Die Studienergebnisse in Kürze so sieht es in den Fabriken aus:
Der Lohn
· In keiner der untersuchten Fabriken verdienen die ArbeiterInnen einen Lohn, der die
Lebenshaltungskosten deckt. In Bangladesh beträgt der tiefste erhobene Grundlohn ohne
Überzeitzuschläge 13.5 Euro monatlich dies bei einem Aldi Lieferanten. Der tiefste Lohn
inklusive Überzeitzuschläge beträgt 21 Euro und wurde bei einem Lieferanten erhoben, der Lidl
und Walmart beliefert. Um die Lebenshaltungskosten in Bangladesh zu decken bräuchte es rund
48Euro monatlich.Die Arbeitszeit
· Obwohl vier der fünf untersuchten Supermärkte in ihrem Verhaltenskodex eine
Arbeitszeitbeschränkung festschreiben, wird dieses Konzept nicht eingehalten. In manchen
Fabriken beträgt die durchschnittliche Arbeitszeit über 80h wöchentlich. Überzeit ist in vielen
Fabriken Pflicht. Vielfach wird die geleistete Überzeit jedoch nicht höher abgegolten oder
teilweise gar nicht bezahlt, etwa dann, wenn die Arbeitgeber so unrealistisch hohe Tagesziele
setzen, die nicht in der normalen Arbeitszeit erreichbar sind.
Die Rolle der Gewerkschaften
· Obwohl Gewerkschaften gesetzlich zugelassen und ausser in Bangladesh die
Gewerkschaftsrechte gesetzlich garantiert werden, berichten die ArbeiterInnen in praktisch jeder
der untersuchten Fabriken dass Gewerkschaften zwar eine nette Idee, jedoch völlig unrealistisch
in der Umsetzung seien. Das Verhalten des Managements mache es nahezu unmöglich, sich
gewerkschaftlich zu organisieren.
Die Jobsicherheit
· FabrikarbeiterInnen werden aus Kostengründen und um ihre Verhandlungsmacht zu schmälern
systematisch und zunehmend nur noch temporär oder via Agentur angestellt. Sie können dabei
nicht nur jederzeit den Job zu verlieren, sondern werden oftmals gegenüber den wenigen
Festangestellten auch benachteiligt und müssen für tiefere Löhne längere Arbeitszeiten leisten.
Die Einkaufspraxis
· Die Einkaufspolitik der Supermarktgiganten ist so angelegt, dass ein Maximum an Wettbewerb
zwischen den Zulieferern besteht. Die Lieferanten sind daher für jeden einzelnen Auftrag
zweifach dem Wettbewerbdruck ausgesetzt: einerseits bezüglich tiefen Preisangeboten und
kurzen Lieferfristen, andererseits bezüglich guten Arbeitsbedingungen. Dies zwingt die
Lieferanten oftmals, ihre Angaben bei Sozialaudits zu fälschen. Zudem geben die Fabrikbesitzer
den Preisdruck direkt an ihre Arbeiterinnen weiter und zwingen diese systematisch zu
unbezahlter, obligatorischer Überzeit.
Die Geschlechterdiskriminierung
· Rund 80% der Beschäftigten im Bekleidungssektor sind Frauen. Durch den zu tiefen Lohn
gefangen in einer Spirale der Armut, gelingt es ihnen selten, ihre Situation zu verbessern.
Familienpflichten, kulturelle und ökonomische Hemmnisse hindern Frauen daran, alternative
Arbeitsmöglichkeiten zu suchen. Oftmals arbeiten diese Frauen auch hochschwanger weiter und
müssen dabei sogar Abend- und Nachtschichten übernehmen. Die Supermarktgiganten haben
die Geschlechterdiskriminierung in den Produktionsländern zwar nicht verursacht, ihre
Einkaufspolitik baut aber auf den bestehenden Diskriminierungsmustern auf und trägt
massgeblich dazu bei, dass Frauen im unterprivilegierten Niedriglohnsektor stecken bleiben.