Haben Heiler ein Rettersyndrom?

Wenn ich "lehren" will, muss ich ja überzeugt davon sein, dass das, was ich lehre, unbedingt richtig ist. Und ich muss davon überzeugt sein, dass dies nicht nur für mich gilt, sondern für alle "Schüler" auch gelten muss.... Und das ist das Problem, auch beim "Heilen". Der Heiler mit dem Rettersyndrom steht auf einem Stockerl, in der Annahme, dass SEINE Weltanschauung auch für die anderen gelten muss.

Dieses Thema hat mich nun auch eine ganze Weile beschäftigt und ich denke, dass jeder, der sich berufen fühlt, andere zu heilen oder zu retten, dies auch deshalb tut, weil er sich selbst retten oder heilen möchte. Daran ist aber nichts schlechtes oder falsches. Das ist einfach wie es ist und es birgt "positives" und "negatives". Das "negative" daran ist, dass ein solchermaßen motivierter Heiler/Arzt etc. in dem zu Heilenden insbesondere die Defizite sieht. Indem er diese Defizite wieder richtet, fließt ihm - dem Heiler - Energie zu. Er fühlt sich nun besser, da er geholfen hat.
Allerdings werden auf diesem Wege die "Defizite" nur scheinbar beseitigt. Tatsächlich hat man sie dadurch gestärkt, dass man sie beseitigen wollte und scheinbar auch beseitigt hat. Was Energie bekommt wächst, - auch Krankheitssymptome, wenn ich meine Energie auf ihre Beseitigung richte. Es kommt dann zur Symptomverschiebung.
Ich habe mal diverse workshops bei einem Heiler gemacht. Das war/ist ein sehr bemerkenswerter Mann. Anfangs habe ich das nicht verstehen können, wenn er sagte, es gibt nichts zu heilen, alles sei perfekt wie es sei. Heute weiß ich, was er meint. Er sah in den Menschen nicht die Defizite, sondern ihre "Göttlichkeit". Das ging nur weil er selber wohl schon ziemlich "heil" war und er in dem Spiegel, die ihm jeder vor die Nase hielt, der zu kam, immer nur die Liebe sah.
Manchmal tat es regelrecht weh, neben ihm zu sitzen oder ihm in die Augen zu schauen. Er strahlte eine solche bedingungslose Liebe und Akzeptanz aus, das es fast nicht auszuhalten war. Aber in dieser Gegenwart konnte man heil werden ohne dass er irgendetwas heilen wollte und es war bemerkenswert wie die Menschen in seiner Gegenwart an ihre verdrängten schmerzlichen Gefühle kamen, diese hochholten und gemeinsam mit ihm in die Liebe gaben.

Liebe Grüße

Katarina :)
 
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Danke Katarina,

für dieses tolle Beispiel, dass es auch Heiler gibt, die kein Rettersyndrom haben - sondern aus der Position eines Mentors handeln.

Genau das
es gibt nichts zu heilen, alles sei perfekt wie es sei. Heute weiß ich, was er meint. Er sah in den Menschen nicht die Defizite, sondern ihre "Göttlichkeit".
und
Aber in dieser Gegenwart konnte man heil werden ohne dass er irgendetwas heilen wollte und es war bemerkenswert wie die Menschen in seiner Gegenwart an ihre verdrängten schmerzlichen Gefühle kamen, diese hochholten und gemeinsam mit ihm in die Liebe gaben.
sind tolle Beispiele für den Ausspruch
ich bin ok & du bist ok

Genau darum gings mir - wenn ich jemand anderen heilen muss, damit es mir besser geht - bin ich in der Retter-Position - und nicht wie oben von dir so schön geschrieben - in der Mentoren-Position.

Und auch dem stimme ich 100 % zu:
Daran ist aber nichts schlechtes oder falsches. Das ist einfach wie es ist und es birgt "positives" und "negatives".
 
die okay-positionen der transaktionsanalyse beschreiben meines wissens innere (teils auch unbewusste) werte-muster....von denen ausgehend gehandelt wird.
...und haben nichts mit dem gesundheitszustand eines menschen zu tun.
...und auch nicht damit, dass man jede HANDLUNG eines anderen okay findet.

es wird jedoch zwischen dem menschen und seinen handlungen differenziert...was meines erachtens die bedingung für konstruktive, respektvolle kritik (und kommunikation) ist.

was helfende betrifft.....
...sehe ich es auch so, wie ich bereits gelesen habe. mit ausnahme von akuten krisenfällen halte ich mentoring, coaching.....für sehr effizient, da dies unterstützt, eigene, passende lösungen zu finden....und einen entwicklungsprozess möglich macht, der den "kunden" nicht in abhängigkeit zu seinem unterstützer bringt....ganz im gegenteil.
nach dem satz "in jedem problem liegt auch seine lösung"

was heiler betrifft, die "am körper" arbeiten...so sehe ich hier den anteil des heilers etwas aktiver gestaltend...doch auch hier wird er vor inneren blockaden (einem nein) wohl repekt haben (müssen) und seine Unterstützung da ansetzen, wo körper, geist und seele gerade "ja" sagen können dazu.
 
