Neutrino
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 31. August 2008
- Beiträge
- 15.953
Würdest Du sagen, dass man die Wahl hat, Nächstenliebe zu üben? Also Nächstenliebe als Methode, sich darin zu üben sich dem Schöpfer anzunähern? Ich finde das äußerst wiedersinnig. Der Schöpfer, der Dich bedingungslos liebt, was immer Du auch tust und lässt, wie kann er Deiner Übung in Nächstenliebe bedürfen, damit Du ihm näher kommen kannst? Als warte er dort auf Dich und Du wärest hier, fern von ihm. Und Du, der Du dem Schöpfer gefallen willst, wie kannst Du glauben, dass er Dich so nimmt, wie Du bist, wenn Du gleichzeitig meinst, Methoden anwenden zu müssen, um ihm nahe zu kommen?
Hi Bibo,
Im Gleichnis des Barmherzigen Samariters ist die Nächstenliebe nicht darin ausgewiesen, sich über den Nächsten Gott zu nähern, sondern über die Nächstenliebe Gott selbst bzw. sein Wirken in die Welt zu bringen. Sowie du es hier beschreibst wäre es ein typischen Pharisäertum und in der Tat widersinnig. Nicht bedarf er deiner Übung der Nächstenliebe, damit du ihm näher kommst, sondern er/seine Schöpfung bedarf dieser deiner Übung, damit er in ihr wirken kann. Wer ist denn nun der Nächste?
Interssant an diesem Gleichnis ist, dass sich die Frage nach dem Nächsten überhaupt nicht auf den bedürftigen Überfallenen bezieht, sondern Jesus einen klaren Bezugsrahmen herstellt für die Option des Nächsten in der der Überfallene von voreherein ausgeklammert ist... der Nächste, den wir aufgefordert sind zu lieben als uns selbst ist der Samariter. Nicht der Überfallene ist dem Samariter der Nächste, der Samariter ist dem Überfallenen der Nächste. Wenn wir also aufgefordert sind, den Nächsten zu lieben wie uns selbst sind wir aufgefordert, Christus, Jesus zu lieben als uns selbst. Auf diese Weise ergibt
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.
Lk 10,27
... nochmals einen anderen Sinn.
Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.
Mt 22,34-40
Der Nächste ist das barmherzige Subjekt als/in Gottes Geist selbst, nicht das Objekt, das in diesem Geist erscheint und dem die Barmherzigkeit zu Teil wird. Das Gebot der Nächstenliebe ist also die Aufforderung die Gotteskindschaft im Sinne eines "der Vater und sein Sohn sind eins" anzunehmen und deren Attribute in die Welt zubringen.
Das ist das tiefere Geheimnis hinter diesem Gleichnis, an der Oberfläche sei aber noch erwähnt, dass der Samariter allein durch seine Tat zum Nächsten wird, obwohl er als "Heide" eigentlich, im Gegensatz zu den beiden anderen ausgeschlossen wäre überhaupt dafür in Frage zu kommen der Auslegung des Gesetztes nach seinerzeit.