Gewissen oder Moral der Gesellschaft

Zwischen dem eigenen Gewissen und den Anforderungen der Gesellschaft, die nicht mit dem eigenen Gewissen übereinstimmen, wird es sicher immer Konflikte geben.

Es gibt manche, die so empfindsam sind, dass sie viel mehr als andere die Konsequenzen der Gesellschaft hinnehmen wollen und dadurch vielleicht obdachlos werden, während andere spießbürgerlich das Gegenteil dazu darstellen. Es pendelt hier also von einem Extrem ins andere.

Eine Vermittlung zwischen Gewissen und äußerer Anforderung ist nicht die Mitte zwischen beiden, wo man nur halbherzig ist, um nicht geschädigt zu werden, sondern die Kunst der gegenseitigen Verständigung durch Vernunft.

Wie hätten Menschen wie Graf von Stauffenberg vernünftig reagieren können? Stauffenbergs Gedanke war wohl, durch den Tod Hitlers wären die Probleme beseitigt. Aber hat der Gedanke nicht auch die Gefahr in sich, dass ein Anschlag hätte misslingen können? Hätte es nicht selbst nach einem gelungenen Attentät noch schlimmer werden können? Das kann wohl niemand beantworten.

Ich denke, uns sind manchmal die Hände so sehr gebunden, dass nur wenig Spielraum übrig bleibt. Aber innerhalb dieses Spielraums können wir versuchen, durch Vernunft zu wirken. Vielleicht hätte das Stauffenberg so machen sollen?

Stauffenberg ist für mich ein sehr gutes Beispiel .
Er musste so handeln ,wie er gehandelt hat ,aus inneren Gründen heraus und gleichzeitig hat er die freie Wahl gehabt.
Hätte er damit leben können nichts zu tun ?

Es gibt eben Menschen,bei denen die Stimme des Gewissens lauter ist als alles andere ,selbst als ihr Lebenswunsch.
Wer will darüber urteilen ?

Leben,welches nicht zu einem bestimmten Prozentsatz selbstbestimmt ist,ist nur noch Funktionieren,ist eine Verschwendung-meiner bescheidenen Meinung nach.

LG
 
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Was hast du für dich draus gelernt,das ist die Frage .

Nicht mehr anecken,keine Risiken mehr eingehen -wohl kaum ?

Es gibt Dinge,die man einfach tun muss,und auf seine Art und die Konsequenzen kennt man vorher ja oft nicht,also bleiben nur irgendwie Gewissen,gesunder Menschenverstand,Lebenserfahrung als Kriterien übrig.

LG

Ich würde es ganz ehrlich gesagt wieder genau so machen. Denn wenn ich nicht gehandelt hätte, wäre eventuell eine ganze Familie umgekommen. Und dann hätte ich mir immer Vorwürfe gemacht.
Solis...Hmm..manche Leute würden mich in der Beziehung als unvernünftig einstufen. :rolleyes:Aber nur weil meine Entscheidung anders wäre als ihre und sie den Grund nicht verstehen. Ich will nicht damit sagen dass du einer von ihnen bist und ich hoffe du fühlst dich nicht persönlich angesprochen. Vernunft ist auch wieder so ein KOnzept das man weiter diskutieren könnte.
 
Vernunft ist auch wieder so ein KOnzept das man weiter diskutieren könnte.

Der Moralist diskutiert darüber, ab wann dies und das vernünftig ist oder nicht, er streitet auch darüber, ab wann etwas moralisch ist und ab wann nicht usw. Der Philosoph aber begibt sich nicht in diese Diskussion, sondern wechselt die Ebene, indem er die Essenz herauszieht, ohne die Dinge zu beurteilen. So beurteilt er nicht die Tat Stauffenbergs und erst recht verurteilt er sie nicht, sondern überlegt, was oder wie das Wesen der Vernunft und der Moral ist.
 
Sollte man immer seinem Gewissen folgen? Falls die Antwort nein ist, wie würde man mit seinem schlechten Gewissen zurechtkommen.

Ge-wissen, da steckt für mich mal drin, etwas zu wissen. Wissen ist gelernt, anerzogen oder durch persönliche erfahrung gefestigtes. Es unterliegt also stets einer wertung, ist subjektiv gefärbt. 'Schlechtes gewissen' impliziert für mich eigentlich, dass ich eben entgegen dem gelernten, anerzogenen oder persönlich erlebten (sich einst bestätigten) handle. Das kann aber durchaus seine berechtigung haben und ist situationsbedingt anzusehen, weshalb ich mir ein schlechtes gewissen per se abgewöhnt habe.

Mit dem 'schlechten gewissen' kommt man klar, wenn man dessen wurzeln ausgräbt.
'Schlecht' wird dann oft plötzlich 'gut' oder 'richtig'.
 
Stauffenberg ist für mich ein sehr gutes Beispiel .
Er musste so handeln ,wie er gehandelt hat ,aus inneren Gründen heraus und gleichzeitig hat er die freie Wahl gehabt.

Es gibt eben Menschen,bei denen die Stimme des Gewissens lauter ist als alles andere ,selbst als ihr Lebenswunsch.
Wer will darüber urteilen ?

Gegenüber Stauffenbergs Situation und seiner Entscheidung steht das Verhalten von Oskar Schindler, der aus dem Film "Schindlers Liste" von Steven Spielberg bekannt ist, auf den ich mich hier beziehe. Gemessen an den Darstellungen des Films, war der Handlugsspielraum Schindlers anders gegeben, bzw. er konnte aus den Gegebenheiten etwas gestalten, um Menschen retten zu können. Im Film arrangiert er sich mit den Nazis und innerhalb dessen wirkt er.