ChrisTina schrieb:
Aber den Großteil der mir bekannten "Heiler" kann ich persönlich alles nicht mit Mentor in Verbindung bringen, da muß ich schlichtweg den Eingangssatz weiter spinnen und es stellt sich mir die Frage:

Haben viele europäische Heiler einfach ein Rettersyndrom?

Auf Deinen Eingangsbeitrag hin: wieso sucht Du den Mentor im Heiler? Ich verstehe nicht ganz, wieso nicht auch ein Opfer oder ein Täter ein europäischer Heiler sein kann. Europäische Heiler- allen voran die moderne Medizin- gehen doch davon aus, daß sie etwas im patienten verändern müßten. Da ist etwas, das weg muß, sei es nun eine Energie, ein Verhaltens- oder Denkmuster oder eine Körperstruktur. Keiner hier findet den anderen okay, auch hier im Forum nicht, gell?! Auf der Vorstellung, daß man sich verändern muß, basiert unser westliches Sein. Die Bewegung herrscht vor, die Ruhe fehlt im allgemeinen, oder?

Ich beschäftige mich nicht mit der Heilung anderer, weil es so etwas nicht wirklich geben kann. Die gesamte Vorstellung des Heilens basiert auf dualen Annahmen und kann deshalb eigentlich nur zur Symptomlosigkeit führen, nicht aber zum Heilsein. Heilsein wäre ja das Überwinden des Wunsches, sich als gesund empfinden zu wollen. Denn dieser Wunsch ruft ohne Zweifel auch das Gegenteil von Gesundheit hervor. Irgendwann wird es wieder zuschlagen, wenn ich "gesund" bin. Und solange ich den Wunsch habe, bin ich krank.

Das Retter- oder Helfersyndrom existiert meines Erachtens wegen dieses Unverständnisses, das heute vorherrscht. Ein Heiler heilt eben, er ist noch nicht heil. Er ist im Heilprozeß beteiligt, damit heilt er und kann nicht heil sein. Erst wenn der Heiler aufhört zu heilen, keine Tätigkeiten geistiger oder körperlicher Art ausführt, kann er seinen Patienten heilen. Das ist nun mal so, man nennt das dann Wunder.

Grüße!!
 
RegNiDoen schrieb:
Erst wenn der Heiler aufhört zu heilen, keine Tätigkeiten geistiger oder körperlicher Art ausführt, kann er seinen Patienten heilen. Das ist nun mal so, man nennt das dann Wunder.

Grüße!!

Könntest Du so nett sein und dies (vielleicht anhand eines Beispieles) erklären *kopfkratz*, ich glaube, das hab ich nicht verstanden....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Reinfriede schrieb:
Könntest Du so nett sein und dies (vielleicht anhand eines Beispieles) erklären *kopfkratz*, ich glaube, das hab ich nicht verstanden....

Also ich bin mir nicht sicher, ob es so gemeint war, aber denke zum Beispiel an die heilende Wirkung von Delphinen. Sie machen nichts, außer da sein und spielen und es vollziehen sich erstaunliche Heilungen.

Katarina :)
 
Katarina schrieb:
Also ich bin mir nicht sicher, ob es so gemeint war, aber denke zum Beispiel an die heilende Wirkung von Delphinen. Sie machen nichts, außer da sein und spielen und es vollziehen sich erstaunliche Heilungen.

Katarina :)

