Hinayana- und Mahayana-Buddhismus

Ich versichere dir, der Buddhismus ist schon lange völlig authentisch hier im Westen angekommen. Aber ...

Also da stimme ich eher dem "Aber" zu:

Das deutsche Wort "Diamantweg" wurde aus dem Sanskritbegriff "Vajrayana" entwickelt. Im deutschen Sprachraum bezeichnet dieser Begriff und dessen Verwendung den im Westen vertretenen Zweig der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus, der von Ole Nydahl gegründet wurde. Die Diamantweg-Zentren beziehen sich auf den 16. Karmapa, den 17. Karmapa Thaye Dorje und Künzig Shamar Rinpoche. Andere Schulen des Vajrayana verwenden den Begriff "Diamantweg" nicht.

In den Zentren des Diamantwegs werden nach eigenen Aussagen die Lehren der Karma Kagyü-Schule in einer "für den Westen besonders geeigneten Form" übertragen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Diamantweg

Hier wird doch schon deutlich, dass die Schule des Diamantweg eigentlich dem tibetischen Buddhismus sehr, sehr nahe steht, dass es aber eine Art Transformation für den Westen gegeben hat.

"Darüber hinaus kann der karmische Verdienst (punya) im Mahajana durch einen Bodhisattva übertragen werden: parinamana "

Nein. Das stimmt wirklich nicht. Also mal abgesehen davon, daß die hohen Bodhisattvas gar kein Karma mehr haben, sprich spirituellen Verdienst, so könnten sie es dennoch nicht übertragen, selbst, wenn sie es hätten.

Du denkst also, dass das Buch, aus dem ich diesen Begriff und die Erklärung dazu habe, lügt oder dass dies in der Lehrer deiner Richtung nicht möglich ist ?
Wenn ich google, dann scheint es mir, dass ich dies doch auf einigen englischen Seiten so wiederfinde - allerdings auf keiner deutschen.

"Egal, ob dieser transzendente Buddha nun eine ewige Wesenheit ist oder ob dies der Ausdruck eines Wesens, das zum transzendenten Buddha wurde - beide Auffassungen gibt es - so ist es doch offensichtlich, dass diese Buddhas schließlich keine "MENSCHEN" mehr sind."

Jain. Bzw: Sowohl als auch. Da bist du ein kleines bißchen zu binär :) Denk nochmal n klitze kleines bissi drüber nach, wie das gemeint sein könnte. Nicht "entweder oder" ;-)

Ich sehe dahinter als Beobachter dieser Schriften 2 verschiedene Positionen in den Sutras. Du siehst darin kein entweder-oder, sondern den Ausdruck "eines" Sinns - das leuchtet mir ein. Aber das ist dann epistemologisch eine "idealistische" Position und nicht eine psychologisch-realistische :) ... auch wenn sie dir psychisch real erfahrbar ist.

Vielleicht hilf uns hier Avalokitesvara weiter. Dies ist im Mahayana-Buddhismus der Bodhisattva des universellen Mitgefühls. Wenn ich die elf Köpfe und 1000 Arme betrachte, dann habe ich nicht das Gefühl, ich hätte Schwierigkeiten mich hier zwischen entweder-oder-zu entscheiden. http://de.wikipedia.org/wiki/Avalokitesvara
Dieser "Transzendeten Bodhisatta" erfreut sich großer Beliebtheit: "Ihn ruft man vor allem in aktuer Gefahr an. Er schützt vor Räubern und Schiffbruch, löscht Feuerbrünste, entwaffnet Feinde, ... . Ebensogut kann er aber auch zum Nirvana führen."
(Literatur dazu: Karandavyuha S.282, Saddharmapundarikasutram S.289.)

Also mein Eindruck ist, dass Du hier vielleicht die eher westliche oder intellektuelle Version der Vajrayana-Schule innerhalb der Mahayana-Richtung vertrittst. Wenn ich das richtig sehe, dann ideirt und visualisiert der angehöriger deiner Richtung einen Buddha. Einerseits ist dies dann "nur" Ideation, andererseits ist es auch ein "wirkliches Erlebnis".
In vielen anderen Mahayana-Richtungen ist dies aber doch anders und der "transzendente Buddha" wird wirklich als ein Wesen zum anbeten gedacht.

