Hass annehmen - wie geht das?

Hass heißt, ich werde nicht verstanden und will mich selbst auch nicht bemühen, zu verstehen. Wäre es denn nicht viel wichtiger, zu Verständnis für einander zu finden?
Natürlich kann eine Mutter durch die Bündelung negativer Gefühle ihr Kind in Extremsituationen beschützen. Aber das könnte sie auch durch die Bündelung all ihrer positiven Gefühle, all ihrer Liebe tun ...

langfristig, ja.....

KURZfristig ist für mich genau der Weg die Wut zu zu lassen.....der erste Schritt, dann besser verstehen zu können.
In erster Linie mal mich selbst mit meinen Ängsten und Gefühlswünschen daraus. Mich ausdrücken mit meinen Gefühlen...sagen, was ich mir wünsche.

Sagen, was mein Gegenüber in mir auslöst. Klare aktuelle Grenzen vor/von mir aufzeigen. Dann brauch ich beim Anderen nicht vermuten, werde oft von ihm selbst eine Antwort bekommen.


Oder durch die Wut (wenn er sie gerade zeigt) hindurch die Bedürfnisse hören.
Das geht aber nur, wenn ich nicht gerade aktuell Angst habe. Manchmal ! kann ich sie versuchsweise weg legen und schauen, was passiert.

Die Wut zu verdammen und ihre Kraft gebende Seite zu verachten..bedeutet für mich, einen natürlichen Prozess blockieren...dann kann das alles nicht weiter laufen bis hin zum Verständnis....sondern der Druck des Verbietens kommt zum bisherigen dazu.

Wenn ich mit der Situation schon sicher genug bin...dann erst kommt Ohnmacht oder Wut oft (aber nicht und nie immer) erst gar nicht auf.
Bis dahin aber tut es gut mir einzugestehen...dass ich kein "Wunderwuzzi" bin und das so noch brauche....und nie nie brauchen werde.... Wenn Wut da ist und ich damit umgehen kann....komme ich immer leichter und schneller auch zum Verständnis.

Soweit meine Einstellung dazu...

:) Jo
 
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hey, schön. :)

Ja, genau. Genau die Worte sind es manchmal....die ich mir dann so sehr wünsche.
Da fällt gleich so viel Druck weg...und Energien werden wieder frei.....

Das ist halt der Weg, den ich in kleinen Schritten geh.... :) vielleicht mach ich doch bald mutigere größere Schritte *g* und merke, dass dieses Gefühl der aktuellen Hilflosigkeit mich überwiegend nicht umbringt...nö...im Gegenteil.

Durch meine zugelassene Wutkraft (nicht irgendwie auf den nächsten der mir in die Finger kommt drauf sondern meine Wut an ihm vorbei erzählend...) die mich stärker macht, mir meine Nöte und diese umgedreht Wünsche auf zeigt.....(so weit war ich schon ) und durch das Schöne Gefühl, verstanden und unterstützt zu werden....(das möchte ich noch viel mehr in mein Leben bringen (zu)lassen...eben auch mir gegenüber. Meine Sehnsucht auch da mehr aus sprechen....und da geh ich halt noch ! Babyschritte...) komm ich so sogar wieder besser ins Leben....im Sinn von Lebensfluss.....der mir gut tut.

:flower2: Jo



Hm. Weiß nicht Jo. Ich fürchte so wird das nix werden. Was da angenommen sein will ist ja die Wut, der Hass, die Ungerechtigkeit, die aus dir rausfließt, wenn du so bist. Wenn du das wieder wegerzählst und verkopfst, dann ist das nicht dasselbe, als wenn jemand dich im dicksten Wutanfall anlächelt und sagt: "Ey, du Dampfwalze. Ich liebe dich, wenn deine Augen so funkeln und du so richtig wütend bist" oder dich noch weiteranstachelt, bis du in Tränen ausbrichst und dich dann in den Arm nimmt und sagt: "So. Und jetzt erzähl ma ..."

Erst wenn das funktioniert, dann hast du dich angenommen in deinem Hass und deiner Wut. Solange in deinem Umfeld keiner aufkreuzt, sondern alles nur Typen rumhängen, die dich sofort an den Galgen bringen, dich mit bösen Blicken und Beleidigtsein bombadieren ... solange wirds nix werden.

Imo ! :)
 
Bedroht werden kann aber nur die körperliche Seite unserer Existenz - die Seele (Deine, die Deines Kindes etc.) ist ja angeblich unverletzlich. Also kann NICHTS, was Dir oder Deinem Kind auf dieser Welt angetan wird, Dir oder Deinem Kind letzten Endes schaden.

Das ist die eine Sichtweise, der ich vom Verstand her zustimmen kann. Doch die andere ist, nehmen wir mal ein Beispiel:

Dein Kind wird von jemandem bedroht, in seiner Existenz, in seinem Leben. Dieser "Jemand" ist jedoch nicht mit normalem Begreifen zu verstehen - seine Reaktionen sind nicht so, dass Du mit ihm/ihr darüber reden könntest (tatsächlich nicht, nicht ICH komme mit ihm/ihr nicht klar, sondern die Reaktionen sind psychotischer Natur).

