Defnitiv nein !
Du kannst nicht einfach sagen, also ich kannte mal jemanden, der ist zwischen Psychose und Neurose hin- und hergewechselt und das ist jetzt automatisch ein klassischer Borderlinefall, nur weil die Diagnose vielleicht irgendwann mal gefallen ist.
Und dann wälzt man als Laie all die klassischen Nachschlagewerke und wird damit zum Experten ? Sicher nicht !!!
Eine Diagnose ist ein vereinfachtes Modell, welches komplexe menschliche Zusammehänge verständlch machen soll.
Es geht um eine Aufstellung verschiedener wahrscheinlichen Verhaltenskriteren:
Ein BL kann psychotische Episoden haben, muss aber nicht automatisch.
Er kann selbstverletzendes Verhalten haben, doch nicht jeder von ihnen ritzt sich.
Er kann aktiv gewalttätig (körperlich, verbal, emotional, Rowdytum) sein oder eben nicht.
Er kann (muss aber nicht in jedem Fall) Zwänge oder Süchte haben und die können durchaus von der gesellschaflch akzeptablen Seite sein.
Er kann zeitweise ausserhalb der Realität zu stehen scheinen oder aber er nimmt nur viel intensiver das ganz Reale war und zeigt dadurch eine erhöhte Reaktionsbereitschaft.
Er kann auch kontrollierend wirken, doch kann das eben auch eine Schutzfunktion sein Halt zu finden, wo momentan keiner ist.
Die Liste der Kombinationsmöglichkeiten ist sehr, sehr lang.
Die Borderliner sind so eine Art von Schreckgespenst der psychologischen Szene. Jeder Fall, der ein bischen schwierig ist, wird mal ganz schnell in diese Schublade reingesteckt um dann sagen zu können, na ja- die Therapiechancen waren ja sowieso von Anfang an schlecht, also liegt es zu hundert Prozent nicht an mir als Fachperson.
Da habe ich mich wohl unzureichend ausgedrückt.
Ich stimme Dir völlig zu - bis auf das mit dem Schreckgespenst. Dabei ist mir sehr bewußt, daß die Erkrankung die verschiedensten Ausprägungen haben kann. Bei Depression ist das ja ähnlich. Ich halte mich weder für einen Experten, noch habe ich Fachliteratur
gewälzt. Mann will und muß seinen Partner jedoch verstehen (wollen). Mann macht sich daher auf die Suche nach Antworten.
Als Nichtfachmann und Partner bin ich darauf angewiesen, Dinge in irgend einer Form für mich einordnen zu können (ganz sicher aber nicht in Schubladen steckend). Man muß ja schließlich für sich selbst ein Konzept entwickeln, damit umgehen zu können. Da sieht man die Dinge so lange pauschal, bis sie sich durch eigene Erfahrung differenzieren und personalisieren. Schnell stößt Mann u.U. dabei auf eigene Defizite, die es gilt zu bearbeiten, um nicht selbst weiter zu erkranken.
Was kann ich erwarten, was nicht?
Wie verhalte ich mich förderlich, was wirkt destruktiv, usw.?
Bin ja selbst von Depressionen betroffen. Und mir gehen da die Ahnungslosen, die da mal was "verstanden" haben, regelmäßig so dermaßen auf die Ei..
"Da muß man..., die können sowieso kein...mit denen..., da hilft nur..., die gehören...da kann nur... Da wird völlig vergessen und nicht erkannt, daß ich nicht Depression bin, sondern Mensch mit Depression. Wenn ich ständig dem: "Da muß man..., die können sowieso kein...mit denen..., da hilft nur..., die gehören...da kann nur...", folgen würde, wäre ich kein Mensch mit Depression mehr sondern nur noch MarioNette, die atmet und schei...t.
Nach meinem Empfinden und Erfahrungen betreffen psychische Erkrankungen oft das ganze Leben. Doch sie machen niemals den ganzen Menschen aus.
Es gibt einen Gesundheitspol und einen Krankheitspol mit Kompetenzen.
Kann ich als Partner am Krankheitspol arbeiten?
Für mich würde ich eher nein sagen (Projektionen/Konflikte/Kompetenz).
Ich kann aber meinen Fokus auf den Gesundheitspol richten.
Damit ändert sich auch mein Empfinden, mein Handeln und mein Blickwinkel...