konnten. Nicht alle Brunnen waren gleich, und während manche sich mit ihrem Zustand zufriedengaben, dachten andere, dass sie immer noch weitere Dinge in sich hineinstopfen mussten.

Einer machte den Anfang. Doch anstatt seinen Inhalt noch mehr zusammenzupressen, kam ihm der Gedanke, sein Fassungsvermögen zu vergrößern, indem er sich erweiterte. Es dauerte nicht lange, da fand die Idee ihre Nachahmer. Alle Brunnen verwendeten den Großteil ihrer Energie darauf, sich zu erweitern, um ihren Innenraum zu vergrößern. Einem Brunnen, einem kleinen vom Stadtrand, fiel die Maßlosigkeit auf, mit der sich seine Kameraden ausdehnten. Wenn sie so weitermachten, dachte er, würden bald ihre Ränder aneinanderstoßen, und man könnte den einen nicht mehr vom anderen unterscheiden.
Das brachte ihn darauf, dass es noch eine andere Wachstumsrichtung gab, und zwar nicht in die Breite, sondern in die Tiefe. Man konnte tiefer statt breiter werden.

Sofort realisierte er, dass alles, was er in sich trug, ihn daran hinderte, tiefer zu werden. Wenn er tiefer werden wollte, musste er sich also von seinem Inhalt befreien. Zuerst fürchtete er sich vor der Leere. Doch als er sah, dass es keine andere Möglichkeit gab, machte er sich ans Werk. Er befreite sich von all seinem Besitz und gewann an Tiefe, während sich andere jener Dinge bemächtigten, von denen er sich losgesagt hatte.
Eines Tages erlebte der Brunnen, der in die Tiefe ging, eine Überraschung. In seinem Inneren, ganz tief in sich drin, stieß er auf Wasser. Noch nie war ein Brunnen in sich selbst auf Wasser gestoßen. Unser Brunnen erholte sich schnell von seiner Überraschung und begann mit dem Wasser, das aus seiner Tiefe kam, zu spielen. Er bespritzte seine Wände, besprenkelte seinen Rand, und zuletzt beförderte er Wasser nach draußen. Noch nie war die Stadt anders bewässert worden als durch den Regen, der allerdings ziemlich selten fiel.
So kam es, dass das Land rund um den Brunnen zu neuem Leben erwachte, grünte und gedieh. Die Samen in der Erde gingen auf und verwandelten sich in Gras, Klee, Blumen und zarte Zweiglein, die sich später zu rechten Bäumen auswuchsen. In allen Farben explodierte das Leben rings um den abgelegenen Brunnen, den sie von nun an den »Obstgarten « nannten. Alle wollten von ihm wissen, wie er dieses Wunder vollbracht hatte.
»Von Wunder kann nicht die Rede sein«, antwortete der Obstgarten. »Man braucht bloß in seinem Inneren suchen und dabei ganz in die Tiefe gehen.«

Viele wollten dem Beispiel des Obstgartens folgen, aber der Gedanke, daxx sie sich, um an Tiefe zu gewinnen, erst einmal ganz leer machen muxxten, schreckte sie ab. Stattdessen erweiterten sie sich zusehends in der Breite, um sich mit noch mehr Dingen anfüllen zu können. Am anderen Ende der Stadt unternahm ein weiterer Brunnen das Wagnis und machte sich leer. Auch er gewann an Tiefe. Und auch er stieß auf Wasser. Und auch sein Wasser sprudelte nach draußen und brachte eine zweite grüne Oase im Dorf zur Blüte.
»Und was ist, wenn dir das Wasser einmal ausgeht?« wurde er gefragt. »Keine Ahnung, was dann ist«, antwortete er. »Aber bis jetzt kommt immer mehr Wasser zutage, je mehr ich hinausbefördere.«
Es vergingen einige Monate, bis es zu einer weiteren großen Entdeckung kam. Eines Tages, rein zufällig, bemerkten die beiden Brunnen, dass es sich bei dem Wasser, auf das sie in der Tiefe ihrer selbst gestoßen waren, um dasselbe Wasser handelte. Es war der gleiche unterirdische Fluss, der unter dem einen hinwegfloss und auch den anderen tränkte. Ihnen wurde klar, dass sich für sie ein ganz neues Leben darbot. Nicht nur, dass sie sich an der Oberfläche verständigen konnten, von Brunnenrand zu Brunnenrand, wie all die anderen, sondern dass ihre Suche ihnen auch einen neuen geheimen Verbindungspunkt offenbart hatte. Sie hatten die tiefe Verständigung entdeckt, die nur unter denen möglich ist, die den Mut haben, sich von ihrem inneren Gerümpel zu befreien, und in der Tiefe ihrer selbst nach dem suchen, was sie zu geben haben.

aus dem Buch Geschichten zum Nachdenken von Jorge Bucay. Kann ich wärmstens Empfehlen, ist großartig
 
Geschichten erzählen viele aber es bleiben eben nur Geschichten und keine Wahrheit oder Wissen sondern nur der Glaube an die Geschichten

@Naglegt :thumbup:und :danke::)

Hm,....jeder in einem Leben erlebt seine eigenen Geschichten und wandelt durch seine Geschichten und viele Geschichten, verbergen viele Wahrheiten ,...jede Geschichte hat ihren ( tieferen ) Sinn mE. und vieles davon bemerkt man mE. erst wenn selbst erfahren ;)
Somit sind Geschichten net nur anfoch Geschichten ,...sondern Erfahrungen so mancher Menschen . ;)

LG Asaliah
 
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@Naglegt :thumbup:und :danke::)

Hm,....jeder in einem Leben erlebt seine eigenen Geschichten und wandelt durch seine Geschichten und viele Geschichten, verbergen viele Wahrheiten ,...jede Geschichte hat ihren ( tieferen ) Sinn mE. und vieles davon bemerkt man mE. erst wenn selbst erfahren ;)
Somit sind Geschichten net nur anfoch Geschichten ,...sondern Erfahrungen so mancher Menschen . ;)

LG Asaliah

Das hast du schön geschrieben.

Geschichten sind für mich wie Magie ,sie bezaubern und trösten mich ,schenken mir Kraft und Energie.
Man lernt aus ihnen,ohne dass sie aufdringlich belehrend wirken.

Man liest sie und lässt sie einfach nur auf sich wirken,die Wirkung entfaltet sich von alleine .
Geschichten haben auf die Menschen schon immer viel Macht ausgeübt.
Sie geben Weisheit weiter auf spielerische Art.

Geschichten haben sich in der Geschichte durch die Machthaber nie verbieten lassen .
Sie wurden weitergegeben von Mund zu Mund ,von Lagerfeuer zu Lagerfeuer.

Jeder Mensch braucht Geschichten,Kinder wie Erwachsene .
Vielleicht sind die Kinder innerlich klüger,weil sie das verstehen .



Ich danke allen für die wunderbaren Geschichten und Gedichte ,ohne dass ich alle beim Namen nennen kann.
Manche dieser Geschichten oder auch Gedichte haben mir in meinen schlaflosen Nächten mein Herz gewärmt und mich wieder in den Schlaf gewiegt.
Manche dieser Geschichten erzähle ich meinen Kindern .

Alles Liebe
 
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