Gibt es in Deutschland wirkliche Schamanen oder muss man eher auf indigene Schamanen zurückgreifen?

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Gibt es in diesem Forum Schamanen?

Hallo Hela,

Das Thema ob und warum man sich "Schamane/Schamanin" nennt wurde hier in diesem Forum schon x mal diskutiert. Ich vermute mal deshalb wirst du hier eher weniger ein öffentliches "Bekenntnis" dazu bekommen.
Im allgemeinen wird mit dieser Bezeichnung eine recht archaische Form gesehen mit der Geisterwelt zu kommunizieren und zu arbeiten. Außerdem noch die Berufung der Geister dazu und das sehr lange Lernen bei einem Lehrerschamanen und die Weiterführung der eigenen Lehren über Generationen.
Das sind die Hauptgründe warum sich hier selten noch wer als "Schamane" bezeichnet.
Es wird recht schlecht akzeptiert, dass Schamanismus auch in "kleinerer" Form funktionieren kann.
Einerseits versteht es sich von selbst, dass durch den persönlichen Zugang zur Geisterwelt ganz eigene Methoden entstehen, andererseits ist jeder einzelne Mensch hier dennoch von "allgemeinen" Lehren geprägt, die halt irgendwie "berühmt" geworden sind :whistle:
Nunja, auch im Schamanismus menschelt es eben.
Aber wenn du Austausch zu "schamanisch praktizierenden" Menschen suchst, bist du im Grunde genommen schon ganz richtig hier. Dur darfst halt nur kein Problem mit der Haarspalterei deswegen haben. Es gibt schon paar Leute mit denen man sich recht gut austauschen kann, die anderen muss man lernen zu ignorieren und dann machts sogar Spaß.

LG
Waldkraut
 
Ich bin wohl einer, aber ich halte von den Falchwichsern nicht viel, die sich in der Regel selbst so nennen. Also nenn ich mich selbst nicht so.
watt sind "Falchwichser", ist das eine Mischung aus "Flach" und "Falsch"? - ich könnte mir irgendwie beide Ausdrücke in Deiner Tastatur vorstellen, wenn Du von diesen Wannabees redest ....
 
Na, das ist irgendwie ja auch eine Sache der Gesellschaft und Kultur, in der man sich bewegt.

Schamane als klassischer Beruf ist in einer christlich geprägten Kultur, die magische Aktivitäten ab dessen, was der Papst und seine Leute (und evtl. die Konkurrenz aus anderen Sekten) so tun, erstmal als Ketzerei und Häresie behandelt, nunmal wenig gesellschaftsfähig.
In unserer Gesellschaft wäre die "akzeptierte" Funktion, die dem noch am nächsten kommen würde, die eines christlichen Priesters oder einer Priesterin. Nur ist der Handlungsspielraum dieser Berufsgruppe wiederum etwas sehr eingeschränkt.

Bleibt "Schamanismus" als im weitesten Sinne nebenberufliche oder Freizeit-Beschäftigung.

Ist halt ein Dilemma.

Auf der anderen Seite - zuweilen Tabus zu brechen, gehört zu einer Berufung dieser Richtung im weiteren Sinne für gewöhnlich dazu.
 
Schamane als klassischer Beruf ist in einer christlich geprägten Kultur, die magische Aktivitäten ab dessen, was der Papst und seine Leute (und evtl. die Konkurrenz aus anderen Sekten) so tun, erstmal als Ketzerei und Häresie behandelt, nunmal wenig gesellschaftsfähig.
Weshalb ich die Meinung vertrete, daß Christentum und Schamanismus unvereinbar sind. Aber wer den schamanischen Weg geht, gar zum Schamanen berufen wird, wird (und kann heute) drauf pfeifen, was die Pfaffen sagen. Wenn die Spirits einen rufen, wird die Kirche zur unwichtigen Nebensache. So gesehen sehe ich kein Dilemma, der Weg ist klar.

LG
Grauer Wolf
 
Weshalb ich die Meinung vertrete, daß Christentum und Schamanismus unvereinbar sind. Aber wer den schamanischen Weg geht, gar zum Schamanen berufen wird, wird (und kann heute) drauf pfeifen, was die Pfaffen sagen. Wenn die Spirits einen rufen, wird die Kirche zur unwichtigen Nebensache. So gesehen sehe ich kein Dilemma, der Weg ist klar.

