INTUITION, INTELLEKT,
Ihre Beziehung und ihr Unterschied
Intellekt und geistige Entwicklung sind zweierlei.Intellekt und Verstand sind Hilfsmittel, dürfen aber nicht mit Intuition, höherer Eingebung, verwechselt werden. Verstand muß mit Herzensbildung gekoppelt sein, sonst kann es schädlich sein. Wir haben in der heutigen Zivilisation, was nicht mit echter Kultur verwechselt werden darf, genügend Beispiele, wozu Intellekt mißbraucht werden kann. Die Grenzen sind überschritten.
Intellektuelle Entwicklung, Scharfsinn und Verschlagenheit allein wird heutezutage oft für geistige Entwicklung gehalten. Aber diese Auffassung ist falsch.
Im harmonischen Menschen müssen Intellekt und Intuition zur Vollkommenheit entwickelt und jeder Art der ihr zu kommende Platz angewiesen werden. Der praktische Gehirnverstand ist notwendig auf seiner Ebene, d.h. in den Angelegenheiten und Bedürfnissen des äußerlichen Lebens, denen auch der Weise gerecht werden muß. Darum muß auch der natürliche Verstand geübt sein; aber er ist nur der Diener des Menschen und muß es bleiben, er darf sich niemals zum Herrn aufschwingen, denn das Niedere muß immer dem Höheren dienen. Wenn dem Menschen der praktische Verstand mangelt, so kommt er in die Gefahr, ein Schwärmer und Phantast zu werden und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Selbständigkeit und Unabhängigkeit gehören aber zu den notwendigen Eigenschaften, die ein vollkommener Mensch besitzen muß.
Gottfried von Purucker erläutert den Begriff INTUITION wie folgt:
"Intuition, sei sie tätig oder verhältnismäßig untätig, ist die Quelle alles menschlichen Verstehens der Wahrheit. Sie lebt im Herzen des Menschen, d.h. im Kern seines Wesens; und es ist das Wirken dieser Intuition, die ihm alle seine höchsten und besten Ideen über die Natur des Menschen und des Universums gibt. Bei der Intuition ist die Persönlichkeit nicht beteiligt. Der Mensch ist gewissermaßen Werkzeug, Gefäß, durch das Intuition wirkt".
Gopi Krishna, ein bedeutender spiritueller Schriftsteller, sagt:
"Intuition ist die Quelle für das gesamte spirituelle Wissen der Menschheit",
und ein Zitat von William Judge lautet:
"Der Intuitive Aspekt erkennt unabhängig von Verstand. Das Niedere und rein Intellektuelle steht dem Prinzip des Verlangens am nächsten und unterscheidet sich dadurch vom intuitiven Aspekt, der eine Anziehung zu den oberen, geistigen Prinzipien hat. Wenn also der Denker völlig im Intellekt aufgeht, ergibt sich für den ganzen Menschen eine abwärts gerichtete Tendenz, denn der isolierte Intellekt ist kalt, herzlos, selbstsüchtig, weil er sich nicht durch die beiden anderen Prinzipien Buddhi und Atman (Intuition) äußert."
Die nachfolgenden Ausführungen über die Beziehung zwischen Intellekt und Intuition habe ich aus dem Buch "Die Lehre des Wachstums - Selbsterziehung und Selbstverwirklichung" von J.K. Taimni entnommen.
Ein rechtes Verständnis der Beziehung zwischen Intellekt und Intuition befähigt uns, intellektuelles Wissen in seinem richtigen Wert einzuschätzen und nach einer festeren und zuverlässigeren Grundlage für unser sogenanntes spirituelles Leben zu suchen.
Weisheit, die aus der Erleuchtung des Verstandes durch das Licht von Intuition stammt, ist im wesentlichen die Fähigkeit, Tatsachen in ihrer rechten Perspektive und wahren Bedeutung zu sehen. Ein mit Tatsachen vollgestopfter Verstand kann, selbst wenn diese wahr sind, ganz unintelligent sein, wenn das Licht von Intuition nicht vorhanden ist, um Tatsachen zu koordinieren und ihre wahre Bedeutung zu zeigen.
