Ich kenne das Lied von M. Rosenberg, aber ich finde das Bindeglied zu unserem Thema nicht.
Ob ich empfinden konnte, was du meintest? Da sprichst du etwas hochinteressantes an. Ich empfinde da durchaus etwas, aber wenn ich mir diese Empfindung näher anschaue, dann sind es eigentlich meine Empfindungen. Ich empfinde "Deine" Empfindungen durch meinen Wahrnehmungsfilter; also sind es eigentlich meine eigenen.
So ganz genau kann ich mich nicht erinnern, - ist schließlich schon ein paar Stunden her. Aber ich weiß, dass ich in der Zeit darüber nachdachte, wieso ich einfach nicht über diesen Punkt hinauskomme, mich vor "vielen Worten" meine, schützen zu müssen. "Viele Worte" führen bei mir nicht nur dazu, dasss ich mich erschlagen fühle, sondern vor allem furchtbar einsam. Ich wünsche mir Kommunikations-(Kontakt), aber dann flüchte ich aus diesem Kontakt, weil ich es nicht aushalten mag, so "erschlagen" zu werden. Insofern müßte ich mein Bedürfnis noch genauer präzisieren: "Bitte bleib`bei mir. Bleib`mit mir in Kontakt. Schiebe nicht so viele Worte zwischen Dich und mich!" Das meine ich jetzt allgemein.
Ich weiß, du bist ein Künstler der Worte und Du magst Worte, Wortspielchen etc. Und auch ich liebe es, wenn sich jemand "schön" ausdrücken kann. Worte können einen sehr tief berühren. Aber eben in beide Richtungen. Sie können das Herz aufschließen und sie können Dolchstöße darstellen und dabei ist mE zweitrangig wie genau die konkrete Wortwahl ist. Es ist die die Worte tragende Energie, die entscheidend ist.
Wenn ich dich in Deinem Buch richtig verstanden habe, dann plädierst du für einen freien ungehemmten Ausdruck aus der eigenen Mitte, der nicht durch den "richtig-falsch-Filter" geht. Korrigiere mich, wenn ich das missverstanden habe.
Abhängig vom Bewußtheitsgrad des Sprechenden würde dann dieser freie Ausdruck mE weiterhin das volle Gewaltpotential in sich bergen oder aber den anderen tief berühren und mitnehmen können. Das ist wie mit Kindern. Kindlicher Ausdruck kann zerstörerisch sein. Erst das "bewußte Kind" kann sich frei ausdrücken, ohne jemals jemanden zu verletzen. Insofern macht es schon Sinn, seinen eigenen verbalen Ausdruck mal genauer unter die Lupe zu nehmen, ihn auch zeitweise zu kontrollieren, um dann schlußendlich die volle Kontrolle abzugeben zu können, ohne sich selbst/anderen zu schaden.
Ja genau! Das ist mein kindliches Ohnmachtsempfinden angesichts "erwachsener" verbaler Übermacht. Und dennoch sucht die kindliche Schülerin immer wieder nach Verbindung und Anknüpfungspunkten. Schließlich fühlt sich Einsamkeit nicht gut an.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe. Meinst Du, aus Deiner Sicht sei bei mir noch nicht "Hopfen und Malz verloren" oder mache ich Dir Hoffnung für Dich? Für was?
Katarina
Mit der Gewalt und der Menge der Bewußtheit ist das ja so: je größer die Bewußtheit, also die Menge, wie man sein Bewußtsein bereits erkannt und verinnerlicht hat, desto weniger tritt Gewalt auf. Je bewußter man wird, desto friedlicher wird man. Das ist wohl so. Man wird gelassen.
Was man fühlt- das ist etwas anderes. Was man fühlt, das ist in meinen Augen etwas anderes. Man fühlt Energie, Veränderung. Zum Beispiel das von Dir erwähnte "Bleibe bei mir (, Herr)" diese Suche nach Kontakt, die gleichzeitig Angst vor dem Verlieren hat und sich gar nicht im Kontakt wähnt ("verstehe nicht...").
Wann ist diese Person entstanden, die so fühlt? Eben sicher nicht, als Du meine Worte gelesen hast. Sie ist schon vor vielen Jahren entstanden, irgendwo in Deiner Biographie. Und jetzt liest dieser Mensch und orientiert sich um das Thema Gewalt-- auch wenn hinter "Gewalt" hier in der Thread-Überschirft um die -freie Kommunikation nach M. Rosenberg steht.
Meine Worte haben in Dir "nur" das Hervorgerufen, was Du ja auch lernen wolltest: was ist in mir selber (Katarina) "Gewalt" in der Kommunikation und ich lese also: da ist ein Kind Katarina, eine Schülerin und da ist ein Erwachsener, ein Lehrer mit einem Wort und das ist gross und erscheint zuhauf.
Und Du fühlst Dich klein wie eine Maus und kannst deshalb nicht folgen, weil Du dich in einer Zeitschrift versteckst und dort in einem Bild hockst. Und dieses Bild, in dem Du hockst, stellt Deine Biographie dar, mit der Art, wie sie Kommunikation erfahren hat.