LG
Grauer Wolf

Hm, sicher, wer sich hinreichend "hingezogen" fühlt, der geht über die Schranke früher oder später hinaus, wenn er oder sie sich etwas Gutes tun will - auch wenn Aufarbeitung ggf. trotzdem nötig ist.

Ich bezog mich aber schon allein auf die Rezeption seitens der Gesellschaft, die eben in einem gewissen Denken festhängt bzw. eine gewisse Einstellung mehrheitlich vertritt.
Schamane zu sein, ist in allererster Linie eine Aufgabe innerhalb der sozialen Gruppe, in unserer heutigen Zeit eben der Gesellschaft. Es ist aber eine Aufgabe, die nicht mehrheitlich als wünschenswert und als "Beruf" anerkannt und akzeptiert ist, und davon, dass der Nachbar dir einen Korb mit Essen vorbeibringt, kannst du eben in einem Umfeld, in dem nicht einfach Hütte an Hütte oder Zelt an Zelt steht, nur sehr, sehr bedingt überleben. Es gibt heutzutage noch Leute aus anderen Kulturen, die es seltsam finden, wenn sie hier ankommen und erfahren, dass man Steuern allein schon dafür zahlen muss, dass man ein Gebiet besitzt und da ggf. ein Haus draufsteht.

Diese Gesamtmischung ist es am Ende, die ausmacht, dass du, so gut du auch bist, nicht davon leben kannst, diesen Job zu machen. Wertgeschätzt wird es auch wenig - auf eine gute, ordentliche Totenbegleitung wird hier kaum Wert gelegt, bzw. ist gar nicht so richtig bekannt und an-erkannt, dass sowas Arbeit ist, Effekte hat, und einen Wert hat. Ergo, es hält dich niemand dafür aus, dass du Zeit und Energie investierst, um zu lernen, wie man Tote begleitet, oder Körper und/oder Orte von nicht-materiellen negativen Einflüssen bereinigst, heilend, schützend, beratend oder sonstwie eine Interaktion mit einer Welt betreibst, von der die aktuelle Lehrmeinung ist, dass es sie schlichtweg nicht gibt, sondern dass ggf. auftretende Effekte mehr als ein bisschen Placebo nicht sind.
Es bezahlt dir weder jemand den Aufwand, den du betreiben musst, um sowas zu lernen, noch in einigen Fällen die Arbeit, die du währenddessen und tatsächlich machst. Wenn es hochkommt, wirst du vom Sozialsystem als arbeitslos oder -suchend eingestuft und bekommst deine Miete trotzdem bezahlt, und Essen etc. in gewissem Umfang. Aber das ist definitiv nicht dasselbe wie die Anerkennung einer gewissen Sozialarbeit "für die Allgemeinheit".

Es wird tatsächlich nicht nur den Toten geholfen, wenn man sie vernünftig begleitet. Aber erzähl das mal einer Kultur, die davon ausgeht, dass Tod im Wesentlichen bedeutet, dass ein Körper nicht mehr funktioniert, und alles Andere nur die Psyche von ggf. Überlebenden sei.

So eine Nische bietet denn ihre eigenen Gefahren und Vorteile. Zwangsläufig muss man den Kram für sich selbst betreiben etc., aber schon, wenn man offen darüber redet, muss man sich von den meisten Leuten zumindest schräg ansehen lassen. Auf der anderen Seite fällt eine gewisse "soziale Kontrolle" bezüglich so einer Nische denn auch eher gering aus, und ob jemand am Ende bloß ein Scharlatan ist, merkt der Kunde ggf. hinterher, oder überhaupt nicht.

