Ich bin Benjamin- eine Art Weihnachtsgeschichte

L

LovePeaceJoy

Guest
liebe Freunde des Esoterikforums
ich wollte euch gerne eine Weihnachtsgeschichte von mir posten die ich bereits 2011 hier veroeffentlicht habe
es gibt aber sicher den einen und anderen user, der sie noch nicht kennt...
so wuensche ich viel Freude mit Benjamin dem Esel
der ja auch ein klein wenig ich selbst bin.


Ich bin Benjamin, der Esel und werde euch eine Geschichte erzählen. Der Anfang der Geschichte ist nicht gerade ruhmreich, aber so ist es halt mit der Welt und den Menschen
und den Tieren.


"Vermaledeites, gottloses Geschöpf du!“, schnaubte Absalom mich mürrisch an. Aber damit nicht genug: seine Vorwürfe, unterstrich er mit mehreren Stockhieben.

Es war meist derselbe Ablauf. Ich wusste genau, was nun folgen würde, denn Absalom hatte wenig Einfallsreichtum, was seine täglichen Beleidigungen an mich betraf, um mich einzuschüchtern. Es waren nur billige Projektionen seines miserablen kleinen Egos: „Ich werde dich auf dem Markt verkaufen, du wirst schon sehen, du gottloses Biest!“

„Wer ist denn hier gottlos?“, fragte ich Absalom indigniert. „Wer ist von uns beiden verkäuflich?“ Aber Absalom verstand meine Sprache nicht, oder wollte sie nicht verstehen.
Im Gegensatz zu Absalom, verstehe ich die Menschensprache sehr wohl, er aber ist einfach nicht in der Lage, die Sprache der Esel zu kapieren.
Normalerweise bleibe ich dann einfach stehen und bewegte mich keinen Schritt weiter. Heute aber, war ich es einfach leid, mir seine ewigen Vorwürfe anzuhören. So wankte ich schnaufend mehrmals hin und her, worauf die beiden Säcke mit den getrockneten Feigen verrutschten und mit einem dumpfen Schlag zu Boden fielen, zusammen mit mir. Da lagen wir nun am Boden und das war die reinste Wohltat, denn eine kleine Verschnaufpause ist in meinem Alter immer willkommen.

Wie es mir zu Ohren kam, soll der Name Absalom ein ganz besonderer sein. Absalom bedeutet Vater des Friedens. Ich glaube, es war Esau. Esau der Ochse, der es mir sagte. Er ist mein guter Freund und wir teilen uns friedlich den Stall und die Futterkrippe.

„Ich werde dich zur Schlachtbank bringen!“, schrie Absalom mich an. „Du elende Kreatur du, taugst zu gar nichts mehr!“ Kopfschüttelnd dachte ich mir, dass er seinem Namen wahrhaftig keine Ehre machte.

Nachdem ich auch noch die gewohnten Fuβtritte einkassierte, es war immer die gleiche Nummer, die da ablief. Ich drücke auf bestimmte Knöpfe und wie der Hund von Pawlow, reagierte Absalom und traktierte mich mit Fuβtritten, solange bis ihm seine Füβe schmerzten und er mich dann normalerweise verflucht.

Was soll ich dazu sagen? Der Klügere gibt nach… Seufzend erhob ich mich. Es nützte ja alles nichts.

Während Absalom sich laut schimpfend mit seinen zwei Säcken abmühte, erinnerte ich mich an den Traum von letzter Nacht: ein Engel erschien und sprach zu mir: „Halte durch, Benjamin. Deine Geduld und Nachsicht mit deinem Herrn, werden belohnt werden, denn bald wirst du einem König dienen!“
So ganz verstand ich nicht, was der Engel damit meinte, aber eines Engels Botschaft werde ich ernst nehmen und abwarten, was das Schicksal mit mir auf meine alten Tage noch vorhat.

Absalom hatte es inzwischen geschafft, mir die beiden Säcke mit den Feigen aufzuladen. Ich schlug den Weg zum Markt ein. Es war heute ein herrlicher Tag. Die Strahlen der Morgensonne schienen auf das Laub der Olivenbäume und schmückten die ehrwürdigen alten Bäume mit einem feinen Gespinst aus Gold. In der Ferne die bläulich schimmernden Berge und die Luft duftete frisch und würzig nach wilden Thymian. Ich schnupperte zufrieden und sog die Luft in mich hinein. Lass den Alten reden, entschied ich. Der ist immer nur mies drauf und will seine Unlust auf mir abladen. Zwei Sack Feigen, das reicht schon, da brauche ich nicht noch Absaloms Sorgen, Absaloms Frust und Absaloms Zweifel.

