Glauben heisst nichts wissen, nichts wissen heisst dumm sein

Ein Hallo an fckw und alle anderen,

interessanter thread .... den ich trotzdem aus Zeitgründen nur überflogen habe

Ich habe etwas den Eindruck, dass hier oft dasselbe gemeint wird, aber unterschiedlich ausgedrückt wird, verschiedene Worte Verwendung finden und dann zu Missverständnissen führen im Eifer der Diskussion .... beispielsweise Wissen, Nicht-Wissen und Weisheit


@Regina:
"Wissen und Liebe zur Wahrheit..der inneren Bereitschaft dieses Wissen stets NEU zu überprüfen, führt zum Verstehen."

@ fckw:
"Entscheidend an diesem Punkt ist aber die Wahrheitsliebe des einzelnen: Ist ihm/ihr das Finden der Wahrheit wichtiger als das Vermeiden von Schmerz? Nur dann kann Wachstum in Form von Entidentifizierung und Integration/Synthese stattfinden."


Ja, meiner Erfahrung nach (meinem momentanen Wissensstand nach) ist die grundsätzliche Bereitschaft erlangtes Wissen, wenn es sich als nicht richtig herauskristallisiert, auch wieder loslassen zu können wichtig für eine Entwicklung. Und dazu braucht es Offenheit. Offenheit, sich die Dinge/Gedanken/Gefühle immer wieder, so wie sie jetzt sind, anzuschauen - auch wenn es schmerzhaft ist. Und oft ist es schmerzhaft, weil das Ego gerne an etwas festhalten möchte, sich mit bestimmten Gedankenkonstrukten identifiziert hat, es sich dort bequem gemacht hat, sich Erklärungen zurecht gelegt hat. Und diese immer wieder über Bord zu werfen und frisch von vorne anzufangen ....


Und mit dieser Offenheit geht auch eine gewisse Weichheit einher ... und wenn man dann in dieser Offenheit und Weichheit auf Dinge, Tiere und Menschen direkt blickt .... ein Geschmack der Liebe


unmittelbar .... ohne Glauben, ohne Wissen, ohne Gedanken .... im unidentifizierten Erfahren dieses Augenblickes von Sein zu Sein (welches auch jeder Mensch anders ausdrückt, beispielsweise als Wissen, Nicht-Wissen oder Weisheit ;))


Alles Liebe Euch
sam
 
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Sorry, war wohl nicht ganz klar formuliert.

"Verlangen nach Wissen ist Bindung. Hingegen ist Verlangen nach Wahrheit keine Bindung."

So wäre das zu lesen gewesen. Ich meine damit, dass das Verlangen etwas zu wissen, im Grunde genommen identisch ist mit purem Verlangen nach Besitztum. "Wissen" in diesem Sinne ist blosses Scheinwissen und also blosser Besitztum. Es ist tot und wertlos. Genau dieses Wissen ist es, was etwa Faust am Anfang "der Tradödie erster Teil" beklagt ("Habe nun Philosophie, Juristerei, Medizin und durchaus auch Theologie studiert mit heissem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Heisse Magister, heisse Doktor gar [...] und sehe, dass wir nichts wissen können.") Faust hat tatsächlich alle wissenschaftlichen Disziplinen studiert, die man zu seiner Zeit überhaupt studieren konnte. Aber er sieht auch ein, dass dieses Wissen ihm überhaupt nichts gebracht hat, es ist völlig wertlos. Weil sein Wissen sich nie in Weisheit gewandelt hat. Faust erkennt zwar die Relativität allen Wissens, kann aber trotzdem nicht aufhören weiterzusuchen. Also ruft er gleich danach irgendeinen Dämon, einen Erdgeist an, der ihm helfen soll. Und später dann die ganze Odyssey zusammen mit Mephisto. Faust ist zu klug um auf die präsentierten Irrtümer hereinzufallen, aber er ist nicht klug genug, dass er sich selbst und das eigenen Verhalten zu erkennen vermag (das kann nur der Leser/Theaterbesucher).
Und vor Gretchen besteht Faust nicht. Gretchen sieht direkt hinter seine Gelehrsamkeit - und findet dort nichts.

Faust verlangt nach Wahrheit, nicht (mehr) nach Wissen. Auch er hat einen inneren Kompass, der ihn Mephisto's "Geschenke" als faul erkennen lässt. Aber er ist völlig unfähig und blind, die Wahrheit zu finden. Weil er nämlich diese Wahrheit fälschlicherweise für Wissen hält, bzw. noch grundlegender: Weil er nämlich Wahrheit für etwas hält, das er besitzen könnte. Das ist die Tragödie.

