Hexerei nicht mehr unter Strafe (Kanada)

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1738 wurden in Düsseldorf Helena Curtens und Agnes Olman wegen "Buhlschaft mit dem Teufel" als Hexen verurteilt und durch Verbrennen hingerichtet.

Die 1756 in Landshut verurteilte Veronika Zeritschin wurde zuerst geköpft und danach verbrannt.

1782 wurde in der Schweiz Anna Göldin ebenfalls wegen Hexerei gefoltert, verurteilt und enthauptet.

Der wahrscheinlich letzte Hexenprozess mit Todesurteil (zumindest in Europa) fand 1793 in Preußen statt. Allerdings wurde noch 1944 in Großbritannien gegen eine Frau eine Freiheitsstrafe wegen Hexerei verhängt.
(siehe: Hexenjagd - Geschichte der Hexenverfolgung in Europa)

Die Hochblüte der Hexenverfolgung lag dabei zwischen ca. 1500 - 1680. Also definitiv (frühe) Neuzeit.

Das entsetzlich tragische ist, dass auch heute noch Frauen und Kinder wegen "Hexerei" ausgestoßen, gequält und getötet werden.
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Hexenverfolgung-im-21-Jahrhundert/story/22538250
http://www.spiegel.de/panorama/gese...ung-die-hexenkinder-von-nigeria-a-656308.html
http://www.stern.de/familie/leben/h...fuer-den-kleinen-hope-weitergeht-6705362.html

Oh, diese Geschichte um dieses Kind (Nigeria) hatte ich kürzlich gesehen und musste so weinen! Schrecklich ist das, ganz und gar unfassbar unbegreiflich!!!
 
Oh, diese Geschichte um dieses Kind (Nigeria) hatte ich kürzlich gesehen und musste so weinen! Schrecklich ist das, ganz und gar unfassbar unbegreiflich!!!

Mir hat es fast das Herz gebrochen als ich zuerst einen Artikel darüber las. Ein 2jähriges Kind, dass sich alleine auf der Straße durchschlagen muss und die Menschen in seinem Heimatort sehen weg, weil es der Hexerei bezichtigt wurde...

Ich unterstütze seit längerem ein SOS-Kinderdorf. U.a. nach diesem Bericht war mir wieder deutlicher bewusst, wie wichtig die langfristige verlässliche Unterstützung von Kindern vor Ort ist.
 
Hm, eine Esoterikerin, welche pendelt und sich mit Kräutern und Astrologie auskennt, wäre die nicht im Mittelalter per damaliger Definition als Hexe gebranntmarket worden ?

Nachdem was ich so über Hexenverbrennungen hörte, kommt das dem doch zimlich nahe.

Nein. Praktisch die gesamte Heilkunde, mit Außnahme von akuter Wundversorgung, war Kräutermedizin oder selbst von magischen Vorstellungen beeinflusst. Astrologie war ebenso "ok" - außer wenn Anrufungstexte dazu kamen (siehe z.B. Picatrix oder Agrippa). Hexen sind dagegen Personen, die ungerechtfertigte Schadenszauber ausüben und ihre Kraft dafür über eine negative Intelligenz (Satan) erhalten. Diese Vorstellung hat sich in ländlichen Gegenden bis in die 1920er/30er Jahre erhalten (siehe Randolph: Ozark Magic and Folklore) und ist immer noch ein Bestandteil von Hoodoo. Bei den Hexenprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit ging es immer um diesen Teufelspakt und die damit verbundenen Schadenszauber. Dass dabei Kräuterkundige in's "Visier" gerieten war quasi ein Nebeneffekt, da sie zumindest theoretisch Zugriff auf Gifte hatten (Vorwurf der Brunnenvergiftung etc.), auch ungeborene Kinder töten konnten (Teil mancher Hexenprozesse) und Kräutermischungen ein maßgeblicher Teil des aus der Antike überlieferten Hexenbildes war. Die entsprechenden Bibelstellen zielen im Griechischen mit der Übersetzung pharmakia auch darauf ab.
 
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Hexenverbrennungen und Verfolgung in der Neuzeit ? :eek: :confused:

Der Höhepunkt der Hexenverfolgung in Europawar um 1600. Das lag vermutlich an der sogenannten "kleinen Eiszeit" - einer Schlechtwetterperiode, welche wahrscheinlich durch Vulkanausbrüche hervorgerufen wurde. Die Wetterphänomene und die damit verbundenen Missernten wurden dann den Schadenszaubern der Hexen und ihrem "Meister" Satan angelastet.
 
Der Höhepunkt der Hexenverfolgung in Europawar um 1600. Das lag vermutlich an der sogenannten "kleinen Eiszeit" - einer Schlechtwetterperiode, welche wahrscheinlich durch Vulkanausbrüche hervorgerufen wurde. Die Wetterphänomene und die damit verbundenen Missernten wurden dann den Schadenszaubern der Hexen und ihrem "Meister" Satan angelastet.