Schindlers Verhalten im Film zeigt, wie man in einer extremen Situation mit den gesellschaftlichen Anforderungen und dem entgegenstehenden Gewissen einen Balanceakt so ausrichten kann, dass keinem Menschen geschadet wird und stattdessen Menschen gerettet werden.
Anders ist es bei Stauffenberg. Er hatte durch einen Gewaltakt ein jähes Ende herbeiführen wollen, dessen Ergebnis bei erfolgter Tötung Hitlers zweifelhaft gewesen wäre, hingegen wägte Schindler immer das Risiko ab.

Das Vorgehen Schindlers erscheint mir vernünftiger, weil er den Spagat zwischen seinem Gewissen und der Moral der damaligen Gesellschaft durch List und Raffinesse eine Lücke hatte finden können.
 
Bei all der eingebildeten (etwas anderes ist es ja nicht) spirituellen Entwicklung bleiben wir immer noch Teil einer sozialen Gemeinschaft.
Wie wichtig die Zugehörigkeit ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ich kann schon über meinen Schatten springen, halte mein eigenes Denken und meine eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra und lege viel Wert auf soziale Kontakte jegliche Art.

R.
 
Hallo Solis

Ich stimme dir teiweise zu.
Doch in dem von dir genannten Fall stellst du zwei Ergebnisse einander gegenüber ,ohne auch die grundsätzliche Motivation mit einzubeziehen.
Die geschichtlichen/persönlichen Fakten sind durch einen Film alleine nicht bewertbar.
Auch Schindler hätte "Pech" haben können wie so viele andere,die aktiv etwas gegen die Nazis oder für die Juden getan haben und dafür mit dem Leben bezahlt haben.
Aus Respekt vor all diesen Menschen kann ich deine Auffassung deshalb nur halb teilen.
Es entsteht für mich nun auch die Frage,ob passive Resistenz sinnvoller ist als aktive,was wahrscheinlich situationsabhängig sein dürfte.
Manchmal muss man einfach Farbe bekennen und Tacheles reden.

Das Gewissen ist an und für sich nicht vernünftig zu nennen,weil es höhere Standards befolgt.
Die Moral der Gesellschaft ? Was soll das eigentlich sein ?
Bildet sich nicht jeder idealerweise seine eigene Moral und die kann sehr verschieden von der Moral anderer sein ?

LG
 
Ge-wissen, da steckt für mich mal drin, etwas zu wissen. Wissen ist gelernt, anerzogen oder durch persönliche erfahrung gefestigtes. Es unterliegt also stets einer wertung, ist subjektiv gefärbt. 'Schlechtes gewissen' impliziert für mich eigentlich, dass ich eben entgegen dem gelernten, anerzogenen oder persönlich erlebten (sich einst bestätigten) handle. Das kann aber durchaus seine berechtigung haben und ist situationsbedingt anzusehen, weshalb ich mir ein schlechtes gewissen per se abgewöhnt habe.

Mit dem 'schlechten gewissen' kommt man klar, wenn man dessen wurzeln ausgräbt.
'Schlecht' wird dann oft plötzlich 'gut' oder 'richtig'.

Hallo Mipa

Das Gewissen ist für mich eigentlich etwas,was angeboren ist.
Das Wort Wissen kann sich auch darauf beziehen,dass man von Natur aus innerlich weiss,was richtig und was falsch ist.

Ein Beispiel:Ehrlichkeit/Lüge oder Hilfsbereitschaft/Egozentrik ,welche der Begriffe klingen sinnvoller,vernünftiger für das menschliche Zusammenleben und bei dessen Ausführung sich dein Gewissen besser fühlen würde ?

Was für Menschen magst du eher ?
Hat man nicht gegen bestimmte Charaktermerkmale eine natürliche Abneigung und Vorsicht,auch wenn man sie teilweise rational begründen könnte ?

Liebe Grüsse
 
Das Gewissen ist für mich eigentlich etwas,was angeboren ist.
Das Wort Wissen kann sich auch darauf beziehen,dass man von Natur aus innerlich weiss,was richtig und was falsch ist.

Ein Beispiel:Ehrlichkeit/Lüge oder Hilfsbereitschaft/Egozentrik ,welche der Begriffe klingen sinnvoller,vernünftiger für das menschliche Zusammenleben und bei dessen Ausführung sich dein Gewissen besser fühlen

Das Gewissen ist sicher "angeboren", aber vollkommen wertfrei. Was wir als gut oder böse, negativ oder positiv ansehen entspricht den moralischen Vorstellungen unserer Kultur, die uns "anerzogen" wurden.

Von klein auf hören Kinder im Elternhaus wie sie etwas zu bewerten haben, was richtig und was falsch ist. Dass sich das Wort "Lüge" weniger sinnvoll oder vernünftig anhört, haben wir einfach nur so gelernt.

Diese Moralvorstellungen und die Ansicht sie seien allgemeingültig machen es uns ja so schwer andere Kulturen zu verstehen oder auch nur zu akzeptieren.

R.
 
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Bei all der eingebildeten (etwas anderes ist es ja nicht) spirituellen Entwicklung bleiben wir immer noch Teil einer sozialen Gemeinschaft.
Wie wichtig die Zugehörigkeit ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Ich kann schon über meinen Schatten springen, halte mein eigenes Denken und meine eigene Lebensform nicht für das Nonplusultra und lege viel Wert auf soziale Kontakte jegliche Art.)

Realität kommt auf den Standpunkt des Betrachters an.
Gewissen ist für mich eine persönliche Moral , ein Anhaltspunkt wie man sich in unserer Gesellschaft verhalten sollte . Es hat für mich nichts mit Abgrenzung oder Besserwisserei zu tun. Es gibt natürlich Leute sich durch ihr ausgeprägtes Ego so verhalten.
 
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