L
LovePeaceJoy
Guest
liebe Freunde des Esoterikforums
ich wollte euch gerne eine Weihnachtsgeschichte von mir posten die ich bereits 2011 hier veroeffentlicht habe
es gibt aber sicher den einen und anderen user, der sie noch nicht kennt...
so wuensche ich viel Freude mit Benjamin dem Esel
der ja auch ein klein wenig ich selbst bin.
Ich bin Benjamin, der Esel und werde euch eine Geschichte erzählen. Der Anfang der Geschichte ist nicht gerade ruhmreich, aber so ist es halt mit der Welt und den Menschen
und den Tieren.
"Vermaledeites, gottloses Geschöpf du!, schnaubte Absalom mich mürrisch an. Aber damit nicht genug: seine Vorwürfe, unterstrich er mit mehreren Stockhieben.
Es war meist derselbe Ablauf. Ich wusste genau, was nun folgen würde, denn Absalom hatte wenig Einfallsreichtum, was seine täglichen Beleidigungen an mich betraf, um mich einzuschüchtern. Es waren nur billige Projektionen seines miserablen kleinen Egos: Ich werde dich auf dem Markt verkaufen, du wirst schon sehen, du gottloses Biest!
Wer ist denn hier gottlos?, fragte ich Absalom indigniert. Wer ist von uns beiden verkäuflich? Aber Absalom verstand meine Sprache nicht, oder wollte sie nicht verstehen.
Im Gegensatz zu Absalom, verstehe ich die Menschensprache sehr wohl, er aber ist einfach nicht in der Lage, die Sprache der Esel zu kapieren.
Normalerweise bleibe ich dann einfach stehen und bewegte mich keinen Schritt weiter. Heute aber, war ich es einfach leid, mir seine ewigen Vorwürfe anzuhören. So wankte ich schnaufend mehrmals hin und her, worauf die beiden Säcke mit den getrockneten Feigen verrutschten und mit einem dumpfen Schlag zu Boden fielen, zusammen mit mir. Da lagen wir nun am Boden und das war die reinste Wohltat, denn eine kleine Verschnaufpause ist in meinem Alter immer willkommen.
Wie es mir zu Ohren kam, soll der Name Absalom ein ganz besonderer sein. Absalom bedeutet Vater des Friedens. Ich glaube, es war Esau. Esau der Ochse, der es mir sagte. Er ist mein guter Freund und wir teilen uns friedlich den Stall und die Futterkrippe.
Ich werde dich zur Schlachtbank bringen!, schrie Absalom mich an. Du elende Kreatur du, taugst zu gar nichts mehr! Kopfschüttelnd dachte ich mir, dass er seinem Namen wahrhaftig keine Ehre machte.
Nachdem ich auch noch die gewohnten Fuβtritte einkassierte, es war immer die gleiche Nummer, die da ablief. Ich drücke auf bestimmte Knöpfe und wie der Hund von Pawlow, reagierte Absalom und traktierte mich mit Fuβtritten, solange bis ihm seine Füβe schmerzten und er mich dann normalerweise verflucht.
Was soll ich dazu sagen? Der Klügere gibt nach Seufzend erhob ich mich. Es nützte ja alles nichts.
Während Absalom sich laut schimpfend mit seinen zwei Säcken abmühte, erinnerte ich mich an den Traum von letzter Nacht: ein Engel erschien und sprach zu mir: Halte durch, Benjamin. Deine Geduld und Nachsicht mit deinem Herrn, werden belohnt werden, denn bald wirst du einem König dienen!
So ganz verstand ich nicht, was der Engel damit meinte, aber eines Engels Botschaft werde ich ernst nehmen und abwarten, was das Schicksal mit mir auf meine alten Tage noch vorhat.
