Hallo zencam,
nur kurz einige Gedanken:
Es gibt ganz unterschiedliche Formen von Depressionen und die kann man nicht über einen Kamm scheren.
Wer hat wann was genau bei deinem Freund diagnostiziert?
So weit ich es gelesen habe, geht es hier um eine leichte bis mittelgradige Form (?).
@MelodiaDesenca hat Recht, indem sie aussagt, dass er den Weg allein gehen muß, was erst einmal heißt, dass du nicht die (Haupt-) Verantwortung für sein Befinden übenimmst (ich habe den Eindruck, das tust du so langsam?).
Das ganz Fatale bei Depressiven ist, dass das Umfeld meint, helfen zu können, indem es dem Kranken zeigt, wie schön doch das Leben/ die Welt ist, besonders gute Laune zu zeigen, besondere Stärke zu demonstrieren usw.- mit der Folge, dass das Umfeld immer "gesünder"/ stärker und der Kranke immer kränker/ schwächer/ hilfloser wird.
Er rutscht immer mehr in die "Krankenrolle" ab.
Ganz gezielt und geplant für positive Erfahrungen des Betroffenen zu sorgen, klappt meist auch eher schlecht als recht, weil es so durchschaubar ist.
Das Beispiel hinkt (es geht ja nicht um eine Angststörung), aber vielleicht wird es deutlich: wer Angst vor Spinnen hat und immer jemanden rufen kann, um diese zu beseitigen, braucht sich nicht weiter damit auseinanderzusetzen - man ist die "schwache Person, der geholfen wird".
Wenn plötzlich das eigene kleine Kind (und so lange dauern solche "einfachen Ängste" gern an) Angst vor Spinnen hat, wird man in der Regel ganz stark und zum "Retter"^^ des Kindes, indem man selbst die Spinne irgendwie beseitigt.
Depressive brauchen ähnliche Erfahrungen: es allein geschafft zu haben, (notfalls) unabhängig zu sein, stark sein zu können, wenn es drauf ankommt.
Das geht ganz schlecht mit extrem starken (bzw. eher demonstrativ starken) Partnern - da verliert der andere eh und immer wieder.
Es gibt bestimmt etwas, worin er besser ist als du (Steuererklärung, ums Auto kümmern, Kochen, Haushalt, Reparaturen, Möbel aufbauen ... ?).
Einmal im Monat einen schlechten Tag (auch "das heulende Elend") zu haben, ist eigentlich ziemlich normal, normal sind auch ab und an längere Phasen vom Gefühl, "nichts zu taugen", "nichts auf die Kette zu bekommen", "nichts wert zu sein".
Und "einmal Depression" heißt auf keinen Fall "lebenslang Depression" - es gibt sicher im Leben eines jeden Menschen Phasen, in denen er locker als depressiv gelten könnte - meist mit bestimmten Lebensabschnitten oder Schicksalschlägen verknüpft.
Die allermeisten kommen da wieder heraus und ein wichtiger Faktor ist, dass das Umfeld (auch du und seine Freunde) sich nicht komplett instrumentalisieren läßt.
Was passiert, wenn es dir mal richtig schlecht geht?
Hast du mal versucht, ihm von deinen Problemen/ Ängsten zu erzählen?
Oder spielen die schon gar keine Rolle mehr?