Guru-Kult. Kult-Guru?

Augen schrieb:
Du suchst nach einer allgemeingültigen Antwort und die wirst Du nicht finden.
Wer sagt, daß er das weiß, hat eine Antwort gefunden. Wenn er aber keine gefunden hat, ist es ihm wichtiger sein eigenes Ego über das des anderen und das wahre Erkennen dieser Wahrheit zu stellen.
 
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Ich kann es mir nicht verkneifen...auch auf die Gefahr hin, dass dieser Satz abgedroschen klingt, aber, der beste Lehrer ist immernoch das Leben, oder nicht?

Aber, ich finde es auch wichtig, zwischendurch einen Lehrer gehabt zu haben, der/die mich in meinem Vorhaben weiterbringt durch Denkanstösse oder nur Richtungsänderungen...oder andere Türen zeigt, die mir allein evtl. nicht aufgefallen wären. Und dieser Lehrer/ diese Lehrerin (in meinem Fall war es ein sie) hat mir eine Menge mitgegeben, sodass ich meinen Weg bis hierhin allein gehen konnte. Ich denke, eine gute Basis ist 'goldwert' und von da aus kann sich viel im eigenen innern entwickeln. Vorausgesetzt, man versucht nicht die Verantwortung an den Lehrer abzugeben...das tat ich erst und als ich es erkannte und dies änderte, ging mein Lernprozess erst so richtig los.

Also, ich sage, man braucht beides...für alles gibt es eine Zeit...im Moment bin ich lehrerlos und ich profitiere von dem, was mir gelehrt wurde...allein. Aber auch als Lehrer lernt man von den Schülern...das merke ich immerwieder jeden Tag meines Coachings :)

LG, Octava :)
 