Absalom hatte es inzwischen geschafft, mir die beiden Säcke mit den Feigen aufzuladen. Ich schlug den Weg zum Markt ein. Es war heute ein herrlicher Tag. Die Strahlen der Morgensonne schienen auf das Laub der Olivenbäume und schmückten die ehrwürdigen alten Bäume mit einem feinen Gespinst aus Gold. In der Ferne die bläulich schimmernden Berge und die Luft duftete frisch und würzig nach wilden Thymian. Ich schnupperte zufrieden und sog die Luft in mich hinein. Lass den Alten reden, entschied ich. Der ist immer nur mies drauf und will seine Unlust auf mir abladen. Zwei Sack Feigen, das reicht schon, da brauche ich nicht noch Absaloms Sorgen, Absaloms Frust und Absaloms Zweifel.
Ich setzte den Weg betont langsam fort und lahmte mit dem rechten Hinterbein, um Absalom zu zeigen, was er mir angetan hatte. Genoss den vielversprechenden Morgen und humpelte so mit den Feigen zum Markt.
Der Rückweg verlief harmonischer, Absalom hatte eine gute Summe für seine Feigen erzielt und war zufriedener. Obwohl ich weiterhin mein rechtes Hinterbein betont langsam nachzog und so besonders viel Zeit brauchte, um nach Hause zu kommen, fasste sich Absalom in Geduld.
Ich musste nochmals an den Traum von heute Nacht denken. Ich fragte den Engel, wann dies alles eintreten werde, worauf der Engel sprach: Die Botschaft wird sich bald erfüllen und ich werde dich nicht mehr verlassen!
Mit einem Ruck blieb ich augenblicklich stehen. Der Engel wird mich nicht mehr verlassen! Das hat er zu mir heute Nacht gesprochen. Ich drehte mich um, blickte hinauf zum Himmel und rief aufgeregt und so laut ich konnte besagten Engel.
Er wird sich auf eine kleine Wolke gesetzt haben, überlegte ich. Er kann ja nicht den ganzen Tag hinter mir her schweben, das wäre für ihn sicher zu anstrengend. Oben am Himmel entdeckte ich eine kleine Wolke und zu ihr wandte ich mich mit lauter Stimme.
Absalom starrte mich mit offenem Mund an.
Was willst du Benjamin?, tönte es vom Himmel. Fürchte dich nicht!
Warum soll ich mich fürchten?, rief ich hinauf.
Weil ich ein Engel bin.
Ich fürchte mich nicht einmal vor Absaloms Stockhieben, warum sollte ich mich da vor dir fürchten? Ach du meinst wegen deiner lauten Stimme und dem Donnerkrachen? Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
Ich habe eine kleine Frage wegen dem König. Was soll das für ein König sein, der auf einem alten humpelnden Esel reitet?
Dein Humpeln ist nur vorgetäuscht. Aber damit du nicht mehr zu lügen brauchst, werde ich dem gleich Abhilfe schaffen! Ein stechender Schmerz fuhr augenblicklich in mein rechtes Hinterbein. Ich schrie auf, knickte ein und fiel zu Boden.
Du gottloses Geschöpf! schrie mich nun Absalom an. Gottlos, krank und jetzt auch noch meschugge, begann er zu jammern und raufte sich die Haare. Wie soll ich einen kranken und obendrein verrückten Esel los werden? Absalom in seiner Verzweiflung rief diese Frage nun auch, so wie ich, nach oben. Ich vermute mal, er wandte sich an den Herrn persönlich
Siehst du, was du angerichtet hast, du holder Engel. Wie heiβt du überhaupt?
Gabriel werde ich genannt, denn ich bin für die Mutter des kommenden Königs verantwortlich und darum auch für dich!
Gabriel?, fragte ich argwöhnisch. Gabriel ist einer der ganz hohen Engel, ein Erzengel. Ein Führer für einen ganzen Volkstamm. Warum soll ausgerechnet Gabriel für mich unwichtigen Esel zuständig sein?
Du bist ein wichtiger Esel!
Das hatte ich eigentlich immer schon vermutet. Der Ochse Esau, blickte mich abends im Stall oft bewundernd an. Es tat gut, von einem wichtigen Engel dies zu hören. Ich wedelte erfreut mit den Ohren.