Auch wenn ich Mitgefühl mit dem/der anderen empfinden könnte, denn diese Situation ist sicher auch nicht leicht - mein Kind ist mir wichtiger.

Und auch wenn einem Menschen hundertmal gesagt wird, eine Seele ist unsterblich und unverletzbar - wenn der Tod oder massiver Schaden droht, dann setzt das Muttertier diese Gesetze außer Kraft - dann werde ich zur hassenden Bestie. Auch wenn ich mich danach auch dafür schämen muss, das nehme ich in Kauf.

Liebe Grüße
Reinfriede, die um Verständnis ringt....
 
Mich ausdrücken mit meinen Gefühlen...sagen, was ich mir wünsche.

Sagen, was mein Gegenüber in mir auslöst.

:) Jo

Liebe Jovannah!

Ich antworte mal, auch wenn ich nicht direkt angesprochen bin ;) doch das Thema interessiert mich auch...

Das Gegenüber, das ich hassen kann, hasse ich deshalb, weil ich Angst habe. Angst, das mein Kind verletzt wird, mir verlorgen geht - und ich dieser Angst ohnmächtig gegenüberstehe.

Auch wenn ich weiß, warum ich hasse - ich hasse trotzdem (kam bis jetzt nur dieses eine Mal vor, aber ich KANN es....)

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Liebe Leute,

ich bin nun wiederholt in scheinbar unterschiedlichem Kontext auf dieses Thema gestoßen. Mir wurde empfohlen, aufkommenden Hass in mir anzunehmen, - nicht auszuleben. Und auch andere sprachen davon, sie würden Hass in sich akzeptieren, nicht ausleben. Frage: wie geht das? Ich spreche von echtem Hass als purer Emotion, reiner Energie, eine Welle, die eine mitnimmt, dass es einem - fast - den Atem raubt. Wie nimmt man das an? Was macht man idealerweise mit dieser Energie? Energie ist ja Bewegung und in irgendeine Richtung muss diese sich ja richten, oder?
Ich habe letzte Woche, bezeichnenderweise am 17. Oktober, eine solche in mir aufkommende Hasswelle erlebt und da ich nichts zerstören wollte, habe ich sie nach innen gerichtet und mir selber damit sehr weh getan. Ich hätte sie auch nach außen richten können, dann hätte ich nicht nur mir, sondern noch anderen Menschen sehr weh getan. Das kann ja wohl nicht die einzige Lösung sein. Wie also akzeptiert man diesen Hass in sich, ohne sich selber oder anderen Schmerzen zuzufügen? Ich nehme an, das geht gar nicht. Man muss durch den Schmerz, um Hass anzunehmen und akzeptieren zu können. Man muss das Gefühl von Hass und den dahinterliegenden Schmerz durchleben, um diesen Hass annehmen zu können. Wie sehr Ihr das? Irgendwelche Patentrezepte auf Lager?

Katarina :)


Naja, also ein Patentrezept gibt's wohl eher nicht.

Was ich dazu sagen kann: Es geht darum, das düstere Kleid des Hasses, welches ihn allgemein umgibt, zu erkennen. Denn um die Energie, die sich da Bahn verschafft, kann es bei dieser Frage nicht gehen. Die ist ohne Punkt und Komma.

Weshalb sich gegen das Gefühl des Hasses gewehrt wird, ist die Wertung hierüber bzw. - noch viel wichtiger - der Beweggrund.

Es gilt, sich des Ursprungs, woraus der Hass entspringt, gewahr zu werden. Dies zu durchschauen, bringt mit sich die Aufnahme, die Verinnerlichung, das Verdauen der Gründe, die sonst nur im Verborgenen wirken und das solange, bis dem Kandidat jeder Joker ausgegangen ist.

Der Beweggrund wird infolge ein Teil Deiner selbst (ist es letztlich sowieso, nur gelangt er ins Bewusstsein) und entledigt sich damit jeden Wortes und was bleibt ist eben jene Energie, gegen deren Entfaltung aufgrund erwähnten Deckmantels sich gerne gestemmt wird.

Mal abgesehen davon lässt sich Energie nicht bezwingen oder bändigen. Bezwingbar allerdings sind übergestülpte Muster und Beweggründe.
 
Liebe Jovannah!

Ich antworte mal, auch wenn ich nicht direkt angesprochen bin ;) doch das Thema interessiert mich auch...

Das Gegenüber, das ich hassen kann, hasse ich deshalb, weil ich Angst habe. Angst, das mein Kind verletzt wird, mir verlorgen geht - und ich dieser Angst ohnmächtig gegenüberstehe.