Ich setzte den Weg betont langsam fort und lahmte mit dem rechten Hinterbein, um Absalom zu zeigen, was er mir angetan hatte. Genoss den vielversprechenden Morgen und humpelte so mit den Feigen zum Markt.


Der Rückweg verlief harmonischer, Absalom hatte eine gute Summe für seine Feigen erzielt und war zufriedener. Obwohl ich weiterhin mein rechtes Hinterbein betont langsam nachzog und so besonders viel Zeit brauchte, um nach Hause zu kommen, fasste sich Absalom in Geduld.

Ich musste nochmals an den Traum von heute Nacht denken. Ich fragte den Engel, wann dies alles eintreten werde, worauf der Engel sprach: „Die Botschaft wird sich bald erfüllen und ich werde dich nicht mehr verlassen!“


Mit einem Ruck blieb ich augenblicklich stehen. Der Engel wird mich nicht mehr verlassen! Das hat er zu mir heute Nacht gesprochen. Ich drehte mich um, blickte hinauf zum Himmel und rief aufgeregt und so laut ich konnte besagten Engel.
Er wird sich auf eine kleine Wolke gesetzt haben, überlegte ich. Er kann ja nicht den ganzen Tag hinter mir her schweben, das wäre für ihn sicher zu anstrengend. Oben am Himmel entdeckte ich eine kleine Wolke und zu ihr wandte ich mich mit lauter Stimme.

Absalom starrte mich mit offenem Mund an.

„Was willst du Benjamin?“, tönte es vom Himmel. „Fürchte dich nicht!“
„Warum soll ich mich fürchten?“, rief ich hinauf.
„Weil ich ein Engel bin.“
„Ich fürchte mich nicht einmal vor Absaloms Stockhieben, warum sollte ich mich da vor dir fürchten? – Ach du meinst wegen deiner lauten Stimme und dem Donnerkrachen?“ Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.

„Ich habe eine kleine Frage wegen dem König. Was soll das für ein König sein, der auf einem alten humpelnden Esel reitet?“

„Dein Humpeln ist nur vorgetäuscht. Aber damit du nicht mehr zu lügen brauchst, werde ich dem gleich Abhilfe schaffen!“ Ein stechender Schmerz fuhr augenblicklich in mein rechtes Hinterbein. Ich schrie auf, knickte ein und fiel zu Boden.

„Du gottloses Geschöpf!“ schrie mich nun Absalom an. „Gottlos, krank und jetzt auch noch meschugge“, begann er zu jammern und raufte sich die Haare. „Wie soll ich einen kranken und obendrein verrückten Esel los werden?“ Absalom in seiner Verzweiflung rief diese Frage nun auch, so wie ich, nach oben. Ich vermute mal, er wandte sich an den Herrn persönlich…

„Siehst du, was du angerichtet hast, du holder Engel. Wie heiβt du überhaupt?“

„Gabriel werde ich genannt, denn ich bin für die Mutter des kommenden Königs verantwortlich und darum auch für dich!“

„Gabriel?“, fragte ich argwöhnisch. „Gabriel ist einer der ganz hohen Engel, ein Erzengel. Ein Führer für einen ganzen Volkstamm. Warum soll ausgerechnet Gabriel für mich unwichtigen Esel zuständig sein?“

„Du bist ein wichtiger Esel!“

Das hatte ich eigentlich immer schon vermutet. Der Ochse Esau, blickte mich abends im Stall oft bewundernd an. Es tat gut, von einem wichtigen Engel dies zu hören. Ich wedelte erfreut mit den Ohren.

„Oh Herr, bitte hilf mir!“, rief nun Absalom auch nach oben. Im Grunde genommen waren wir beide damit zugange hinauf in den Himmel zu rufen und das war nicht einfach, da Absalom sich Gehör zu verschaffen versuchte und mich mit meinen Rufen übertönen wollte. Aber da kannte mich Absalom schlecht. Ich schlug einfach eine noch lautere Gangart ein und es war eine wahre Freude, wie wir um die Wette in den Himmel schrien.

