Ich bin GUT - oder: das I love you Paradoxon

KingOfLions

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Die Diskussionen im Flüchtlingsthema, aber auch bzüglich Partnerschaft und Kindern habe mich wieder auf ein altes Thema zurückgeführt, über das ich mir bereits früher einmal Gedanken gemacht habe.

GUT SEIN ist etwas Schönes. Es stärkt unser Selbstbewusstsein, wir fühlen uns gebraucht, wir haben plötzlich eine Aufgabe, wir können und gegenüber den nicht Guten so erhaben fühlen ....

Gegen Gut sein kann es keinen Widerspruch geben. Jeder der nicht Gut ist, ist automatisch nicht Gut - also Böse. In diesem Sinne hat Gut sein etwas von der Opferrolle ... wenn jemand immer Opfer ist, dann wird der Andere automatisch zum Aggressor. Wenn jemand gut ist, dann sind alle Anderen automatisch böse, denns sie wollen ja möglicherweise etwas, was nicht der Ansicht der Guten entspricht, also kann es nicht gut sein.
Ein geniales Konzept, das die Krirche schon vor Jahrhunderten für sich entdeckt hat. Egal was ich tue - ob ich die bösen Araber niederknüpple (Kreuzzüge), ob ich ganze Völker ausrotte, um sie zu missionieren, ob ich die Waffen für einen Angriffskrieg segne und was derer Greuel noch mehr sein können ... alles das wird ja in guter Absicht gemacht, und darf daher nicht kritisiert oder verurteilt werden. Denn es war ja gut gemeint.

Genau das Gleiche finden wir aber auch in der Familie ... die Frau liebt ihren Mann, sie möchte ihm Gutes tun ... und nach 20 Jahren lässt sie sich dann scheiden, weil er den Mistkübel noch immer nicht hinunter getragen hat.

Auch unseren Kindern tun wir ja nur Gutes. Wir beschützen sie (vor ihrer Selbständigkeit), wir machen alles für sie (worauf sich die zukünftige Partnerin dann scheiden lässt, weil sie nicht Mutti spielen will), wir lösen für sie alle Probleme (damit sie selber nur keine Lösungskompetenz aufbauen können) und vieles Anderes.

GUT SEIN ist nur eine Sichtweise, es stellt nur eine Facette einer Medaille dar. Und trotzdem hat es die Religion geschafft, und so zu beeinflussen, dass wir eine einseitige Wertung als Maßstab für Gut und Böse heranziehen. Oft ungefragt, oft verurteilend, oft wertend. Gut sein ist relativ - für wen ist es gut? Wer hat welche Interessen hinter diesem gut sein? Wer zieht welchen Gewinn daraus?

Natürlich möchten die Menschen gut sein. Sie tun das was sie tun nach bestem Wissen und Gewissen. Aber wie viele Diskussionen zeigen, scheitert es sehr oft am Wissen bzw. an Glaubenssätzen, was gut ist, und für wen, und warum.

GUT SEIN bedeutet nicht gut zu sein - gut sein bedeutet lediglich, sich dieses Mäntelchen umzuhängen um sich unangreifbar zu machen.
 
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