Ich bitte um eure Meinung

esotery

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13. September 2010
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Vor längerer Zeit (etwa zwei Jahren) habe ich meine Familie gestellt, Stellvertreter hatte ich nicht, weil ich dieses ablehnte. Hilfsmittel waren Blätter, welche beschriftet wurden.
Ich verteilte die Personen/Blätter im Raum, anschließend durfte/sollte ich mich auf sie stellen und mich einfühlen. Die AL befragte mich zu meinen Empfindungen, physischer und psychischer Natur und machte sich Notizen.
Später wurden alle Personen so umgelegt bis es sich für alle Beteiligten gut anfühlte. Es war für mich sehr emotional und bewegend, auch ein Stück heilend obgleich einige Fragen offenblieben.

Jetzt im Moment schwirrt mir dieses Thema wieder verstärkt durch den Kopf, ebenso habe ich viele neue Fragen. Eine weitere Aufstellung kann ich mir nicht leisten, vielleicht könnt ihr mir einige Fragen beantworten und mir eure Meinung zu meinem Vorhaben darlegen?

Ich selber hatte mich ja in die jeweiligen Personen eingefühlt, damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass es hundertprozentig genau dessen Empfindungen sind. Heute frage ich mich, waren es nicht meine? Kann ich mich tatsächlich objektiv einspüren? Damals fühlte es sich gut an, aber jetzt nicht mehr.

Ich wollte nun der Sache auf dem Grund gehen. Ich hab es mir so vorgestellt:

Ich werde eine sehr liebe und sehr einfühlsame Person aus meinem Umfeld bitten, nochmals meine Familie für mich zu stellen. Ich selber werde sie befragen, es anschließend mit ihr besprechen und gegebenfalls mit einem Therapeuten aufarbeiten.

Denkt ihr es hat einen Wert, einen Nutzen?
 
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hallo esotery,

grundsätzlich jeder versuch -

aber ganz besonders jeder versuch sich selbst und andere besser verstehen zu lernen -

hat seinen wert.

selbst dann, wenn sich ein versuch als sackgasse erweist.

eine erfahrung ist er allemal....:)

ich selbst habe herzlich wenig erfahrung mit familienaufstellungen - auch wenn ich gerade bei einer (meiner ersten) war.

die therapeutin hat etwa eine stunde mit mir geredet -
zuvor hatte ich ihr schon eine ganze reihe von mails geschickt -

ja - und dann hat sie mir verschiedenfärbige karten in die hand gegeben, die für personen meiner familie stehen sollten,
und ich sollte sie gefühlsmäßig legen.
die halbkreise auf den karten -
weiß nicht, ob sie es mir gesagt hatte -
oder ob ich es intuitiv wusste -
haben ausgesagt, wer in welche richtung schaut.

tja - diese geschichte hat bei mir einen dammbruch ausgelöst -
wohin die wasser fließen -
was sie noch mitreißen werden -

wird sich zeigen....

angesichts des zeitaufwandes -
die frau hatte die inhalte meiner mails im kopf -
war's so teuer nun auch wieder nicht.

und - ich darf ihr auch weiter mailen -
hab's aber noch nicht so wirklich in anspruch genommen....
 
also ich war schon mehrmals beim familienaufstellen und ich hab erlebt wie andere sich total reinhühlen konnten in ander personen das glaub ich schon,

es können auch wichtige zusammenhänge aufgeklärt werden innerhalb der familie,

allerdings als problemlösung hab ich das nicht empfunden es tritt erstmal eine erleichterung statt nach dem aufstellen aber die vergeht wieder schnell,

es heißt eben viel arbeit an sich selbst zuleisten um sich weiterzuentwickeln und viel toleranz und einfühlungsvermögen in andere menschen aufzubringen um nicht stehen und verhärte zuwerden ,

ich hab viel lösen können an problemen mit der familie in der ich mir die zeit angesehen hab zb. als meine eltern uns kinder auf die welt gebracht haben ,

lieben gruß gilla
 
mensch kann sich immer nur so weit in andere hineinfühlen, als er/sie imstande ist, sich in sich selbst hineinzufühlen...:)
 
Vielen Dank für eure ermutigenden und lieben Beiträge.

So wie es dir, magdalena, ergangen ist, war es bei mir auch. Mir war es fast schon peinlich, denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich jede Träne bei mir gehalten, seit gut 30 Jahren. Obwohl mir schon immer bewußt war, jede nicht geweinte Träne verätzt den Körper, ich hab es aber trotzdem nicht zugelassen, es ging nicht.

Auch dir Gilla stimme ich bei deiner Aussage, es heißt eben viel arbeit an sich selbst zuleisten um sich weiterzuentwickeln, voll und ganz zu.
 
