Ich hab keine Ideale, weder von mir noch von anderen - In denen geht ja die Konzeptionierung schon wieder los, die dann auch wieder rein *menschlich* mit Schwert und Kanonen anderen missionarisch beigebracht wird.
Kann ich bestätigen. Ich lebte im sowjetischen System mit Idealen, die eben mit Mord, Blut und Kanonen durchgesetzt wurden. Kann nur sagen: jede Art von Idealen bringt nachträglich entweder Blindheit, Enttäuschung oder nachträgliche Verachtung derselben Ideale mit sich, wenn man diese durchgeschaut hat. Oder so: zuerst Blindheit und dann Verachtung. Ist der Mensch aber von seiner Natur und Individualität aus für Ideale anfällig, so wird er nach einem gescheiterten Ideal nächste Ideale suchen, die ihn aber garantiert wieder und immer wieder enttäuschen werden, bis er nicht kapiert, was da dran nicht stimmen kann.
Da kommt jemand mit 10 Gesetzen von einem Berg, und in einem dieser Gesetze heißt es, du sollst nicht töten - und wenn jetzt jemand diese Gesetze nicht für sich annehmen will (weil er vielleicht schon für sich selbst welche hat), wird ihm mit dieser Tafel dann unter dem Motto : *Liebe deinen nächsten*, der Schädel eingeschlagen.
Sehr anschaulich. Oder ich kann ein Beispiel aus dem Freundeskreis bringen (zwar ein Paar Jahrtausende später, aber immerhin aktueller), wenn ein Milizionär (Polizist auf Russisch) einen Unschuldigen im Namen des Gesetzes (wiederum Ideale!) ersticht. Hoppla, danach erkennt man, dass er ja unschuldig war
Ein Ideal beinhaltet IMMER Widersprüche. Schließt man für diese Widersprüche die Augen, ist man in dieser Zeitspanne mit den geschlossenen Augen für andere Art Impulse nicht erreichbar.
Hi lieber Inti,
ich habe zwar noch nie so richtig Ideale gehabt und habe auch nicht vor, welche mir anzuschaffen
Dazu würde ich Folgendes vermuten:
1. Ideal beinhaltet immer eine Abgrenzung. Dadurch setzt man sich automatisch die Grenzen, dass man unfähiger ist, als eigenes Ideal. Und man strebt danach, diesem Ideal zu entsprechen. Sollte diese Stufe der Übereinstimmung mit Ideal doch erreicht sein, so sucht man sich nächste Ideale, um sich wieder in einen Rahmen zu zwängen. Noch härter: soll ich mir zugestehen, dass ich ein Ideal der Menschlichkeit habe, so bedeutet es zweierlei: erstens bin ich in MEINEN EIGENEN AUGEN unmenschlich. Zweitens bin ich IMMER UNZUFRIEDEN. Und wie man in einer Gesellschaft mit zum größten Teil unzufriedenen Menschen lebt, ist wohl jedem bestens bekannt.
2. Ein Ideal zu haben, bedeutet immer ein Zeichen der Schwäche. (positiv ausgedrückt: Bedürfnis nach Stütze im Leben) Schwäche, sich nicht gestehen zu können, dass man das Leben SELBST meistern will und kann. Ich kann wetten, dass die Menschen, die in einer Gruppe leben und Ideale haben, hierarchisch ihr Leben strukturieren werden. Und Hierarchie ist wiederum für mich ein Zeichen der Grenzen, der Rahmen. Schlechte Nachricht: sollten diese Grenzen bei Menschen, die es nicht bereit sind, hinter die Grenzen zu gehen, weggenommen werden, entsteht ein interessantes Phänomen, das Anarchie heißt. Also hat man hier wohl eine freie Wahl zwischen diesen Zwängen: entweder schön nach hochmoralischen Idealen mit strukturierter Hierarchie leben. Oder eben in Anarchie versinken.