Natürlich ist es falsch von "dem" Mahayana und "dem" Hinayana zu sprechen, weshalb wir ja in diesem Thread von Beginn an von "Richtungen" sprachen. Letztlich stehen Schulen und Unterschulen hinter diesen Richtungen und dann kommt es ganz konkret darauf an, welche Schule mit welcher Ausprägung gemeint ist.

Wenn ich all dies aber jetzt richtig sehe, dann räumst Du doch jetzt auch diesen generellen Unterschied ein.
Es gibt zwar keinen Schöpfergott im Mahayana, aber dennoch gibt es hier transzendente Buddhas, die unter bestimmten Bedingungen, "erscheinen" können. Und meiner Meinung nach kann ein Bodhisattva sehr wohl "helfen".
Zwar muss man den Weg letztlich alleine gehen, dennoch gibt es Hilfe "von außen".

Mir geht es bei all dem nicht um eine Bewertung, sondern vor allem um eine Beschreibung der verschiedenen Richtungen. Und ich bin froh, wenn ich Differenzen finde, so dass die jeweils unterschiedenen Seiten hierdurch Kontur gewinnen.
Ich will auch nicht irgendwie die Gültigkeit deines Weges angreifen oder auch nur bezweifeln.

Liebe Grüße :)
Energeia
 
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FrischMilch schrieb:
Hallo Energia

Versuchen wirs aufzudröseln.
Es ist natürlich so, daß ich eher das "fachchinesisch" unserer Linie benutze und ich habe auch mit einem parallel laufenden Thread vermischt. Sorry, für die Unübersicht....

Kurz die Begriffe um Gott, göttlich und all das. Wir kennen uns ja nicht, vielleicht klärt es das:

In den Sutras ist die Rede von Göttern. Diese gehörem den Daseinskreislauf an, wie wir Menschen. Sie erleben zwar viel Glück, werden angebetet etc, sind aber sterblich, erleben ein Ego oder eine Ich-Perspektive, kennen ebenso, wie die Wesen anderer Daseinsbereiche (Menschen, Asuras, Tiere, Geister und Paranoiabereiche) nicht diue Natur ihrer Geistes. Sie sind also gewöhnliche Wesen, die im Vergleich zu Menschen zwar extrem langlebig sind und div. Fähigkeiten haben, aber sie sind keine Schöpfer.
Das ist das, was Buddha über Götter lehrte.

Dann gibt es den christl. Begriff Gott, gemeint ist der eine, der Schöpfergott. Zumindest die offizielle Sicht der Kirche und der meisten Christen ist so. Daß es einige Neochristen gibt, die den Begriff umdeuten, ist mir bewusst, aber die genaue Definition innerhalb der Christen, können sie selbst machen. So lange nehme ich die offizielle Variante, und in der ist er das einzig wahre, der Schöpfer, ein Wesen der Allmächtigkeit.

Ein Gott, in dieser Weise, kann nach dem Buddhismus nicht existieren, während die Götter der 6 Daseinsbereiche im Prinzip gewöhnliche, unerleuchtete Wesen sind, die auf jeden Fall vergänglich sind.

Die reinen Länder, über die wir sprachen, sind nicht die Breiche der Götter.
Wenn wir jetzt aber die Bereiche der Götter und das wirken der Buddhas ankucken, kommen wir schnell in den Sagen-Bereich, wo es zB heisst, daß sich jeder kommende Buddha (also wie der Shakyamuni, die dann erscheinen, wenn es keinen Dharma mehr gibt) im Tuschita Himmel aufhalten, bis sie sich als Mensch inkarnieren. Das ist ein Bereich, der den Göttern zugeordnet wird.
Das können wir nicht nachvollziehen, wird aber auch in einigen Sutras gelehrt. daß die Buddhas auch in den Götterbereichen lehren.
Daraus ist zB "Vedanta" im Hinduismus entstanden, was eigentlich letztlich Buddhismus ist.

"Ich habe nicht von der "Wirkung" gesprochen, sondern von der epistemologischen Position. Eine psychologisch-realistische Wirkung und eine psychologisch-realistische Epistemologie sind wohl sehr verschiedene Dinge."

Das kapier ich null. Ist bestimmt auch nciht so wichtig.

