Hospiz-Besuch

Romaschka

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Ihr Lieben!
Wie ich sehe, befassen sich hier sehr viele mit dem Lebensende und dem Tod.

Wer von Euch hat schon mal ein Hospiz von innen gesehen? (jemanden besucht, selbst dort gearbeitet?)

Ich werde heute mit meiner Altenpflegeklasse ein Hospiz besuchen und bin schon gespannt auf meine Eindrücke.

Seine letzten Tage in einem Hospiz verleben sehe ich als eine gute Variante an, wenn Pflege und Betreuung zu Hause nicht mehr gegeben sind. Das ist jetzt meine Vorstellung.
Mal schauen, wie ich das nach dem Besuch dort empfinden werde.

Liebe Grüße von Romaschka
 
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Hallo Romaschka,
ich kenne zwar kein Hospiz, aber eine Palliativstation.
Die Stimmung dort ist grundverschieden zu der auf einer Normalstation.
In der Regel herrscht sehr oft große Hektik und Betriebsamkeit auf Normalstationen. Dies ist auf der Palliativstation nicht der Fall. Die Grundstimmung würde ich mit Ruhe und einer leicht wehmütigen Zugewandtheit beschreiben, die Pflege läuft in dem Tempo ab, wie es überall auf Stationen wünschenswert wäre, aber eben durch überbordende Bürokratie und der Koordinierung und Durchführung von Untersuchungen unmöglich ist. Es werden keine, in zwanghaften Vorschriften festgehaltene Routinearbeiten durchgeführt, wenn der Patient sie nicht will, allerdings wird jede Maßnahme durchgeführt, die der Patient wünscht, waschen, duschen, umziehen, füttern etc. Der Patient bestimmt selbst, was er und wieviel er essen und trinken möchte. Es gibt einige Freiwillige, die kommen, um den Patienten in ihren letzten Tagen beizustehen, sei es mit Musik, Vorlesen oder einfach nur Anwesenheit ohne Aufdringlichkeit.
Die Therapie wird den Bedürfnissen des Sterbenden angepasst, Schmerzfreiheit, Beseitigung von Übelkeit und Angst, Sauerstoffgabe stehen im Vordergrund.
Bin sehr gespannt, wie Du diesen Besuch erlebst.
Gruß, Ariel
 
die hospiz ist eine gute sache, ich kenne sie vom roten kreuz. einige kolleginnen von mir machen das ehrenamtlich und sie bekommen durchwegs positive rückmeldungen von betroffenen.
diese dienste werden sehr gern angenommen, sie sind meist der noch letzte bleibende lichtblick auf dem weg ins unbekannte.
 
Hallo Romaschka!

Hospiz kenne ich nicht direkt (wird wohl ähnlich sein), meine Mutter hat ihre letzten Lebenstage auf einer Palliativstation in einem Linzer Krankenhaus verbracht.

Die Atmosphäre ist mit der in einer "normalen" Krankenstation nicht zu vergleichen. Es fehlt jegliche Hektik, das Personal und auch die Einrichtung strahlen Ruhe aus. Für mich fühlte sich das alles sehr friedlich an. Wie schon Ariel erwähnte, steht die menschliche Nähe und Zuwendung im Vordergrund, weitab von Zwangsmassnahmen und Apparatemedizin.

Meine Mutter lag in einem Einzelzimmer, Besuch war jederzeit bzw. Tag und Nacht möglich. Zwei Tage vor ihrem Tod (sie war bereits in komatösem Zustand) kam meine Schwester samt Familie aus Wien, um sich von ihr zu verabschieden. Die Kinder spielten noch einige Stücke auf ihren Musikinstrumenten, was sie immer so sehr geliebt hatte. Im Unterbewusstsein hat meine Mutter die Anwesenheit und die Musik sicherlich noch wahrgenommen.

Alles in allem war es sehr, sehr berührend. Ein Nachhause-Gehen und Loslösen in Ruhe und Frieden, wie ich es jedem einzelnen Menschen wünschen würde.

Mit Licht und Liebe

lichtbrücke
 
Hallo,

als mein Vater Ende 2004 im Krankenhaus lag, und es klar wurde, dass er dass Jahr nicht überleben wird, hat uns sein Arzt geraten, eine Hospiz für ihn auszusuchen. Drum haben wir uns zwei angeschaut.

