" Q U E L L E N D E S L I C H T S "
Meisterbauriss von Br:. J. B., im Dezember 2006
"Mehr Licht" - das sollen Goethes letzte Worte gewesen sein. Das ist zwar nicht bewiesen, jedoch sehr gut vorstellbar, denn weniger Licht könnte mehr Finsternis bedeuten. In der Freimaurerei streben wir auch nach mehr Licht. Aber wie gebrauchen wir den Begriff Licht? Wo kommt es her und was bringt uns das Licht? Man kann diese Fragen philosophisch, symbolisch aber auch physikalisch betrachten.
Im jüdisch-christlich-islamitsichen Mythos beginnt die Schöpfung auf der Erde mit dem Licht. Es ist die erste Voraussetzung für jegliche irdische Existenz überhaupt. Denn es bewirkt anstelle des Chaos - was hier etwa undifferenzierbares Alles bedeutet - die Dualität von Licht und Dunkel und damit die erste Voraussetzung für Wahrnehmung und Bewusstsein. Letzteren sind die grundlegenden Dimensionen unseres Universums. Das Licht wurde von den Menschen schon immer verehrt: Vom Sonnenkult der Steinzeit über die Pyramiden von Gizeh bis hin zu den lichtdurchfluteten Kathedralen der Gotik.
Der als Lichtsucher bezeichnete Freimaurer geht seinen Weg zum Licht nach alter Tradition: "der Lehrling sieht das Licht; der Geselle geht zum Licht; der Meister findet das Licht".
Lichtsymbolik versinnbildlicht auch die Wiedergeburt. Darum sind die alten Mysterien ebenso Lichtkulte. Im Meistergrad - als logische und organische Weiterentwicklung der beiden ersten Graden - steht der Tod und die Wiedergeburt zentral. Der Bruder durchlebt Tod und Auferstehung im Geiste des faustischen "Stirb und Werde". ("PEEP" für Lehrlinge und Geselle in der Konferenz/Loge)
Der Geselle wird an die letzte Pforte geführt, dorthin wo die Welt des Jenseitigen beginnt. Hier geht es hinauf zu einer geistig-seelischen Höherentwicklung. Es ist die Erhebung zu einer anderen Bewusstseinsebene.
Das Licht ist für uns Freimaurer ein Symbol von höchster Bedeutung. In der FM gibt es meiner Meinung nach einen Zusammenhang zwischen Licht und Bewusstsein. Unsere Suche nach dem Licht in symbolischem Sinne, kommt dem Ansammeln von Wissen und Bewusstsein gleich. Licht wäre also mit Erkenntnis und Bewusstein identisch. Die freimaurerische Tempelarbeit beschreitet die ersten Stufen einer Meditation und steigt damit mit den Brüdern stufenweise zu immer höherer Einsicht und Selbsterkenntnis empor. Als Lehrling-Freimaurer wollen und können wir natürlich keinen plötzliche Erleuchtung beanspruchen. Der Weg ist das Ziel. So kann eine wirksame Veränderung der seelisch-geistigen Struktur eines Menschen nur die Frucht feinster, jahrelanger Impulse sein.
Sinn und Ziel der Mysterien ist Kenntnis der sichtbaren und unsichtbaren Kräfte des Universums und deren Wirkungen, zum Beispiel Gottheit, Geisterwelt oder Wunder. Auch eine bessere Welterkenntnis, Erkenntnis der Zusammenhänge aller Dinge, Erklärung der Natur und ihrer Geheimnisse und so weiter. Wann man über den Begriff Licht nachdenkt, hat man unweigerlich auch mit den Erkenntnissen aus der Physik zu tun. Es scheint mir deshalb interessant, in diesem Meister-Bauriss auch einige Aspekte aus der Physik über das Phänomen Licht und seiner Quelle zu beleuchten.
Die Ansichten und Ideen in der klassischen Biologie und Physik sind ursprünglich von Isaac Newton. Er hat, als Vater dieser Physik, unsere mechanistische und reduktionistische Weltansichten über Hunderte von Jahren stark geprägt. Newtons Universum war aus einigen Grundeinheiten mit gewissen fundamentalen Einheiten aufgebaut: es war von Gott erschaffen und damit keiner weiteren Analyse zugänglich. Die damaligen Theorien im 17. Jh. Bildeten die Basis der modernen Wissenschaft.
René Descartes hat die strickte Trennung von Körper und Geist postuliert. Die Welt bestand aus unendlich vielen kleinen separaten Objekten, die sich auf vorhersehbare Art und Weise verhielten. Unser Selbstbild verarmte noch mehr durch die Arbeiten von Charles Darwin. Nach seinen Theorien sind wir nicht mehr als eine evolutionäre Zufälligkeit. Das komplexe Gewebe unserer biologischer Erbe von uns und unseren Vorfahren, wird einfach reduziert zum zentralen Aspekt: Essen oder gegessen werden.
