Ich sehe das genauso wie du und offensichtlich hat der Hund sehr viel Glück gehabt, dass er bei dir gelandet ist.
Einen ängstlichen Hund der Schlimmes erlebt hat oder aber auch nichts erlebt hat (z.B. in der Prägephase, das ist genauso schlimm) muss man aus dem Herzen erziehen.
Ich habe selbst so einen Hund. Dieser Hund war panisch ängstlich. Er, bzw. sie geriet sogar in Panik, wenn ein Vogel gezwitschert hat. Soetwas hatte ich zuvor noch nicht gesehen, obwohl ich schon mit sehr vielen Hunden durch meine langjährige Tätigkeit im Tierschutz als Pflegehunde zu tun hatte.
Für diese Hunde ist es wirklich sowas von unwichtig, dass sie mit bestimmtem Abstand und an einer bestimmten Seite bei Fuss gehen.
Vielmehr ist es wichtig, dass sie Vertrauen fassen dürfen zu ihrer Bezugsperson. Dass sie sich darauf verlassen können, dass die Bezugsperson "alles im Griff" hat. Dass ihre Signale (Körpersprache) richtig gedeutet wird und ihre Bedürfnisse erkannt werden.
Besonders wichtig ist auch eine Kontinuität der Tagesabläufe.
Neues sollte erst dann hinzugefügt werden, wenn alles die anderen täglichen Situationen keine Angst mehr machen.
Und ja, das Loben, wenn sie etwas richtig gemacht haben ist das A und O. Im Übrigen auch bei "normalen" Hunden.
Das Loben ist es, was die meisten vergessen. Ein Hund ist immer bestrebt alles richtig zu machen. Wenn man ihn nicht lobt, woher soll er wissen, dass genau das, was er gerade macht richtig ist.
Wir Menschen sind darauf ausgelegt Gutes und Richtiges zu als "normal" anzusehen und nicht weiter zu beachten. Beachtet und reglementiert wird in der Regel nur das Negative.
Ein Hund möchte unsere Aufmerksamkeit, denn er ist sehr an den Menschen gebunden und von ihm abhängig.
Ignorieren ist eine Strafe für Hunde, sodass es eben ganz besonders wichtig ist, richtiges Verhalten zu beachten und zu loben.
Ich habe ausserdem die Erfahrung gemacht, dass man den Tieren viel Zeit geben muss und das sind manchmal nicht nur Monate, sondern Jahre.
Sie brauchen die Zeit um die negativen Erfahrungen verblassen lassen zu können und sie gegen positive Erfahrungen auszutauschen.
Bei meiner Hündin hat sich auch sehr positiv ausgewirkt, dass sie sich an unserer anderen, sehr sicheren Hündin orientieren konnte.
Die Rangordnung im Rudel sollte aber auf jeden Fall eingehalten werden, egal ob man einen "normalen" Hund hat oder nicht und das kann man durchaus mit Konsequenz durchsetzen und ganz ohne Gewalt.
Na, ja ich könnte darüber noch Romane schreiben. Ich habe soviel erlebt mit meinen Pflegehunden. Ein Hund z.B. den wir im Wald gefunden haben und der sich überhaupt nicht anfassen liess, sondern sich Zähne fletschend auf dem Sofa breit machte. Donnerstags kam er, am darauf folgenden Montag hatte wir seine Besitzer gefunden und da konnten wir ihn schon umarmen (alles ohne Gewalt erreicht, nur durch Unterordnung).
Der Besitzer konnte és gar nicht glauben.
Hunde lernen zwar die Sprache der Menschen, aber einfacher geht es, wenn der Mensch die Sprache der Hunde spricht und damit meine ich nicht, das der Mensch anfangen soll zu bellen.