Mein Eindruck von beiden war sehr gut. Die Angestellten waren alle sehr nett und haben uns alles gezeigt und vorgestellt, was wir sehen wollten, und was nicht die Privatsphäre der Patienten beeinträchtigt hätte. Die Atmosphäre war sehr ruhig.

Zuhause zu sterben wäre natürlich etwas schöner; allerdings ist die Pflege oft sehr aufwendig, so dass sie für Privatpersonen nicht zumutbar wäre.

Mein Vater ist noch im Krankenhaus gestorben, bevor ein Hospizplatz für ihn frei wurde. Die Nachfrage ist doch sehr groß.

Viele Grüße
Joey
 
Hallo Romaschka,

wie Ariel schon schrieb, wird in auf einer Hospizstation oder in einem Hospizhaus, auf den schwerstkranken, sterbenden Menschen eingegangen, alles getan um ihm die Würde zu erhalten und ihm die letzte Lebenszeit so angenehm wie möglich zu machen.

Im Gegensatz zur Hospizstation, wo man häufig zu wenig Plätze zur Verfügung stehen, gibt es die offene Hospizarbeit, sprich die Hospizmitarbeiter kommen zu der schwerstkranken, sterbenden Person. Begleiten diese und die Angehörigen in der letzten Lebenszeit des Patienten.

Aufgabe des Hospizmitarbeiters ist es, sich in die Situation einzufühlen. Z.B. in welcher dieser Phasen der schwerstkranke, sterbende Mensch ist und ihn zu unterstützen.
Unter Berücksichtigung der Phasen des Sterbens:
1) Verleugnung (nicht wahr haben wollen)
2) Wut/ Zorn (aufbrechende Gefühle)
3) Verhandeln
4) Depression
5) Zustimmung
von Kübler Ross

Ebenso aber auch die Angehörigen zu unterstützen los zu lassen, ihn gehen zu lassen, denn:
Memento
„Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todendlang,
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so, wie das Bleiben.

Der weiss es wohl, dem Gleiches widerfuhr,
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur.
Doch mit dem Tod der andren muss man leben.
Von Mascha Kaleko

Sprich gehen lassen, los lassen ist schweren als zu gehen!

Ich bin ausgebildete Hospizlerin und wünsche Dir das Du deine Gefühle in der Hospiz zulässt.
Viel Spaß... ja Spaß, denn letztendlich sind nicht die Gehenden traurig sondern traurig sind die, die bleiben müssen.
Die schwerstkranke, sterbende Person weiß um ihren Zustand und findet nichts übler als das man ihr etwas vormacht, sie ist sehr sensibel.

Liebe Grüße
spatz
 
Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure Beiträge.

Ich habe über unseren Hospiz-Besuch einen Artikel verfasst, den ich hier gern einstellen möchte:

Zusammen mit meinen Mitschülern meiner Altenpflegeklasse habe ich das Hospiz in Celle besucht.
Für einen bildlichen Eindruck hier der link zur homepage des Hospizes:

http://www.hospiz-haus-celle.de/

Die Leiterin des Hauses, Frau Wegner, führte uns durch die Räumlichkeiten, die einen sehr einladenden Eindruck machen; warme, freundliche Wandfarben und auch sehr gute Farbabstimmung des Mobiliars in Gemeinschaftsräumen.

Frau Wegner nahm sich ausgiebig Zeit für uns. Nach der Besichtigung des gesamten Objektes saßen wir in einer netten Runde im hauseigenen Seminarraum und erfuhren Wissenswertes über die Entstehung des Hauses und über die Arbeit der hier Beschäftigten.

Zum Beispiel dieses hier:
Vom Gesetzgeber her ist es erlaubt, auch als examinierte Altenpfleger in einem Hospiz zu arbeiten, jedoch ist ein Anteil von mindestens
75 % an medizinischem Personal, sprich Krankenschwestern, in jeder Schicht vorgeschrieben.
Da das Celler Hospiz nur eine kleine Einrichtung mit 10 Betten ist, ist demzufolge auch nur ein entsprechend kleiner Personalstamm (3 Pflegekräfte pro Schicht) erforderlich, der bisher ausschließlich aus Krankenschwestern besteht. Momentan gibt es leider keine Möglichkeit, Altenpfleger zu einzustellen.
Das bedauert die Leiterin der Einrichtung selbst sehr, weil gerade Altenpfleger durch ihre Ausbildung von der betreuerischen Seite her (psychosoziale Begleitung, Beschäftigungsangebote, Basale Stimulation ...) eine sehr gute Ergänzung zum höheren medizinischen Fachwissen der Krankenschwestern bieten.

