fckw schrieb:
Es geht mir vor allem um folgende Frage: "Muss/Kann/Darf/Soll man wirklich eine Trennung machen zwischen Lehre und Lehrer?"
OK.
Ich habe darüber gerade im Astrologie Forum geschrieben und ich klebe das hier rein, mit einigen zusätzlichen Worten.
Das, was ist, ist. Die innere Ordnung ist.
Sie ist nicht abhängig von Karl-Heinz, nicht von einem Guru, der sich die Stirn anmalt, nicht von Namo und nicht von Spiegel-Lesern. Sie ist überhaupt nicht abhängig von Personen, weder von denen die etwas argumentieren noch von denen, die das Argumentierte mit ihrem konditionierten Verstand verwerfen. Sie muss individuell erkannt werden.
Wenn das richtig ist, dann muss man die Person trennen von dem was die Person spricht.
Wenn ein Sprecher etwas spricht, das man als wahr und richtig erkennt, dann ist es irrelevant, ob die Person selbst z.B. eifersüchtig ist. Es ficht das, was der Sprecher spricht, nicht an. Es ist invertierter Personenkult, Personen zu verwerfen, weil sie eine andere Kultur haben, aber das Relevante ist, daß man dabei das, was der Sprecher argumentiert, damit ebenso verwirft.
In der McCarthy Era in den 50ern in den USA argumentierte man in öffentlichen Prozessen z.B. so: "Wie jeder weiss ist Dr. K. Kommunist, deswegen kann er als Physiker nicht qualifiziert sein für unser Land zu arbeiten.!" Aber das ist ein bekannter klassischer Trugschluss.
Kann man bei einem homosexuellen Quanten-Physiker Quanten-Mechanik lernen?
Das kommt doch darauf an, welche Vorbedingungen der Schüler stellt und wie, und wodurch er konditioniert ist (Kirche? Strasse? FPÖ? Kant?)
Ergo ist der Schüler das Problem und nicht der Lehrer.
Ich war nie bei einem Lehrer. Mich interessierte nur das, was sie sagten. Meine Freiheit war mir immer wichtig. Trotzdem habe ich von ihnen etwas gelernt, das sie sprachen. Ihre Autorität - und die jedes anderen - interessiert micht nicht. Ich verneige mich vor der Wahrheit, vor der Liebe und vor den Seelen, weil sie sind. Und ich verwerfe das, was ich als falsch erkenne, auch wenn es von lieben Personen gesprochen wird.
Lao=Tsu sagt (im Tao Teh Ching):
"Wahr . Wort . Nicht . Schön
Schön . Wort . Nicht . Wahr"
"Wahres Wort ist nicht schön
Schönes Wort ist nicht wahr."
Das, was wir sind, ist wahr. Das, was wir werden wollen, ist nicht wahr.
Ich denke, man kann aus dem lernen, was gesagt wird, und daß man es selbst als wahr erkennen kann oder eben nicht - ohne die Person oder den Sprecher und ihre Kultur damit zu vermengen, und es ist dies etwas total Verschiedenes von einer Überzeugung, die keinen Wert hat, außer den Stolz zu befriedigen oder sich seinen konditionierten Verstand zu bestätigen der selbst nicht unterscheiden kann zwischen einer Überzeugung und dem, was wahr ist.
Ohne Stolz kann man dem Zuhören, was jemand spricht. Der Stolz, der das Denken ist, hört nie zu, er sieht nur die unvollkommene Person.
Und auch wenn Namo dieses gesprochen hat oder geschrieben, er hat nichts als Person damit zu tun. Es ist entweder falsch oder richtig, wahr oder unwahr, unwichtig. Das zu Erkennen kann nur der Erkenner, der dem Gesprochenen zuhört.
Ein Mann sagte: "Bedeutend ist nur die Lehre. Nicht der Lehrer."
Der Mann der dieses sagte, sprach frei über die Freiheit des Menschen
von sogenannten spirituellen Autoritäten in den Jahren von 1920 bis 1986. Er hatte nie Schüler.
Ist das, was er sagt falsch, wenn er im Flugzeug in der ersten Klasse fliegt?
Muß man die Person wissen, um zu entscheiden, ob das, was zu erkennen ist aus dem was von der Person gesprochen ist, wahr ist, oder nicht?
Kabir sagt:
"Weder der Guru ist echt noch der Schüler.
Ein bloßes Spiel der Täuschung und Habgier.
Wer das Meer im Steinboot zu durchqueren versucht, wird mit Sicherheit ertrinken!"
und
"Ein spiritueller Athlet wechselt gerne die Farben seiner Kleider, aber sein Verstand bleibt grau und lieblos.
Er sitzt den ganzen Tag in einem Altar-Raum so daß ein Besucher nach draussen gehen muß um dort die Berge zu loben.
Oder er bohrt Löcher in seine Ohren, sein Bart wächst gewaltig als Matte, so daß manche Leute ihn schon mit einer Ziege verwechseln.