Wenn ja, was ist dann (wirklich) Wahrheit?
Ja, was ist denn wirklich Wahrheit? Darüber haben sich alle wirklich grossen Vorbilder dieser Welt ausgeschwiegen. Plato vergleicht im Höhlengleichnis die Wahrheit mit der Sonne, die einem die Augen ausbrennt, wenn man sie direkt und unvermittelt sieht. Es muss wohl seinen Grund haben, dass jene Berühmtheiten sich in hartnäckiges Schweigen hüllen.
Jeder Mensch hat doch seine eigene Wahrheit.
Das ist inzwischen dermassen ein Allgemeinplatz... Was heisst das denn tatsächlich? Heisst das wirklich folgendes:
Das, was für mich wahr ist, kann für dich falsch sein.
Ich glaube nicht. Wohlgemerkt: Wir sprechen hier nicht von relativen Wahrheiten, die alle nur so lange Bestand haben, wie mir irgendwelche Informationen fehlen, die das Gegenteil beweisen. Das wäre keine echte Wahrheit, sondern letztlich nur Wissen oder von mir aus auch relative Wahrheit (wie man das immer auch benennen mag). Wir sprechen hier aber von absoluter Wahrheit, was immer das auch ist.
Das ist ja gerade die Relativität, die den Verstand ausmacht bzw. der Verstand begründet die Relativität.
Na, ich würd sagen, der Verstand arbeitet nur auf dem Gebiet der Relativität. Er begründet sie nicht, und sie begründet den Verstand auch nicht. Aber der Verstand kann ohne Relativität nicht sein und nicht arbeiten.
Der Verstand verlangt nach Wissen.
Nein, es ist der Mensch, der nach Scheinwissen verlangt. Und es ist der Verstand, mit dem er sich dieses Scheinwissen verschafft. Der Verstand ist nur ein Werkzeug (mit dem der Mensch i.a. nicht umgehen kann), er hat kein Eigenleben.
Schaltet man dieses Verlangen aus, bzw. schaltet man den Verstand aus, dann schaltet man auch die Relativität aus.
Da muss ich drüber nachdenken.
 
Zitat:
Das, was für mich wahr ist, kann für dich falsch sein.



Ich glaube nicht. Wohlgemerkt: Wir sprechen hier nicht von relativen Wahrheiten, die alle nur so lange Bestand haben, wie mir irgendwelche Informationen fehlen, die das Gegenteil beweisen. Das wäre keine echte Wahrheit, sondern letztlich nur Wissen oder von mir aus auch relative Wahrheit (wie man das immer auch benennen mag). Wir sprechen hier aber von absoluter Wahrheit, was immer das auch ist.

Hallo fckw

du gehst davon aus, daß du die Wahrheit irgendwann erkennen kannst. Irgendwann? Wann, wenn nicht JETZT! Oder lebst du in der Zukunft?
Was Glaubensbruder damit sagen wollte ist, daß was er für wahr hält, nicht für dich genauso sein muß. Er spricht also nicht von der absoluten WAHRHEIT, sondern von seinem Glauben bzw Wissen, oder wie man auch sagt von seinem Erkenntnisstand.

Nein, es ist der Mensch, der nach Scheinwissen verlangt. Und es ist der Verstand, mit dem er sich dieses Scheinwissen verschafft. Der Verstand ist nur ein Werkzeug (mit dem der Mensch i.a. nicht umgehen kann), er hat kein Eigenleben.

War nicht schwer dies zu erkennen :) Der Verstand lebt von dir. Von deinem ICH, was immer das auch ist. Denn allein das ICH BIN, ist die einzige Wahrheit, die alleinige existente Wahrheit, bloß verstehen kannst du (dein Verstand) sie nicht.

Da muss ich drüber nachdenken.

Du willst über die absolute Wahrheit, über das Wissen etc nachdenken?
Ich sag dir, du wirst nie zu einem Ende kommen. Gedanken führen zu Gedanken und dies ist ein immerführender Kreislauf.
ERKENNE das du das WISSEN BIST. Was anderes ist nicht möglich. DU BIST die Wahrheit selbst, LIEBE, SEIN, GOTT etc
Es ist wie das tausendfach zitierte Auge, daß sich nicht selbst sehen kann.

Zum Thema:
Glauben heißt nichts wissen, nichts wissen heißt dumm sein.

Einfältig wäre hier das richtige Wort. Was bitte nicht zu verwechseln mit dumm ist. Ist ein Mensch einfältig, hat er trotzdem einen klaren Verstand. Seine Gedanken schweifen sozusagen nicht irgendworum.

