Das
Geistselbst, das
höhere Selbst des Menschen im engeren Sinn, das ihn als Genius inspiriert und in der theosophischen Tradition auch als
Manas (skrt.) oder Karana Sharira bezeichnet wird, ist jenes Wesensglied des Menschen, das durch die bewusste Arbeit des individuellen Ichs am menschlichen Astralleib gebildet wird. Die jüdische Kabbala kennt es unter dem Namen Neschama (hebr. שמה‎נ, auch N'schama), der aber auch für die Bewusstseinsseele gebraucht wird, insbesondere in ihrer Verbindung und Verschmelzung mit dem Geistselbst. Nach Rudolf Steiner wurde das Geistselbst auch als Salomo (hebr. שלמה ‎, Schəlom
) bezeichnet, nach dem gleichnamigen israelitischen König, bei dem alle 7 Wesensglieder des Menschen schon sehr vollkommen veranlagt waren:
"Und endlich nannten sie Manas oder Geistselbst dieses Vorfahren - weil sie sagten, ein solches Geistselbst muß die Anlage in sich enthalten innerlich abgeschlossen zu sein, in sich im Gleichgewicht zu sein - , mit einem Wort, das da bedeutet «inneres Gleichgewicht», «Salomo»." (Lit.: GA 116, S 83)
Das Geistselbst entsteht in dem Maße, als es dem menschlichen Ich gelingt, die Herrschaft über die angeborenen Triebe, Empfindungen und Begierden zu gewinnen. Während der naturhaft dem Menschen verliehene Astralleib das Ich wie eine äußere Hülle umgibt, wird das Geistselbst zum unverlierbaren inneren Bestandteil der menschlichen Individualität. Das Ich beginnt sich dadurch mit jenen schöpferischen geistigen Kräften zu erfüllen, die imstande sind einen eigenständigen Astralleib zu schaffen. Geistig veranlagt wurden diese Kräfte bereits auf der planetarischen Entwicklungsstufe des alten Mondes. Im Zuge seiner geistigen Entwicklung beginnt der Mensch, diese Kräfte in seinen innersten Wesenskern aufzunehmen. Das macht ihn erst im eigentlichen Sinn zum Menschen. Unser Wort «Mensch» weist sehr deutlich auf diesen Zusammenhang mit Manas hin. Voll und ganz wird das erst auf dem neuen Jupiter (in der Apokalypse des Johannes auch als Neues Jerusalem bezeichnet) geschehen, doch schon während unseres irdischen Daseins wird dafür eine wesentliche Vorarbeit geleistet. Bei geistig hochentwickelten Menschen, die bereits sehr energisch an der Läuterung ihres Astralleibes gearbeitet haben, und deshalb zurecht als «Heilige» bezeichnet werden, können sich schon heute wesentliche Bereiche des Geistselbstes entfalten. In der Terminologie der morgenländischen Weisheitslehren wird das Geistselbst als «Manas» bezeichnet, in der christlichen Ausdrucksweise als «Heiliger Geist».
Indem das Geistselbst im innersten Wesenskern des Menschen tätig zu werden beginnt, erwacht der Mensch allmählich zu einem neuen, höheren Bewusstsein, das ihm durch Imagination, d.h. durch bewusste bildhafte geistige Wahrnehmung, den Blick auf die geistige Welt eröffnet.
Das Geistselbst, wie es heute auftreten kann, wenn sich der Mensch entsprechend dazu vorbereitet hat, ist kein innerlicher Bestandteil des Menschen. Dazu kann es erst auf dem Jupiter werden. Was auf der Erde als Vorwegnahme des Geistselbst auftritt, wird dann richtig aufgefasst, wenn man es ansieht als ein Element, das aus der geistigen Welt in den Menschen hinein scheint. Auf der Erde soll der Mensch sein Ich entwickeln - und dazu ist es notwendig, dass das Ich in der Erdenzukunft die Vorausnahmen von Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch durchlebt - ohne aber der Illusion zu verfallen, dass diese höheren Glieder bereits sein Eigen genannt werden dürften.
Quelle: wiki.anthroposophie.net/Geistselbst