Denn dies: "Also scheinst Du zuzustimmen, dass die epistemologische Position psychologisch-realistisch ist"
Natürlich ist sie das. Aber die weiterführenden Erklärungen der anderen Schulen eben auch. Darum finde ich den Diamantweg für mich angenehmer und aufschlussreicher, weil der ganze Weg, bis zur Erleuchtung nachgewiesen wird. Das System passt, ohne Lücken.

"Ich habe nicht von der "Wirkung" gesprochen, sondern von der epistemologischen Position"

Das ist wiederum dein Point of state. Denn letzlich gibt es Leute die erkennen sich sofort im tib. Buddhismus, andere im Theravada. Es ist nicht möglich zu sagen, dies oder das wäre besser oder lebensnäher oder abstrakter als etwas anderes. Es hängt einzig von den Fähigkeiten und Neigungen des Betrachters ab.
Dacord?

"Ja, das ist insgesamt mein Eindruck. Du sprichst vor allem über den gegenwärtigen, lebenden Buddhismus, wie er dir persönlich bekannt ist und ich sprach vor allem über die vergangenen Lehren und Schriften."

Das kann gut sein. Umissverständlicher (ich mach mich hier schliesslich nciht für mich, sondern für meine Theravada-Mitschüler gerade), wäre vielleicht der Begriff "klassischer Buddhismus", oder "südlicher Buddhismus".


Den Begriff "transzendent" benutzen wir eigentlich nicht. Ich kann mir nichts darunter vorstellen. Meinst du damit, daß spezielle Buddhaaspekte spezielle Störungen in Weisheit umwandel, zB. Zorn in "Spiegelgleiche Weisheit"?

Dann ja, das ist ein Unterschied, zum Theravada. Es geht hier um die Fruscht, die Buddhaschaft. Das Theravada wendet diese Methoden nicht so gezielt an. Sie lösen die Störungen schwerpunktmäßig durch den 8-Fachen Pfad.

Das Ziel im Theravada ist das Auflösen der Ich-Illusion. Also Befreiung vom eigenen Leid.
In den Sutras wird beschrieben, daß diese Arhatschaft aber nicht das Ende ihrer Entwicklung ist, sondern sie dann weiterführenden Lehren folgen werden. Die Buddhas werden sie dazu auffordern, sich der vollen Erleuchtung zum Wohle aller zu widmen.

Es ist aber nicht richtig, daß im Mahayana die Erleuchtung von Aussen oder anderen bewirkt wird.
Die eingesetzten Buddhas sind quasi ein Spiegel, der eigenen Fähigkeiten. Auf sie zu meditieren, gibt völlig überpersönliche Rückkopplungen im Geist, die dann zu Weisheit, sponate Einsicht und Furchtlosigkeit führen. Die Buddhas sind nichts äusseres.
Wir sind zwar gewohnt, in unserem Leben alles dualistisch wahr zu nehmen, so als gäbe es etwas ausserhalb unseres Geistes. Es gibt ein "Ich", also erleben wir automatisch ein "du" oder ein "anderes".
Dieses Prinzip wird vor allem von Diamantweg aufgegriffen und umgewandelt. Wir denken, die Buddhas sind was äusseres, bis man sie trifft. ;-)
Es ist also Methodisch.

SInd die Fragen geklärt?

@Gerrit
Du wolltest dieses Gespräch doch nciht als Aufhänger nutzen, um wieder Stunk gegen Tantra und Geheimhaltung zu machen, und wieder über Raja und Sex zu sprechen?
Da drehen wir uns im Kreis, und so sehe ich einsweilen unser Gesprpäch für abgeschlossen.

Gruß FM

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese ganzen verworrenen Ideen zu irgendetwas nützlich sein können. Ich selber würde sie eher als Ballast empfinden und hätte sie bestimmt schon lange über Bord geworfen. Darum interessieren mich diese ganzen Überlegungen eigentlich überhaupt nicht und ich habe ehrlich gesagt auch gar keine Lust, damit meine Zeit zu verschwenden. Man kann nämlich die tollsten Theorien konstruieren. Wenn man aber gegen die spirituellen Grundsätze verstößt, und dazu gehört für mich unbedingt die Enthaltsamkeit, dann nützen dir alle diese Theorien nichts.

Was mich aber interessiert, sind insbesondere drei (vier) Fragen:

1. Glaubst du ohne Enthaltsamkeit Erleuchtung zu erlangen? (Lebst du selber enthaltsam?)
2. Wie sieht deine spirituelle Praxis aus?
3. Bist du Sympathisant oder Mitglied Ole Nydahls?
 