Oh Herr, bitte hilf mir!, rief nun Absalom auch nach oben. Im Grunde genommen waren wir beide damit zugange hinauf in den Himmel zu rufen und das war nicht einfach, da Absalom sich Gehör zu verschaffen versuchte und mich mit meinen Rufen übertönen wollte. Aber da kannte mich Absalom schlecht. Ich schlug einfach eine noch lautere Gangart ein und es war eine wahre Freude, wie wir um die Wette in den Himmel schrien.
Oh Herr, sorge dafür, dass mir jemand diesen verrückten Esel abkauft!
Oh Gabriel, ich schätze mich ungemein glücklich!, rief ich hinauf. Zu Absalom aber richtete ich folgende Botschaft:
Du elender Geizkragen. Willst dich vor dem Herrn in der Opferrolle darstellen, aber das nimmt ER dir sowieso nicht ab. Und undankbar bist du obendrein. Das hast du davon, mich tagein, tagaus zu beleidigen, zu beschimpfen und zu schlagen! Aber das geht in deinen Kopf nicht rein, dass es ein Universalgesetz ist, das Gesetzt von Ursache und Wirkung, du Trottel! Worauf ich mich wild am Boden herumwälzte und alle viere von mir streckte.
Benjamin!, ertönte es donnernd von oben. Auch du bist kein Opfer. Steh auf und geh mit deinem Absalom heim!
Ich befolgte augenblicklich die Aufforderung des Engels und erhob mich vorsichtig. Immerhin hatte mir Gabriel meine Wichtigkeit gerade zugesichert. Auch war es inzwischen empfindlich kalt geworden. Ich sog die Nüstern ein und hatte so ein Gefühl, dass es heute Nacht schneien würde. Und da ich nicht schon wieder an Rheuma erkranken wollte, beschloss ich humpelnd, aber hurtig meinen gemütlichen Stall aufzusuchen, um Esau alles zu berichten. Auch fühlte ich mich nun ein wenig für Absalom verantwortlich, der sich in seiner Verzweiflung auch am Boden wälzte.
Oh Herr, so erhöre mich doch bitte, stammelte er immer und immer wieder.
Wenigstens einer sollte Vernunft annehmen und den ersten Schritt machen, dachte ich seufzend.
Nachdem ich auf allen vieren stand, setzte ich vorsichtig einen Schritt vor den anderen und begann nach Hause zu humpeln. Gefolgt von einem jammernden Absalom
Als ich endlich mit Absalom, meinen Stall erreichte, stand bereits der Nachthimmel über dem Tal und vereinzelte Schneeflocken tanzten in der Luft. Erleichtert humpelte ich auf meinen Platz und lieβ mich seufzend auf meinem Strohlager nieder. Esau erwartete mich und lächelte mir freundlich zu.
Esau, wir haben hohen Besuch!, rief ich ihm zu und deutete zur Decke des Stalles hinauf.
Esau der Ochse, blickte nach oben, konnte aber dort nichts entdecken. Wo ist der Besuch?, fragte er.
Ich kann ihn auch nicht sehen, nur hören, gab ich zur Antwort. Soll ich ihn rufen?
Esau schien zu überlegen und das dauerte oft eine ganze lange Weile.
Da tönte es laut von oben herab. Ich glaube, es war aus dem Himmel und es war begleitet von grollendem Donnern: Benjamin! Du sollst mich nicht wegen unwichtigen Angelegenheiten rufen!
Esau hatte die Stimme des Engels gehört und blickte sich ängstlich um, dann richtete er seine Augen fragend auf mich.
Ich zuckte mit den Schultern und rief zu Gabriel hinauf: Nichts für ungut. Immerhin ist Esau mein bester Freund und hätte es verdient, dass ich dich oh ehrenwerter Gabriel, ihm vorgestellt hätte.
Dann soll es so sein!, sprach der Engel und erschien plötzlich vor mir und Esau. Da stand er vor uns in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. Der Stall war so hell erleuchtet, als ob die Sonne anwesend war.
