Ich meditiere nicht

Inti schrieb:
auch Nachts schlafen sie in einem Kasten aufrecht sitzend

aus dem Thomas Evangelium

(6): Seine Schüler fragten ihn; sie sagten zu ihm: "Willst du, daß wir fasten?
Und auf welche Weise sollen wir beten?
(Wie) Almosen geben?
Und welche Speise sollen wir beachten?"
Jesus sagte: "Lügt nicht (vor Euch selbst)!
Und das, was ihr haßt, tut nicht.
Denn enthüllt ist alles (das) vor dem Himmel (Geist).
Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar werden wird,
und es gibt nichts Verdecktes, das ohne Enthüllung bleiben wird."


Inti schrieb:
Aber vielleicht ist das ja auch nur für die ganz harten, die die es auf die einfache Tour nicht lernen?

aus dem Thomas Evangelium

(8): Und er sagte: "Der Mensch gleicht (in seinem Erkennen) einem einsichtigen Fischer, diesem, der sein Netz ins Meer warf;
er zog es heraus aus dem Meer, als es voll war von kleinen Fischen (Erkenntnissen).
In ihrer Mitte fand der einsichtige Fischer einen großen Fisch (Erkenntnis), einen guten.
Er warf alle kleinen Fische weg hinunter in das Meer wählte den großen Fisch (die große Erkenntnis) ohne Zögern.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören!"

(meine Ergänzung zum einfacheren Erfassen)
 
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geht das überhaupt? "nicht zu meditieren" oder heißt das nur - "nicht im Lotussitz sitzen"? manche Menschen rennen träumend durch die Welt - das ist doch auch eine Art Meditation - wieder andere meinen, sie müssten alles mitbekommen - ins Nichts eintauchen oder ins Alles eintauchen - müssen es immer diese Extreme sein?:) - vor ein paar Tagen hörte ich von Leuten die eine dreijährige Ausbildung machen und dabei Tag und Nacht in der Lotusstellung sitzen - auch Nachts schlafen sie in einem Kasten aufrecht sitzend - ist das der ultimative Kick für einen Medifreak? Oder bin ich borniert, wenn ich das für übertrieben halte? Aber vielleicht ist das ja auch nur für die ganz harten, die die es auf die einfache Tour nicht lernen?:)

LGInti

Hallo Inti.

Ich denke der Text von Sai Baba drückt es eigentlich auch gut aus (ich hab ihn mal mit meinen Worten übersetzt):

Du sitzt also täglich in der Meditation für 10 Minuten nach dem Abend Bhajan Lernabschnitt; so weit so gut. Aber ich frage dich, wenn du nach den 10 Minuten aufstehst und umherziehst, siehst du dann jeden in einem klareren Licht, wie durchstrahlt von Göttlichkeit ? Wenn nicht ist Meditation reine Zeitverschwendung.

Liebst Du mehr, sprichst du weniger, dienst Du anderen ernsthafter? Diese sind die Zeichen des Erfolges in der Meditation. Der Fortschritt muß durch deinen Charakter und dein Verhalten erkennbar werden. Meditation muß deine Einstellung gegenüber den Wesen und Sachen verändern, sonst ist es Hokuspokus.

Selbst der Felsbrocken wird, durch das Ausgesetztsein in der Sonne und dem Regen, Hitze und Kälte, in den Schlamm integriert und Nahrung für einen Baum werden. Sogar das härteste Herz kann aufgeweicht werden, damit die göttliche Saat darin aufgehen kann.

Meines Erachtens geht es immer darum, wie schnell wir eben mit den Begriffen dabei sind: "Ich meditiere täglich" "Boah, toll" - aber wenn sich dann im Verhalten, im Sein nichts ändert - dann ist das Hokuspokus und hat mit Meditation nichts zu tun.

Andererseits - egal wie und auf welche Weise wir eine Änderung erleben in unserem Sein, in unserer Wahrnehmung - wozu dann Meditieren - es ist also nicht DER Weg - es gibt auch andere und nur was dabei rauskommt ist das worauf es ankommt - egal wie man das erreicht.

Selbst der Felsbrocken wird, durch das Ausgesetztsein in der Sonne und dem Regen, Hitze und Kälte, in den Schlamm integriert und Nahrung für einen Baum werden. Sogar das härteste Herz kann aufgeweicht werden, damit die göttliche Saat darin aufgehen kann
 
Warum etwas erreichen wollen?