"Darum interessieren mich diese ganzen Überlegungen eigentlich überhaupt nicht und ich habe ehrlich gesagt auch gar keine Lust, damit meine Zeit zu verschwenden"

Ok. einig.


1. "1. Glaubst du ohne Enthaltsamkeit Erleuchtung zu erlangen? (Lebst du selber enthaltsam?)"
Nein, zum Glück nicht. Scheiss doppelte Verneinungen. Ich habe Sex, und wirklich sehr erfüllend. Sex ist nur ein Hinderniss zur Erleuchtung, wenn man verkorkst ist.

2. "2. Wie sieht deine spirituelle Praxis aus?"
Ich mache Yidam Praxis. Jeden Tag. Mal länger, mal kürzer.

3. "3. Bist du Sympathisant oder Mitglied Ole Nydahls?"

Ja. Er ist mein Lehrer bzw Lama. Weiter noch: Wurzellama. Ich habe schon lange keine Zweifel (mehr)
 
Hallo FrischMilch

Ich habe mich einmal nach den Lehren des Kagyü umgesehen. Hättest du Lust ein wenig darüber zu erzählen? Mir wäre es ganz angenehm, wenn wir uns zuerst auf die "Vier Yogas des Mahamudra" konzentrieren könnten und anschließend aud die "Sechs Yogas von Naropa", weil ich gerne zuerst das erste verstehen möchte, um mich dann dem zweiten zuzuwenden. Und am Ende könnte man vielleicht sogar noch ein paar Worte zu den tantrischen Praktiken verlieren.

Die Hauptübertragung der Kagyü-Schulen ist die Lehre des Mahamudra (Großes Siegel oder Großes Symbol), die von Naropa an Marpa übermittelt wurde und von Gampopa in verschiedenen Werken dargelegt wurden. Auch die sog. "Sechs Yogas von Naropa", die nahezu in allen Schultraditionen des tibetischen Buddhismus zu finden sind, haben in den Kagyü-Schulen große Bedeutung.

Die Lehre des Mahamudra basiert auf verschiedenen Stufen meditativer Praxis, den sogenannten "Vier Yogas des Mahamudra":

1. Die Entwicklung eines einsgerichteten Geistes
2. Die Transzendierung konzeptueller Vorstellungen
3. Die Kultivierung der Sicht, daß alle Phänomene von grundlegend nichtdualer Natur, "ein Geschmack" sind
4. Die Frucht des Pfades, der jenseits der noch verschleierten Anstrengung der Meditation liegt

Es wird gesagt, daß durch diese vier Stufen der Praktizierende der vollständige Verwirklichung des Mahamudra erlangt.

Zu den Sechs Yogas von Naropa zählen:

1. Yoga der Inneren Hitze (Tumo)
2. Illusionskörper-Yoga (Gyulü)
3. Traumyoga (Milam)
4. Yoga des Klaren Lichts (Ösel)
5. Bewusstseinsübertragung (Phowa)
6. Yoga des Zwischenzustandes nach dem Todeseintritt (Bardo)

Wichtige tantrische Praktiken, die in den Kagyü-Schulen weitergeben werden, sind die Yidampraxis über Chakrasamvara, Hevajra und Vajravarahi.

Kagyü
 
FrischMilch schrieb:
"Darum interessieren mich diese ganzen Überlegungen eigentlich überhaupt nicht und ich habe ehrlich gesagt auch gar keine Lust, damit meine Zeit zu verschwenden"

Ok. einig.

1. "1. Glaubst du ohne Enthaltsamkeit Erleuchtung zu erlangen? (Lebst du selber enthaltsam?)"
Nein, zum Glück nicht. Scheiss doppelte Verneinungen. Ich habe Sex, und wirklich sehr erfüllend. Sex ist nur ein Hinderniss zur Erleuchtung, wenn man verkorkst ist.

2. "2. Wie sieht deine spirituelle Praxis aus?"
Ich mache Yidam Praxis. Jeden Tag. Mal länger, mal kürzer.

3. "3. Bist du Sympathisant oder Mitglied Ole Nydahls?"