Meine Gedanken zum Thema.
Mir kommt es falsch vor, die eigene Entwicklung an einem anderen Menschen und seiner "Lehre" festzumachen.
An sich geben Lehrer Wissen weiter, nichts sonst. Das normale Wissen ist Faktenwissen, das sich ein Mensch ungeachtet seines Charakters oder seiner Lebensweise aneignen und auch weitergeben kann.
Ueberspitzt gesagt kann ein korrupter Mensch, ein Krimineller, auch ein Kinderschaender das Wissen um die Quantenphysik weitergeben, also ein ausgezeichneter Professor sein. Seine Person bleibt in jedem Fall aussen vor.
Anders sehe ich das bei den sogenannten "Gurus", die Menschen um sich sammeln, um sie auf einen bestimmten Weg zu fuehren.
Voraussetzung ist, dass der Guru selber auf diesem Weg Erfahrungen machte, die ueber das dreidimensionale Wissen hinausgehen. Er wurde irgendwie verwandelt, besonders, anders. Dieses sein "Wissen" bildet also, anders als beim Professor fuer Quantenphysik, mit ihm selber eine Einheit.
Das strahlt er aus, und er kann dadurch ein Vorbild sein, jemand, der Hoffnung und Orientierung gibt.
Ich weiss auch nicht genau, was Sai Baba z.B. lehrt, aber das, was ich ueber ihn las, was Menschen aussagten, die zum Teil jahrelang mit ihm zusammen gearbeitet und ihn aus naechster Naehe gekannt haben, stoesst mich ab.
Es ist nicht die Tatsache, dass er homosexuell ist, das ist unwichtig, aber dass er sich offenbar staendig maennlicher Schueler, jung und alt, bedient, um seine eigenen sexuellen Beduerfnisse zu befriedigen und dies als spirituelle Handlungen verkauft, laesst mich ihn ablehnen.
Etwas anderes waere es, er fragte die Schueler, ob sie ihm persoenlich helfen wollten, sich sexuell auszuleben. Das waere insofern okay, als Erwachsene das allgemein tun und auch ein Guru einen Koerper und Beduerfnisse hat.
So, wie er aber vorgeht, manipuliert er Menschen und benutzt sie fuer seine eigenen Zwecke unter dem Deckmaentelchen der Spiritualitaet, und das kann ja wohl kaum richtig sein!
Auch diese Materialisierungstricks sind erbaermlich.
Gut, ich war nicht dabei, aber ich war auch beim Holocaust nicht dabei und lehne ihn trotzdem ab!
Die Frage ist nun, ob wir ueberhaupt Lehrer brauchen, wenn es um spirituelle Weiterentwicklung geht.
Ich denke, andere Menschen koennen uns schon auf die Spruenge helfen, und wenn jemand ein Stueck weiter am Goettlichen dran ist als ich, spuere ich das, und es kann mich oeffnen und auch ein Stueck weiterbringen.
Wobei ein guter Lehrer meiner Ansicht nach niemals nur einen einzigen Weg als den wahren verkuendet. Er sollte Hilfestellung zur Weiterentwicklung geben.
Viele Menschen sehnen sich offenbar danach, die Verantwortung fuer ihr Leben in die Haende eines kompetenten Meisters zu legen, und das kann es auch nicht sein.
Wir sind doch keine Marionetten!
Hier wurde auch die Allgemeingueltigkeit angesprochen.
Etwas Allgemeingueltiges koennte ich nur ueber Meditation sagen:
Das sich Hinwenden nach innen, das uns "andere" Quellen erschliesst, bringt jeden Menschen weiter.
Das geht durchaus allein, aber ich habe festgestellt, dass es schoen ist, nicht immer dabei allein zu sein.
Wenn sich eine Gruppe Menschen zusammentut, um gemeinsam zu meditieren oder Yoga zu machen (zum Beispiel), sich an den Haenden fasst und in die Augen schaut, dann kann sich eine Energie entwickeln und eine Atmosphaere, die man durchaus mit "goettlich" bezeichnen koennte.
Dann geschieht oft etwas, was allein mit sich selber nicht so leicht ist.
Darin liegt oft das Geheimnis eines Gurus begruendet, glaube ich!
Er vermag es, Menschen um sich zu versammeln und Gruppenenergie zu erzeugen.
Eigentlich koennte das jeder von uns auch, warum nicht?
Man koennte sich regelmaessig treffen und zusammen meditieren. Anschliessend koennte man ueber Spirituelles sprechen und sich gegenseitig Fragen beantworten, wie es hier auch gemacht wird.
Einen Lehrer brauchte man nicht. Das koennte informell sein, es koennte auch abwechselnd jeder mal Gastgeber und vielleicht "Themenvorgeber" sein.
Ich hatte vor Jahren mal einen Reiki-Kreis, der aehnlich funktionierte.
Das war sehr schoen, vor allem, weil Koerper und Seele gleichermassen angesprochen wurden.
Reiki fliesst ja ueber Koerperkontakt, und wir haben uns alle auch immer umarmt. Dabei flossen oft Traenen, es war gut.
Leider loeste der Kreis sich auf, weil Leute wegzogen oder ueberhaupt weitergingen.
Es ist ja alles Entwicklung und nichts besteht fuer immer.

