Gibt es einen freien Willen?

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Hi,

Ich kenne Menschen die sagen wir haben einen freien Willen und ich kenne Menschen die sagen wir hätten keinen freien Willen, aber was stimmt denn nun?

Ich persönlich glaube die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Man muss sich vor Augen halten das wir alle Eins sind, um zu begreifen das man den Willen mit anderen Maßstäben messen muss, um zu begreifen das wir frei sind.

Was denkt ihr? Frei, nicht frei?

Wenn Du schreibst das wir alle Eins sind, dann ist es dieses Eine, was den freien Willen hat.
 
Frei, nicht frei?
Die Willensentscheidung hängt ja idealerweise immer von möglichst vernünftigen Ein- und Abschätzungen ab. Der Wille ist aber derart frei, dass er selbst die allervernünftigsten Ein- und Abschätzungen in den Wind schlagen und eventuell sogar ganz unberücksichtigt von jedem Versuch der Vernunft sein kann, nur um von ihnen und ihr unabhängig, also frei zu sein.
 
Charakteristik von Unfreiheit ist es, seine Unfreiheit nicht wahrnehmen zu können.
Allein die kritische Frage nach der Freiheit in Anwendung mit konkreten Sachverhalten zeugt von einem gewissen Grad an Freiheit im Geist.
Aber ob es noch eine höhere Stufe der Freiheit gibt, können wir nicht wissen - denn wenn ja, sind wir noch nicht so frei, sie wahrzunehmen.

Ein verbreiteter Trugschluss ist es hingegen, anzunehmen, dass die Verweigerung unseres Willens - ob durch andere oder durch uns selbst - etwas mit Unfreiheit zu tun hätte.
 
Ok, ich glaube ich verstehe dich da und meine das ist eine perspektivische und auch metaphysische Sache, zu sagen der Geist schweift von der Gegenwart ab, aber ist letzten Endes noch im Jetzt.
Rein metaphysisch, in der Theorie, bleibt es perspektivisch.
Im Erleben jedoch kann das Jetzt ein klarer Ankerpunkt sein, mit dem man ganz bewusst abschweifen kann, ohne sich dabei zu "verlieren". Man könnte es rudimentär mit dem bewussten Reflektieren eigener Handlungen und Gedankenmuster vergleichen. Oder mit luzidem Träumen.
Je verankerter wir im Jetzt sind, desto klarer können wir schauen. Unabhängig davon, ob wir die Gegenwart erleben oder nicht; ob definierte Realität oder Traum, Erinnerung, Vorstellung.

Mir ist in der Hinsicht eigentlich nur wichtig, wie der Geist die Gegenwart verliert und sich in eigene Konstrukte und Erscheinungen verliert.
Ja, das ist der Punkt, wo Bewusstheit und Unbewusstheit eben eine tragende Rolle spielen.
Wir verlieren uns eigentlich nur dann, wenn wir in die Unbewusstheit gleiten. Und diese Unbewusstheit ist letztlich nichts anderes als die Unbewusstheit, dass wir im Jetzt sind.
Wenn ich darauf hinweise, dass Gegenwart und Jetzt NICHT dasselbe sind, mag das anfangs wie Rosinenpickerei erscheinen, ein bloßes Definieren von Begrifflichkeiten, was nur in der Theorie einen Wert hat. So ist es jedoch nicht. Man muss verinnerlichen, dass das Jetzt, anders als die Gegenwart, kein Produkt der Wahrnehmung ist, sondern ihr Ursprung.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind Konzepte, basierend auf Erinnerung, Erleben und Vorstellung. Wir könnten diese Konzepte in die Tonne werfen und wären immer noch JETZT. Denn es gibt nichts anderes.

Das Jetzt ist das All. Und sein wahres Wesen ist unser eigenes wahres Wesen, welches wir durch das Auflösen von Unbewusstheit erfahren lernen können. Ohne es verinnerlicht zu haben, bleibt das aber eine bloße Gedankenspirale.

Ganz banales Beispiel, bei der einsgerichteten Meditation lenkt man die Aufmerksamkeit auf den Körper weil er die Gegenwart oder den "jetzigen" Augenblick nie verlässt.
Das ist eine gute Übung, wenn man nicht zu trennen weiß. Ein Hilfsankerpunkt.
Ich kann dir jedoch sagen, dass der Körper nicht zwingend in der Gegenwart bleiben muss. Aber das ist ein Thema, welches diejenigen, die diesen Hilfsanker brauchen, nicht betrifft - die Einheit von Körper und Seele, also dem überwiegend Emotionalen, kann erst mit dem Durchschauen des Konzeptes der Gegenwart erreicht werden -, darum funktioniert das ganz gut.

Einsgerichteten Aufmerksamkeit
Was meinst du mit "einsgerichtet"? Die Fokussierung der Aufmerksamkeit folgt IMMER einem einzelnen Pfad.
Auch in völliger Unbewusstheit; dort irrt sie umher, konzeptionell gesehen, aber im Jetzt immer nur in eine Richtung, auch wenn die Zeit uns das Phänomen der Räumlichkeit nahebringt.
Ironisch in gewisser Weise, dass die phänomenale Welt erst in der Bewusstheit durchschaut werden kann, aber erst ab einem bestimmten Bewusstheitsgrad sichtbar wird. ;)

Dann kommt die Aufmerksamkeit auf den Geist zurück.
Die Aufmerksamkeit kann nicht auf den Geist zurückkommen, denn der Geist IST Aufmerksamkeit.
Das, was du hier Geist nennst, ist nur eine Identifikation, ein Etikett unseres Seins. Auch ein Hilfsanker, wenn du so willst.