Ja. Er ist mein Lehrer bzw Lama. Weiter noch: Wurzellama. Ich habe schon lange keine Zweifel (mehr)

Dann hätte ich gleich einige Fragen. Du sagst, du hast Sex. Mich würde natürlich interessieren, wie dieser Sex aussieht. Wie oft hast du Sex? Hast du dabei auch Orgasmen? Du brauchst mir darauf nicht zu antworten, kannst mir auch eine PN schicken, wenn du möchtest.

Ich bin deshalb so neugierig, weil ich es für ausgeschlossen halte, spirituelle Fortschritte zu haben, ohne enthaltsam zu leben. Mit Enthaltsamkeit meine ich dabei in erster Linie, keine Orgasmen zu haben. Natürlich darf man intime Beziehungen haben, dabei sollte man allerdings jeden Orgasmus vermeiden. Weiter bin ich davon überzeugt, dass die Spiritualität eigentlich erst beginnt, wenn man die Verhaftung an die Sexualität abgelegt hat.

Soweit ich informiert bin, orientiert sich die tantrische Praxis doch auch an diesen Vorstellungen. Dort werden für den fortschrittlichen Yogi zwar intime Kontakte zugelassen, aber es wird doch darauf hingewiesen, den Orgasmus unbedingt zu vermeiden. Wie vereinbarst du das mit deiner Praxis? Wie willst du von der sexuellen Verhaftung freikommen, wenn du die sexuelle Glut immer wieder neu entfachst? (ich gehe jetzt einmal davon aus, dass du auch Orgasmen hast) Und ich bin davon überzeugt, dass dir das nicht gelingen wird, selbst wenn du noch andere spirituelle Praktiken ausübst.

Es wäre nett, wenn du ein paar Worte über die Yidam-Praxis sagen könntest. Ich kann mir im Moment nichts darunter vorstellen.
 
Yidams - Wurzel der Siddhis

-von Jamgön Kongtrul Rinpoche

Die gezielten Methoden des Vajrayana bewirken, daß die normalerweise als unrein erlebten Erscheinungen auf eine reine Ebene geführt werden. Der Kernpunkt dieser Umwandlung ist das Verständnis, daß alle Phänomene nur in relativer Hinsicht so erscheinen, wie wir sie erleben; in letztendlicher Hinsicht wohnt ihnen keinerlei wahrhafte Existenz inne: Sie sind nichts als ein Traum, eine Illusion. Wenn man diese eigentliche Seinsweise aller Dinge verstanden hat, so ist dies bereits das Erlebnis ihrer Reinheit.
Unreines in reines Erleben zu verwandeln funktioniert nicht so, daß man zum Beispiel ein Mantra sagt und infolgedessen dann die Phänomene umgewandelt werden. Es ist auch nicht so, daß bestimmte Substanzen diese Kraft hätten, oder daß man irgendwelchen Göttern Opferungen darbringt und sie einem dann helfen oder ähnliches. Das alles hat nichts mit dem zu tun, was beim Vajrayana geschieht. Worum es tatsächlich geht ist, das Verständnis zu entwickeln, daß die Welt der Erscheinungen nicht in sich Verwirrung darstellt, sondern daß erst unser Haften an den Dingen die Verwirrung ins Spiel bringt.

Um die Reinheit aller Dinge zu erleben, ist nichts anderes erforderlich, als zu verstehen: Auf relativer Ebene erscheinen die Dinge aufgrund von verschiedenen Bedingungen und in gegenseitiger Abhängigkeit - in letztendlicher Hinsicht sind sie jedoch nicht wahrhaft existent. Diese beiden Aspekte sind nicht voneinander getrennt.

Was ist nun eigentlich mit "unreine Erscheinungen" oder "unreines Erleben" gemeint? "Unrein" bezieht sich darauf, daß wir glauben, die Dinge seien wirklich und unabhängig voneinander existent. Der Glaube, daß die Dinge wahrhaft bestehen, ist eine extreme Anschauung, die unzutreffend ist, da die eigentliche Natur der Dinge Leerheit ist. Wenn man die Leerheit aller Phänomene erkennen will, kann man jedoch nicht in der Weise daran gehen, daß man einfach nur akzeptiert, was darüber gesagt wird und es dabei beläßt. Es würde tatsächlich sehr schwer sein, die wahre Natur der Dinge zu verstehen, wenn man nur darüber spricht oder es nur hört.