Wir konnten nur noch staunen über dieses strahlende Wesen und lauschten ergriffen seinen Worten:
Benjamin und Esau! Ihr beiden seid auserkoren, der heiligen Familie Obdach zu gewähren und eure Futterkrippe dem kommenden Weltenherrscher, dem Heiland dieser Welt, als Wohnstatt zu geben!
Die Futterkrippe?, rutschte es aus mir heraus. Wie soll ein Weltenherrscher in dieser kleinen Futterkrippe wohnen?
Sorge dich nicht. Das Wort wird sich bald erfüllen und dann erst werdet ihr begreifen. Bis dahin habe Geduld mit Absalom, Benjamin, denn alles ist Teil des Planes!
Das Licht im Stall war gewichen und machte der Dunkelheit Platz. Ich beruhigte den Ochsen Esau und erzählte ihm alles. Angefangen von meinem Traum und meinem Weg heute auf den Markt.
Geduldig, wie ich nun mal bin, war ich dabei, Esau schon mehrere male meine Geschichte zu erzählen. Esau hört mir gerne zu und es ist fast so, als ob er meine Worte nochmals widerkäue, was sich in langen Schweigepausen von ihm offenbart.
Da öffnete sich die Türe des Stalls und Absaloms Frau, Rebna erschien. Na Benjamin, was haben wir denn da?, rief sie. In der Hand hielt sie einen Korb, in dem sie Heilpflanzen aller Art aufbewahrte. Nun steh schon auf, Benjamin.
Ächzend erhob ich mich und beschwerte mich sogleich lauthals über mein rechtes Hinterbein. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht erneut von einer Rheumaattacke heimgesucht wurde. Wie ich bereits schon erwähnte: ich bin nicht mehr der Jüngste.
Rebna tastete vorsichtig meinen rechten Hinterhuf ab und murmelte verschiedene Kräuternamen vor sich hin, die sie aus dem Korb herausholte. Im Gegensatz zu Absalom, ist Rebna eine herzensgute Frau und versorgt mich und auch Esau, wenn es Not tut.
Sie gab mehrere Heilpflanzen auf meinen Fuβ und verband ihn mit einer Leinenbinde.
Morgen geht es dir schon besser und jetzt schlaf dich aus. Ich bedankte mich mit einem Grunzen bei ihr.
Morgen in aller Herrgottsfrüh müssen die Datteln auf den Markt gebracht werden.
Rebna strich mir nochmals über mein Fell, was immer sehr wohltuend ist und verlieβ den Stall. Kaum war sie verschwunden richtete ich meine Sorge an Esau:
Was wird der Engel wohl dazu sagen? Nicht, dass ich nochmals so eine geballte Ladung Schmerz zugefügt von ihm verpasst kriege!
Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Benjamin!, ertönte es laut von der Decke des Stalls. Ich blickte Esau vielsagend an und murmelte ihm zu:
Es muss drauβen ziemlich kalt geworden sein, dass sogar Erzengel Gabriel es vorzieht, hier mit uns im Stall zu übernachten, statt oben am Himmel
Esau schien verstanden zu haben, was ich meinte und dachte erst einmal eingehend darüber nach. Ich aber blickte fragend nach oben. Dort oben war eigentlich kein Platz für einen Erzengel, dachte ich. Andererseits, was weiβ ich Esel schon?
Du wirst die Datteln nach Bethlehem bringen, Benjamin. Ein wenig hinkend zwar, aber vor allem ohne deinem Absalom Scherereien zu machen.
Scherereien?, fragte ich. Er ist es, der mir Scherereien macht mit seinen ewigen Klagen und seiner Unzufriedenheit über das Leben. Ich bin doch ein Esel und kein Psychiater! Ich blickte vorwurfsvoll nach oben und kam zu dem Schluss, dass es sich nur um den groβen Balken handeln könnte, wo Gabriel Unterschlupf gesucht habe.
