Hass annehmen - wie geht das?

Liebe Reinfriede,

wieso entdecke ich zwischen uns beiden eigentlich immer so viele Parallelen?
Wenn es an meine Kinder /mein inneres Kind geht, werde ich zur Wölfin. Mit dieser Urangst, meine Kinder oder ein Kind zu verlieren, korrespondiert übrigens die Angst, sie könnten mich, ihre Mutter, verlieren. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
Also Du hast auch noch keine "liebevolle" Lösung für Deinen Hass gefunden. Das beruhigt mich irgendwie. Zumindest haben wir ihn ja nun mal wenigstens kennengelernt und was man gut kennt, muss man vielleicht nicht mehr fürchten. Vielleicht liegt das Glück ja auch gar nicht darin, an diesem Hass etwas verändern zu wollen, sondern einfach in einer ausreichenden Bewußtheit, - der Hass gehört als Kehrseite der Medaille in der Dualität eben zu der Liebe. Würde man den Hass "ausschalten" wollen, würde man damit paradoxerweise die Liebe ausschalten. Vielleicht habe ich deswegen bei so manchen licht- und liebevollen Worten hier im Forum überhaupt keine Empfindungen von Licht und Liebe. Die Licht- und Liebevollen haben sich den Hass "abgewöhnt" (in Esosprache: angenommen, akzeptiert) und damit sprudelt auch die Liebe nicht mehr richtig. Übrigens gehörte ich selbst lange Zeit dazu und habe wunderschön licht- und liebevoll dahergesülzt und mich dann gewundert, warum meine jeweiligen (Foren-)Gesprächspartner mir so eine Ablehnung gespiegelt haben. Das mußte so sein: sonst hätte ich ja den Hass in mir gar nicht kennengelernt. Es ist ein großer Unterschied, ob man über den Hass theoretisch intellektuell philosophiert, dazu gar esoterische Weisheiten verkündet (die durchaus alle richtig sein können) oder ob man ihn mit voller Wucht spürt.
Ja, auch ich denke/fühle, dass der Hass ein Abwehrmechanismus für eine große Angst ist. Mithilfe dieses Hasses, dieser unglaublichen Energie, können wir Berge in Bewegung setzen, so wie es eben auch die Liebe kann. Eigentlich ist es nur eine Frage des Blickwinkels, ob man etwas als Ausdruck von "Hass" oder von "Liebe" interpretiert. Wer nicht hassen kann, kann demnach auch nicht lieben. Damit wäre dann (Achtung: Kopfbewußtsein angeschaltet :)) auch die persönliche Liebe ein Angstabwehrmechanismus. Ein Mechanismus, um die Angst vor der Einsamkeit/der Trennung nicht spüren zu müssen. Wie kann man dem kleinen Kind/der großen Mutter/ dem Vater bei dieser Angst unterstützend zur Seite stehen?

Katarina :)
 
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Man muss durch den Schmerz, um Hass anzunehmen und akzeptieren zu können. Man muss das Gefühl von Hass und den dahinterliegenden Schmerz durchleben, um diesen Hass annehmen zu können.

Jepp, der Hass ist ja nur die Manifestation eines anderen Gefühls, das darunter liegt. Ich hasse jemanden, weil...
Auf das "weil" kommt es an. Mit dem "weil" muss ich mich auseinandersetzen, denn das gehört zu mir.