„Oh Herr, sorge dafür, dass mir jemand diesen verrückten Esel abkauft!“
„Oh Gabriel, ich schätze mich ungemein glücklich!“, rief ich hinauf. Zu Absalom aber richtete ich folgende Botschaft:

„Du elender Geizkragen. Willst dich vor dem Herrn in der Opferrolle darstellen, aber das nimmt ER dir sowieso nicht ab. Und undankbar bist du obendrein. Das hast du davon, mich tagein, tagaus zu beleidigen, zu beschimpfen und zu schlagen! Aber das geht in deinen Kopf nicht rein, dass es ein Universalgesetz ist, das Gesetzt von Ursache und Wirkung, du Trottel!“ Worauf ich mich wild am Boden herumwälzte und alle viere von mir streckte.

„Benjamin!“, ertönte es donnernd von oben. „Auch du bist kein Opfer. Steh auf und geh mit deinem Absalom heim!“

Ich befolgte augenblicklich die Aufforderung des Engels und erhob mich vorsichtig. Immerhin hatte mir Gabriel meine Wichtigkeit gerade zugesichert. Auch war es inzwischen empfindlich kalt geworden. Ich sog die Nüstern ein und hatte so ein Gefühl, dass es heute Nacht schneien würde. Und da ich nicht schon wieder an Rheuma erkranken wollte, beschloss ich humpelnd, aber hurtig meinen gemütlichen Stall aufzusuchen, um Esau alles zu berichten. Auch fühlte ich mich nun ein wenig für Absalom verantwortlich, der sich in seiner Verzweiflung auch am Boden wälzte.
„Oh Herr, so erhöre mich doch bitte“, stammelte er immer und immer wieder.

Wenigstens einer sollte Vernunft annehmen und den ersten Schritt machen, dachte ich seufzend.
Nachdem ich auf allen vieren stand, setzte ich vorsichtig einen Schritt vor den anderen und begann nach Hause zu humpeln. Gefolgt von einem jammernden Absalom…
Als ich endlich mit Absalom, meinen Stall erreichte, stand bereits der Nachthimmel über dem Tal und vereinzelte Schneeflocken tanzten in der Luft. Erleichtert humpelte ich auf meinen Platz und lieβ mich seufzend auf meinem Strohlager nieder. Esau erwartete mich und lächelte mir freundlich zu.
„Esau, wir haben hohen Besuch!“, rief ich ihm zu und deutete zur Decke des Stalles hinauf.

Esau der Ochse, blickte nach oben, konnte aber dort nichts entdecken. „Wo ist der Besuch?“, fragte er.
„Ich kann ihn auch nicht sehen, nur hören“, gab ich zur Antwort. „Soll ich ihn rufen?“
Esau schien zu überlegen und das dauerte oft eine ganze lange Weile.

Da tönte es laut von oben herab. Ich glaube, es war aus dem Himmel und es war begleitet von grollendem Donnern: „Benjamin! Du sollst mich nicht wegen unwichtigen Angelegenheiten rufen!“
Esau hatte die Stimme des Engels gehört und blickte sich ängstlich um, dann richtete er seine Augen fragend auf mich.

Ich zuckte mit den Schultern und rief zu Gabriel hinauf: „Nichts für ungut. Immerhin ist Esau mein bester Freund und hätte es verdient, dass ich dich oh ehrenwerter Gabriel, ihm vorgestellt hätte.“
„Dann soll es so sein!“, sprach der Engel und erschien plötzlich vor mir und Esau. Da stand er vor uns in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. Der Stall war so hell erleuchtet, als ob die Sonne anwesend war.
Wir konnten nur noch staunen über dieses strahlende Wesen und lauschten ergriffen seinen Worten:
„Benjamin und Esau! Ihr beiden seid auserkoren, der heiligen Familie Obdach zu gewähren und eure Futterkrippe dem kommenden Weltenherrscher, dem Heiland dieser Welt, als Wohnstatt zu geben!“

„Die Futterkrippe?“, rutschte es aus mir heraus. „Wie soll ein Weltenherrscher in dieser kleinen Futterkrippe wohnen?“
„Sorge dich nicht. Das Wort wird sich bald erfüllen und dann erst werdet ihr begreifen. Bis dahin habe Geduld mit Absalom, Benjamin, denn alles ist Teil des Planes!“

Das Licht im Stall war gewichen und machte der Dunkelheit Platz. Ich beruhigte den Ochsen Esau und erzählte ihm alles. Angefangen von meinem Traum und meinem Weg heute auf den Markt.
Geduldig, wie ich nun mal bin, war ich dabei, Esau schon mehrere male meine Geschichte zu erzählen. Esau hört mir gerne zu und es ist fast so, als ob er meine Worte nochmals widerkäue, was sich in langen Schweigepausen von ihm offenbart.

