"Ich habe meinem Bruder in den Tod geholfen"

Werbung:
Ich finde den Bericht gerade wegen seiner wirksamen Emotionalität sehr problematisch :

- Es ist verständlich, wenn man Angesichts eines qualvollen Todes überlegt, seinem Leben selbst ein Ende zu bereiten. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

- Dieser Bericht ignoriert allerdings das, was man über Sterbeprozesse weiß. Zyankali (auch zusammen mit Beruhigungsmittel) zu "empfehlen" ist mE. verantwortungslos. (Nicht an Dich gerichtet Pia - sondern an den Verfasser dieses Artikels.) Man weiß, dass man beim Sterben in eine andere Zeitdimension wechseln kann. Was für den Betrachter "nur" wenige Minuten sind, kann für den Sterbenden eine Ewigkeit sein. In einem Film über einen Selbstmordversuch mit Schlafmitteln beschrieb seinerzeit Ingmar Bergman, wie die Frau, die sterben will, seelisch durch einen wahren Alptraum wandern muss - während sie nach aussen ruhig und schlafend wirkt. In seiner Wirklichkeit kann der junge Mann beim Sterben durch die Hölle gegangen sein, ohne dass das Aussenstehende mitbekommen haben.

- Vollends unseriös wird es für mich dort, wo man nicht nach hilfreicheren Heilmethoden sucht - wenn man sieht, dass die Standardbehandlung nicht greift, sondern die Sterbehilfe als die einzige und segensreiche Alternative anpreist.

Man kann den Bericht auch so lesen : zuerst überträgt der junge Mann die Verantwortung für die Heilung an die Schulmedizin und dann die Verantwortung für das Sterben an die "Sterbehilfe-Gesellschaft". Er greift in beiden Fällen nach vorgefertigten Lösungen - und geht weder beim Kampf ums Leben noch beim Sterben einen eigenständigen und eigenverantwortlichen Weg.

Wenn man den sicher perfekt eingesetzten Druck auf die Tränendrüse aus dieser Geschichte herausnimmt, bleibt für mich als Quintessenz über : Das ist für mich eine Mustergeschichte, wie man es NICHT machen sollte.

Gawyrd
 
Ich möchte in diesem Zusammenhang die Hospizbewegung erwähnen, deren Mitarbeiter sich mit größtem Einsatz bemühen, Sterbenden ein Leben und Sterben in Würde zu ermöglichen und mir die Frage erlauben - wer hier wohl mehr hilft : Menschen die einen Sterbenden Tag und Nacht begleiten, oder jemand, der auf einen Sprung vorbeikommt und eine Zyankalikapsel in einer Schmuckschatulle zurückläßt.

Gawyrd
 
Ich möchte in diesem Zusammenhang die Hospizbewegung erwähnen, deren Mitarbeiter sich mit größtem Einsatz bemühen, Sterbenden ein Leben und Sterben in Würde zu ermöglichen und mir die Frage erlauben - wer hier wohl mehr hilft : Menschen die einen Sterbenden Tag und Nacht begleiten, oder jemand, der auf einen Sprung vorbeikommt und eine Zyankalikapsel in einer Schmuckschatulle zurückläßt.

Gawyrd

Lieber Reinhard

Da gebe ich dir 100% Recht, denn mich hat der Beitrag berührt, aber ich wollte weder in der Haut des Kranken sein, noch in der Haut der Schwester. Es ist doch auch eine Art Geburt dieser Tod und da weiß jeder, wenn man eine Geburt bewusst vorbereiten kann, und bewusst leben kann, bringt es mir als Mutter mehr, und dem kommenden Kind auch. Wenn ich mich auf die Geburt vorbereite und das Kind auch, habe ich eine leichtere Geburt. Und genauso stelle ich mir den Tod vor, jemehr ich mich mit dem Tod, also der neuen Geburt verbinde, und diese Dinge die noch geklärt werden müssen, die Verantwortung für das und das Leben übernehme, ist es leichter in die Andere Welt zu gehen.
Und die Arbeit der Hospizbewegung finde ich als sehr hilfreich und sehr wichtig.

lg Pia
 
hi in die runde,

die geschichte liest sich berührend, allerdings habe ich die einstellung dazu, dass das leben vorbei ist, wenn die zeit dazu gekommen ist.
und zwar ohne hilfsmittel, ohne sterbehilfe also ...

man hat es sich so ausgesucht, wie man lebt, ob man krank wird, schwer krank vielleicht, der tod ist ein übergang, und sollte meiner ansicht nach mit zyankali oder anderen giften künstlich herbei gerufen.
das ist für mich nicht nur sterbehilfe, sondern auch selbstmord, solange der patient - wie in diesem fall - selbst entscheiden kann, ob und wann er diese kapsel einnimmt.

sorry, wenn ich das so direkt sage, aber es klingt für mich wie "es sich leicht machen", und dem, was man sich ausgesucht hat, zu entfliehen ....

ich kenne selbst in nächster familie fälle, wo das leben sinnlos schien (scheint???), der/die betreffende ebenfalls vor einiger zeit um hilfe der familie, nicht mehr leben zu müssen, gebeten hat, und heute sein schicksal angenommen hat, und sinn im leben fand ......

lg die lila
 
genau !! das tue ich auch!

liebe grüße die lilaengel

...bei Deinem Sohn auch?

