Liebe Laylah Alana!
Ich möchte hier keine Fragen beantworten, sondern nur Ereignisse schildern, die ich erlebt habe. Der Vater meines Sohnes war sicher das, was man als die große Liebe bezeichnet. Ein schwieriger Mensch, cholerisch, voller Zorn, unbeherrscht, aber irgendwie voll von Sehnsucht nach Liebe. Die Regeln innerhalb seiner Familie waren mir immer sehr fremd. Seine (verstorbene)Mutter wurde von ihm verehrt wie eine Ikone. Seinen Vater hat er gehaßt. Bis zu dessen Tod, haben sich die beiden angeschrien oder ignoriert.
Ich war fast zwanzig als ich ihn kennen gelernt habe, er war fünfunddreißig. Seinen Vater habe ich kennen gelernt, als ich die Geschäftsräume übersiedeln musste von altem Standort nach neuem Standort. Anfänglich wurde auch ich ignoriert und als feindlich eingestuft. Ich räumte aus, Opa Chef lief zum Anhänger und räumte wieder ein. Irgendwann war es mir zu blöd zwischen den Fronten zu stehen und ich sagte dem alten Herren , dass ich nur das täte, was mir aufgetragen wurde. Ihm war es offenbar peinlich. Er erklärte mir, dass er nur seinen Besitz zurück tragen würde. Von da an war es eine Zusammenarbeit, von da an war das Eis gebrochen.
Da wir beide eine starke Beziehung zu Pferden haben, war auch bald ein gemeinsames Thema gefunden. Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht. Sein Sohn hat mich dafür entweder gehasst oder beneidet, ich glaube von beidem etwas.
Die Beziehung zu meinem Opa Chef war vom ersten Augenblick etwas Besonderes. Er war immer ein ganz besonderer Mensch für mich. Er war mir so vertraut, so nahe und er hatte Herz. Es war immer eine ganz besondere Verbindung zwischen uns.
Ich half ihm oft bei den Pferden, oder wir tranken Kaffee. Er hat mir einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt. Er hat mich mit seinen Geschichten immer berührt.
Manchmal saßen wir auch einfach nur nebeneinander und haben uns verstanden ohne ein Wort zu sagen.
Sein Tod hat mich schwer getroffen. Eines seiner Pferde habe ich genommen, um zu verhindern, dass es eingeschläfert wird. Ich muss dazu sagen, dass meine Tiere immer über Umwege zu mir gekommen sind.
Zu diesem Pferd hatte ich eine besondere Beziehung. Es war das Geschenk, dass er mir gemacht hatte.
Für einen Reiter ist es eine Freude ein Pferd zu reiten, dass auf feinste Hilfen reagiert. Und genau so ein Pferd war mein Eldir. Ich brauchte keine Zügeleinwirkung, Schenkelhilfen und Gewichtsverlagerung waren genug um ihn zu lenken. Übrigens Eldir war kein hochgezüchtetes Dressurpferd, sondern eigentlich nur eine Mischung aus Isländer und Unbekannt. Und die meisten hatten ein Problem ihn zu reiten.
Die Beziehung zu Opa Chef war auch nach seinem Tod nicht beendet. Ich konnte ihn, seine Energie, oder wie immer man das nennen mag, noch einige Monate lang spüren. Und eines Tages kam Er zu mir und hat sich von mir verabschiedet. Es ist schwer zu beschreiben. Ich konnte tiefe Liebe spüren, er hat mich gehalten, gedrückt und geliebt. Ich konnte selten das Gefühl empfinden, so sehr, bedingungslos geliebt zu werden
Ich weiß, er ist meine große Liebe, er ist DIE Eine Liebe, die die Ewigkeiten überdauert. Ich werde ihn wiedersehen, in diesem oder in einem anderen Leben. Ich weiß wir waren einmal schon sehr glücklich miteinander. Woher dieses Wissen kommt, kann ich nicht schlüssig erklären. Er war immer bei mir,wenn es schwierig war für mich.
Wahrscheinlich ist nichts im Leben umsonst. Es ist auch nicht wichtig, wie alt du bist. Entscheidende Ereignisse treffen dich dann, wenn die Zeit reif dafür ist.