Auch wenn ich weiß, warum ich hasse - ich hasse trotzdem (kam bis jetzt nur dieses eine Mal vor, aber ich KANN es....)

Liebe Grüße
Reinfriede


hallo Reinfriede !

was genau ist denn konkret das, wo und wie dein Kind verletzt werden könnte ? Was genau befürchtest du ?
Und was wären deshalb konkret deine Wünsche ?

Was meinst du sind für dich Zeichen, dass dein Kind dir verloren geht...und was sind für dich Zeichen, dass es dir erhalten bleibt ?

:) Jo
 
hallo Reinfriede !

was genau ist denn konkret das, wo und wie dein Kind verletzt werden könnte ? Was genau befürchtest du ?
Und was wären deshalb konkret deine Wünsche ?

Was meinst du sind für dich Zeichen, dass dein Kind dir verloren geht...und was sind für dich Zeichen, dass es dir erhalten bleibt ?

:) Jo

Liebe Jovannah!

Verzeih mir, wenn ich diese Fragen nun nicht beantworte - ich würde es gerne, aber sie sind zu haarig, um sie öffentlich zu machen.

Aber ich kann die Frage beantworten, was meine konkreten Wünsche wären: Harmonie, ein Kind, das in Ruhe durch die Pubertät gehen darf, das Zeit hat, stabil zu werden - dieses Recht hat mein Kind - und das möchte ich ihm auch ermöglichen. Und dafür bin ich u.U. auch bereit, meine Zähne zu zeigen ;)

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Katarina schrieb:
Gibt es hier jemanden, der mir erklären kann, wie man seinen Hass akzeptiert, ohne ihm Raum zu geben?

Warum willst du mit deinem Hass unbedingt etwas "machen"?

Warum kann man nicht einfach da sein und nur beobachten wie er entsteht und wieder vergeht?
 
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Das ist die eine Sichtweise, der ich vom Verstand her zustimmen kann. Doch die andere ist, nehmen wir mal ein Beispiel:

Dein Kind wird von jemandem bedroht, in seiner Existenz, in seinem Leben. Dieser "Jemand" ist jedoch nicht mit normalem Begreifen zu verstehen - seine Reaktionen sind nicht so, dass Du mit ihm/ihr darüber reden könntest (tatsächlich nicht, nicht ICH komme mit ihm/ihr nicht klar, sondern die Reaktionen sind psychotischer Natur).

Auch wenn ich Mitgefühl mit dem/der anderen empfinden könnte, denn diese Situation ist sicher auch nicht leicht - mein Kind ist mir wichtiger.

Und auch wenn einem Menschen hundertmal gesagt wird, eine Seele ist unsterblich und unverletzbar - wenn der Tod oder massiver Schaden droht, dann setzt das Muttertier diese Gesetze außer Kraft - dann werde ich zur hassenden Bestie. Auch wenn ich mich danach auch dafür schämen muss, das nehme ich in Kauf.

Liebe Grüße
Reinfriede, die um Verständnis ringt....

Wenn du dich so sehr mit deinem Kind identifizierst, und dein Kind als "dein" Kind betrachtest, dann ist das nichts anderes als purer Egoismus.

Du hast das Kind geboren, du ziehst es auf. Es ist deiner Verantwortung übergeben worden. Aber du solltest das Kind niemals als dein Kind betrachten. Betrachte das Kind meinetwegen als Geschenk Gottes und freue dich darüber, dass es dir in die Wiege gelegt wurde.

Aber sobald du anfängst, es als dein Kind zu betrachten, erwachsen daraus auch alle negativen Folgen, die mit diesem Egoismus verbunden sind.

Es fängt damit an, dass du beginnst, alle deine Ängste dem Kind überzustülpen. Du meinst, dass Kind vor allen möglichen Gefahren beschützen zu müssen. Diese Gefahren bestehen aber überwiegend nur in deiner Phantasie. Sie sind Ausdruck deiner Ängste, mit der du dich nie auseinander gesetzt hast.

Damit meine ich natürlich nicht, dass man zur Gleichgültigkeit neigen sollte. Eine normale Fürsorgepflicht halte ich für selbstverständlich. Aber in der Regel ersticken wir unsere Kinder mit unserer eigenen Angst und machen sie zu emotional gestörten Menschen.

Und wenn du meinst, du würdest zur hassenden Bestie werden, wenn deinem Kind etwas geschieht, dann denke bitte einmal daran, dass dieser Hass all die Jahre bereits in dir war, als du dein Kind angeblich liebevoll aufgezogen hast. Der Hass wird nicht erst in dem Moment geboren, wo deinem Kind etwas geschieht, sondern er war immer schon in dir. In dem Moment allerdings, wo deinem Kind etwas geschieht, bricht er aus dir heraus.

Wäre es da nicht einmal an der Zeit, sich mit diesem Hass auseinander zu setzen? Es würde dir und deinem Kind bestimmt gut tun.
 
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