Er geht hinaus in die einsame Wildnis, unterdrückt seine Triebe und will weder Mann noch Frau sein...
Er rasiert seinen Schädel, legt sein Gewand in einen orangenen Bottich, liest die Bhagavad-Gita, und wird ein ungeheurer Erzähler.
Kabir sagt: Falls Du gerade in einem Leichenwagen in das Land des Todes fährst, halte bloß Deine Hände und Füße still."
und
" Oh Bruder! Als ich vergeßlich war, zeigte mir mein wahrer Lehrer den Weg.
Ich ließ alle Riten und Feierlichkeiten hinter mir
und badete nicht mehr im heiligen Wasser.
Ich lernte, daß ich allein es war, der wahnsinnig und verrückt war,
die ganze Welt um mich herum aber vernünftig und gesund
und ich diese weisen Menschen nur gestört hatte.
Von da an wusste ich, dass ich mich nicht mehr im Nebel
der Ehrerbietung und Verbeugung zu wälzen brauchte:
Ich leutete die Glocke im Tempel nicht mehr:
Ich setzte kein Götzenbild mehr auf den Thron:
Ich verehrte das Götzenbild nicht mehr mit Blumen.
Es ist nicht die einfache Lebensweise, die das Fleisch kasteit um den Herrn zu erfreuen.
Wenn Du Deine Kleider ablegst und Deine Sinne abtötest,
wirst Du den Herrn nicht erfreuen.
Der Mensch, der gütig und freundlich ist, der Rechtschaffenheit praktiziert,
der passiv bleibt inmitten der weltlichen Angelegenheiten,
der alle Kreaturen der Erde als sein eigenes Selbst ansieht,
der erlangt das unsterbliche Sein und der wahre Gott ist immer mit ihm.
Kabir sagt: "Der erlangt den wahren Namen, dessen Worte rein sind
und der frei ist von Stolz und Dünkel".
Kabir war Weber. Ist das falsch, was er sagt, weil er (nur) ein Weber war?
Faqir Chand sagt:
"Wer sich in seinem Denken vom Lehrer unterscheidet, befindet sich in der Dualität. Darum lege ich immer wieder wert auf diese Wahrheit, daß wenn Du an der physischen Existenz eines Lehrers hängen bleibts, Du keine Befreiung erreichst. Unser Verstand ist im Inneren und unsere Gedanken sind auch im Inneren. Der Fragende im Inneren ist der Schüler und der der im Inneren antwortet ist der Lehrer. Wenn der Fragende zufriedenstellende Antworten auf alle seine Fragen erhält, wird er still. Wenn unser Verstand keine weiteren Fragen mehr hat oder wenn Dein Verstand kein Verlangen mehr hat etwas zu wissen wird er still. Dieser Zustand der Stille ist bekannt als die Vereinigung von Lehrer und Schüler." - "Dies ist Fakt: Die einfache Wahrheit wird nicht durch das Eröffnen von Centren zur Hilfe; sie wird nicht größer durch die Anzahl der Schüler. Aber wie kann das irgendjemand verstehen? - Nur nach dieser Realisierung: Dass ich eine Blase des Bewusstseins bin. Eine Blase des Bewustseins würde für sich nicht beanspruchen ein Yogi, Sadhu oder ein Gnani zu sein. Habe ich diese Wahrheit nicht realisiert, dann machte ich wahrscheinlich Ansprüche über meine Größe, würde von Dir Anbetung fordern und Dich ausbeuten.".
Die Frage zeigt, daß es der Frager ist, der, wenn er die Lehre mit der Lehrer untrennbar verbunden sieht, nicht an der Lehre ein Interesse hat, sondern an einer Autorität haftet. Ist die Autorität langweilig geworden sucht er sich eine andere Autorität. Dann schreibt er ein Buch: "The Best of Gurus" und ist selbst eine Autorität in Talk-Shows, in Buchhandlungen und auf Esoterik-Messen.
Aber die Wirklichkeit zeigt, daß das, was manche Menschen sprechen, auch wenn ihnen viele zuhören, das Bild widerlegt, das den Schülern der Gurus der Aufklärung und der Gurus der Medien eingebrannt ist: Die unvollkommene Person. Weil sie nachweislich unvollkommen ist ( 'Sie ißt immer noch lebendige Pflanzen und fährt BMW!' ), muß das was sie sagt auch unvollkommen sein.
Es ist die reine Eitelkeit des Ichs, die die Person mißt, und die Lehre deswegen verwirft. Die Lehre kann aber nur verworfen werden, wenn sie als falsch erkannt ist, ein Lehrer ist nicht falsch oder richtig. Und ob eine Lehre als richtig erkannt ist, wird nicht demokratisch bestimmt; das, was wahr ist ist auf nichts und niemand angewiesen, es kann nur vom Individumm erkannt werden. Wenn das falsch wäre, dann könnte man ein pythagoräisches Dreieck verwerfen als nicht mehr zeitgemäßen Personenkult eines antiken griechischen Gurus.
Namo