Fortsetzung morgen
LG Ali
ich wollte euch gerne eine Weihnachtsgeschichte von mir posten die ich bereits 2011 hier veroeffentlicht habe
es gibt aber sicher den einen und anderen user, der sie noch nicht kennt...
so wuensche ich viel Freude mit Benjamin dem Esel
der ja auch ein klein wenig ich selbst bin.
Ich bin Benjamin, der Esel und werde euch eine Geschichte erzählen. Der Anfang der Geschichte ist nicht gerade ruhmreich, aber so ist es halt mit der Welt und den Menschen
und den Tieren.
"Vermaledeites, gottloses Geschöpf du!, schnaubte Absalom mich mürrisch an. Aber damit nicht genug: seine Vorwürfe, unterstrich er mit mehreren Stockhieben.
Es war meist derselbe Ablauf. Ich wusste genau, was nun folgen würde, denn Absalom hatte wenig Einfallsreichtum, was seine täglichen Beleidigungen an mich betraf, um mich einzuschüchtern. Es waren nur billige Projektionen seines miserablen kleinen Egos: Ich werde dich auf dem Markt verkaufen, du wirst schon sehen, du gottloses Biest!
Wer ist denn hier gottlos?, fragte ich Absalom indigniert. Wer ist von uns beiden verkäuflich? Aber Absalom verstand meine Sprache nicht, oder wollte sie nicht verstehen.
Im Gegensatz zu Absalom, verstehe ich die Menschensprache sehr wohl, er aber ist einfach nicht in der Lage, die Sprache der Esel zu kapieren.
Normalerweise bleibe ich dann einfach stehen und bewegte mich keinen Schritt weiter. Heute aber, war ich es einfach leid, mir seine ewigen Vorwürfe anzuhören. So wankte ich schnaufend mehrmals hin und her, worauf die beiden Säcke mit den getrockneten Feigen verrutschten und mit einem dumpfen Schlag zu Boden fielen, zusammen mit mir. Da lagen wir nun am Boden und das war die reinste Wohltat, denn eine kleine Verschnaufpause ist in meinem Alter immer willkommen.
Wie es mir zu Ohren kam, soll der Name Absalom ein ganz besonderer sein. Absalom bedeutet Vater des Friedens. Ich glaube, es war Esau. Esau der Ochse, der es mir sagte. Er ist mein guter Freund und wir teilen uns friedlich den Stall und die Futterkrippe.
Ich werde dich zur Schlachtbank bringen!, schrie Absalom mich an. Du elende Kreatur du, taugst zu gar nichts mehr! Kopfschüttelnd dachte ich mir, dass er seinem Namen wahrhaftig keine Ehre machte.
Nachdem ich auch noch die gewohnten Fuβtritte einkassierte, es war immer die gleiche Nummer, die da ablief. Ich drücke auf bestimmte Knöpfe und wie der Hund von Pawlow, reagierte Absalom und traktierte mich mit Fuβtritten, solange bis ihm seine Füβe schmerzten und er mich dann normalerweise verflucht.
Was soll ich dazu sagen? Der Klügere gibt nach Seufzend erhob ich mich. Es nützte ja alles nichts.
Während Absalom sich laut schimpfend mit seinen zwei Säcken abmühte, erinnerte ich mich an den Traum von letzter Nacht: ein Engel erschien und sprach zu mir: Halte durch, Benjamin. Deine Geduld und Nachsicht mit deinem Herrn, werden belohnt werden, denn bald wirst du einem König dienen!
So ganz verstand ich nicht, was der Engel damit meinte, aber eines Engels Botschaft werde ich ernst nehmen und abwarten, was das Schicksal mit mir auf meine alten Tage noch vorhat.
