Vielen Leuten ist es ein Anliegen, ein besserer Mensch zu werden. Manch einer möchte vielleicht ein Heiliger sein, erleuchtet sein, oder ähnliches. Wenn aber der Wunsch dazu reichen würde, dann wären wir alle schon Heilige. Es scheint also irgendwelche Schwierigkeiten zu geben auf diesem Weg.
Im Gegenteil, es kann zu größeren Problemen führen, denn jener, der dieses Ideal, dieses Bild von sich selbst hat, der ist logischerweise nicht mit sich selbst zufrieden und er lehnt sich selbst zumindest teilweise ab. Es kann dazu kommen, daß man sich gelegentlich selbst verurteilt, ja sogar sich selbst hasst.
Und so kann es sein, daß man unter wiederkehrenden Depressionen leidet.
Man könnte das Folgende nehmen als eine Kritik an der kalten Logik oder gar eine Anomalie oder eine Fehlfunktion der Logik.
Um das Paradoxe und Ausweglose darzustellen und das Wesen der Depression besser zu erforschen zu können, habe ich ein paar Beispiele dazu gesammelt.
Man muß das selbst erforschen, denn es geht darum, die Ausweglosigkeit einzusehen.
Eine Sache weiß ich nämlich ganz gewiß, und ich weiß das nicht zuletzt von mir selbst: Der Mensch ändert sich nur dann, wenn es überhaupt keine andere Möglichkeit mehr gibt.
Hier die Beispiele:
Wenn wir darunter leiden, daß wir uns ärgern, dann ärgern wir uns über unseren Ärger. Sehr ärgerlich, nicht wahr?
Und weil uns das Paradoxe daran selten auffällt, ärgern wir dann, wie mir scheint, andere.
Wenn es uns nicht gefällt, daß wir manchmal Angst haben, dann haben wir logischerweise Angst davor, Angst zu bekommen.
Das Problem ist, daß dabei eine Art unbewußter Hintergrundangst entsteht, die dauerhaft bleibt.
Wenn wir an uns ein Vorurteil entdecken, dann verurteilen wir womöglich dieses Vorurteil.
Wenn ich Haß empfinde, so kann es sein, daß ich dieses Gefühl nicht liebe.
Man blicke in diesen Abgrund. Es entsteht Selbsthaß, Haß auf sich selbst also. Muß nicht unbedingt sein, kann aber sein. Und was noch sein kann ist, daß ich das nicht zur Kenntnis nehme, weil das im Unterbewußten bleibt, oder großzügig darüber hinwegsehe, mit anderen Worten also meinen Selbsthaß verleugne. In diesem Falle wird der Selbsthaß meist nach außen projeziert.
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Versteht ihr, was ich meine?
Es gilt der Zen-Spruch: Was kannst du tun, wenn du nichts tun kannst?
Man kann das auch einfach unterlassen. Weil es eine selbstgeschaffene Verschlimmerung der Befindlichkeit ist, verschwindet das augenblicklich, wenn man nicht handelt, also wenn man sich dem bedingungslos hingibt. Wie ich schon sagte, halte ich das für eine Fehlfunktion der Logik.
Für mich geht das sogar noch weiter. Wenn ich Fehlfunktionen an meinem Verstand und seiner Logik feststellen kann, so heißt das für mich, daß ich nicht völlig identisch mit meinem Verstand sein kann.
Doch diese Beispiele zeigen auch, daß das nicht nur in meinem Inneren auftritt, sondern auch im Zusammenleben, also in der Gesellschaft und in der Politik. Und daß die Politik so handelt, ich meine, das kann man neuerdings gut beobachten. Die Fronten verhärten sich immer mehr.
Für mich ist es also eher das Psychogramm des Menschen, das das hervorruft, weil man sich dem nicht stellt.
Solltest du aber merken, daß das (psychische) Werdenwollen nicht funktioniert, nicht funktionieren kann und sogar stärkere Depressionen nach sich zieht, je mehr man sich bemüht, so wirst du vielleicht damit aufhören, dich ideell in die Zukunkt zu projezieren. Andersherum könne man sagen, du wirst vielleicht dem Unsinn, den der Verstand produziert wird, keine Zeit mehr geben. Du gibst die Hoffnung darauf auf. Und dann siehst du vielleicht, daß die Hoffnung als psychische Zeit erlebt wird. Schließlich brechen wir einfach aus der Zeit aus, etwa nach dem Motto: Ich bin der ich bin, wer kann ich denn sonst sein?
freundliche Grüße