Da öffnete sich die Türe des Stalls und Absaloms Frau, Rebna erschien. „Na Benjamin, was haben wir denn da?“, rief sie. In der Hand hielt sie einen Korb, in dem sie Heilpflanzen aller Art aufbewahrte. „Nun steh schon auf, Benjamin.“

Ächzend erhob ich mich und beschwerte mich sogleich lauthals über mein rechtes Hinterbein. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht erneut von einer Rheumaattacke heimgesucht wurde. Wie ich bereits schon erwähnte: ich bin nicht mehr der Jüngste.
Rebna tastete vorsichtig meinen rechten Hinterhuf ab und murmelte verschiedene Kräuternamen vor sich hin, die sie aus dem Korb herausholte. Im Gegensatz zu Absalom, ist Rebna eine herzensgute Frau und versorgt mich und auch Esau, wenn es Not tut.
Sie gab mehrere Heilpflanzen auf meinen Fuβ und verband ihn mit einer Leinenbinde.

„Morgen geht es dir schon besser und jetzt schlaf dich aus.“ Ich bedankte mich mit einem Grunzen bei ihr.
„Morgen in aller Herrgottsfrüh müssen die Datteln auf den Markt gebracht werden.“
Rebna strich mir nochmals über mein Fell, was immer sehr wohltuend ist und verlieβ den Stall. Kaum war sie verschwunden richtete ich meine Sorge an Esau:
„Was wird der Engel wohl dazu sagen? – Nicht, dass ich nochmals so eine geballte Ladung Schmerz zugefügt von ihm verpasst kriege!“

„Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Benjamin!“, ertönte es laut von der Decke des Stalls. Ich blickte Esau vielsagend an und murmelte ihm zu:
„Es muss drauβen ziemlich kalt geworden sein, dass sogar Erzengel Gabriel es vorzieht, hier mit uns im Stall zu übernachten, statt oben am Himmel…“
Esau schien verstanden zu haben, was ich meinte und dachte erst einmal eingehend darüber nach. Ich aber blickte fragend nach oben. Dort oben war eigentlich kein Platz für einen Erzengel, dachte ich. Andererseits, was weiβ ich Esel schon?
„Du wirst die Datteln nach Bethlehem bringen, Benjamin. Ein wenig hinkend zwar, aber vor allem ohne deinem Absalom Scherereien zu machen.“
„Scherereien?“, fragte ich. „Er ist es, der mir Scherereien macht mit seinen ewigen Klagen und seiner Unzufriedenheit über das Leben. Ich bin doch ein Esel und kein Psychiater!“ Ich blickte vorwurfsvoll nach oben und kam zu dem Schluss, dass es sich nur um den groβen Balken handeln könnte, wo Gabriel Unterschlupf gesucht habe.


Fortsetzung morgen



LG Ali:umarmen::kiss4::umarmen:
 
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FraHup

"Ich glaube nicht, dass Du das selbst verstehst.
Ok! Du bemühst Dich, aber ich verstehe Dich nicht.
Du legst Dir Worte zurecht, die Deiner Wahnehmung entsprechen.
Aber an mich denkst Du gar nicht."