Absalom hatte es inzwischen geschafft, mir die beiden Säcke mit den Feigen aufzuladen. Ich schlug den Weg zum Markt ein. Es war heute ein herrlicher Tag. Die Strahlen der Morgensonne schienen auf das Laub der Olivenbäume und schmückten die ehrwürdigen alten Bäume mit einem feinen Gespinst aus Gold. In der Ferne die bläulich schimmernden Berge und die Luft duftete frisch und würzig nach wilden Thymian. Ich schnupperte zufrieden und sog die Luft in mich hinein. Lass den Alten reden, entschied ich. Der ist immer nur mies drauf und will seine Unlust auf mir abladen. Zwei Sack Feigen, das reicht schon, da brauche ich nicht noch Absaloms Sorgen, Absaloms Frust und Absaloms Zweifel.
Ich setzte den Weg betont langsam fort und lahmte mit dem rechten Hinterbein, um Absalom zu zeigen, was er mir angetan hatte. Genoss den vielversprechenden Morgen und humpelte so mit den Feigen zum Markt.
Der Rückweg verlief harmonischer, Absalom hatte eine gute Summe für seine Feigen erzielt und war zufriedener. Obwohl ich weiterhin mein rechtes Hinterbein betont langsam nachzog und so besonders viel Zeit brauchte, um nach Hause zu kommen, fasste sich Absalom in Geduld.
Ich musste nochmals an den Traum von heute Nacht denken. Ich fragte den Engel, wann dies alles eintreten werde, worauf der Engel sprach: Die Botschaft wird sich bald erfüllen und ich werde dich nicht mehr verlassen!
Mit einem Ruck blieb ich augenblicklich stehen. Der Engel wird mich nicht mehr verlassen! Das hat er zu mir heute Nacht gesprochen. Ich drehte mich um, blickte hinauf zum Himmel und rief aufgeregt und so laut ich konnte besagten Engel.
Er wird sich auf eine kleine Wolke gesetzt haben, überlegte ich. Er kann ja nicht den ganzen Tag hinter mir her schweben, das wäre für ihn sicher zu anstrengend. Oben am Himmel entdeckte ich eine kleine Wolke und zu ihr wandte ich mich mit lauter Stimme.
Absalom starrte mich mit offenem Mund an.
Was willst du Benjamin?, tönte es vom Himmel. Fürchte dich nicht!
Warum soll ich mich fürchten?, rief ich hinauf.
Weil ich ein Engel bin.
Ich fürchte mich nicht einmal vor Absaloms Stockhieben, warum sollte ich mich da vor dir fürchten? Ach du meinst wegen deiner lauten Stimme und dem Donnerkrachen? Ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
Ich habe eine kleine Frage wegen dem König. Was soll das für ein König sein, der auf einem alten humpelnden Esel reitet?
Dein Humpeln ist nur vorgetäuscht. Aber damit du nicht mehr zu lügen brauchst, werde ich dem gleich Abhilfe schaffen! Ein stechender Schmerz fuhr augenblicklich in mein rechtes Hinterbein. Ich schrie auf, knickte ein und fiel zu Boden.
Du gottloses Geschöpf! schrie mich nun Absalom an. Gottlos, krank und jetzt auch noch meschugge, begann er zu jammern und raufte sich die Haare. Wie soll ich einen kranken und obendrein verrückten Esel los werden? Absalom in seiner Verzweiflung rief diese Frage nun auch, so wie ich, nach oben. Ich vermute mal, er wandte sich an den Herrn persönlich
Siehst du, was du angerichtet hast, du holder Engel. Wie heiβt du überhaupt?
Gabriel werde ich genannt, denn ich bin für die Mutter des kommenden Königs verantwortlich und darum auch für dich!
Gabriel?, fragte ich argwöhnisch. Gabriel ist einer der ganz hohen Engel, ein Erzengel. Ein Führer für einen ganzen Volkstamm. Warum soll ausgerechnet Gabriel für mich unwichtigen Esel zuständig sein?
Du bist ein wichtiger Esel!
Das hatte ich eigentlich immer schon vermutet. Der Ochse Esau, blickte mich abends im Stall oft bewundernd an. Es tat gut, von einem wichtigen Engel dies zu hören. Ich wedelte erfreut mit den Ohren.
