In der Regel betreffen alle Informationen, über die wir verfügen , die Welt der (materiellen) Erscheinungen. Wir erhalten sie durch unsere körperlichen Sinne und werden unserem Geist (im Sinne von engl. mind) zugeführt, wo sie in Form von Gedanken und Gefühlen, Empfindungen zu Religionen, Philosophien, wissenschaftlichen Theorien. usw. verarbeitet und gestaltet werden. Der Inhalt dieser theoretischen Geistesgebilde kann also immer nur von der Materie abegeleitet sein und ist daher materieller Art. Das betrifft natürlich auch Gottesideen jeglicher Art. In diesem Zusammenhang von "spirituell" zu reden, scheint mir daher völlig abwegig. Solche Götter sind menschliche Schöpfungen, denn sie sind - wie gesagt - von der Ersscheinungswelt abgeleitet. Es ist daher völlig gleichgültig, ob wir nun Theisten oder Atheisten sind, wenn wir von spirituell reden.
Wie verhält es sich nun mit dem Begriff “spirituell”? Was bedeutet und versinnbildlicht er eigentlich? Spirituell leitet sich vom lateinischen Spiritus = Geist ab. Was soll dieser Geist sein? Ein Wesen ohne Körper? Ein Gespenst vielleicht? Oder die menschliche Fähigkeit, abstrakt zu denken, wie es die Mathematiker tun? Oder soll es ideell, also gedanklich, im Gegensatz zu materiell sein? Wir hatten doch vorhin gerade gesagt, dass alles Gedankliche sich vom Materiellen ableitet. Wo wäre also da der Unterschied? Wer es nicht besser, das garnicht klar definierte Wort “geistig” oder “spirituell” einfach beiseite zu lassen und stattdessen von Transzendenz, vom Tranzendenten und von transzendental zu sprechen, also von dem, was die Welt der Erscheinungen überschreitet, hinter sich lässt?
Ich hatte anfangs geschrieben “In der Regel”. Denn es gibt Ausnahmen und diese sind sogar ziemlich häufig. Informationen können uns nämlich auch aussersinnlich zukommen , in ihrer einfachsten Form als Intuition, weiterhin als Hellsichtigkeit, als Prophetie u.ä. Hier aber handelt es sich dann nicht mehr um einfache Information sondern um direktes Wissen, das den Umweg über die körperlichen Sinne und die mentale oder geistige Verarbeitung garnicht mehr benötigt und gerade deshalb viel sicherer ist. Woher aber kommt dieses direkte Wissen? Nun, es kommt aus uns selbst heraus, aus den Tiefen unseres Unbewussten. Denn dort ist alles vorhanden, was überhaupt nur vorhanden sein kann.
Die rationale Vorstellung von der Uhr (dem Menschen und dem Universum), die einen Urmacher benötigt, ist falsch. Wir selbst, jeder von uns, ist ein Uhrmacher. Hier ist des Rätsels Lösung. Wir brauchen keinen Uhrmacher, der mehr oder weniger fern von uns die Uhr produziert. Deshalb brauchen wir auch keine Gottesvorstellungen. Und es ist völlig unsinng zu denken, dass ein Nicht-Theist weniger “spirituell” sein sollte als ein Theist.
L.G.
Alamerrot