Ist schon spannend, was sich alles "Familienaufstellung" nennt ... das Feld wird immer bunter, und es sieht so aus, als ob nicht wenige Leute, die im weiten Feld des Begleitens und Beratens ihr Geld verdienen, inzwischen irgendein Verfahren, das Verwandtschaft einbezieht, taxfrei zur "Familienaufstellung" erklären, weil das offenbar gut zu vermarkten ist.

Selbst im fachlich organisierteren Bereich von systemischer Aufstellungsarbeit gibt es inzwischen ja einen weit gespannten Bogen von verschiedenen Aufstellungsverfahren, was einerseits zur Verwirrung beitragen mag, andererseits aber auch die Chance bietet, dass jemand für ein Anliegen keine Allerweltsmethode wählen muss, die über alles gestülpt wird, sondern gezielt mit dem arbeiten kann, was im konkreten Fall am ehesten hilft. Das mag eine Familienaufstellung sein, das mag seine Strukturaufstellung sein, das mag auch eine verdeckte Aufstellung sein ... und dergl. mehr.

Was das "Objektive" anlangt: Empfindungen sind immer subjektiv, und das ist alles andere als ein Nachteil. Das Risiko von solchen Einzelaufstellungen mit Platzhaltern aus Papier, Lego oder Schachfiguren liegt eher darin, dass sich die Projektionen von Betroffenen und die Hypothesen von AufstellerInnen mit den tatsächlichen Empfindungen überlagern.

Bei Aufstellungs-Settings mit genug vielen StellvertreterInnen drücken eben nicht Betroffene sich selbst aus, sondern Repräsentantinnen berichten, was sich im Laufe des Aufstellungsprozesses an Unterschieden in den Empfindungen ergibt, bis ein "gelösteres Bild" gefunden wird. Dabei sind die Unterschiede ("Hier ist es besser..." – "hier ist es unangenehm ..." etc.) für den Prozess des Umordnens wichtiger als die Empfindungen an sich. Unterschiede sind immer recht gut festzustellen ... de Shazer: "Ich muss nicht wissen, was gut ist, um zu wissen, was besser ist". Und es zeigt sich immer wieder, wie verblüffend authentisch die Reaktionen von RepräsentantInnen sind, bis hinein ins Empfinden körperlicher Symptomatiken, von denen sie nichts wussten.

Wie Aufstellungen wirken, das ist nach meinen Erfahrungen (mit eigenen Aufstellungen und auch mit denen anderer) sehr unterschiedlich. In der Regel geht es darum, dass in einer Aufstellung Ausschnitte von Mustern, die als belastend empfunden wurden, sehr unmittelbar erfahrbar in den Raum gestellt werden, sozusagen in sinnlicher Realität. Im Aufstellungsprozess erfolgen dann Interventionen in diese Muster hinein. Als belastend empfundene Muster werden unterbrochen, in Lösungsbildern werden Möglichkeiten neuer Beziehungsmuster angeboten ... und wo zugelassen wird, dass so ein "Um-mustern" danach auch im Alltag greift, gibt es in der Regel unmittelbar anschließend an die Aufstellung signifikante Änderungen.

Aber dieses "Zulassen" ist ja alles andere als leicht ... immerhin haben sich die "alten Muster" ja über lange Zeiträume eingeschliffen, oft auch bewährt, immerhin ist es oft auch mit Risiko verbunden, Neues zu wagen, und fast immer gerät die unmittelbare sinnliche Erfahrung der Aufstellung in Clinch mit dem Mentalen, das das Erlebte hinterfragt und einzuordnen versucht in verlässliche Kategorien (und oft ja auch sinnvoll kritisch hinterfragt!) ... und das sind eben oft auch die alten Kategorien, die sich gegen Neues, "Umstürzlerisches", sperren. Die Sicherheit eines wunschlosen Unglücks wiegt oft schwerer als die Unsicherheit eines möglichen Glücks, für das man sich bewegen müsste.

Aufstellungen können Impulse geben, und es kann ganz leicht sein, sein Leben von heute auf morgen markant zu verändern. Viele neigen dazu, dem zu misstrauen ... es kann doch nur das etwas wert sein, was man sich mühevoll und leidvoll erarbeitet hat ... und die Veränderung solcher Glaubenssätze ist oft ziemlich langwierig. Manchmal gelingt das in einem erhellenden Augenblick, manchmal geht es in zählen kleinen Schritten in langen Therapien ...

Wem es gelingt, sich selbst das Glück in Fülle zu erlauben, der wird's auch erleben. Wer sich eher auf das konzentriert, was ihn daran hindert, bleibt womöglich seiner Problemtrance verhaftet ... und auf dem Weg von der einen Haltung zur anderen können Aufstellungen (solche, die den Namen verdienen ...) sehr hilfreich sein, so ist meine Erfahrung.
 
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Wow, ich danke dir Jake, das war deutlich. Impulse hat es gegeben. Am Umsetzen scheitert es tatsächlich, du hast es auf den Punkt gebracht. Wenn ich mich nochmals an eine Aufstellung heran wage, dann wähle ich gewissenhafter. :danke:
 
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