Bijoux
 
Octava schrieb:
Ich kann es mir nicht verkneifen...auch auf die Gefahr hin, dass dieser Satz abgedroschen klingt, aber, der beste Lehrer ist immer noch das Leben, oder nicht? ....
"Ein junger Mann verläßt seine Heimat, um nach der Wahrheit zu suchen. Er geht zu einem weithin bekannten Guru, der auf den Bänken des Flusses lebt. ‘Bitte erlauben Sie mir Sir’ bei Ihnen zu bleiben, sagt er zum alten Mann. ‘Ich möchte die Wahrheit von Ihnen erlernen’. Und der Guru stimmt zu. Und so wäscht er seine Kleidung, kocht für ihn und führt alle Arten Aufgaben für den alten Lehrer durch. Nach fünf Jahren sagt er zum Meister, ‘Ich habe fünf Jahre mit Ihnen verbracht, aber ich weiß immer noch nicht was die Wahrheit ist und habe nicht eine Sache gelernt. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie verlassen. Möglicherweise kann ich einen anderen Lehrer finden, von dem ich mehr über die Wahrheit erlernen kann’. ‘Kümmere Dich nicht um mich’, sagt der alte Mann, ‘geh’ nur Deinen Weg’. So geht der junge Mann von dannen und findet einige andere Gurus, von denen er verschiedene magische Tricks erlernt. Nach weiteren fünf Jahren erinnert er sich an seinen alten Lehrer und geht ihn besuchen. ‘Was hast Du so erlernt?’, fragt ihn der alte Mann. Und sein ehemaliger Schüler erklärt ihm, daß er auf heißen Kohlen gehen kann, frei in der Luft schweben kann und so weiter. ‘Ist das alles?’, fragt der Guru. Der junge Mann zeigt auf den Fluß vor ihnen und sagt stolz, ‘Und ich kann auf das Wasser von diesem Fluß zum gegenüberliegenden Ufer gehen’. ‘Und Du brauchtest fünf Jahre, um das zu erlernen’, fragte ihn der alte Meister. ‘Wenn Du dort, fünfzig Meter von hier, das Fährboot nimmts, das nimmt Dich für 2 Cent mit hinüber’. "

(Beim Mittagessen erzählt von Krishnamurti)
 
Bijoux schrieb:
aber dass er sich offenbar staendig maennlicher Schueler, jung und alt, bedient, um seine eigenen sexuellen Beduerfnisse zu befriedigen und dies als spirituelle Handlungen verkauft, laesst mich ihn ablehnen.
Eben genau hier habe ich den innern Konflikt. Mein Gefühl sagt: "Nein, sowas kann kein guter Lehrer sein." Mein Verstand aber sagt: "Warum auch nicht? Sind es nicht eher irgendwelche künstlichen moralischen Prinzipien, die in MIR drin Wirkung tun?"

(Abgesehen davon, dass ich Sai Baba nicht kenne und es mir in diesem Thread nicht speziell um ihn geht.)
 
In in diesen Threads wurde auch ein paar mal über Wissen gesagt.
Dazu möchte ich etwas Senf dazu geben.

Erstmal, was heiss Wissen. Wissen, abgeleitet von altdeutsch "wishan", heiss gesehen haben.
Mag sein, das ein Guru ein Wissen hat über, sagen wir mal, göttliche Erfahrung. Aber dieser Wissen kann er nicht an sein Schüler weiter geben. Er kann ihn nur lehren. Somit müssen die Schüler ihm glauben (Glauben heiss für mich, Vertrauen auf anderen, was die gesehen haben. Aber auch im Rahmen von Unsicherheit festgestellte Erwartung bezüglich irgendwelcher Tatsachen oder Zusammenhänge, z.B. "Ich glaube, dass morgen die Sonne scheint". ) Wenn der Schüler aber seine göttlichen Erfahrung gesehen hat, hat er jetzt auch sein wissen. Weisheit hat er immer noch nicht, erst dadurch das man sich selbst erkennt (Nicht wissen).

Ich hoffe, das ich verständlich genug geschrieben habe. Verständlich zu schreiben, was in meinem Kopf vor sich geht (z.B. Erfahrung und Wissen), ist leider meine Schwäche.

Herzliche Grüsse
Bernd
 
fckw schrieb:
Eben genau hier habe ich den innern Konflikt. Mein Gefühl sagt: "Nein, sowas kann kein guter Lehrer sein." Mein Verstand aber sagt: "Warum auch nicht? Sind es nicht eher irgendwelche künstlichen moralischen Prinzipien, die in MIR drin Wirkung tun?"

(Abgesehen davon, dass ich Sai Baba nicht kenne und es mir in diesem Thread nicht speziell um ihn geht.)