Grüße
Kronos
 
Kronos schrieb:
Er spricht also nicht von der absoluten WAHRHEIT, sondern von seinem Glauben bzw Wissen, oder wie man auch sagt von seinem Erkenntnisstand.
:kiss3:
Ja, denn wie kann Wahrheit absolut sein?
Wahr und falsch ZUSAMMEN wären absolut --> dies ist aber paradox (für den Verstand) --> Relativität! --> unser Dilemma (od. auch Glück, wie mans sieht :) ).

Man könnte noch viel dazu schreiben.
Aber wie sollen wir jemals mit unserem begrenzten Verstand die Unendlichkeit begreifen?

Gruß
 
fckw schrieb:
Wir sprechen hier aber von absoluter Wahrheit, was immer das auch ist.
Na, ich würd sagen, der Verstand arbeitet nur auf dem Gebiet der Relativität. Er begründet sie nicht, und sie begründet den Verstand auch nicht. Aber der Verstand kann ohne Relativität nicht sein und nicht arbeiten.

Nein, es ist der Mensch, der nach Scheinwissen verlangt. Und es ist der Verstand, mit dem er sich dieses Scheinwissen verschafft. Der Verstand ist nur ein Werkzeug (mit dem der Mensch i.a. nicht umgehen kann), er hat kein Eigenleben.
Das hast du schön verständlich seziert.
Danke. Sowas kann ich nicht so gut, man könnte auch sagen: Hier versagt mein Verstand. :)
Aber, dass ist (m.M.) auch (d)ein Problem.
Die Kopflastigkeit mit der du die Suche nach [absoluter] Wahrheit angehst, kann nicht zu dauerhaften Erfolg führen.
Um absolute Wahrheit zu finden musst du aufhören zu suchen. (paradox)
Der Verstand muss ausgeschaltet werden, um das ABSOLUTE (= absolute Wahrheit) zu finden.
Ich würde folgendes sagen: Wer absolute Wahrheit will, darf nicht mehr wissen (wollen). :)
 
@Kronos + Glaubensbruder:
Ach, ihr habt ja beide eigentlich Recht. Deshalb schnapp ich mir jetzt meine Badehose und tauche ab in die nasskühle Limmat. Unter Wasser ist man dem Nichts so nahe, wie kaum sonstwo (--> siehe den wundervollen Film "Le grand Bleu").

(Es gibt zwar keinen im Fluss badenden Smiley, aber vielleicht geht ja auch die Dusche hier... :baden: )
 
Aber wie sollen wir jemals mit unserem begrenzten Verstand die Unendlichkeit begreifen?

Das ist nicht möglich :)
Da bleibt die Frage:
Was bin ich?
Das Tao!
Was ist das Tao?
Ich!
Was ist das?
Ich kann mich nicht benennen, und weil ich mich nicht benennen kann, kann ich mich auch nicht denken!
Nur in der Stille aller Gedanken ist es klar! Unbeschreiblich!


Keine Diskussion führt dort hin.
Wenn du es herausfinden willst, dann diskutiere nicht über dich, dem Tao, sondern nur über das, was du alles nicht bist!

Und was bist du nicht?
Alles, über das du diskutieren kannst!

Gruß
Kronos
 
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Kronos:
"Was bist du nicht? Alles, über das du diskutieren kannst!

Diskutant : "Was bin ich?" (???)

Diskutant: "Wenn du es herausfinden willst, dann diskutiere nicht über dich, dem Tao, sondern nur über das, was du alles nicht bist!"

Diskutant: "Was bist du nicht? Alles, über das du diskutieren kannst!

Was bin ich? " :confused:

Was bin ich? Wenn du es herausfinden willst, dann diskutiere nicht über dich (!!!) :confused:
"Es kam jemand zur Tür des Geliebten und klopfte.
Ein Stimme fragte: "Wer ist da?' Er antwortete: 'Ich bin es.'
Die Stimme sagte: 'Hier ist kein Platz für mich und Dich.'
Die Tür wurde geschlossen.
Nach einem Jahr Einsamkeit und Entzug
kam der Mann wieder an die Tür des Geliebten.
Er klopfte.
Eine Stimme von drinnen fragte: 'Wer ist da?'
Der Mann sagte: 'Du bist es.'
Die Tür wurde für ihn geöffnet."
(Rumi)

"Wie unsinnig ist es, von mir und von dir zu sprechen!
Im Ursprung waren meine Seele und deine vereint.
Sie waren meine Erscheinung und mein Geheimnis,
und sie waren deine Erscheinung und dein Geheimnis.
Es gibt kein Ich und kein Du zwischen mir und dir."
(Rumi)
 
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