3. Man sucht nach etwas auf dem eigenen spirituellen Wege und man weiß eigentlich besonders am Anfang nicht, wohin mit der Suche. Also nimmt man vielleicht einige Ideale aus alter Gewohnheit am Anfang an. Nur helfen diese Ideale aber nicht wirklich. Aber wiederum: wenn man noch nicht bereit ist, die Ruhe und Ausgeglichenheit als Maßstab der Dinge zu nehmen, so wird man wohl Action in Form von Idealen, derer Entstehung, derer Verteidigung und derer Huldigung annehmen.
Wenn ich einem Menschen sagen würde, ich habe keine Ideale, so werde ich höchstwahrscheinlich Reaktion ernten, dass ich unmoralisch bin. Denn für sein Empfinden würde das bedeuten, dass diese moralische Stütze, die
den Sinn ausmacht, einfach weg wäre. Und was ist, wenn man die Stütze einem unter den Füssen wegreisst? Richtig man fällt, man schlägt am Boden und es tut weh. Wer will denn sich selbst weh tun? Dies kann ich wiederum bestätigen, als Sowjetunion zerfallen war. Wir, Russen, sind äußerst widerstandsfähig. Wir halten viel Not aus: Krieg, Hunger, Joch etc. Nur eine riesige Schwäche haben wir: Nimmt man einem Russen seine Ideale weg, so liegt er sofort am Boden. Sehr anschaulich war das am sofortigen Zerfall der Sowjetunion zu sehen, die wie Kartenhaus auseinandergefallen ist, weil die hohen moralischen kommunistischen Ideale einfach wegradiert waren. An derer Stelle bekamen wir eben westliche kapitalistische Ideale. Resultate lassen sich sehen. Derjenige in der Politik, der sich mit Idealen auskennt und genug politischen Einfluss hatte, das Spiel mit Idealen und derer Zerstörung zu betreiben, hat an der Sowjetunion ein IDEALES BEISPIEL zeigen können.
Und noch was: Das führt mich zum Gedanken, dass die besonders gelenkigen und begabten Politiker auch keine Ideale haben, weil JEDE ART von Ideal im skrupellosen Machtkampf (und Politik IST skrupelloser Machtkampf) einfach störend wäre. Sonst wären Politiker keine Politiker geworden. Ich vermute, dass Phänomen, dass manche begabte Politiker gar keine Ideale haben, derer Sucht nach Macht und Einfluss zu verdanken ist. In diesem Fall mutiert der Wunsch (nein, in diesem Fall die Sucht), DER MÄCHTIGSTE zu sein zu einem künstlichen Idealersatz.
Anderer Gedanke: mich begeistert, dass die Menschen immer noch den Idealen nachrennen, obwohl sie sich einfach so wegradieren lassen
Wenn das keine Sucht ist
Und noch was: es gibt fü mich keine guten und schlechten Ideale das ist nur Dualdenken, in das man eben eingewickelt sein kann. Für mich wäre der Punkt: Entweder hat man Ideale oder man hat diese nicht. Und man sollte natürlich auch vorsichtig mit dem s. g. Indealersatz umgehen.
Eine ganz gefährliche Frage: ist die allumfassende neutrale Liebe ein Ideal?
(so, jetzt habe ich was gesagt
)
das ist der nächste Punkt. Es ist nämlich auch noch nicht mal eindeutig geklärt was *intelligent* eigentlich in seiner Essenz überhaupt ist, aber dennoch wird ein Maßstab als Quotient dafür aufgestellt, von denen die mit den dicksten Brillengläsern hier durch die Gegend rennen, dabei wirklich unglaublich intelligent aussehen und dabei aber die Welt zugrinde richten. Menschliche Intelligenz &
Freier Wille
Ich würde einfach sagen, dass wenn man sich weigert, die Brille wegzulegen, so ist man immer noch an viele Spielsachen der Illusion gebunden. Man hat das Gefühl, ohne Brille ist man wie
nackt.
Das mit intelligent aussehen war frech gemeint.
Liebe Grüße
Roksenia