Oh Herr, bitte hilf mir!, rief nun Absalom auch nach oben. Im Grunde genommen waren wir beide damit zugange hinauf in den Himmel zu rufen und das war nicht einfach, da Absalom sich Gehör zu verschaffen versuchte und mich mit meinen Rufen übertönen wollte. Aber da kannte mich Absalom schlecht. Ich schlug einfach eine noch lautere Gangart ein und es war eine wahre Freude, wie wir um die Wette in den Himmel schrien.
Oh Herr, sorge dafür, dass mir jemand diesen verrückten Esel abkauft!
Oh Gabriel, ich schätze mich ungemein glücklich!, rief ich hinauf. Zu Absalom aber richtete ich folgende Botschaft:
Du elender Geizkragen. Willst dich vor dem Herrn in der Opferrolle darstellen, aber das nimmt ER dir sowieso nicht ab. Und undankbar bist du obendrein. Das hast du davon, mich tagein, tagaus zu beleidigen, zu beschimpfen und zu schlagen! Aber das geht in deinen Kopf nicht rein, dass es ein Universalgesetz ist, das Gesetzt von Ursache und Wirkung, du Trottel! Worauf ich mich wild am Boden herumwälzte und alle viere von mir streckte.
Benjamin!, ertönte es donnernd von oben. Auch du bist kein Opfer. Steh auf und geh mit deinem Absalom heim!
Ich befolgte augenblicklich die Aufforderung des Engels und erhob mich vorsichtig. Immerhin hatte mir Gabriel meine Wichtigkeit gerade zugesichert. Auch war es inzwischen empfindlich kalt geworden. Ich sog die Nüstern ein und hatte so ein Gefühl, dass es heute Nacht schneien würde. Und da ich nicht schon wieder an Rheuma erkranken wollte, beschloss ich humpelnd, aber hurtig meinen gemütlichen Stall aufzusuchen, um Esau alles zu berichten. Auch fühlte ich mich nun ein wenig für Absalom verantwortlich, der sich in seiner Verzweiflung auch am Boden wälzte.
Oh Herr, so erhöre mich doch bitte, stammelte er immer und immer wieder.
Wenigstens einer sollte Vernunft annehmen und den ersten Schritt machen, dachte ich seufzend.
Nachdem ich auf allen vieren stand, setzte ich vorsichtig einen Schritt vor den anderen und begann nach Hause zu humpeln. Gefolgt von einem jammernden Absalom
Als ich endlich mit Absalom, meinen Stall erreichte, stand bereits der Nachthimmel über dem Tal und vereinzelte Schneeflocken tanzten in der Luft. Erleichtert humpelte ich auf meinen Platz und lieβ mich seufzend auf meinem Strohlager nieder. Esau erwartete mich und lächelte mir freundlich zu.
Esau, wir haben hohen Besuch!, rief ich ihm zu und deutete zur Decke des Stalles hinauf.
Esau der Ochse, blickte nach oben, konnte aber dort nichts entdecken. Wo ist der Besuch?, fragte er.
Ich kann ihn auch nicht sehen, nur hören, gab ich zur Antwort. Soll ich ihn rufen?
Esau schien zu überlegen und das dauerte oft eine ganze lange Weile.
Da tönte es laut von oben herab. Ich glaube, es war aus dem Himmel und es war begleitet von grollendem Donnern: Benjamin! Du sollst mich nicht wegen unwichtigen Angelegenheiten rufen!
Esau hatte die Stimme des Engels gehört und blickte sich ängstlich um, dann richtete er seine Augen fragend auf mich.
Ich zuckte mit den Schultern und rief zu Gabriel hinauf: Nichts für ungut. Immerhin ist Esau mein bester Freund und hätte es verdient, dass ich dich oh ehrenwerter Gabriel, ihm vorgestellt hätte.
Dann soll es so sein!, sprach der Engel und erschien plötzlich vor mir und Esau. Da stand er vor uns in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit. Der Stall war so hell erleuchtet, als ob die Sonne anwesend war.
