In dem Video wird der Frau das Essen gebracht, also wahrscheinlich auch das Bett gemacht und das Zimmer aufgeräumt. Aber stimmt, die Haare schauen bei einer schweren Depression etwas anders aus, das hätten sie noch mehr verdeutlichen können. Waschen ist nicht nur sehr anstrengend, ein Depressiver sieht ja in nichts mehr einen Sinn, also auch darin nicht, und es ist ja auch kein Unterschied fühlbar.
Antidepressiva können Leben retten und Leben schenken. Haben sie mir.
Ja, es ist absolut möglich, wenn die Depression sehr schwer ist, daß keine Kraft mehr da ist, um Essen zu holen. Und es schmeckt einem ja auch oft nichts mehr. Gibt genug Depressive, die verwahrlost und unterernährt ins Spital kommen, und das wirkt sich noch zusätzlich negativ auf die Gesundheit aus.
Es ist halt für Leute, die es nicht selber kennen, nicht nachzuvollziehen. Wenn man niedergeschlagen ist, kann man sich was suchen, was einen aufheitert, mit einer schweren Depression ist das nicht möglich. Ich bin oft gefragt worden, was mir denn Freude machen würde, es war gut gemeint, aber es gab nichts. Es ist für Angehörige sehr schlimm, sie wollen natürlich helfen, eine Freude machen, etwas schönes unternehmen, aber das hat alles keinen Erfolg, es macht den Depressiven nur noch Druck und Anstrengung. Das einzige, was hilft, ist zu entlasten und darauf zu bestehen, weiterhin Medikamente auszuprobieren, damit dadurch Therapien und Hilfen wie Sport und gesunde Ernährung und Hobbys möglich werden.
Bei einer leichten Depression geht es vielleicht ohne, ich wünsche es jedem, keine Medikamente zu brauchen, aber wenn jemand sieht, daß sich der Zustand auch mit all den anderen Hilfen nicht und nicht verbessert, hat es auch keinen Sinn, zu lange zu warten. Es kommt halt alles auf den Schweregrad und die Ursache an, eine Erschöpfungsdepression wegen Burnout kriegt man nicht in den Griff, wenn man sich noch drei schöne Hobbys und eine neue Sportart zusätzlich zulegt, da muß man anders rangehen. Jeder Fall ist anders. Bei einer organischen Depression geht es nicht ohne Medikamente.
Was vielleicht noch wichtig wäre zu sagen: Antidepressiva machen nicht glücklich, sie stellen nur einen Zustand her, den Gesunde haben. Das heißt, man ist auch mit Antidepressiva traurig, ängstlich, wütend, auch mal niedergeschlagen, halt wie Gesunde auch, und daneben eben auch glücklich, fröhlich, liebevoll, zufrieden. Und ich kann aus Erfahrung sagen, ich hab gelernt, auch Traurigkeit und weinen können zu schätzen, in der Depression ist alles nur schwarzer Brei im Kopf, da fließen die Gefühle nicht mehr.