Über eine Aufnahme von Altenpflegeschülern für ein externes Praktikum wäre sie gern verhandlungsbereit, da sie weiß, dass Sterbebegleitung im Altenpflegeberuf eine sehr wichtige Rolle spielt.
Unsere Schulleiterin, die auch anwesend war, wird sich nun dazu mit der Bezirksregierung in Verbindung setzen, um diese Möglichkeit eines Praktikums im Hospizbereich in den Auswahlkatalog der externen Praktika aufnehmen zu lassen. Außerdem wurde angedacht, den Altenpflegeschülern die Möglichkeit einer hausinternen Fortbildung zur Schmerztherapie zu ermöglichen.

Wir erfuhren über das inzwischen große Netzwerk und die Zusammenarbeit von Allgemeinem Krankenhaus, dessen ambulantem Palliativdienst, dem Onkologischen Forum, der Schmerzambulanz im Joseph-Stift und den Schmerzmedizinern von Palliative Care, ehrenamtlichen Mitarbeitern und dem Hospiz. Das war schon sehr beeindruckend und ein schönes Gefühl, zu erfahren, dass unsere Region hier soetwas wie ein Vorreiter auf Bundesebene ist.

Frau Wegner gab uns Gelegenheit, alle unsere Fragen zu stellen, und das waren nicht wenige, die sie 3 Stunden lang geduldig beantwortete!
Sie gab uns mit auf den Weg, den Hospizgedanken in unsere Ausbildungsbetriebe / Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste mitzunehmen und den Menschen nahe zu bringen.

Die Gäste, so werden die Menschen genannt, die zum Sterben ins Hospiz kommen, haben alle eine präfinale Diagnose, das heißt, sie stehen unmittelbar an ihrem Lebensende. Die durchschnittliche Verweildauer im Hospiz beträgt ca. 17 Tage.

Wir hatten heute bei unserem Besuch keinen direkten Kontakt zu einem Hospiz-Gast, was bei unserer Gruppengröße von 15 Leuten auch verständlich ist. Trotzdem war es für mich eine sehr emotionales Erlebnis, dieser erste Hospiz-Besuch. Ich freue mich sehr, dass es so ein Haus in meiner Nähe gibt. Hier werden Menschen sehr rührend umsorgt und mit größtmöglicher Schmerzfreiheit während ihrer "letzten Reise" betreut.
 
Hallo Romaschka,
vielen Dank für Deinen Bericht und den Link.
Freue mich mit Dir das Du ein so gutes Haus in Deiner Nähe hast.
Respekt das Ihr solche gute Ideen hattet und sie auch umsetzt.
Liebe Grüße
spatz
 
Liebe Spatz,
danke schön für dein Kompliment!
Ich habe grade in deinem Profil gesehen, dass du Hospizbegleiterin bist, aber momentan erkrankt bist.

In welcher Gegend bist du? Kannst mir gern eine pm schreiben, würde mich freuen.

Ich wünsche dir gute Besserung!
Herzlichst, Romaschka
 
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Danke für den Link! Es ist immer interessant zu sehn wie es wo anders abläuft!

Ich arbeite in einem Linzer Krankenhaus auf einer "normal" Station. Ich habe sehr viel mit Krebspatienten und Schwerkranken zu tun. Das Team unserer Abteilung versucht den Hospizgedanken so gut es geht in den Stationsablauf zu integrieren. Wir sorgen wenn möglich für ein Einzelzimmer, haben oft Begleitpersonen über Nacht, es gibt keine Besuchszeiten mehr und wir machen eine möglichst individuelle Palliativpflege. Wir können natürlich manches nicht bieten, aber da wir selten die Möglichkeit haben unsere Sterbenden auf die Palliativabteilung im Haus zu verlegen, versuchen wir eben eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.

Wir arbeiten auch viel mit mobilen Hospizdiensten zusammen und das funktioniert immer super!

Es ist ein gutes Gefühl für mich, wenn ich weis, das es viele Pflegende gibt, denen dieses Thema wichtig ist. Schön wenn ihr in eurer Ausbildung die Möglichkeit habt solche Einrichtungen zu sehn!

Liebe Grüsse
Elisabetha
 
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