Liebe FCKW,

ich glaube, dieser Thread wurde wegen der Diskussion um Sai Baba angeregt.
Ich haette nie gewagt, eine Aussage ueber ihn zu machen, weil ich auch nichts weiter ueber ihn weiss, aber ich las folgende site:
http://www.exbaba.de/files/Die_Findings.html#per
Sie ist lang, aber dafuer gruendlich und sehr aufschlussreich, und es kommen nur Insider zu Wort, die es sich beileibe nicht leicht machen mit ihrer "Kritik". Ich meine damit, die Aussagen kann man nicht einfach so vom Tisch wischen.
Moral hin oder her, wer wuerde seinen 7-jaehrigen Sohn zu einer Privataudienz mit einem Guru schicken, wenn er ganz genau weiss, dieser vollzieht sexuelle Handlungen an ihm, die das Kind traumatisiert zurueck lassen?
Und das ist leider passiert und leider noch viel mehr wirklich Ungutes.
Aber Du musst es selber lesen. Ich will hier auch beileibe Sai Baba nicht schlecht machen, aber ich glaube, er ist ein gutes Beispiel dafuer, wie fragwuerdig diese ganze Guru-Geschichte ist oder sein kann. Denn bestimmt haben nicht alle Gurus nur ihren eigenen Vorteil (finanziell oder sonstwie) im Sinn. Man muss wirklich vorsichtig sein mit solchen Aussagen.

Bijoux
 
Zum Thema Meister, Pseudo-Meister habe ich folgendes Zitat von Osho gefunden, dessen Sinn ich anschliessend versucht habe, ins Deutsche zu übersetzen:

So it is not a question of the master, it is a question of your totality. Even with a pseudo-master you can become enlightened. And the reverse is also true: even with an enlightened master you may remain ignorant. Remember, my emphasis is on you. That's why I never say: Don't go to Sai Baba, or: Don't go to Bapak Subud. That is immaterial. Go anywhere. Go totally.


Der springende Punkt ist also nicht der Meister sondern Deine vollständige Hingabe an den Weg. Selbst bei einem Pseudo-Meister kannst Du erleuchtet werden. Und das Gegenteil ist genauso wahr: sogar bei einem erleuchteten Meister kannst Du unwissend bleiben. Deshalb stelle ich Dich in den Mittelpunkt. Ich würde niemals sagen: Geh' nicht zu Sai Baba oder Geh' nicht zu Bapak Subud. Das ist unwesentlich. Geh' überall hin. Geh' mit unerschütterlicher Hingabe Deinen Weg.


Liebe Grüße

Hector :)
 
Eben genau hier habe ich den innern Konflikt. Mein Gefühl sagt: "Nein, sowas kann kein guter Lehrer sein." Mein Verstand aber sagt: "Warum auch nicht? Sind es nicht eher irgendwelche künstlichen moralischen Prinzipien, die in MIR drin Wirkung tun?"

Eben genau hier habe ich den innern Konflikt. Mein Verstand sagt: "Nein, sowas kann kein guter Lehrer sein." Mein Gefühl aber sagt: "Warum auch nicht? Sind es nicht eher irgendwelche künstlichen moralischen Prinzipien, die in MIR drin Wirkung tun?"
 
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Hallo fckw!


Muss man wirklich eine Trennung machen zwischen Lehre und Lehrer?

Das ist für mich der Punkt, an dem sich die "echte Qualität" zeigt und sich die Spreu vom Weizen trennt,
paradoxerweise an dem der Nicht -Trennung.

Es kann keine Trennung geben im EINEN.


Es mag besondere Methoden geben, die einer vermitteln kann, aber die Lehre, wenn sie das SEIN ist,
kann nur verkörpert und gelebt werden. Bzw - IST, nichts Zweites.

Sie ist auch nicht machbar, herstellbar, es passiert dann eben so, wie eine Lastwagenladung Ziegel auf dich herunterkommt. GEIST erwacht zu sich, zum Eigen, kein Guru erweckt jemanden, dann wären es schon drei, der Guru, der Schüler und die Erleuchtung! ;-D
 
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