Die klassische Physik und Biologie haben aber keine Antworten auf so viele fundamentale Fragen; z.B. Wie das Leben anfängt, wie wir überhaupt denken können, warum wir krank werden, wie unseren Körper wächst usw. Nichts an diesem Modell kann die wahre Vielfalt der menschlichen Existenz widerspiegeln. Auch nicht die Beziehung vom Mensch zur Umwelt und schon gar nicht das menschliche Bewusstsein.
Nach der Denkweise dieser Physik kann man folgende alte Weisheiten formulieren:
" Der Mensch ist von seiner Welt getrennt, und sein Geist ist vom Körper getrennt.
" Zeit und Raum sind endliche Grössen im Universum und sind wahre und unbestrittene Eigenschaften der Natur.
" Nichts bewegt sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit.
" Das Gehirn ist ein Körperorgan, in dem das Bewusstsein angesiedelt ist und das ebenfalls weitgehend von chemischen Prozessen angetrieben wird. Sprich: Zellkommunikation und D N A- Code.
Die ersten Anzeigen für eine mögliche Brücke zwischen Spiritualität und Wissenschaft, kamen erstaunlicherweise aus der Physik. Anfangs des letzten Jahrhunderts haben 2 Theorien in der Physik zum Paradigmenwechsel geführt. Es sind die spezielle Relativitätstheorie von Albert Einstein und später die Quantentheorie zu der Max Planck, Nils Bohr und Werner Heisenberger entscheidende Anstösse gegeben haben.
Diese wissenschaftlichen Arbeiten stehen am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als ein imposantes intellektuelles Monument da - als Pyramiden der modernen Zivilisation. In der neuen Physik haben diese Theorien die wissenschaftlichen Grundlagen für ein neues, holistisch-energetisches Weltbild gebracht. Kürzlich erschienen wissenschaftliche Entdeckungen zeigen die Existenz eines allumfassenden Energiefeld; das Nullpunktenergiefeld, das Mensch und Materie miteinander verbindet. Die Existenz dieses Feldes ist vor allem basiert auf Information.
Die Quantenphysik hat die grundsätzliche Einheit des Universums gezeigt. Sie ist eine der bedeutendsten Offenbarungen der modernen Physik und hat das menschliche Denken nachhaltig beeinflusst. Sie tritt im atomaren Bereich zutage und manifestiert sich immer, wenn man tiefer in die Materie, in das Reich der subatomaren Teilchen eindringt. Auf der atomaren Ebene hat die Materie ein zweifachen Aspekt: Sie erscheint als Teilchen und als Welle. 1927 wurde dieses Phänomen von Werner Heisenberger als das Unsicherheitsprinzip beschrieben. Hiermit brachte die Quantentheorie auch den Zufall ins Spiel. Zudem haben Quantenphysiker eine seltsame Eigenschaft auf der subatomaren Ebene Entdeckt. Sie wird als Nichtlokalität bezeichnet. Dies beinhaltet die Fähigkeit einer einzigen Quanteneinheit, ein anderes Quantenteilchen sofort über jede beliebige Entfernung zu beeinflussen. Dies findet statt ohne Austausch von Energie und offensichtlich mit einer höheren Geschwindigkeit als die Lichtgeschwindigkeit.
Die Entdeckung der Nichtlokalität brachte die Grundlagen der deterministischen Physik ins Schwanken. Oder mit den Wörter des dänischen Physikers Nils Bohr: "Wer von der Quantentheorie nicht schockiert ist, hat sie nicht verstanden".
Und was ist mit dem Licht? Alles beginnt mit Photonen, den wohl ältesten Elementarteilchen des Universums. Es sind Photonen, die Energie eines Lichtbündels als Lichtquanten übertragen. Subjektiv könnte im Alltagsleben der Eindruck entstehen, dass Materie - auf der auch der menschliche Körper aufgebaut ist - die häufigste Form der Energie darstellt.
1984 konnte Nobelpreisträger Carlo Rubbia aber nachweisen, dass der Anteil anderer Energieformen (Photonen) gegenüber den Materienteilchen stark überwiegt. Das genaue Verhältnis ist: auf ein Materieteilchen kommen gut 974.600.000 Photonen. Für den menschlichen Körper bedeutet dies, dass nur der allerwenigste Teil aus Materie besteht (ca. 1 Milliardstel), der allermeiste Teil hingegen aus Photonen. Daraus ergibt sich, dass Licht bzw. Photonen ein wesentlicher Bestandteil auch unseres menschlichen Organismus darstellt.
Das physikalische Licht zeigt die gleiche Doppelnatur wie Materie. Es sind Teilchen bzw. Wellen von besondern Art, nämlich sie sind ohne Masse, unsichtbar, unzerstörbar und bewegen sich immer mit Lichtgeschwindigkeit. Sie waren schon beim Urknall vor Milliarden Jahren und der Entstehung der Materie dabei.