Und bei mir ist das genau anders vielleicht. Also das Bild meine ich, in dem ich sitze. "Was Worte sind" und was sie vermitteln, das haben wir von unterschiedlichen Menschen gelernt. Mein Vater war Lehrer!
Und mein Opa väterlicherseits war Druckerei-Schriftsetzer.
Der Eine hat die Buchstaben einzeln umgedreht und der andere die Zahl. hm.
Jetzt ist die Frage, in dieser Situation, wo wir zwei Menschen sind, die sich schreiben: was müssen wir machen, um gewaltfrei zu kommunizieren?
Was ist dann das nächste Wort?
Mehr kann man nicht verlangen, als daß man immer das nächste Wort gewaltfrei wählt. Und Du hast mir bisher mit Wort nicht wehgetan, danke auch dafür. Und Menge oder auch geringe Menge von Wort tut mir persönlich nicht weh. Bei mir ist es die Lautstärke, in der gesprochen wird, die mir weh tut, weil das meine biographische Erfahrung bezüglich "Wort" ist: Wort kommt meist laut. Ansonsten ist Schweigen überall. Man dudelte sich statt zu kommunizieren in meinem Elternhaus lieber mit harmonischer Musik die Birne zu.
Das Wort wählen- diese "Freiheit" hat man ja. Gleichzeitig ist es eine Qual, wenn man erkennt, daß man jederzeit immer wählen kann- im Grunde auch im Gedanken. "Beherrscht" man den Gedanken, beherrscht man auch das Gefühl und das ist ganz wichtig, um streßfrei zu sein und aus der Intuition und nicht aus zu befriedigendem Bedürfnis heraus zu handeln. Man muß das Gefühl ja insofern beherrschen, als daß man es deuten kann für sich selber. Denn es ist ja das eigene Gefühl. Ganz allgemein im Leben.
Wahlfreiheit.
Gewalt? In ------> diesem <-------- Wort?
Oder auch in diesem? --------> TOD <---------
Oder in diesem Wort? ------> Hiroshima <----------
Ich meine nicht. Die "Geschichte" (des Wortes) ist die Gewalt.
In dem Moment, wo z.B. "Liebe" einem Kind entzogen wird, füllt sich das Wort mit der Angst, daß weitere Verluste zutage treten. Und so entsteht ein Sehnen. An der Liebe selber liegt das aber nicht. Und "Sehnsucht" entsteht auch nicht aus Liebe heraus, auch Sehnsucht nach Kontakt nicht. Nein nein, das Sich-Sehnen entsteht genau in den Momenten, wo man sich ganz früher mal zurück gestoßen fühlte. Da entstand das Gefühl des Sich-Sehnens und der Sehnsucht. Ohne diese Gewalterfahrung wäre ja das Bedürfnis nach Kontakt nicht entstanden, denn der Kontakt wäre ja nie als unterbrochen erlebt worden. Etwas schwierig, nicht? Naja.
Gewalt kann für mich nicht im Wort selber liegen. Egal aus welcher Lebensgeschichte heraus wir es auch formulieren. Die Gewalt liegt für mich immer in der Lebensgeschichte, durch welche die Aufmerksamkeit für das Wort des anderen "geraubt" wird. Durch sie wird das Wesen "verstellt". Der Grund: Angst vor der Wiederholung von Gewalt in der Kommunikation, die man in der frühkindlichen Entwicklungsphase erfahren hat.
Katarina- Gewalt liegt auch immer in der Rolle von Mann und Frau. "Lernender" und "Lernende", also Junge und Mädchen, werden in unserer Gesellschaft und von unseren Medien mit unterschiedlichen Inhalten gefüttert. Man lernt: ich bin ein Mädchen. Ich kann dieses und das machen im Leben. Oder: ich bin ein Junge. Ich kann jenes und solches machen im Leben. Wenn man aber mal um die Erde schaut, dann sieht man im Grunde in beiden Geschlechtern je nach Familie und Kultur beide möglichen Verhaltensweisen, die wir hierzulande dem Jungen oder dem Mädchen zuordnen. Wir sind alle anders, ganz einfach alle anders, aber deshalb nicht einsam.
Unser "Was-kann-ich" und unser "was-kann-ich-nicht", das wir individuell in uns drin erfahren, das ist im Grunde ein Komplex aus einer Art "Selbstbeleidigung". Es bildet sich aus unserem "Kreuz"- man könnte dieses Kreuz durchaus als unsere Familie und unsere globale Lebensgesellschaft bezeichnen. Und in der Mitte des Kreuzes, da ist ja ein Punkt, wo sich die Geraden treffen. Und geometrisch gesehen ist da die Gewaltfreiheit. Dort ist nämlich kein Ziehen und kein Streben in irgendeine Richtung, da ist Mitte und Möglichkeit. So wie ein Samenkorn, aus dem alles wachsen kann, auch z.B. Liebe und Kommunikation- beides ohneeinander habe ich selten gesehen.
Und der Rest, der ist dann Entwicklung und das ist ein Gespräch über Gewalt auch. In diesem Sinne freue ich mich!
Mit möglichst aufmerksamen Grüssen, so wie meine Schnuppernase es erlaubt,
Trixi Maus