Als er den schweren Unfall hatte - keine Schmerzmittel? In der Rekonvaleszenz - keine Schmerzmittel? Überhaupt keine Hilfe, denn er hat sichs ja ausgesucht?

Versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte Dich da jetzt nicht angreifen...aber da komm ich nicht mehr mit.

Lg
Reinfried
 
...bei Deinem Sohn auch?

Als er den schweren Unfall hatte - keine Schmerzmittel? In der Rekonvaleszenz - keine Schmerzmittel? Überhaupt keine Hilfe, denn er hat sichs ja ausgesucht?

Versteh mich bitte nicht falsch, ich möchte Dich da jetzt nicht angreifen...aber da komm ich nicht mehr mit.

Lg
Reinfried


hallo nochmal,

na ICH gab ihm keine schmerzmittel ... die wurden ihm/ ohne uns zu fragen, von den ärzten verabreicht.
es ist schon klar, dass er medikemte nehmen musste,
ich sehe es aber prinzipiell so, dass wenn es jemandem bestimmt ist, zu sterben, dann wird es so sein,
wenn es / auch unter gabe von medikamenten (und es gibt ja keine lebensverlängernden medikamente) bestimmt ist, weiterzuleben, wird es so sein.

es ist für mich etwas anderes, ob ich jemandem blutverdünnende mittel gebe, weil er sonst ständig krämpfe oder thrombosen hätte, oder ob ich jemandem, der nicht mehr leben möchte, zyankali verabreiche ...

das wären endlos lange diskussionen, reinfried, ich bin gegen sterbehilfe, das ist meine ansicht, dazu stehe ich!

vielleicht kann gerade ich da mitreden, als be-troffene ???? *grübel*

glg die lilaengel
 
Werbung:
hallo nochmal,

das wären endlos lange diskussionen, reinfried, ich bin gegen sterbehilfe, das ist meine ansicht, dazu stehe ich!

vielleicht kann gerade ich da mitreden, als be-troffene ???? *grübel*

glg die lilaengel

Ich denke, Betroffen sind wir alle. Es ist anzunehmen, dass jeder an dem Thema Interessierte seine persönlichen Gründe dafür hat.

Und ich möchte Dir Deine Meinung gar nicht ausreden - so wie der geschilderte Bericht verlaufen ist, bin ich auch nicht glücklich - denn ich hätte auch anders gehandelt, aber das steht auf einem anderen Blatt.

na ICH gab ihm keine schmerzmittel ... die wurden ihm/ ohne uns zu fragen, von den ärzten verabreicht.
Wenn Du die Wahl gehabt hättest, ihm Medikamente vorenthalten zu können, die seine Schmerzen lindern, hättest Du es getan? Zugesehen, wie er leidet?

es ist schon klar, dass er medikemte nehmen musste,
ich sehe es aber prinzipiell so, dass wenn es jemandem bestimmt ist, zu sterben, dann wird es so sein,
wenn es / auch unter gabe von medikamenten (und es gibt ja keine lebensverlängernden medikamente) bestimmt ist, weiterzuleben, wird es so sein.
Nun, da muss ich Dir massivst widersprechen. Weisst Du, es wundert mich - die Notfallmedizin hat Deinen Sohn gerettet - und nun behauptest Du, es gäbe keine lebensverlängernden Medikamente. Ich bin jahrelang als Sanitäter unterwegs gewesen - gerade in der Notfallmedizin SIND sie lebensrettend. Und damit "verlängernd", wenn Du es so nennen möchtest.

es ist für mich etwas anderes, ob ich jemandem blutverdünnende mittel gebe, weil er sonst ständig krämpfe oder thrombosen hätte, oder ob ich jemandem, der nicht mehr leben möchte, zyankali verabreiche ...
Da gebe ich Dir recht - meine Frage bezog sich jedoch auf SCHMERZMITTEL. Und - es gibt Fälle, wo Schmerzen lebensgefährlich sein können, und das nicht nur, weil sie bewusstlos machen können.

Und Du hast recht: Wir brauchen darüber nicht endlos diskutieren. Wenn Du mal eine Nierenkolik hast, wirst Du Deine Prinzipien ausprobieren können.

Liebe Grüße
Reinfried
 
Zurück
Oben