Genau in dieser Betrachtung liegt das eigentliche Problem der Diskussion. Es mag nun penetrant klingen, aber in meinem Beitrag #2 hatte ich schon erwähnt, dass Gott eine Variable ist, deren man zunächst einen Wert zuweisen sollte. Wenn zum Beispiel von einem personellen Gott gesprochen wird, ist er tatsächlich das Produkt der Menschen.
Ein transzendenter allgegenwärtiger Gott hingegen, verkörpert ein bestehendes Potenzial, das unabhängig vom Menschen existiert. Desgleichen gilt für einen fernen statischen Gott, welcher mit einem lokalen Potenzial als Ausgangspunkt verbunden ist.
Wenn man hier zu einem Schluss kommen möchte, sollte man also nicht den Fehler begehen, diese Denkmodelle zu vermischen. Intelligenz setzt eine kreative zielgerichtete Entscheidungsfähigkeit voraus, welche man sicherlich weniger im Potenzial eines transzendenten Gottes finden wird, als dies bei einem personellen Gott der Fall ist. Das erklärt auch, warum der allgegenwärtige und statische Gott ohne Emotionen ist. Man muss sich an dieser Stelle schon entscheiden, in welche Richtung man seine Überlegungen lenken möchte.
Es ist nicht richtig, dass man innerhalb der Religionen nicht über diese Fragen nachgedacht hatte. Das Problem dabei ist nur, dass diese Denkmodelle meist der Zeit weit voraus waren und im Kreis der Denker geblieben sind. Ein gutes Beispiel dazu ist Giordano Bruno, der im 16. Jahrhundert schon ein sehr modernes Weltbild entwickelt hatte.
Du solltest auch nicht den
Fehler begehen die Gottesfrage mit Mystik zu verbinden, d
enn dort geht es um völlig andere Dinge, nämlich um den Menschen selbst. Mystik ist keine Fiktion, sondern eine Selbsterfahrung. Ich denke auch, dass du hier ein wenig
die Mystik mit Spiritualität verwechselst.
Merlin
Hallo Merlin,
ich dachte mein Beitrag hätte keine Unklarheit darüber gelassen, daß mir das Modell eines peronalen Gottes absurd erscheint.Wenn nicht,dann erkläre ich das hiermit. Der personale Gott handelt emotial und entspricht den Vorbildern der Antike und verschiedener, sogenannter Naturreligionen.
Mir ist allerdings nicht ganz klar, warum nur ein personaler Gott intelligent und zielgerichtet handeln soll. Die Evolution beweist doch etwas anderes.
Das Modell eines transzendentalen Gottes ist, jedenfalls für mich, überzeugender, wenn auch nur als Modell.
Gerade weil er grenzüberschreitend ist, ist er und seine Intelligenz weniger fassbar. Als Kreator m u ß er über Intelligenz verfügen, oder unser Universum wäre das Produkt eines dumpen Gottes, genannt Zufall. Alle bekannten Fakten verweisen aber auf das Gegenteil.
Diesem transzendenten Gott wären die Gesetze der Kausalität und nicht Kausalität geläufig und da er transzendent ist, bedient er sich ihrer in den ihnen entsprechenden Dimensionen. Vielleicht entstammt er einem Bereich, den wir Singularität nennen. Alles Potential ist vorhanden, jedoch sind alle uns bekannten Gesetze nicht mehr wirksam.
Mit einem statischen Gott außerhalb eines nicht statischen Universums, weiß ich überhaupt nichts anzufangen, es sei denn, er hätte sich zum Zwecke der Evolution im Urknall versteckt.
Der Fall Giordano Bruno und sein schreckliches Ende ist mir bekannt und auch hier habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Ich meinte die Erklärungsmodelle der amtlichen Theologen, die doch weit in der Mehrheit sind und deren Dogmen in der breiten Masse Widerhall finden.
Natürlich hat es auch innerhalb der Religionen immer Freidenker gegeben, welche von den gängigen Schemata abwichen; nur verhallte ihre Stimme meist , zumindest bei der großen Masse, ungehört und die traditionellen, amtlichen Gottesbilder prägten das Bewußtsein der Menschheit.Eine zündende Idee, gefangen im elitären Kreis ist totes Potential,ohne positive Wirkung für den Fortschritt der Menschheit.
Ich denke,daß gerade die Gottesfrage bei vielen Gläubigen eng mit der Mystik verknüpft ist. Wo rationale Erklärungen versagen, greift die Mystik. Diese liefert dann die Erklärungsmodelle, die nicht logisch, im rationalen Sinn, sein müssen.Die Dreieinigkeit, z.B. ist eines der Mysterien der Christen.
Jede Religion hat ihre spezielle Mystik herausgebildet. Ohne diese wäre sie ohne Essenz.
Der Islam, z.B. hat erst relativ spät eine Mystik gebildet ohne die er heute nicht denkbar wäre.
Dieses Forum beweist, daß viele Menschen in der Mystik Zuflucht suchen,da sie ihre Fragen nach Gott und dem Sinn, nicht anders zu beantworten wissen.
Gäbe es diese Fragen nicht, wäre der Mystik ihre Basis entzogen.
Daher denke ich, daß die Gottesfrage nicht nur sehr eng mit der Mystik verknüpft ist, sondern das sie sogar ein unersetzlicher Bestandteil Derselben ist.
Ich bestreite nicht, daß mystische Erfahrungen für die Betreffenden keine Fiktion ist und leider meistens nicht verizierbar, sodaß diese immer nur subjektive Wahrheiten bleiben.
Soviel ich gehört und gelesen habe, kann eine mystische Erfahrung sowohl eine Selbst wie auch eine Gotteserfahrung sein. Es gibt auch innerhalb der Disziplin unterschiedliche Positionen. Meister Eckhart wollte uns entbildern und das leiblich, materielle Dasein als unwesentlich, wenn nicht verachtenswert, bewertet wissen, Jacob Böhme verstand die Natur als den materiellen Ausdruck Gottes und gab die Bilder zurück.
Letztendlich betrifft jede existentielle Frage den Menschen, nicht nur die Mystik.
Die Fragen sind immer real, die Antworten müssen nicht immer der Realität entsprechen.
Spiritualität bedeutet für mich Geistigkeit. Ist eine mystische Erfahrung ohne den Geist möglich? Ist überhaupt eine nicht physische Erfdahrung ohne Geist denkbar?
Korrigiere mich bitte und hilf mir auf die Sprünge.
Danke!
ninki