Hi, Wusel.
Da dürfte es einige Gründe geben, die für das Versagen der Entwicklungshilfe zu nennen wären
Ganz oben auf der Liste dürfte stehen, dass die Mehrzahl der afrikanischen Länder bis nach dem Zweiten Weltkrieg Kolonien verschiedener europäischer Staaten waren. Die Kolonialmächte sind aber nicht still abgezogen, sondern haben zur Sicherung ihrer Interessen weiterhin jene Parteien unterstützt, die kooperierten. Dass solche Politik nicht zu unbedingter Zustimmung führt, sollte einleuchten, und dass solche mit Druck eingesetzte Regenten Gegendruck in Form von Guerilla Truppen bewirken, auch. Dazwischen kommt die Bevölkerung unter die Räder.
Der nächste große Hinderungsgrund liegt in der Art der Hilfe -- zumeist wird europäisch geholfen, und das versteht der Afrikaner vor Ort eben nicht. Eine Bekannte war einige Zeit in Westafrika für die Einschulung des Bedienpersonals einer Trinkwasser-Anlage zuständig und ihre Berichte stimmen depressiv. Die lokale Bedienmannschaft hatte in keiner Phase des Projekts den Eindruck erweckt, als würde sie der Job auch nur peripher interessieren -- wahrscheinlich war ihre Besetzung eine Frage der Vetternwirtschaft
*Wie auch immer, da wurde einfach kein Schmieröl eingefüllt und dann stand die Pumpe wieder. Simpelste Jobs wurden nicht erledigt und irgendwann wurden Teile der Pumpanlage nächtens von irgendwem abgebaut und damit stand das Werk wieder für Monate.
Was nicht heißt, dass es keine Fortschritte gäbe -- aber die finanziellen Engagements diverser Konzerne und Regierungen in Afrika schlagen die Budgets der Hilfsorganisationen um Längen, versprechen einigen wenigen Einfluss und Macht, die NGOs können bestenfalls mit humanitären Appellen Bewusstsein schaffen. Angeblich sind die Chinesen derzeit sehr aktiv bei der Verdingung afrikanischer Arbeiter für wenig qualifizierte Arbeiten und auch sehr erfolgreich. Die Bedingungen sind scheinbar knallhart, aber effizient und offenbar kommen die Chinesen anders als die Europäer deutlich besser mit ihren Botschaften an -- das könnte damit beginnen, dass nicht sofort die katholische Kirche auf dem Plan steht und Hilfe vom Knierutschen abhängig macht und es dürfte nicht damit enden, dass die Chinesen an der Arbeitskraft interessiert sind und daher stabile Verhältnisse wünschen -- anders als die meisten westlichen Interessen, die weiterhin im "divide et impere" verfangen scheinen.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Europäer über Jahrhunderte Afrika nur als Rohstofflieferant gesehen haben -- von Diamanten bis Sklaven wurde alles unter unverstellbarer Gewaltanwendung aus dem Kontinent geschleppt. Dass solche Narben nicht im Handumdrehen zu heilen sind, versteht sich von selbst, und dass die künstlichen Grenzen, die in Afrika durch die Kolonialmächte gezogen wurden, ständig in Zweifel gezogen werden, auch. Man hat -- allen voran England, Frankreich und Portugal -- aus wirtschaftlichem Interesse dem Kontinent seine Seele genommen und gibt sich verwundert, dass die miesen Sitten auf fruchtbaren Boden gefallen sind.
Was nicht heißen soll, Afrika komplett zu vergessen -- aber die bisherige Entwicklungs- und Wirtschaftshilfe als Faktor der Einflussgewinnung verschiedener westlicher Organisationen hat sich als Modell sicher überlebt.
Würde Afrika für seine Rohstoffe erhalten, was ihm zusteht, bräuchte es keine Entwicklungshilfe mehr.