Der Fortschritt der modernen Wissenschaft und besonders die Entdeckung der Atomkraft haben sehr klar die Gefahren gezeigt, die der Entwicklung des Intellekts innewohnen, wenn sie von keiner entsprechenden Entwicklung von Intuition begleitet wird, das dem Wissen Weisheit hinzufügt.
Die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und um jeden Preis das Rechte zu tun, muß schon auf einer frühen Stufe erworben werden, wenn wir diesen Pfad ohne Gefahr beschreiten wollen. Die Reinigung und Beruhigung des Verstandes, welche notwendig ist, damit das Licht von Intuition hindurchschreiten kann, hängt in einem großen Maß davon ab, wie weit unser Leben von Rechtschaffenheit beherrscht wird. Mit Rechtschaffenheit ist nicht das Befolgen bestimmter Verhaltensregeln gemeint, die auf einer Religion oder Ideologie beruhen, sondern die dauernde Gewohnheit, natürlich und ohne Mühe oder Anstrengung das zu tun, was wir für das Rechte halten, wie wir es sehen.
Recht und Unrecht sind relative Dinge; und was wir als Recht betrachten mögen, mag unter den gegebenen Umständen nicht ganz das Rechte sein.
Aber die Reinheit des Motivs hat zwei unmittelbare Ergebnisse:
Erstens befreit sie uns von inneren Konflikten.
Zweitens reinigt sie nach und nach den Verstand und macht es möglich, daß das Licht von Intuition ihn mehr und mehr erleuchtet.
Es kann keine starren Regeln geben, die man mechanisch befolgen kann, um ein Leben der Rechtschaffenheit zu führen, denn jede Situation im Leben ist eine neue Situation, die Unterscheidungskraft und Handlung verlangt. Das einzige Mittel, das uns befähigen kann, unfehlbar zu erkennen, was in einer bestimmten Lage der rechten Kurs ist, und das uns die Kraft und den Willen geben kann, diesen Kurs einzuschlagen, ist ein gereinigter Verstand, durch den das Licht von Intuition stetig und ungetrübt leuchtet. Eben weil die Intuition mit Beziehungen zu tun hat, befähigt sie uns, zwischen Recht und Unrecht in jeder Situation zu unterscheiden.
Im Falle von intellektuellem Wissen kann eine unüberbrückbare Kluft zwischen Theorie und Praxis bestehen, aber im Falle von Weisheit ist dies nicht möglich. Ein bloß intellektueller Mensch, dessen Wissen sich auf den Intellekt allein gründet, kann glänzend über die höchsten Lehren von Religion, Philosophie und Ethik reden, vortragen und schreiben, aber es ist möglich, daß sein Leben eine ausgesprochene Verneigung all der Dinge ist, die er verkündet. Im Fall eines Menschen, der diese Wahrheiten durch intuitive Wahrnehmung erfahren hat, besteht diese Möglichkeit nicht. Ein Mensch, der weiß, dass Ungerechtigkeit zu Leiden und Demoralisierung führt, vermeidet Ungerechtigkeit, wie ein gewöhnlicher Mensch Gift vermeidet, weil er weiß, daß es ihn töten würde.
Einer Handlungsweise, die durch Weisheit angezeigt erscheint, folgt nicht nur unweigerlich die rechte Tat, sondern es ist auch kein Zögern und kein Bedauern vorhanden, selbst wenn diese Tat gegenwärtig zu Verlust, Unannehmlichkeiten oder Leiden führt, und zwar infolge der vollkommenen Gewißheit, daß das, was recht ist, uns letzten Endes zum Besten dienen muß... Auf der intuitiven Ebene sind Wahrnehmung und Handlung nicht voneinander zu trennen. Zweifel oder Unsicherheit sind die Verzögerer des Handelns; und sie existieren nicht in jener Region, wo alles offenkundig ist. Zweifel verdirbt alle Tätigkeit des rein-intellektuellen Menschen; und das ist der Grund, warum dem rechten Entschluß die Tat folgen kann oder auch nicht. Wnns immer wir unfähig sind, das, was wir tun wollen, in die Tat umzusetzen, da ist immer ein verborgener Zweifel irgendwo in unserem Inneren vorhanden, obwohl wir seiner nicht gewahr sein mögen. Es ist nicht so sehr eine Frage von Willenskraft als von richtiger und klarer Wahrnehmung. Es fordert z.B. nicht viel Willenskraft, davon abzustehen, etwas zu nehmen, wenn wir wissen, daß es Gift enthält...