LG Ali:umarmen::kiss4::umarmen:
 
Es war ein langer Tag gewesen für Absalom und mich. Ich hatte mich an die Weisung des Engels gehalten und die Datteln ohne gröβere Scherereien auf den Markt nach Bethlehem gebracht.
Auch hatte ich es vermieden hinter mich zu blicken und in den Himmel hinaufzurufen, aber einmal da konnte ich es mir einfach nicht verkneifen. Es war auf dem Rückweg und Absalom machte dauernd dumme Bemerkungen über mein hinkendes Bein:
„Musst du so langsam nach Hause humpeln, du gottlose Kreatur?“, fragte er mich. „Ohne dich könnte ich längst gemütlich in der Stube sitzen, statt mir den eisigen Wind um die Ohren wehen zu lassen!“

Ich blieb stehen und drehte mich nach hinten. Um den Wind zu übertönen, rief ich Gabriel besonders laut zu:
„Bin ich gottlos oder ist es Absalom?“

„Das brauchst du mich nicht zu fragen! Das weiβt du doch, Benjamin!“

Absalom hieb darauf wütend mit dem Stock auf mich ein, worauf ich mit meinem linken Hinterbein nach ihm zielte und ihm einen kräftigen Tritt versetzte.

Was dann folgte, brauche ich nicht zu erklären. Rebna wird sich seiner schon annehmen, wenn wir zu Hause sind, dachte ich vergnügt.

„Kannst du nicht einmal meine Anweisungen befolgen?“, fragte der Engel.
„Absalom beleidigt mich pausenlos…“

Das war wirklich alles, was ich mir an Scherereien leistete. Ich humpelte friedlich über die Berge, Absalom schimpfte und jammerte abwechselnd, bis wir endlich unser Tal erreichten und am Stall anlangten. Die Sonne war untergegangen und es zeigte sich eine sternenklare Nacht.


Teil 2


Esau freute sich, mich endlich zu sehen. Ich habe ganz vergessen Esau zu beschreiben: Esau ist ein junger Ochse und so wie ich, wunderschön. Er hat dunkelbraunes Fell, nur oben am Kopf befinden sich ein paar weiβe Flecken. Was ich ganz besonders an ihm liebe, sind seine sanften Augen.

„Wie war es?“, fragte Esau und blickten mich voller Güte an.
„Ich versuchte, bis auf einmal, keine Scherereien zu machen…“
„Du versuchtest?“ Esau musste lächeln.
„Und du Esau?“
„Heute habe ich den Acker umgepflügt und das war harte Arbeit.“

Wir futterten hungrig und unterhielten uns noch eine Weile, bis der Schlaf uns heimsuchte.

Mitten in der Nacht wurden wir durch ein Klopfen an die Stalltür geweckt. Ich schaute zum Eingang und erblickte einen älteren Mann in Begleitung einer jungen Frau.

„Dürfen wir hereinkommen?“, fragten beide. „Wir mussten zur Volkszählung nach Bethlehem. Uns ist so kalt und wir haben sonst keine Herberge gefunden“, erklärte der Mann.

„Natürlich dürft ihr hereinkommen“, antwortete ich sogleich. „Kommt nur näher, bei mir und Esau ist es warm.“



Der Mann stützte seine Frau und geleitete sie zu mir und Esau, wo sie sich erschöpft zu Boden gleiten lies.
„Wir haben nirgendswo eine Herberge finden können“, erklärte er nochmals. „Ich bin Joseph und das ist meine Frau Maria. Sie trägt ein Kind unter ihrem Herzen und es wird bald zur Welt kommen.“ Fürsorglich streichelte er Maria, bereitete aus dem Stroh ein Lager ganz dicht neben Esau und bettete sie darauf.
Ich rückte näher, um sie zu wärmen und betrachtete sie neugierig. Ich gestehe, dass ich noch nie eine so schöne Frau in meinem ganzen Leben gesehen habe. Und da ich viel rum gekommen bin, immerhin war ich viele male schon mit Absalom auf dem Markt in Bethlehem, weiβ ich wovon ich rede. Ich war gerade dabei dieses zarte Gesicht zu bewundern, da geschah es…


Was nun folgte war ein heiliger Moment, den ich versuchen werde zu schildern. Das ist nicht einfach, da ich nur ein kleiner Esel bin:
Es war, als wären wir nicht mehr allein im Stall! Ein feines Singen und Tönen begann überall um uns herum. Erstaunt hob ich den Kopf und spähte zum Dachbalken, wo ich Gabriels Schlafstätte vermutet hatte und erblickte tausende und tausende von Engelscharen, die über uns kreisten.
Da war keine Stalldecke mehr und auch kein Dachbalken. Der Himmel war so nah, wie ich ihn nie mehr in meinem Leben je gesehen habe.
Wie eine riesige Kuppel thronte das ganze Firmament über unserem winzigen Stall. Heerscharen von Engeln wandelten in erhabener Haltung eine leicht geschwungene Treppe hinauf und hinunter.
Andere wieder flogen durch den weiten Himmel, musizierten und spielten auf Harfen, Flöten und Posaunen. Gebannt erblickte ich auf der anderen Seite einen Chor singender Engel, ihre Lieder so süβ und zart, dass mir Schauer über den Rücken liefen. Esau schien es genauso wie mir zu gehen. Auch er blickte verwundert empor und kam gar nicht mehr zum Nachdenken, so viele waren die Eindrücke. Eine Stimmung der Freude erfüllte den Raum und unsere Herzen und siehe: das Kind von Maria erblickte die Welt!