Nicht das bloße Erscheinen der Dinge macht also die Verwirrung aus, sondern die Art und Weise wie wir uns auf sie beziehen und an ihnen als wirklich existent anhaften. Weil die Dinge an sich Leerheit sind, sind sie jenseits von Kategorien wie "Entstehen" und "Vergehen", und daß sie in Erscheinung treten, ist der Aspekt der Ungehindertheit des Eigenausdrucks. Um das zu verstehen, werden die verschiedenen Methoden des Vajrayana verwendet.

Für die Praxis des Vajrayana braucht man die Anschauung, daß die Dinge nur in relativer Hinsicht erscheinen und ihrer eigentlichen Natur nach nicht wahrhaft existent sind. Dennoch ist es ja so, daß man jetzt die Dinge noch für wirklich hält. Dies sind also zwei verschiedene Perspektiven und worum es geht ist, sie miteinander zu verbinden, so daß sie nicht im ständigen Widerstreit miteinander stehen. Die verschiedenen Vajrayana-Methoden, wie zum Beispiel Meditation auf Buddha-Aspekte (Tib.: Yidam, wörtlich "Geistband") und Mantras, werden verwendet, um diesem scheinbaren Widerspruch ein Ende zu machen.

Von den "Drei Wurzeln" des Vajrayana - Lama, Yidam und Schützer - ist der Lama die wichtigste; Yidam und Schützer sind Manifestationen des Lama. Der Geist des Lama ist Dharmakaya, die Leerheit des Raumes. Die Yidams erscheinen daraus als ein Ausdruck des dem Geiste innewohnenden Mitgefühls und seiner Klarheit. Ihnen kommt also nicht eine wahrhafte Existenz zu, wie sie weltlichen Göttern zugeschrieben wird.

Der Grund dafür, daß die Yidams in vielfältigen Formen erscheinen - zum Beispiel friedliche und zornvolle - ist, daß die Schüler unterschiedliche Einstellungen, Anschauungen und Bestrebungen haben. Um diesen verschiedenen Wünschen gerecht zu werden, gibt es die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Yidams, als Mitgefühlsausdruck des Lama. Die Yidams erscheinen auch in so vielfältiger Weise, um zu symbolisieren, daß die ganze Vielfalt unseres Haftens an unreine Erscheinungen gereinigt wird.

Wir haben jetzt eine dualistische Auffassung und denken immer in dualistischen Kategorien. Deswegen können wir uns jetzt auch nicht auf den letztendlichen Yidam beziehen und benötigen etwas, das ihn repräsentiert. Die vielen Yidamformen, die wir von den Bilder her kennen, sind in dieser Weise Symbole für den letztendlichen Yidam.

Die Meditation auf die Yidam-Gottheiten wird in zwei Phasen unterteilt, die man "Entstehungsphase" (Tib.: Kjerim) und "Vollendungsphase" (Tib.: Dsogrim) nennt. Der Sinn davon ist folgender:

Alle Erscheinungen entstehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Etwas entsteht zu einem gewissen Zeitpunkt, besteht für eine Weile und vergeht wieder. Die beiden Phasen der Meditation werden verwendet um zu symbolisieren, daß dieses Prinzip des Entstehens und wieder Vergehens auf eine reine Ebene überführt wird.

Das Entstehen der Gottheit symbolisiert, daß die Anhaftung am Entstehen der allgemeinen Erlebniswelt gereinigt wird. Die Entstehungsphasen haben verschiedene Elemente: Zuerst stellt man sich selbst als die Gottheit vor, dann stellt man sich die Gottheit vor sich im Raum vor, man bringt Opferungen dar, macht Lobpreisungen usw. Der Grund dafür, daß man sich zuerst selbst als der Yidam vorstellt ist folgender: Wir alle halten uns für sehr wichtig. Wenn uns nun jemand sagt: "Du bist gar nicht wirklich vorhanden", so ist das für uns schwer zu verstehen und zu akzeptieren. Bei der Entstehungsphase geht man nun in der Weise damit um, daß man gar nicht darüber nachdenkt, ob man wirklich existiert oder nicht, sondern über diese Frage einfach hinweggeht und sich in der Form des Yidams vorstellt. Wenn man sich - im Gewahrsein, daß der Yidam ein Ausdruck völliger Reinheit ist - als Yidam vorstellt, verschwindet das Haften am Ich dann ganz von selbst.