Ein durchdringender Blitz intuitiver Wahrnehmung kann das Leben eines Menschen vollkommen verändern und kann ihn die Wirklichkeiten des Lebens in einer Weise sehen lassen, die selbst nach vielen dem Studium der tieferen Probleme des Daseins gewidmeten Leben nicht möglich wäre.
Was über Wissen und Weisheit gesagt wurde, wird es dem Suchenden ermöglichen, Klarheit darüber zu erlangen, wonach er streben soll, zu unterscheiden, wie weit er sich auf rein intellektuelle Vorhaben verlassen und sich ihnen widmen soll, die richtigen Mittel zu benutzen, um Weisheit zu entwickeln, und schließlich zu prüfen wie weit sein Wissen intellektuell oder intuitiv ist. Um zwischen diesen beiden zu unterscheiden, kann man ein paar ungefähre, einfache, objektive Prüfungen vornehmen, um den allgemeinen Zustand unseres Denkens zu beurteilen wie folgt.
1. Fühlen wir ein Zögern oder eine Abneigung, unseren richtigen Entscheidungen oder wohlerwogenen Schlußfolgerungen die entsprechenden Taten folgen zu lassen?
2. Folgen die Taten unseren rechten Entscheidungen natürlich, mühelos und ohne Widerstand seitens des niederen Verstandes?
3. Sind unsere Schlußfolgerungen und Überzeugungen fortwährenden Veränderungen unterworfen? Sind wir heute ganz klar und sicher und morgen verwirrt und voller Zweifel?
4. Müssen unsere Schlußfolgenrungen im Licht neuer Tatsachen, die wir entdecken, ständig verändert oder erneuert werden?
5. Machen neue Tatsachen und Erfahrungen die Grundstruktur unseres Wissens nun klarer, lebendiger und bestimmter, oder müssen wir oft entscheidende Änderungen machen, wenn wir zu einer neuen Reihe von Tatsachen oder Erfahrungen kommen?
6. Müssen wir andauernd zu anderen Leuten um Rat laufen, wenn wir in Schwierigkeiten sind und uns nicht entscheiden können, was für einem Kurs wir unter den gegebenen Umständen folgen sollen?
7. Sind wir immer in einer gewohnheitsmäßig aufgeregten und unglücklichen Gemütsverfassung, unharmonisch und in Dissonanz mit allem und jedem?
Die Antwort auf diese Fragen wird uns einigermaßen eine Vorstellung davon geben, in welchem Maß unser Verstand die Erleuchtung von Intuition aufzunehmen vermag.
Aus allem was hier gesagt wurde, kann ersehen werden, daß ein klares Verstehen des Unterschiedes zwischen Intellekt und Intuition nicht nur ein theoretisches Problem der Psychologie ist, sondern unser Leben in verschiedener Weise tief berührt. Von dem richtigen Verstehen des Unterschiedes hängt unser Empfinden für die richtigen Werte im Leben ab, sowie unsere Fähigkeit und unsere Bemühungen, unser Selbst zu entdecken, wirksam zu organisieren.
Je mehr sich unsere geistige Natur entwickelt und das klare Licht von Intuition ständig durch unseren Verstand leuchtet, umso mehr werden wir befähigt, jeden Augenblick des Tages so zu leben, wie er gelebt werden sollte - in vollkommener Harmonie mit dem göttlichen Willen.
Intuition erweist sich als Kraft mit vielerlei Funktionen und wirkt sich auf folgenden Gebieten aus:
1. Verstehen - Urteilsvermögen
2. Intelligenz
3. Unterscheidungskraft
4. Fähigkeit, die Wahrheiten des geistigen Lebens zu erkennen und zu verstehen - ohne sich einer Beweisführung zu unterziehen.
Eine der wichtigsten Wahrheiten ist die Wahrnehmung der Einheit des Lebens, denn geistige Liebe hängt von der direkten oder indirekten Wahrnehmung der Einheit des Lebens ab.
http://www.8-pfad.de/freuden/intuit1.htm
Dieser Text beschreibt das Problem recht gut denk ich.
Grüße Equinox