LG,

543
 
Liebe Leute,

ich bin nun wiederholt in scheinbar unterschiedlichem Kontext auf dieses Thema gestoßen. Mir wurde empfohlen, aufkommenden Hass in mir anzunehmen, - nicht auszuleben. Und auch andere sprachen davon, sie würden Hass in sich akzeptieren, nicht ausleben. Frage: wie geht das? Ich spreche von echtem Hass als purer Emotion, reiner Energie, eine Welle, die eine mitnimmt, dass es einem - fast - den Atem raubt. Wie nimmt man das an? Was macht man idealerweise mit dieser Energie? Energie ist ja Bewegung und in irgendeine Richtung muss diese sich ja richten, oder?
Ich habe letzte Woche, bezeichnenderweise am 17. Oktober, eine solche in mir aufkommende Hasswelle erlebt und da ich nichts zerstören wollte, habe ich sie nach innen gerichtet und mir selber damit sehr weh getan. Ich hätte sie auch nach außen richten können, dann hätte ich nicht nur mir, sondern noch anderen Menschen sehr weh getan. Das kann ja wohl nicht die einzige Lösung sein. Wie also akzeptiert man diesen Hass in sich, ohne sich selber oder anderen Schmerzen zuzufügen? Ich nehme an, das geht gar nicht. Man muss durch den Schmerz, um Hass anzunehmen und akzeptieren zu können. Man muss das Gefühl von Hass und den dahinterliegenden Schmerz durchleben, um diesen Hass annehmen zu können. Wie sehr Ihr das? Irgendwelche Patentrezepte auf Lager?

Katarina :)

Man sollte den Hass in sich nicht akzeptieren, sondern man sollte nach den Ursachen des Hasses forschen. Die Ursache des Hasses ist immer in einem selber zu suchen.

Ich kann übrigens verstehen, wenn du dich wie eine Löwenmutter um dein(e) Kind(er) bemühst, sie hüten und beschützen möchtest. Das scheint ein normaler menschlicher Instinkt zu sein. Aber dieses Verhalten schafft ebenfalls Leid, weil du deine Kinder nicht selbstlos liebst, sondern weil hinter deiner Liebe nichts anderes als Egoismus steht.

Es mag sein, dass es dir jetzt schwer fällt das anzunehmen, aber ich bin davon überzeugt, dass hinter der vermeintlichen "Liebe" auch immer eine ganze Portion Egoismus steht. Ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl kann bei der Erziehung vielleicht sogar behilflich sein, schafft sie doch auch eine gewisse Verantwortung.

Es schafft aber auch Leid, eventuell sogar für beide Seiten. Einerseits bindet man das Kind, wenn auch vielleicht unbewusst, an sich und beraubt ihm damit seiner Freiheit so zu wachsen, wie das Kind es gerne möchte. Dadurch nimmt man dem Kind eine ganze Menge seiner Freiheit, überhäuft es mit Warnungen und Ängstlichkeit und fesselt es dadurch an die Mutter, so dass das Kind am Ende keinen Schritt mehr ohne die Mama tun mag.

Dieser Prozess kann sich sehr weit ins Leben hineinziehen. Er kann sich dadurch äußern, dass das Kind innerlich immer Kind bleibt, sich gewissermaßen immer hinter der Mama, die real gar nicht anwesend ist, versteckt und unfähig ist eigene Entscheidungen zu fällen.

Dieses Binden des Kindes an die Eltern kann sich aber auch auf Seiten der Eltern dann sehr negativ bemerkbar machen, wenn eine Trennung vom Kind bevorsteht, sei die Trennung nun im normalen Leben, weil das Kind erwachsen geworden ist und seinen eigenen Weg gehen möchte, oder sei es eine gewaltsame Trennung, durch Unfall(tod) oder durch ein Verbrechen. Jeder wird wissen, was sich dann für Dramen in den Köpfen der Eltern abspielen.
 
Die letztendliche Frage ist immer: Gibt es da überhaupt einen der hassen könnte? Wer ist der der hasst. Wer bin ich.

Das könnte man das Patent-Rezept nennen, wenn man es denn machen könnte. Kannst du?

Darf ich das so verstehen, dass du keinen Hass kennst? Dann sag mir doch bitte, wie so etwas möglich ist.

Ich kann dir zwar kein Patentrezept nennen, wie man seinen Hass ablegen kann, aber selbst wenn ich den Weg kennen würde, würdest du mir nicht einmal zuhören.
 
Liebe Katarina!