Bei meinem aktuellen relativ geringen Kenntnisstand muss ich ganz ehrlich von mir sagen, dass ich wohl verhungern würde, würde ich davon leben wollen, auch wenn sich das möglicherweise anders entwickelt hätte, wäre ich von klein auf, oder zumindest seit der Pubertät, in einer entsprechenden Funktion ausgebildet worden, und zwar ordentlich. Aber selbst das, was ich hin und wieder an Arbeit für die Gemeinschaft leiste, ohne dass ich dafür (zumindest nicht "offiziell") wenigstens mal einen Tag frei zum Ausschlafen bekommen würde, oder zum Energietanken, geht mir manchmal an die Nieren. Was darf ich stattdessen tun - nebenbei noch geheimhalten, dass ich mich mit sowas überhaupt beschäftige. Motiviert fühle ich mich da wirklich eher wenig, zumindest von menschlicher Seite ^^
Von nicht-menschlicher Seite her hab ich einfach einen Job, der tatsächlich betrachtet eigentlich wichtiger ist als das, womit ich mein Geld verdiene, und die Konsequenzen, die es gäbe, wenn ich den Mangel an Motivation seitens der Zweibeiner zum Anlass nähme, es GANZ bleiben zu lassen, will ich lieber nicht erleben. Ich werde da mit Arbeit nicht gerade überschüttet, und ich reiß mich auch nicht darum ... aber wenn ich mir einbilde, ich hätte das selbstständig zu entscheiden, mach ich mir im Endeffekt auch bloß etwas vor.

Ab davon gibt's allerdings dann auch noch sowas wie Phasen und Entwicklung.

In dem Sinne ...
 
Gut geschrieben!

Von nicht-menschlicher Seite her hab ich einfach einen Job, der tatsächlich betrachtet eigentlich wichtiger ist als das, womit ich mein Geld verdiene, und die Konsequenzen, die es gäbe, wenn ich den Mangel an Motivation seitens der Zweibeiner zum Anlass nähme, es GANZ bleiben zu lassen, will ich lieber nicht erleben. Ich werde da mit Arbeit nicht gerade überschüttet, und ich reiß mich auch nicht darum ... aber wenn ich mir einbilde, ich hätte das selbstständig zu entscheiden, mach ich mir im Endeffekt auch bloß etwas vor.
Hmmm, was ich da so zwischen den Zeilen lese...
Ich weiß nicht, wie weit ich auf dem Schamanischen Weg komme (im Grunde steht man imho immer am Anfang, man ist immer Suchender und Lernender...) , aber eines weiß ich jetzt schon sicher: Die Gemeinschaft, für die ich zukünftig in dieser Hinsicht da sein will und teilweise auch schon war und bin, ist nichtmenschlicher, wilder Natur. Ich bin mittlerweile (hat lange genug gedauert) recht sicher, daß ich da einen klaren Auftrag habe...

LG
Grauer Wolf
 
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Natürlich ist es möglich hier in dieser westlichen Zivilisation Schamane zu sein - das einzige, was dabei eigentlich ein Problem darstellt ist, wie alle die, die keine sind mit der Tatsache umgehen, daß es welche gibt, die hier leben und eben Schamanen sind. Wer denkt, daß rezente Schamanen in der Mongolei oder sonstwo immer noch in der Steinzeit leben, der hängt einem Idealbild nach, das heute nicht mehr existiert.

Wo mir die Verdauungssäfte hochkommen ist eher die Tendenz die Exoten im Land "weit-weit-weg" als "echt" zu betrachten und die echten, die hier leben, nichtmal mit dem Hinterteil anzusehen - die sehen ja ganz normal aus, reden in derselben Sprache (oder einer verwandten - einem Dialekt) usw. - die können ja gar nicht echt sein. Na denn, träumt weiter.

Erst gestern führte ich eine schamanische Sitzung durch, nach der die Klientin (die durchaus auch die mongolischen "Exoten" kennt) genau das meinte: Warum um die halbe Welt reisen, 1000e von Euros in den Wind schießen, wenns doch gleich ums Eck dieselbe (mindestens) Qualität gibt. Ja, das frage ich mich selbst auch immer. Aber Exoten sind halt immer die echten, auch wenns euch übern Tisch ziehen. Tun ja nicht alle, aber Geld ist schon verführerisch, vor allem wenn man keins hat. Da werden inzwischen Schamanenzertifikate ausgestellt in Tuva, aber auch in der Mongolei! Als ich das mitbekam, konnte ich nicht anders als die Geschäftstüchtigkeit der Sibirier zu bewundern: Die doofen Westler lassen sich dermaßen leicht veräppeln, das alles zu spät ist.
 
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