das mit den Delphinen finde ich ein gutes Beispiel dafür, was ich meine. Delphine sind ja Teil der Natur. Ich stelle bei mir fest, daß ich nicht heil werden kann. Solange mein Ich damit beschäftigt ist, sich selbst verändern zu wollen ("auf dem Weg ist" oder auch "krank ist") geht es davon aus, daß etwas an ihm nicht heil ist. Es plappert mir vor, daß ich "heiler" (oder auch "Heiler") werden muß.
Wenn ich diesem Weg folge, werde ich immer heilen, daß heißt, ich werde nicht gesund sein. Es ist dabei unerheblich, ob ich mich selber oder jemand anderen heile, denn: das was uns an Patienten begegnet, ist das, was wir im Hier und Jetzt an Energie anziehen. Damit können wir davon ausgehen, daß wir die gleiche Energie auch aussenden, also die Krankheit des Patienten energetisch auch haben. Das Außen, das uns begegnet, zeigt uns nur, wie unser Innen sich im Moment beschäftigt. Die Trennung ist Illusion, die Annahme, daß es ein Außen und ein Innen, ein Ich und ein Du gibt, ist nur eine Zeit lang wichtig für uns. Wir sind alle auf dem Weg, diese Annahme zu überwinden.
Wenn dieses "Superbewußtsein", dieses "Universale Bewußtsein", das "Einheitsbewußtsein", das "Nichts" etc. uns erreicht, dann geben wir keine persönliche Energie mehr aus der Beschäftigung unseres Ichs heraus ab. Wir sind leer, wir heilen nicht mehr, wir sind heil, heilig und damit heilsam, licht. Aber wir müssen keine Tätigkeit mehr ausführen, um heilsam zu sein, denn in jedem unserer Momente heilen wir die gesamte Welt. Und nebenher den, der uns begegnet. Aber wir tun nichts. Wir gehen einfach dran vorbei und sagen z.B. "es ist geschehen, steh auf und gehe."
Jesus Christus ist für mich ein gutes Beispiel dafür, was ich meine. Einfach sehen, das es geschehen ist. Nicht mehr in Energie anderer Leute kramen, nicht mehr sehen, daß jemand krank ist, denn alles was ich sehe, repräsentiert nur mich selber und meine eigenen Krankheiten. Wenn Jesus Christus geheilt hätte, dann hätte er eine Handlung ausführen müssen. Aber davon ist nichts überliefert. Er hätte die Massen an Menschen, die er geheilt haben soll, niemals bewältigen können, wenn er bei jedem eine Handlung ausgeführt hätte, z.B. Energielesen und -verschieben oder entfernen oder zufügen. So wenig wie Mozart sich damit beschäftigen konnte, was für Musik er aufschrieb, bei der ungeheuren Menge von Werken, die ihm zugeschrieben werden. Er hat einfach das gesessen und aufgeschrieben, was er gehört hat. Für das Suchen nach Notentexten blieb da bestimmt keine Zeit.
Einfach nur da sein reicht. Und dann noch die Überzeugung, daß alles gut ist, was ist, daß alles bleiben darf wie es ist, und daß sich alles dahin verändern darf, wohin es möchte. Das reicht. Wenn Du diese Energie aussendest, dann heilt der Mensch, dem Du begnest, einfach nur durch Euer liebevolles Zusammensein. Dabei kann man die Hände auflegen, muß man aber nicht.
Es ist schwierig, sich da verständlich auszudrücken. Man sagt, es gehe nicht, aber ich glaube nicht daran ;-))

Grüße!! Antwortet Ihr mir was?:daisy:
 
Es ist zwar nett, wieder ne neue Definition von *Heiler* zu bekommen - aber könntet ihr das bitte in einem eigenen Thread abhandeln - da gab es mal einen von Ritter Omlett der perfekt dazu passen müßte.

Hier geht es nicht darum, wie man richtig heilen kann - sondern es geht schlichtweg nur darum, ob die (meist selbsternannten) *Heiler* welche glauben, andere retten zu müssen - ind die Dramaposition des Retters zugeordnet werden sollten/könnten/müssten.

Ich würde euch bitten, beim Thema zu bleiben.
 
Hi RegNiDoen,

Grüße!! Antwortet Ihr mir was?:daisy:
[/QUOTE]

Da ich es haargenauso sehe wie Du, kann ich dem nichts mehr hinzufügen.
Die effektivste Art zu heilen ist die, nichts mehr heilen zu wollen, weil alles als perfekt erkannt wird.

Katarina :daisy:

@ChrisTina: eigentlich ist das nicht "ab vom Thema", sondern es führt Dein Thema weiter. Es ist ja klar, dass die Frage nach der Motivation des Heilers über die dann gefundenen Antworten schließlich zu der Frage führt, was es dann denn eigentlich noch zu tun gibt.
 
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Katarina schrieb:
@ChrisTina: eigentlich ist das nicht "ab vom Thema", sondern es führt Dein Thema weiter. Es ist ja klar, dass die Frage nach der Motivation des Heilers über die dann gefundenen Antworten schließlich zu der Frage führt, was es dann denn eigentlich noch zu tun gibt.
Die Feststellung war im Ausgangsposting schon gemacht worden - dass, wenn du ok bist und ich ok bin - eben nix mehr zu tun ist.

Und es geht - mir - hier - genau darum, dass es eben Menschen gibt, die glauben, andere heilen zu müssen - und nur um die geht es mir - was veranlasst Mensch dazu, sich an zu massen andere heilen zu wollen?

Ich will hier eben nicht über die jeweilige Begrifflichkeit des Heilers debattieren - ich will über mein Fragen debattieren - und es steht jedem frei, für seine Diskussionswünsche einen eigenen Thread auf zu machen - und wenn ihm sein Thema wichtig ist, drauf zu bestehen, dass die Diskutanten beim Thema bleibe - so wie ich es mir gestatte, es hier immer und immer wieder zu tun.
 
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