Das Licht im Stall wurde so strahlend hell, dass ich nichts mehr sah als Licht. Ich glaube, das Licht erhellte in diesem Augenblick der Geburt des Kindes von Maria, die ganze Welt. Das Licht schien in die Dunkelheit und kam zu uns allen: den Steinen und Pflanzen, den Tieren und den Menschen.

Das Licht erglänzte auf den Zinnen des heiligen Tempels in Jerusalem. Das Licht schimmerte matt auf den Gewässern des Toten Meeres und auf den wogenden Wellen der Seen, weit hinter der Ebene von Saron.

Das Licht flammte auf den goldenen Palast des Pilatus und des König Herodes.

Es schimmerte auf dem Nil und lieβ die beiden Obelisken des heiligen Tempels in Karnak erstrahlen.
Das Licht schien auch auf die hohen Kapitole des allmächtigen Roms und kündete den baldigen Untergang eines Weltreiches an. Es leuchtet über den ewigen Schneefeldern und den endlosen Wüsten dieser Welt. Und das Licht war nicht von dieser Welt und es wurde zum Licht der Welt.

Der Chor der Engel schwoll mehr und mehr an und es war ein lautes und immer lauteres Jubilieren, und da begriff ich! Ich begriff, die wahre Bedeutung des Lichts und wer auf die Erde kam und sofort rief ich Joseph erfreut zu: „Du darfst das Kindlein in unsere Futterkrippe legen, wir haben euch schon erwartet!“
Endlich konnte ich wieder ein wenig sehen und bemerkte, wie Joseph das Kind in ein Tuch wickelte und in unsere Futterkrippe legte. Und über der Futterkrippe Erzengel Gabriel mit weit geöffneten Schwingen, wie schützend über dem Kind. Ich beugte mich über diesen winzigen Erdenmenschen, der in Wahrheit so groβ war, so groβ, dass ich es kaum verstand und schnupperte den wundersamen Duft nach Süβe ein, die von ihm ausging. Freudig leckte ich ihm einmal kurz über das Gesichtchen. Seine Augen blickten mich dankbar an und es war, als fuhr dieser Blick hinab bis auf den Urgrund meiner Seele und da war in mir auf einmal auch nur noch Licht und Glückseligkeit.


Ich bin ja nur ein alter Esel und habe noch nie getrunken, obwohl ich oft Gelegenheit dazu gehabt hätte. An den heiβen Sommertagen, macht Absalom auf dem Rückweg vom Markt, gerne um die Mittagszeit im Schatten eines der Olivenbäume Rast. Er verspeist dann einen ganzen Leib Brot mit Ziegenkäse und trinkt reichlich von dem Wein, den er auf dem Markt erstanden hatte. Müde legt er sich dann hin und sein Schnarchen ist weit und breit zu vernehmen. In seinem Lederbeutel blieb oft noch Wein zurück, aber ich hatte kein Verlangen danach. Oft genug habe ich erlebt, wie sich angetrunkene Esel in Bethlehem aufführten und herum torkelten. So etwas ist einfach nicht mein Styl, alkoholisiert durch Bethlehem zu gehen und die Bürger belästigen. Wenn die Menschen wüssten, was wir Esel so alles heimlich tun, sie würden sich aber umschauen. Auch wir Tiere greifen schon mal zur Flasche, um den Kummer eines boshaften Herrn herunter zu spülen und bekommen unseren wohlverdienten Rausch.
Genauso fühlte ich mich bei der Geburt des Kindes. Wie trunken, aber trunken vor Seligkeit.
Es war, als hätte ich von dem göttlichen Kelch getrunken, den die Menschen später den Gral nennen werden. Ich lächelte, so wie ich noch nie gelächelt hatte und schlummerte ein, gefolgt von einem tiefen erquickenden Schlaf.
 