Die Vorstellung des Yidams vor einem im Raum wirkt in derselben Weise: Wir haften jetzt an all den äußeren Objekten, die wir wahrnehmen. In der Entstehungsphase stellt man sich vor, daß die gesamte äußere Welt der reine Palast des Yidams ist. Der Yidam ist in diesem Palast und alle Wesen erscheinen in der Form des Yidams. Dadurch, daß man sich die unreinen Erscheinungen in ihrer reinen Form vorstellt, überwindet man das Haften an ihnen.

Es ist also wichtig zu verstehen, daß all diese Elemente in der Entstehungsphase einen symbolischen Gehalt haben. Ohne dieses Verständnis, beispielsweise mit dem Glauben, daß die Gottheit wirklich existiert, verwirrt man sich selbst in der Meditation und fördert sogar noch die Illusion.

Wenn man die verschiedenen Entstehungs- und Vollendungsphasen der Yidams verwendet, ist es wichtig zu wissen, was die Bedeutung der verschiedenen Formen ist. Warum zum Beispiel stellt man sich 16 Arme, vier Beine usw. vor, wenn zwei eigentlich genügen? Zu glauben, daß es einfach so ist weil die Yidams eben so aussehen, wäre eine verkehrte Anschauung. An die wahre Existenz des Yidam zu glauben, ist eigentlich etwas lächerlich und sehr verwirrend.

Man soll stattdessen verstehen, daß es etwas gibt, was gereinigt wird und ein Mittel der Reinigung. Die Vorstellung eines Yidams mit vier Armen ist beispielsweise ein Symbol dafür, daß unser normales Erleben aller Vierer-Kategorien - zum Beispiel die vier Elemente und alles andere, wovon wir glauben, daß es vierfach erscheint - gereinigt wird. Die drei Augen eines Yidams symbolisieren die Überwindung unseres Denkens in Dreier-Kategorien, zum Beispiel die drei Zeiten. Das Gleiche gilt für alle anderen Details der Gottheit; sie alle haben den Sinn, unser normales Haften an der Erlebniswelt zu reinigen.

Ohne dieses Verständnis verfällt man in der Meditation in völlig verkehrte Anschauungen; man glaubt dann entweder, daß die Dinge wirklich sind oder daß sie gar nicht bestehen. Man schlägt so einen völlig verkehrten Weg ein, der mit Vajrayana überhaupt nichts mehr zu tun hat, und auch nichts mehr mit Buddhismus als solchem. Die Yidams für wirklich zu halten und nicht zu verstehen, daß sie Symbole für die Reinigung unserer konzepthaften Anschauungen der Erlebniswelt sind, baut nur noch mehr Konzepte auf. Es bewirkt, daß sich die Illusionen, die man sowieso schon hat, noch mehr verstärken, was unter Umständen dazu führt, daß man in Meditation auf einmal große Angst bekommt oder daß verschiedene Gedanken aufkommen, mit denen man nichts anzufangen weiß. Deswegen ist es für die Meditationspraxis - besonders im Vajrayana - so wichtig, daß man sich die richtige Sichtweise aneignet.

Wie sieht nun diese richtige Sichtweise aus? Es ist das Verständnis, daß die relative Erscheinung der Dinge und ihre letztendliche Wirklichkeit eine Einheit bilden, nicht voneinander getrennt sind und sich nicht widersprechen.

Die Entstehungsphasen der Yidam-Gottheiten entsprechen der relativen Wirklichkeit, der Art und Weise wie die Dinge erscheinen. Die Vollendungsphasen entsprechen dem Prinzip, daß in letztendlicher Hinsicht die Dinge nicht wahrhaft existent sind. Zugleich braucht man auch das Verständnis, das beide eine Einheit bilden.

Die Vollendungsphasen verwendet man, um zu vermeiden, daß man in das Extrem fällt, die Dinge für wirklich vorhanden zu halten. Die Entstehungsphasen verhindern das Extrem, die Dinge für gar nicht vorhanden, für nur leer, zu halten. Das Verständnis, daß beide eine Einheit bilden, bewirkt, daß man versteht, daß alles die Einheit von Freude und Leerheit ist.

Wenn man in dieser Weise meditiert, kann man durch die Anwendung der Yidampraxis die allgemeinen und letztendlichen Errungenschaften erlangen. In diesem Sinne wird der Yidam als die "Wurzel der Errungenschaften" bezeichnet.