Geht es denn in der Maditation darum, etwas zu erreichen? Und wenn, was denn zum Geier?

Erleuchtung etwa?

Ach, wie heißt es so schön im ZEN?

Vor der Erleuchtung: Wasser tragen!
Nach der Erleuchtung: Wasser tragen!
 
Meines Erachtens geht es immer darum, wie schnell wir eben mit den Begriffen dabei sind: "Ich meditiere täglich" "Boah, toll" - aber wenn sich dann im Verhalten, im Sein nichts ändert - dann ist das Hokuspokus und hat mit Meditation nichts zu tun.

Aber eben auch analog dazu "Ich meditiere nicht (mehr)". "Boaahh, soooo weit bist du schon" *ungläubigeKulleraugenmach*

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Wenn man will, kann man aus ALLEM ein Konzept machen. Und dann hat man ein Konzept. :escape: :escape: :escape: :escape: :escape:
 
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(Lehrsprüche des Patanjali/Indien, nach einer Übersetzung von Bettina Bäumer, freie Übertragung R.S.)

Spruch 1-4
(1)
Dies ist eine Lehrrede über das Yoga
(2)
Yoga bezeichnet einen Zustand
in dem das, was der Geist ist,
und das, was der Körper ist,
ZUSAMMEN zur Ruhe kommen.
(3)
Wenn das, was der Geist ist,
und das, was der Körper ist,
zusammen zur Ruhe kommen,
ruht der Yogi in seiner Wesensidentität.
(4)
Alle Zustände,
in denen das, was der Geist ist,
und das, was der Körper ist,
NICHT zusammen zur Ruhe kommen,
sind Zustände,
die von der Anbindung des Geistes an die Materie bestimmt werden,
oder Zustände,
die von der Anbindung der Materie an den Geist bestimmt werden,
da Geist und Körper nicht ZUSAMMEN zur Ruhe gekommen sind.


Kommentar:
Da die WAHRHEIT sich selbst nie verändert hat, ist DIE WAHRHEIT auch in ALLEN Religionen und Lehrschriften dieser Welt zu finden.
Von daher stammt das Kommentar zu dieser uralten, den Indern sehr heiligen Schrift (neben der Bhagavadgita),
NICHT aus der indischen, sondern aus der chinesischen Tradition und Weisheitslehre des Lia Dsi.

Leider wurden und werden diese Schätze der Lehren und Lehrreden nicht zur Ergänzung der ganzheitlichen Sicht und dem VERSTEHEN,
der durch sie beschriebenen Wahrheit verwendet, sondern zur Einschränkung und Abtrennung von der eigentlichen Erkenntnis gebraucht.

Diesem Brauchtum setze ich nur zu gerne ein Ende...

NICHT in seiner Wesensidentität zu Ruhen bedeutet ENTWEDER seine Selbstidentifizierung oder Selbstwahrnehmung
durch die Kraft oder Anbindung an die Materie zu erhalten ODER durch die Kraft oder Anbindung an den Geist zu erhalten.

BEIDES ist NICHT das Ruhen in dem, was Patanjali die Wesensidentität (svarupa pratistha),
DAS ZENTRUM der Selbst-Schöpfung Mensch nennt, da in dem, was dieses Zentrum IST,
BEIDES ruht (Geist UND Körper) und so auch BEIDES zur RUHE kommen muss,
soll dieses EINTRETEN in das ZENTRUM der Selbstschöpfung verwirklicht werden...

Geist, Materie und der in sich Vollkommene unterscheiden sich in Ihrer Aufgabe.
Die Aufgabe des Geistes ist es, zu erschaffen und zu bewahren.
Die Aufgabe der Materie ist es, zu gestalten und zu tragen.
Die Aufgabe des Berufenen oder in sich Vollkommenen ist es,
eben dies zu lehren,
so dass der Geist seine Aufgabe erkennen kann
und die Materie ihre Aufgabe wahren kann.
(Die Leere der Lehre)

In der Lehre des Tao bzw den ergänzenden Lehrreden werden diese Anteile, Kräfte und Auswirkungen näher erläutert....

(freie Übertragung ©Regina Svoboda
kopieren des Textes nur unter Angabe von Autor und link)
 
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