Ich habe für mich festgestellt - ich weiß nicht, ob es generell so ist - dass ich nur dann gelassen und objektiv - und damit ohne Hass - über eine Situation nachdenken kann, wenn zumindest eine von drei Komponenten zur Verfügung steht:

Räumlicher Abstand
Emotioneller Abstand
Zeitlicher Abstand

Das heißt, ich kann dann, wenn eine Situation schon länger zurückliegt, ohne emotionelle Verflechtungen an die Sacher herangehen und/oder wenn die Person/die Situation räumlich weit weg ist (nicht nur für kurze Zeit) oder mich die ganze Sache/Person generell nicht sonderlich berührt.

Dann gelingt mir eine relative Objektivität, doch bei Kinder-Mutter-Verhältnissen treffen diese "Abstand-Halter" nicht zu. Ganz im Gegenteil. Hier geht es meiner Meinung nach auch um die Themen Loslassen versus Verantwortung. Und da kämpfe ich immer *grmpf*

Aber es stimmt sicher - wo viel Liebe - da viel Hass...oder hat es in Wahrheit mit Besitzdenken zu tun? *grübel*

Liebe Grüße und auf zu weiteren Parallelen ;)
Reinfriede
 
Es gibt nichts was man tun kann. Ich hab jetzt alles durch: Rauslassen, ignorieren, verstehen, annehmen, klären, in Liebe hüllen, verdrängen, gefühllos werden - was gibt es noch ?

Annehmen bedeutet mE einfach nur, es zu akzeptieren dass er da ist und ich werde auch akzeptieren, dass ich mich dafür zutiefst verurteile und hasse. Da kann ich drumherum reden soviel ich will.

Im Grunde soll das alles nur dazu dienen, vor diesem Gefühl davonzulaufen. Es ist wie es ist... und morgen bin ich wieder in meiner Liebe und der Hass ist kein Thema mehr, bis es wieder so angestaut ist, dass er hervorbricht und dann durchfühle ich das wieder und werde mich wieder dafür hassen, dass ich das fühle und der Hass wird weichen und der Liebe Platz machen ...

Das wird in 100 Jahren noch so sein. Wir können nur Techniken entwickeln die das ganze vielleicht so abmildern, dass nicht grad alles zu bruch geht ... ins Bett und Decke über den Kopf oder einen langen Spaziergang oder Geschichten schreiben oder was auch immer ...

Ich für mich werde Hass nie annehmen können und dagegen ankämpfen wo ich ihn sehe und kann. Ich werde mich gegen Hass immer wehren und zur Wehr setzen - egal ob in mir oder im außen.

Ich hasse es zu hassen ! :)
 
@ K.

Jetzt ist genau das passier was immer passiert. Der eine sagt, Geh in den Hass rein. Der andere sagt, Geh aus dem Hass raus.
......





Im Grunde hat es mara ja schon gesagt. Du kriegst so viele Tipps um etwas zu erreichen wie du Leute fragst.

Ich sage dir nicht, die Welt ist gut, oder, die Welt ist schlecht. Ich sage nur, dass du dir selbst möglicherweise nichts hinzufügen kannst was dich dann vollständiger macht.







Ansonsten, weiter um die Karotten rotten.
 
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Darf ich das so verstehen, dass du keinen Hass kennst? Dann sag mir doch bitte, wie so etwas möglich ist.

Ich kann dir zwar kein Patentrezept nennen, wie man seinen Hass ablegen kann, aber selbst wenn ich den Weg kennen würde, würdest du mir nicht einmal zuhören.

Ich weiß nicht ob ich den Hass kenne. Es gibt etwas in mir, das, wenn immer es so kommen will, ich als Hass bezeichnen würde. (Du würdest es vielleicht ganz anders beschreiben.)




Ich würde dir vielleicht schon noch mal kurz zuhören wenn du mir wirklich mit Inbrunst nahebringen versuchen würdest, wie ich meinen Hass in meinem Inneren 'überwinden/annehmen/...' soll. Aber es würde eine Kluft zwischen uns erzeugen, schon deshalb, weil du mir was zu geben versuchst, und das nichts anders bedeutet als dass du etwas hast was ich nicht habe. Und das mag niemand.
 
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