Heilung ist wie ein Fluss



Und plötzlich dämmerte die Erkenntnis.
Es braucht nicht mehr Luft den strömenden Fluten zu entfliegen. (fliehen)

Es braucht auch nicht mehr Feuer, denn die Kraft ist jetzt schon stark genug ganze Wälder in Brand zu stecken.

Was es braucht ist die ruhende Stabilität der Erde.
So mache ich mich denn wieder auf den Weg die Tiefwurzler nach dem Geheimnis ihrer Erdung zu fragen, vielleicht auch die Maulwürfe im Garten oder die Schlange im Feld.

 
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Manchmal möchte man Bär sein dürfen und den ganzen Winter in einer Höhle schlafen dürfen.
Gähn.

"Geh mal wieder barfuss in der Natur tanzen." sagte man mir
"Dort ist es wo du deine Kraft findest."

Ein skeptischer Blick auf die verschneite Wiese.
Warum bekommt man diese Ratschläge nun gerade im Winter ?
Und doch...es ist was dran.
Als Kind liebte ich es mich mit Ganzkörperkontakt durch den Schnee zu kugeln.
Bis ein Erwachsener das Fenster öffnete: " Sag mal spinnst du, du holst dir doch den Tod !"
Und so lernte man die Natur zu fürchten.

Zurück zum Tanz:
Wie erkläre ich es bloss den Nachbarn wenn ich wie Rumpelstilzchen um ein Lagerfeuer tanze ?
(Nackt oder mit Lehmerde/Asche beschmiert und ein paar Federn im Haar ???)
Nee, oder ?
Um wieder heilsam leben zu können muss man wohl die Zivilisation verlassen.

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Mehrere Wochen begleitete mich ein fliessender Gebirgsbach in meinen Träumen.
Beruhigte mich.
Tröstete mich.
Beschützte meinen Schlaf.
Immer wieder.
Und so schlief ich sanft wieder ein mit diesem harmonischen Bild.
Nun, man könnte sagen er ist ein guter Freund geworden.
"Auch ein Bach kann dein Freund sein..." Zitat aus einem Kinderbuch

In meinem realen Leben, an einem meiner Kraftorte ist ein kleiner Bach.
Seit Jahren sind wir auf besondere Art miteinander verbunden, hat er so unendlich viel für mich getan und ich hatte mich nie bei ihm bedankt, schliesslich war er ja nur ein Gewässer.

Und so hielt ich das für einen Zufall dass er mich besuchte und sich um mich kümmerte, im langen Winter wo ich aufgrund der Wetterbedingungen für Monate nicht zu ihm konnte.
Nun weiss ich es ist real.

In wachsender Ehrfurcht betrachte ich dieses Leben.
Jahrelang war ich sehr einsam unter den Menschen, nur um jetzt entdecken zu können dass eigentlich alles mit einem kommunizieren kann, alles Freund sein kann wenn man nur offen und achtsam dafür ist.
Sonne, Mond, Sterne, die Wolken, das Meer, die Erde, alle Tiere und Pflanzen.

Eine neue Welt, die immer da war.
Dankeschön.



 
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Sich für immer von den Eltern trennen



Ich hab nun wirklich alles versucht euch zu erziehen, aber ihr seit echt unerziehbar !!!
Ist das verzeihbar ?
Euch zu verändern war wie der Versuch Granit zum Tanzen zu bringen.
Ich sang, betete, schrie aus voller Kehle...der Stein blieb völlig unberührt.

"Brech nicht alle Brücken hinter dir ab, sagte mein höchst diplomatischer Freund.
Musst du denn immer mit Kanonen auf Spatzen schiessen ?"

"Was hat das mit Spatzen zu tun ? Wir reden hier über Granit, fällt dir da was ein ?
Und ausserdem zerbrech ich lieber Brücken als ständig selber zu (er)brechen."

"Nun denn, was hat der Granit davon wenn du ihn erschiesst ?"

"Willst du mich nicht verstehen oder kannst du nicht ? Wenigstens bin ich meine Wut los und niemand anders muss sich über unerweichbare Felsbrocken ärgern. Sie haben es schliesslich nicht anders gewollt. Hätten sie nicht die Wahl gehabt anschmiegsamer zu sein oder wärmer, oder offenere Ohren und Augen für das was wirklich wichtig ist ?"

"Granit mit Ohren, ha, ha !!!"

"Ich hau dir gleich eins hinter deine Ohren, du bist genauso wie sie...vielleicht sollte ich auch diese Brücke abbrechen..."

"Nun mach aber mal halblang !!!! Immer diese hochstilisierten Übertreibungen. Was habe ich dir denn jetzt getan ?"

"Wenn du mich jetzt noch fragst ob ich meine Tage hab, dann wars das wirklich..."

"Gut ich lenke ein, selbst wenn ich das nicht sollte...also wie war das mit den Eltern ?"



Im Winter hatte ich einen Traum. Ich sah das Grab meines Vaters, in schöner, friedlicher Atmosphäre, von weissem Schnee bedeckt. Es machte mich traurig, doch gleichzeitig war eine Erleichterung damit verbunden. War es das Ende ? Würde er bald sterben, aber wenigstens hätte er selber den Frieden gefunden, wenngleich nicht wir miteinander ? Für alle Fälle hatte ich einen letzten Versuch gestartet eine vorsichtige Annäherung zu meiner Ursprungsfamilie zu haben- und fuhr mal wieder voll gegen die Wand.

Und dann verstand ich...es ging darum die ganze Vergangenheit unter weissem Schnee zu begraben und eines Tages vielleicht einen schönen Baum an diese Stelle zu pflanzen.

Was mich all die Jahre dran hinderte ? Es waren nicht die Wut oder die Tränen...das Problem waren die Schuldgefühle. Habe ich das Recht die letzte Schnur zu zertrennen oder bin ich ihnen bis ans bittere Ende verpflichtet, obwohl es keine Gewinner in dieser Situation geben kann ? Hab ich die Pflicht meinen Kindern gegenüber, dass sie um jeden Preis Grosseltern haben müssen ?

Es war ein bischen so wie jahrelang aus dem Fenster zu schauen und auf eine Fee auf einem weissen Einhorn zu warten, die mit dem Zauberstab wedelt und alles gut macht.

Neulich las ich ein Buch über Trauerprozesse nach Trennungen im allgemeinen und wie wichtig es ist wirklich in jedes einzelne Gefühl (auch in die positiven) noch mal einzutauchen und es dann loszulassen weil sonst das Herz nie frei sein kann für echte Neuanfänge.

Die Heilung der Urwunden ist eines der schwierigsten Dinge, die es gibt. Alles baut darauf auf ob man genug Vertrauen hat, genug Mitgefühl, genug Akzeptanz, genug Liebesfähigkeit.

Lassen wir sie heilen...an frischer Luft und mit viel Sonnenlicht.
 
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