FraHup

"Ich glaube nicht, dass Du das selbst verstehst.
Ok! Du bemühst Dich, aber ich verstehe Dich nicht.
Du legst Dir Worte zurecht, die Deiner Wahnehmung entsprechen.
Aber an mich denkst Du gar nicht."




LG Ali:umarmen::kiss4::umarmen:

Ich weiß, dass Du Dich selbst nicht verstehst.
Oder willst Du behaupten, es hätte sich nichts verändert, an Dir, in Dir?
Dann ist es nämlich unfair Dir selbst gegenüber, so olle Kamellen rauszuziehen.
Du bist doch schon eine andere, heute.
Oder?
 
meine Geschichte vom Benjamin liebe ich
und alle die Wege, die er ritt nach Aegypten


du brauchst meine Geschichten doch nicht zu lesen
warum also deine Kritik? Brauchst du so was wirklich?


Ich habe mir gestern alle deine Texte und posts durchgelesen
und ich kam zu dem Schluss... dass du nicht wirklich gluecklich bist

so kann ich dich verstehen und dir alles Glueck dieser Welt wuenschen
und auch die Liebe zu dir selbst... und zu allem was ist

ich verschliesse mein Herz schon lange nicht mehr
und so haben alle Menschen darin Platz
es tut mir gut:zauberer1


hasta la vista baby



LG Ali:umarmen::kiss4::umarmen:
 
Ah! Mhmmm.
Du liebst diese Geschichte. Ist ja ok.
Dann lies sie.

Aber Du postest sie.
Damit geht es doch darüber hinaus, dass Du sie liebst.

Du willst etwas.
Zeigen?
Haben?
Teilen?

Bist Du ehrlich?

Ich bin ehrlich.
Das sieht dann ünglücklich aus.
Weil ich ein mitfühlendes Wesen bin.
Nein, die Momente meines Glücks sind kurz und süß.
Wenn ich meinen Blick schweifen lasse,
sehe ich Dich, unglücklich, mißverstanden,
und nun?

Ist das nicht eine Weihnachstgeschichte?
Was denkst Du?
 
FraHup


ist ja wirklich lieb gemeint deine Anteilnahme an mir
und an meiner Geschichte.... kommt ein bisschen missionarisch rueber...
ich wuensche dir viele Leser fuer deine Texte:thumbup:


LG Ali:danke:
 
Als ich erwachte, traute ich meinen Augen nicht. Es war im Morgenrauen, die ersten Lichtstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Ritzen der Holzbretter. Ich blickte empor, aber das Himmelsgewölbe von gestern Nacht war verschwunden. Ein paar Engel schwebten oben an der Decke. Aber unser Stall! Unser Stall hatte sich mit lauter fremden Männern angefüllt. Es schienen Hirten zu sein, ihre Kleidung war sehr einfach. Auch hatten sie gleich ein paar Schafe mitgebracht. Vielleicht hätte ich besser als Schaf auf die Welt kommen sollen, war das erste, was mir dazu einfiel. Denn einer der Hirten trug ein Lamm auf seinem Arm und kniete vor unserer Futterkrippe. Dann hätte man mich auch getragen und mich verwöhnt, so wie dieses Lämmlein. Ich dagegen muss tagein tagaus schwere Lasten nach Bethlehem schleppen und werde dabei noch ausgeschimpft!

„Benjamin, hör auf nachzugrübeln!“, erscholl es oben vom Himmel und diesmal zuckte ich leicht zusammen. Der Engel konnte meine Gedanken lesen…

„Ich dachte ja nur…“, antwortete ich um mich zu verteidigen. „So ein Leben als Esel ist nicht immer einfach! Und jetzt ist unser Stall mit lauter Fremden angefüllt!“
„Oh Benjamin! Wenn du wüsstest, was morgen erst los ist!“
„Morgen?“ Ich wackelte nervös mit meinen Ohren. „Was sollte da schon groβartiges los sein, als dass ich mal wieder mit Absalom zum Markt humpel?“

„Du wirst schon sehen!“, klang es fast ein wenig schelmisch.


