"Holcaust verjährt nie"

Mir liegt noch etwas am Herzen: "Im April wird der Prozess gegen Oskar G. beginnen, der Buchhalter in Auschwitz war. Die meisten Täter sind verstorben. Denn die bundesdeutsche Rechtsprechung verhinderte lange Zeit die juristische Aufarbeitung"

taz.die tageszeitung, 28. Januar 2015.

Ich trauere nicht nur - ich bin auch wütend! Vorgestern und Gestern waren Zeitungen voll mit Erinnerungsrerden - und Übermorgen wird es wieder unter dem Teppich gekehrt, dass kaum einer der Täter zur Rechenschaft gezogen wurde.
Das, was zwischen 1945 und heute in Deutschland diesbezüglich abgespielt hat macht mich so richtig wütend: "6.000 mutzmaßliche Täter aus auschwitz sind der Zentralen Stelle namentlich bekannt. Die allermeisten sind längst verstorben. Nur die allerwenigsten von ihnen mussten sich jemals vor einem Gericht verantworten." Denn es wurde von Bundesgerichtshoh 1969 bestimmt, dass für die Verurtelung wegen Beihilfe ein individuellesr Schuld nachgewiesen werden muss - was im seltenstenn Fälling möglich ist...


Shimon
 
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Ja, das habe ich mich auch oft gefragt, wie das sein kann und darf. Dieses Versäumnis müsste eigentlich auch strafbar sein, da dadurch die Täter für Jahrzehnte gedeckt wurden.


in den 60ern und den 70ern hat noch andere haarsträuben ereiegnisse gegeben, denke nur auf dem spielfilm:"rosen für den staatsanwalt" oder wie kreisky, den arzt dr hoff beschützt hat (in östrreich)...(vom freispruch vom nowak ganz zu schweigen...auch in österreich!).

shimon
 
in den 60ern und den 70ern hat noch andere haarsträuben ereiegnisse gegeben, denke nur auf dem spielfilm:"rosen für den staatsanwalt" oder wie kreisky, den arzt dr hoff beschützt hat (in östrreich)...(vom freispruch vom nowak ganz zu schweigen...auch in österreich!).

shimon

Ja, wenn die Täter dann sogar in den Richterstühlen der Nachkriegsgeneration sitzen, ist es leider kein Wunder! Aber auch das sollte jetzt unbedingt nachträglich juristisch aufgearbeitet und korrigiert werden.
 
In den verschiedenen Zeiten gab es immer Völkermorde, ethnische Säuberungen ... und es gab immer auch Diffusion und Assimilation von Völkern/Volksgruppen in andere Völker (von denen fast nur die Historiker reden, weil sie schlechter zeitlich einzuordnen sind wegen der fehlenden "Heldenmythen") ...

Die Shoah war (für uns) deshalb ein so schreckliches Ereignis, weil genau DIESE Kombination von Mentalität(en) und anderen Bedingungen wie Soldatenverfügbarkeit (man verzeihe mir dieses Wort!) Waffen- und Technologieverfügbarkeit BEI UNS gegeben war.

Früher wars bei uns der Hunnensturm, die Schwedenkriege und die Türkenkriege ... viele Kreuze in der Landschaft mit namen Hunnenkreuz, Schwedenkreuz, Türkenkreuz erinnern daran, wie sehr die damaligen Menschen DAVON traumatisiert waren - und wie schnell eigentlich die Schrecken vergessen - oder verdrängt wurden!

So wird einst auch der Holocaust "verjähren", die Erinnerung reduziert werden - und übertüncht von anderen, immer als am Schrecklichsten erscheinenden Ereignissen ....... ich hoffe wirklich, ich irre mich im letzten Punkt!

LG cerambyx
 
So wird einst auch der Holocaust "verjähren", die Erinnerung reduziert werden

Wahrscheinlich wird es schon immer ein paar Schriftsteller geben, die sich diesem Thema widmen und es sich aneignen, und zwar aus dem schlichten Grund, weil es einfach auch viel Material gibt, worauf dabei zurückgegriffen werden kann und Autoren ein Stoffrepertoire brauchen, das sie anspricht und innerlich bewegt. Die historische Distanz wird vielleicht auch die noch bestehenden blinden Flecken und bewussten Selbstrechtfertigungsversuche tilgen, weil dann andere darüber urteilen werden, die wirklich nicht mehr zeitnah zu den Ereignissen leben, so wie wir jetzt auch Distanz zum Mittelalter haben. So in etwa stelle ich es mir vor. Im Moment scheuen sich immer noch viele Autoren davor, solche "schweren" Themen anzugehen, weil es wirklich schwierig ist, dem gerecht zu werden.
 
So wird einst auch der Holocaust "verjähren", die Erinnerung reduziert werden - und übertüncht von anderen, immer als am Schrecklichsten erscheinenden Ereignissen ....... ich hoffe wirklich, ich irre mich im letzten Punkt!


Ausserdem, für das einzelne Opfer von "zu Tode Qälen in einem Arbeitslager" ist es relativ egal wie viele Opfer sein oder ihr Schicksal teilen.

Versuche ganze Völker auszurotten gab es schon immer. Gerade heute hab ich einen Bericht im Radio gehört wie die weissen Siedler auf Tasmanien die Ureinwohner gezielt ausgerottet haben. Im Gegensatz zu den Nazis waren die (aufgrund der viel geringeren Anzahl der Zielpersonen) auch erfolgreich.
 
Mir liegt noch etwas am Herzen: "Im April wird der Prozess gegen Oskar G. beginnen, der Buchhalter in Auschwitz war. Die meisten Täter sind verstorben. Denn die bundesdeutsche Rechtsprechung verhinderte lange Zeit die juristische Aufarbeitung"

Dieser Oskar G. war damals etwa 19 Jahre ... ich würde mich nicht getrauen, ein Urteil zu fällen über diesen damals jungen Mann, der einfach seine Pflicht erfüllen wollte und wohl dann auch mußte. Was hätte er denn tun sollen - bitte aber nicht aus der heutigen Sicht argumentieren; denn WIR leben einfach nicht in dieser Zeit voller Repressalien und Spitzelwesen und und und ...

WAS hätte er denn wissen müssen, um abschätzen zu können, was aus seinem Beitritt zur HJ mit 17 Jahren sich alles entwickeln würde? Und während der nachfolgenden Dienstzeit und Karriere ? - ich kann nicht beurteilen, was Kritik oder ein Versetzungsgesuch für Folgen gehabt hätte ....

cerambyx
 
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Der Holcocaust war in keinster in dieser Form vorhersehbar deshalb trifft dem deutschen Volk nicht die geringste Schuld.


LOL

Nöööö. Überhaupt nicht. Vor dem Holocaust gab es tausend Jahre lang ja nur 49347 mehr oder weniger gross angelegte, mehr oder auch mal weniger von der Obrigkeit angeordnete tödliche Übergriffe auf Juden in Europa.... :whistle:


Was bei den Nazis eher neuer war ist daß hier die Juden ethnisch verfolgt wurden, nicht nur wegen der Religon, wie bei vielen früheren Gelegenheiten (konvertierte Juden wurden ja anscheinend lange Zeit nicht verfolgt, das war im 3. Reich völlig irrelevant)
 
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