Kalihan schrieb:
Ohren und Augen sind unsere meistgenutzten Sinnesorgane. Wie unterscheiden sich diese zwei Sinne, was haben sie gemeinsam?
Darüber möchte ich mir mit euch bewusster werden.
lg Kalihan
Danke Kalihan, für den Thread. Der Aspekt der Wahrnehmung fehlt mir hier oft. Wie läuft sie ab, wie funktioniert sie? Was wissen wir?
Die Augen nehmen von irgendwoher ein Bild ab, dieses irgendwo nennen wir die Umgebung. Je nachdem, wo wir sind, also irgendwo. Es wird also eine ENergie aufgenommen durch die Augen, durch die in uns ein Bild entsteht. Je nachdem, wie der Apparat funktioniert, erscheinen die Farben etwas anders oder die Schärfe verblaßt, das Blickfeld ist verkleinert etc.
Bei den Ohren wissen wir, daß sie Geräusche aufnehmen. Es macht eigentlich höchstens ästhetischen Sinn, Töne aus der Klasse der Geräusche auszusondern. Geräusche sind zunächst mal sinnlos. Im Gegensatz zu den Worten, die wir hören, die haben einen immanenten Sinn. Auch beim Hören wird also- wie wir jetzt wissen- Energie aufgenommen.
Nun, was ist mit diesem Wissen? Zum Abort damit und auf's Knöpfchen gedrückt.
Man kann das alles nicht so einseitig sehen. Wenn Energie reinströmt in uns, dann würde eine Lücke da zurückbleiben, wo die Energie herkommt, irgendwo wäre immer eine Lücke im Universum. Wie in dem Spiel früher, bei dem man Kästchen in einem Rahmen so hin- und herschiebt, daß ein Bild entsteht. man müßte Angst haben, daß man hineintritt.
Es ist aber keine Lücke im Universum zu finden, alles läuft hier nach natürlichen Prozessen ab, auch die schwarzen Löcher sind bis auf ihre Einzigartigkeit nicht ungewöhnlich, keine "Lücke", an die wir uns nicht gewöhnen könnten.
Behalten wir also das Denken aufrecht und stellen fest, daß gleichzeitig die gleiche "Menge" an Energie ausgesendet werden muß aus unseren Augen und Ohren. Es findet also ein Austausch statt mit der Umgebung. Auf das rezeptive Hören und Sehen darf man die Wahrnehmung von Augen und Ohren nicht reduzieren.
Schauen wir uns die Gegenseite an, die wegstrahlende Energie. Unser Auge ist zur Bildverarbeitung gemacht, also können wir davon ausgehen, daß es Bilder sendet und keine Wärme. Man mag die Liebe des herzens durch die Auge leiten, aber das Auge an sich, ist das nicht auch aus Liebe gemacht? Naja ich denke schon. Glaubenssache. Unsere Augen würden die Liebe aber nicht sehen können, sie müsen ein Bild haben, das sie identifizieren können. Sonst können sie die abgehende Energie nicht bemerken. Die Feinstofflichkeit der abgehenden Energie ist von Person zu Person unterschiedlich, so kommt ein individuelles Innenleben zustande. Nur wenige Menschen haben in der zivilisierten Welt einen Einblick in diese innere Welt, in den "Spiegel unserer Wahrnehmung". Sie erschließt sich uns z.B. über das Träumen. Hier können wir wenigstens unser inneres Auge benutzen, dem wir sonst durch die Aufgeregtheit der Umwelt unsere Wahrnehmung versagen.
Unser Sehapparat ist dann voll entwickelt, wenn Innen und Außen überein kommen. Da wir im Grunde zwei Bilder sehen- die Außenwelt und seinen Spiegel, unsere innere Welt- ergibt sich eine erschöfende Tätigkeit, die zum Verlust der vollen Funktionsfähigkeit uns schließlich zum sterblichen Verlust der Sehfähigkeit führt. Wenn die innere Welt mit der äußeren Welt harmoniert, also zu 100% konsonant ist, arbeitet der Sehapparat mit aller zur Verfügung stehenden Energie und damit optimal. Notwendig dafür ist es, Zeiten zu schaffen, in denen äußere und innere Wahrnehmung übereinstimmen. Gemeint ist ein Verzicht auf innere Bilder, wenn die Augen auf sind und ein Verzicht auf das Greifen des Auges nach Objekten, wenn die Augen geschlossen sind. Eine wahrnehmungsfreie zeit gibt es für das menschliche Auge nicht. Solange es an einem menschlichen Körper hängt, produziert es Bilder, denn dafür ist es gemacht. Wenn die Funktionstüchtigkeit für das äußere Sehen dahin ist, werden weiter Bilder in's innere produziert. Der einzunehmende Zustand ist ein Achtsamkeitsgrad, der die Achtsamkeit für die Bewegungen des Geistes umfaßt, die in Denkpausen wahrgenommen werden kann. Nicht das Denken, sondern die Bewegung in den Denkpausen. Nur so kann das unaufhörliche Produzieren von Bildern beherrscht werden. Es soll nicht kontrolliert werden, das Bewußtsein soll diesen Teil der Wahrnehmung- das Denken- beherrschen. Wie ein Reiter sein Roß. Denken, wenn man es will und nicht, weil man muß. Das Gehirn ist sonst ein Muskel, der ständig arbeitet.
Das Hören ist komplexer, weil mit der Wortbedeutung verbunden. Wir lesen nicht mit den Augen, sondern mit einer inneren Stimme. Der hören wir zu. Wenn wir innerlich nicht den Text des Gelesenen sprechen, verlieren wir das Bewußtsein für das Gelesene und können es nicht verstehen. Das Wort und seine Wirkung insgesamt ist also dem Hören zuzuordnen. Hier haben wir eine Gesamtheit von Worten, die während eines Lebensweges vom Ohr nicht nur aufgenommen werden, sondern auch über das Ohr in den menschlichen Geist ausgeschieden werden. Alle Worte entstehen innerlich im Sprechapparat und dringen über das Hören in unsere Wahrnehmung. Die produzierten Worte sind die Reflexionen- das Spiegelbild- der Wahrnehmungen, die wir hatten, haben oder meinen in der Zukunft zu haben. Durch das hören innerer Worte dringt damit der Komplex "Zeit" in unsere Wahrnehmung. An der Abfolge der Worte merken wir, daß die Zeit vergeht. Oder wir sehen auf die Uhr und denken (=hören): viertel vor drei.
Sehr interessant in diesem Zusammenhang ist die Frage, warum die Menschheit daran festhält, ihre gehörten Worte zu unterteilen. In gute und schlechte Worte, gehörte Worte und verdrängte Worte, leckere Worte und fiese, in kätzerische Worte und Worte Gottes etc. etc.
Da kommt ja nun etwas hinzu, unser Wertungsprozeß. Wir hören nur das, was wir hören wollen. Wir müssen unseren inneren Stimmen nicht folgen, das wissen wir alle. Man kann sich überwinden. Aber warum überwindet man ständig das, was man hört? Warum halten die Menschen daran fest, sich durch selektives Hören Meinungen zu bilden, genauso wie sich ein gut funktionierendes Auge irgendwann energetisch auf eine "persönliche Sicht" herunternudelt? Unsere Körper würden ja schließlich überbleiben, wir könnten uns doch trotzdem hier eine nette Zeit machen. Vielleicht würden wir weniger Unfug treiben, bewußter leben und einfach nur in Ruhe schauen und hören. nach all dem Komplizierten gaaaaaaanz einfach.
Grüße!!