Die Hirten berichteten von einem Engel, der ihnen im Traum erschienen sei und einem leuchtenden Stern am Himmel, der den Weg zeigte, bis hier her zum Stall, wo der Heiland geboren sei und sie nun ihn anbeten wollten. Sie hatten frische Schafsmilch dabei und Käse, reichten es dem Joseph und verbeugten sich ehrfürchtig.

Ich Benjamin, war gerade dabei zu überlegen, wie Engel Gabriel das angestellt hatte, gleichzeitig hier an der Krippe und bei den Hirten im Traum zu erscheinen und beschloss
im nächsten Leben unbedingt als Engel wiedergeboren zu werden. Da öffnete sich die Stalltüre und drei edle Herren kamen herein.

Das wird ja immer besser, dachte ich. In unserem Stall geht es zu, wie in einem Taubenschlag! Drauβen waren Kamelschreie zu hören und die Rufe eines Knaben, der sie in einer für mich fremden Sprache, versuchte zu beruhigen. Nicht dass die Kamele auch noch in unseren Stall wollen, dachte ich voller Panik, denn bis auf das letzte Plätzchen war alles belegt. Wir waren ausgebucht!

Mein Stall war der einzige Platz, wo ich meine wohlverdiente Ruhe hatte. Ich weiβ gar nicht, ob ich euch schon sagte, dass ich nicht mehr der jüngste sei? Die Familie, die ich als heilig beschreiben würde, ja! Die habe ich in mein Herz geschlossen, aber nicht lauter wildfremde Männer mit Schafen.

Die Hirten hatten sich zum Joseph verkrümelt um so den neuen Gästen ehrerbietig Platz zu machen. Die drei edlen Herren wiederum stellten sich mit exotisch klingenden Namen vor: Caspar, Balthasar und Melchior. Sie hatten kostbare Geschenke dabei, wie Weihrauch, Myrrhe und Gold, das sie dem Kind zu Füssen legten. Wie sich herausstellte, waren alle drei Könige aus weit entfernten Ländern und es war der Stern, der ihnen den Weg hierher zu unserem Stall wies.

Und in unserer Futterkrippe lag das Kindlein, seine Eltern hatten ihm den Namen Jesus gegeben. Jesus, der Messias, so beteten ihn die drei Könige an.

Vor lauter Aufregung vergaβ ich sogar zu fressen. Esau dagegen blickte zufrieden in die Runde und seine Augen leuchteten vor Freude, er schien über das Geschehen nochmals gründlich nachzudenken und lieβ sich dabei viel Zeit.

Erst traute ich meinen Augen nicht, und jetzt traute ich meinen Ohren nicht, über das was ich jetzt aus dem Munde der Könige vernahm: „Wir kommen gerade von König Herodes, oh ihr heilige Eltern des Messias!“, sprach der eine König, er war kohlrabenschwarz und wie er vorher erzählt hatte, kam er aus Afrika.
„König Herodes erfuhr durch uns von der Geburt des Königs und trachtet ihm nach dem Leben. Nehmt das Kind und flieht nach Ägypten, denn die Häscher von Herodes werden sich alsbald auf den Weg machen, um euch zu finden, und sie werden nicht ruhen, bis sie euch gefunden haben und wollen das Kindlein töten.“


Und wenn das noch nicht gereicht hätte, kam zu allem Überfluss nun auch noch Absalom mit Rebna in den Stall…
Rebna hatte einen Laib Brot dabei und Datteln, die sie der Maria übereichte. Auch sie kniete vor der Krippe und Absalom tat es ihr zögernd nach.

„Ihr müsst fliehen, solange noch Zeit ist!“, sprachen die drei Könige wie aus einem Mund.

Joseph seufzte. „Ich bin schon alt, wie soll Maria die lange Reise nach Ägypten bewältigen?“
„Oh, werter Joseph“, begann Absalom. „Ich habe einen Esel, den kann ich euch ganz billig abgeben.“

„Wir haben ja ein wenig Gold“, antwortete Joseph nachdenklich.
„Und den Ochsen gebe ich euch dazu“, sprach Absalom. Da könnt ihr die Lasten drauf packen. Ihr solltet auf die Worte der weisen Männer hören!“

„Also gut“, sagte Joseph. „“Wir brechen unverzüglich auf!“


LG Ali:umarmen::kiss4::umarmen:
 
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