Wir konnten nur noch staunen über dieses strahlende Wesen und lauschten ergriffen seinen Worten:
Benjamin und Esau! Ihr beiden seid auserkoren, der heiligen Familie Obdach zu gewähren und eure Futterkrippe dem kommenden Weltenherrscher, dem Heiland dieser Welt, als Wohnstatt zu geben!
Die Futterkrippe?, rutschte es aus mir heraus. Wie soll ein Weltenherrscher in dieser kleinen Futterkrippe wohnen?
Sorge dich nicht. Das Wort wird sich bald erfüllen und dann erst werdet ihr begreifen. Bis dahin habe Geduld mit Absalom, Benjamin, denn alles ist Teil des Planes!
Das Licht im Stall war gewichen und machte der Dunkelheit Platz. Ich beruhigte den Ochsen Esau und erzählte ihm alles. Angefangen von meinem Traum und meinem Weg heute auf den Markt.
Geduldig, wie ich nun mal bin, war ich dabei, Esau schon mehrere male meine Geschichte zu erzählen. Esau hört mir gerne zu und es ist fast so, als ob er meine Worte nochmals widerkäue, was sich in langen Schweigepausen von ihm offenbart.
Da öffnete sich die Türe des Stalls und Absaloms Frau, Rebna erschien. Na Benjamin, was haben wir denn da?, rief sie. In der Hand hielt sie einen Korb, in dem sie Heilpflanzen aller Art aufbewahrte. Nun steh schon auf, Benjamin.
Ächzend erhob ich mich und beschwerte mich sogleich lauthals über mein rechtes Hinterbein. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht erneut von einer Rheumaattacke heimgesucht wurde. Wie ich bereits schon erwähnte: ich bin nicht mehr der Jüngste.
Rebna tastete vorsichtig meinen rechten Hinterhuf ab und murmelte verschiedene Kräuternamen vor sich hin, die sie aus dem Korb herausholte. Im Gegensatz zu Absalom, ist Rebna eine herzensgute Frau und versorgt mich und auch Esau, wenn es Not tut.
Sie gab mehrere Heilpflanzen auf meinen Fuβ und verband ihn mit einer Leinenbinde.
Morgen geht es dir schon besser und jetzt schlaf dich aus. Ich bedankte mich mit einem Grunzen bei ihr.
Morgen in aller Herrgottsfrüh müssen die Datteln auf den Markt gebracht werden.
Rebna strich mir nochmals über mein Fell, was immer sehr wohltuend ist und verlieβ den Stall. Kaum war sie verschwunden richtete ich meine Sorge an Esau:
Was wird der Engel wohl dazu sagen? Nicht, dass ich nochmals so eine geballte Ladung Schmerz zugefügt von ihm verpasst kriege!
Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Benjamin!, ertönte es laut von der Decke des Stalls. Ich blickte Esau vielsagend an und murmelte ihm zu:
Es muss drauβen ziemlich kalt geworden sein, dass sogar Erzengel Gabriel es vorzieht, hier mit uns im Stall zu übernachten, statt oben am Himmel
Esau schien verstanden zu haben, was ich meinte und dachte erst einmal eingehend darüber nach. Ich aber blickte fragend nach oben. Dort oben war eigentlich kein Platz für einen Erzengel, dachte ich. Andererseits, was weiβ ich Esel schon?
Du wirst die Datteln nach Bethlehem bringen, Benjamin. Ein wenig hinkend zwar, aber vor allem ohne deinem Absalom Scherereien zu machen.
Scherereien?, fragte ich. Er ist es, der mir Scherereien macht mit seinen ewigen Klagen und seiner Unzufriedenheit über das Leben. Ich bin doch ein Esel und kein Psychiater! Ich blickte vorwurfsvoll nach oben und kam zu dem Schluss, dass es sich nur um den groβen Balken handeln könnte, wo Gabriel Unterschlupf gesucht habe.
Fortsetzung morgen
LG Ali