Metaphysisch spielt sich alles im jetzt ab, aber der Moment aus dem Drama zurück zum Atem zB, ist quasi der kognitive Prozess den man erkennt. Immer wieder neu erkennt vielleicht und dann mit Gedanken oder Situationen die zum abschweifen führen verbinden kann.
Naja, solange man sich an einen Hilfsanker klammert, erkennt man gar nichts, man hält sich nur an einer Schnur, an der man sich immer wieder zum Ausgangspunkt zurückhangelt. ^^
WO dieser Ausgangspunkt ist, wird dadurch nicht erfahren, denn man setzt sich dadurch nicht dem realen Sich-Entfernen aus.
Solange die Gegenwart der Mittelpunkt deiner Welt ist, erkennst du sie nicht als Konzept; ganz so, wie - um ein Beispiel zu nehmen - Mittelpunkte in örtlichen Verhältnissen keine geographische Lage haben.

Das ist wie mit der Erde, die unser Mittelpunkt ist - mehr brauchen wir auch nicht - weshalb wir aber niemals wissen werden, WO in diesem Universum sie sich befindet. ;)
Das ist für uns vollkommen ok. Wären wir aber eine Spezies, die ihren Horizont bereits wesentlich erweitert hätte, bliebe diese Sichtweise natürlich nicht mehr zulässig.

Wenn es nur um die Wort-Definition ginge, wäre das wohl OK, aber ich denke, dass zu Unrecht genanntes Wissen, erkennen behindert.

Erkennen als Prozess, Wissen als Erinnerung.
Da stimme ich dir 100%-ig zu.

Es gibt allerdings nur den Prozess, so wie es nur das Jetzt gibt.
Mit der Erinnerung verhält es sich wie mit der Vergangenheit. Sie ist nur ein Produkt des Prozesses, so wie die Vergangenheit ein Produkt des Jetzt ist.
Jetzt mag man dagegenhalten, dass der Prozess eine Fortsetzung der Erinnerung wäre, aber dazu will ich nun gar nicht mehr sagen, als: das ist falsch, guck genauer hin.

Erinnerung ist ein Phänomen all dessen, was im Jetzt erfahren wurde, und es ist noch immer im Jetzt vorhanden, denn nichts geht verloren.
Die Erfahrung geht niemals verloren, die Erinnerung mitunter schon. So wie es das Wesen aller Phänomene ist. ;)
Je bewusster der Geist, desto leichter vermag er sich die Erfahrung natürlich in Form einer neuerlichen Erinnerung vor Augen führen, denn alle Phänomene sind dazu da, das was ist, sichtbar zu machen.

Umso tiefer in dieser Erkenntnis natürlich mein Dank an Sokrates. ;)

Ich meine damit, daß Wissen abgespeicherte Muster sein kann und dann erkennen nicht mehr stattfindet. Ein Film einer einmal beschlossenen Sache quasi.
Der Sinn und Zweck von Mustern ist es doch, eine Stütze auf dem Weg zu neuem Erkennen darzustellen.
Wenn das Bewusstsein, in welchem man sich befindet, prokrastiniert, geschieht das freilich. Muster werden erst dann hinderlich, wenn man sich freiwillig dazu entschließt, den Entdeckergeist schlafen zu legen. Das beginnt schon in kleinen Dingen sehr früh, in der Kindheit schon. Das ist dann auch der Moment, ab dem ein Mensch bereits im degenerativen Sinne zu altern beginnt.


P.S.: Es gefällt mir sehr, mit dir zu diskutieren. Auch wenn ich mir oft nicht so sicher bin, ob wir dasselbe meinen. :D
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
@Ultimate Spades
Der Sinn und Zweck von Mustern ist es doch, eine Stütze auf dem Weg zu neuem Erkennen darzustellen.
Wenn das Bewusstsein, in welchem man sich befindet, prokrastiniert, geschieht das freilich.
Zusätzliche Anmerkung, da es etwas missverständlich formuliert war von mir:

"[…] geschieht das freilich (was du beschreibst)."
Der zweite Satz bezog sich nicht auf meinen ersten, sondern auf deine Aussage.
;)
 
Der Wille ist frei aber der Mensch nicht.

Der Wille kann gar nicht frei sein, wenn er in einem Menschen steckt, der sich nicht frei fühlt und es nicht für möglich hält, dass der Wille frei sein kann.. Freiheit ist immer im Geist... und unabhängig von äußeren Einflüssen... es liegt am Einzelnen...
 
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Ok, ich glaube ich verstehe dich da und meine das ist eine perspektivische und auch metaphysische Sache, zu sagen der Geist schweift von der Gegenwart ab, aber ist letzten Endes noch im Jetzt.

Man ist immer im Jetzt... woanders kann man gar nicht sein ...Problem ist dabei nur der Verstand, der wechselt meistens zwischen Vergangenheit und Zukunft und vergisst dabei ganz das Jetzt. Er nimmt das Jetzt gar nicht wahr... da ist die Gedankenkontrolle ne ganz gute Übung.. sich seiner Gedanken bewusst zu werden, wo die da den lieben langen Tag überall herumschwirren... und wenn man das schafft, schafft man einen besseren Zugang zum Jetzt, weil in dem Moment, wo man sich bewusst wird, dass man grad wieder in der Zukunft oder Vergangenheit hängt, ist man automatisch wieder im Jetzt...
 
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