Gold im Wasser

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Wellenspiel

Guest
Ich stehe zu dritt am Ufer eines Sees.
Ein zentriertes Ich, das am Ersticken ist, und zwei halbe Ichs links und rechts, weiblich und Schwestern, unterschiedlich, doch nicht gegensätzlich.
Am Grund des Sees schimmert es golden. Dunkle Schlieren durchziehen das Wasser, als watete ich bereits durch den Schlamm darin. Doch ich stehe nur und warte auf eine Entscheidung, die das zentrierte Ich nicht treffen kann oder will.
Da springt die Schwester zur rechten ins Wasser, taucht nach dem Gold, während die linke zurückweicht. Doch zu spät, denn die Entscheidung ist getroffen - das zentrierte Ich springt der Rechten hinterher, zu gefährlich erscheint ihr Handeln, doch ich weiß noch nicht, warum.
Das Nass ist nicht kalt und nicht warm, und es scheint nicht wie Wasser zu sein, denn das zentrierte Ich vermag plötzlich zu atmen.
Die getauchte Schwester erreicht das goldene Funkeln, doch das Nass frisst ihr die Haut vom Leib und zerstückelt ihren Körper wie hochätzende Säure.
Die linke Schwester, am Ufer verblieben, erstarrt zu gebranntem Ton und schweigt.
Dann scheint das Gold zum Greifen nahe, das zentrierte Ich streckt seine Hand aus, doch da reißt mich eine Strömung davon und der Traum endet.
 
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Am Grund des Sees schimmert es golden.
Schöne esoterische Geschichte mit esoterischen Symbolen, geboren aus esoterischem Denken.
Und wohl auch nur in diesem Zusammenhang zu deuten...

Der See ist dennoch das Symbol für den innerseelischen Teil der eigenen Psyche.
Das Gold am Grund ist das Versprechen, die Verlockung eines seelischen Heils, das man dort finden kann.
Die Realität, das konkrete Bild des eigenen Inneren, zeigt sich aber mit den Schlieren im Schlamm. Heißt, viele unbrauchbare Gedankenkonstrukte und Vorstellungen, die das Gold im eigenen Inneren verschlämmen.

Das zentrierte Ich (was, wie?), das wohl dich selbst symbolisiert – und am Ersticken ist (weil es im eigenen Schlamm versinkt?) - traut sich nicht rein ins Gefühlswasser. Das übernimmt dann recht locker ein weibliches halbes Ich (du bist männlich?).

Aber das natürlich überlegene zentrierte Ich kann es nicht zulassen, dass das halbe weibliche Ich handelt, Fakten schafft und damit mehr zu tun in der Lage wäre als das zentrierte Ich. Es muss den Retter spielen, obwohl es dafür keinen konkreten Grund angeben kann.

Aber wiiiiieeeee Recht das zentrierte Ich doch hat, natürlich, was denn sonst? Denn nun wird es echt richtig gefährlich.

Die weiblichen halben Ichs kommen schlimm ums Leben. Das zentrierte Ich, das du nun endlich selbst bist, kann das Gold am Grunde der eigenen Seele trotzdem nicht fassen. Eine weise Strömung hat was dagegen...

Und eben diese „Strömung“ hat dir wohl auch dieses Traumbild beschert. Erkenne die Absicht dahinter.
 
Wie sich Gedankengänge, individuell und gesellschaftlich im Verlauf der Zeit doch ändern können...
Zur Zeit des Keltentums war das Gold in Flüssen und Seen den Geistern und Göttern vorbehalten, davon zu Nehmen war bei Todesstrafe verboten.

Nach dem Gold zu greifen, die Sehnsucht nach dem Höchsten, die Suche nach der eigenen Göttlichkeit/Vollkommenheit/Unsterblichkeit;
Das eine, nach dem nahen Gold greifen, mag ein magischer Moment sein...vielleicht auch eine spirituelle Prüfung...ein besonders heller Moment, der aber auch Scheitern und einen tiefen Fall nach sich ziehen kann; die Angst vor Scheitern- gegenwärtig;

Es ist dann aber schon eine Art Faustregel, daß die Dinge, die man in magischen Prüfungen nicht auf schnellem Wege lernt, später immernoch durch den Strom des Lebens lernen kann...dieser treibt einen immerfort, bis hin zum letzten Atemzug und es ist manchmal, aber nicht immer klug, gegen den Strom zu schwimmen.

Das Gold aber ist immer da, egal ob von Schlamm bedeckt, oder nicht; sichtbar oder nicht, der Fluß des Lebens hat reichlich zu bieten...

LG Tiger
 
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Hallo @Wellenspiel,

du stehst im Wasser, kannst aber keine Entscheidung treffen, und außerdem nicht atmen.
Ein Teil von dir taucht hinab und greift nach dem was wie Gold schimmert (in der Tiefe des Sees, sieht nach der Tiefe oder dem Urgrund der Gefühle aus).
Dieser Teil wird dabei aber empfindlich verletzt, du aber kannst dadurch scheinbar wieder atmen.
Der dritte Teil = die andere Schwester, scheint einen Ausgleich darzustellen. Sie bannt die Gefahr des Abtauchens, und hilft, zu atmen.
Andererseits erstarrt sie selbst zu Ton. Sie braucht scheinbar nicht atmen. Trotzdem führt dieser Schutz wohl zu einer gewissen Unbewusstheit oder Unfähigkeit,
tatsächlich bewusst nach diesem "Gold" zu greifen.
 
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