Die Schützer, die "Wurzel der Aktivität", kann man als den vielfältigen Ausdruck der Yidams sehen, die wiederum Ausdruck des Dharmadhatu-Geistes des Lama sind. Die Bedeutung der Schützer ist, daß - da das Vajrayana ein sehr tiefgründiger Weg ist - viele widrige Umstände und Hindernisse aufkommen können, wenn man den Weg geht. Man stützt sich auf die Schützer um diese Hindernisse zu beruhigen und beseitigen. Yidams und Schützer sind im Vajrayana sehr wichtig, jedoch ist der Lama, die Wurzel des Segens, das wichtigste Element. Der Grund ist, daß nur durch den Lama Segen und Inspiration in den eigenen Geiststrom eintreten können.

Allen Elementen die man auf dem Vajrayana-Weg verwendet, wohnt ein tiefer Gehalt inne: Der Körper des Yidam ist die Einheit von Erscheinung und Leerheit, das Mantra die Einheit von Laut und Leerheit und der Geist die Einheit von Bewußtheit und Leerheit. Wenn man diese Elemente in der eigenen Praxis verwendet, kann man - indem man völlig in diesem Gewahrsein ruht - den Stolz der Gottheit entstehen lassen. Dazu muß man jedoch ein Verständnis der tatsächlichen Bedeutung dieser Dinge haben. Es geht nicht darum, sich nur als Gottheit vorzustellen, denn durch die bloße Vorstellung kommt man nicht zu diesem Verständnis.

Praktizierende müssen drei Dinge verstehen: Die Anschauung ist, daß die beiden Arten der Wirklichkeit eine untrennbare Einheit ausmachen. Für den Weg ist das Verständnis wichtig, daß Methode und Weisheit eine Einheit bilden. Im Hinblick auf die Frucht braucht man das Verständnis, daß die beiden Kayas, die erlangt werden, eine Einheit sind. Insbesondere wenn man Mahamudra oder Maha Ati praktiziert, ist das Verständnis dieser drei Elemente sehr wichtig. Sonst kann man durch die Praxis eigentlich nicht die entsprechende Frucht verwirklichen.

Was hat es mit dem "letztendlichen Yidam" auf sich? "Liebevolle Augen" (Chenresig) zum Beispiel erscheint in einer ganz bestimmten Form, mit vier Armen usw. Dies ist aber nicht der letztendliche Aspekt dieses Yidams, sondern nur seine Erscheinungsweise. Der letztendliche Yidam ist das Gewahrsein, daß Chenresig Ausdruck des Mitgefühls aller Buddhas ist.

Die Form, wie "Diamant-Schweine-Mädchen" (Dorje Phagmo) erscheint, ist ihre symbolische Form. Die letztendliche Dorje Phagmo ist, daß sie der Raum der Phänomene, die höchste transzendierende Weisheit, die Mutter aller Buddhas ist, die alle Buddhas hervorbringt. Sie ist das Paramita der Weisheit.

Aus: Kagyü Life Nr. 17, 7. Jahrgang (April 1995)

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Soviel zu Yidam, Gottheit und zum Absoluten (höchste transzendierende Weisheit) :)
 
opti schrieb:
Dann hätte ich gleich einige Fragen. Du sagst, du hast Sex. Mich würde natürlich interessieren, wie dieser Sex aussieht. Wie oft hast du Sex? Hast du dabei auch Orgasmen? Du brauchst mir darauf nicht zu antworten, kannst mir auch eine PN schicken, wenn du möchtest.
Bist du immer noch auf deinem Sex-Trip ???
Das hast du doch schon mal in Sex- und Meditation ausgewalzt und dir die Finger verbrannt. Fang doch hier das Pferd nicht noch mal von der flaschen Seite aufzuzäumen.
 
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opti schrieb:
Mich würde natürlich interessieren, wie dieser Sex aussieht. Wie oft hast du Sex? Hast du dabei auch Orgasmen?

Wieso ist das eigentlich in deinen Augen natürlich, daß dich das so brennend interessiert? *grübel*
...Also mich zum Beispiel interessiert das natürlich kein bißchen, ob und was ein anderer im Bett tut oder auch nicht (oder wo sonst auch immer)...
Was ist - nach Abschluß der Pubertät selbstverständlich - natürlich daran, daß man fremde Leute zu ihrem Geschlechtsleben ausfragt? -???-
 
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