Interessant, das wusste ich nicht, du scheinst dich damit gut auszukennen, interessierst du dich besondern für Geschichte, oder Religion ?
 
Nein. Praktisch die gesamte Heilkunde, mit Außnahme von akuter Wundversorgung, war Kräutermedizin oder selbst von magischen Vorstellungen beeinflusst. Astrologie war ebenso "ok" - außer wenn Anrufungstexte dazu kamen (siehe z.B. Picatrix oder Agrippa). Hexen sind dagegen Personen, die ungerechtfertigte Schadenszauber ausüben und ihre Kraft dafür über eine negative Intelligenz (Satan) erhalten. Diese Vorstellung hat sich in ländlichen Gegenden bis in die 1920er/30er Jahre erhalten (siehe Randolph: Ozark Magic and Folklore) und ist immer noch ein Bestandteil von Hoodoo. Bei den Hexenprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit ging es immer um diesen Teufelspakt und die damit verbundenen Schadenszauber. Dass dabei Kräuterkundige in's "Visier" gerieten war quasi ein Nebeneffekt, da sie zumindest theoretisch Zugriff auf Gifte hatten (Vorwurf der Brunnenvergiftung etc.), auch ungeborene Kinder töten konnten (Teil mancher Hexenprozesse) und Kräutermischungen ein maßgeblicher Teil des aus der Antike überlieferten Hexenbildes war. Die entsprechenden Bibelstellen zielen im Griechischen mit der Übersetzung pharmakia auch darauf ab.

Danke für deine ausführliche Erklärung, bemerkenswert, dass du sogar die Jahreszahlen genau benennen kannst. Dies ist nicht gerade sehr geläufig, ist das ein besonderes Interessengebiet von dir ?
 
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Nein. Praktisch die gesamte Heilkunde, mit Außnahme von akuter Wundversorgung, war Kräutermedizin oder selbst von magischen Vorstellungen beeinflusst. Astrologie war ebenso "ok" - außer wenn Anrufungstexte dazu kamen (siehe z.B. Picatrix oder Agrippa). Hexen sind dagegen Personen, die ungerechtfertigte Schadenszauber ausüben und ihre Kraft dafür über eine negative Intelligenz (Satan) erhalten. Diese Vorstellung hat sich in ländlichen Gegenden bis in die 1920er/30er Jahre erhalten (siehe Randolph: Ozark Magic and Folklore) und ist immer noch ein Bestandteil von Hoodoo. Bei den Hexenprozessen des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit ging es immer um diesen Teufelspakt und die damit verbundenen Schadenszauber. Dass dabei Kräuterkundige in's "Visier" gerieten war quasi ein Nebeneffekt, da sie zumindest theoretisch Zugriff auf Gifte hatten (Vorwurf der Brunnenvergiftung etc.), auch ungeborene Kinder töten konnten (Teil mancher Hexenprozesse) und Kräutermischungen ein maßgeblicher Teil des aus der Antike überlieferten Hexenbildes war. Die entsprechenden Bibelstellen zielen im Griechischen mit der Übersetzung pharmakia auch darauf ab.

Wobei das leider eine sehr "christianisierte" Darstellung ist, die halt auf dem "Hexenhammer", ein Traktat das eigentlich auf den Spinnereien eines Einzelnen (des Dominkaners Heinrich Kramer) basierte. Und das dann europaweit in "christlichen" Kreisen zu Beschuldigungen als Hexe geführt hat. Opfer waren neben unerwünschten Ehefrauen und anderen unerwünschten Personen halt auch öfter kräuterkundige Frauen (Hebammen) und Einsiedlierinnen (meist Witwen die in ärmlichen Verhältnissen aus der Gesellschaft ausgestoßen im Wald gelebt haben). Die wenigsten davon dürften wirklich Hexen gewesen sein. Dafür aber wahrscheinlich eher auf Grund der Lebensumstände grantige alte Weiber.

Das Kennzeichen der Hexe ist übrigens nicht der Schadzauber - den mag es bei schwarzmagisch arbeitenden Hexen geben - sondern das "Zaunreiten" - die Aufgabe als Mittlerin zwischen der Welt der Lebenden und der Verstorbenen (heute würde man es zumidnest teilweise Channeling nennen), sowie die Kenntnis von natürlichen Heilmitteln. Die Ritualvorstellungen der Hexe kommen historisch aus der Vermischung mit der Welt der Magier (heute Wissenschaftler), die aber nichts mit den eigentlichen Arbeiten der Hexe zu tun haben (und auf Grund des geringen Bildungsniveaus der Frauen zur damaligen Zeit logischerweise auch nicht sehr ausgeprägt sein konnten).
 
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