Lieber Toffifee
Wennst magst, dann gehen wir beide in den Kaninchenbau reinschauen....
Wenn du dir mein Einleitungspost genau ansiehst, dann wirst du bemerken, dass ich nicht von Aggression spreche, sondern von Aggressivität. Da ich selbst das Wort Aggression mit Angriff z.B. auf ein Nachbarland assoziiere, vermeide ich es.
Weiter unten erkläre ich dann, was ich mit Aggressivität meine:
Caya schrieb:
***Aggressivität (welche nichts anderes ist als Bewegung, Dynamik), als Gewalt zu betrachten ist so, als ob man glauben würde, zwei Beine streiten sich, weil sich einmal das eine und dann das andere hebt. Diese Bewegung (GEHEN) erscheint uns als aggressiv oder schlimmer noch: gewalttätig, wenn wir jedes Bein für sich alleine betrachten (die Identifizierung mit einem der beiden Beinen) und das hin und herschaukeln des Körpers, als Bedrohung wahrnehmen. Hier geht es also nicht um eine Frage der Definition, sondern um reine An-sichtssache )
Wie du siehst, spreche ich hier vom Schein einer Aggression.
Folgen wir dem Kaninchen
Wir sprechen hier von 4 verschiedenen Dingen.
1Gewalt-->Herrschaft, Vehemenz oder Miss brauch von Macht,......
2Aggression-->Vorstoss, Entladung, Offensive,.....
3Aggressivität--->Energie, Entladung, Trieb.....
4Dynamik-Motivation-Triebkraft---->Beweggrund, Antrieb, Begeisterung, Wirken,.....
1-3 können sich bedingen, müssen aber nicht.
Toffifee schrieb:
Wenn man Aggression wirklich mit Bewegung gleichsetzen möchte. Klar! Jeder Vektor hat auch eine Richtung. Ich habe nur mit diesem Vergleich ein wenig Probleme. Meiner Meinung nach simplifiziert er zu stark.
Ja, Aggression nur als Bewegung zu sehen ist sehr vereinfacht. Im allgemeinen Sprachgebrauch, gibt es aber kein Wort für
Dynamik-Motivation-Triebkraft, ohne agredire....und die Ursache liegt mir hier auf der Zunge
Toffifee schrieb:
Nur, alles ist eine Frage des Standpunkts. Natürlich können Agressionen allgemein als Energie, Triebkraft oder Bewegung gesehen werden. Also, ganz neutral. Mitunter sogar positiv, als schöpferische oder künstlerische Kraft. Das sehe ich auch so und würde nicht widersprechen wollen!!!
Und noch etwas tiefer in den Bau hinein.....
Positive, schöpferische und künstlerische Kraft gedeihen nicht auf Aggression.
Dynamik-Motivation-Triebkraft muss allgerdings kein Widerspruch zur Entladung in eine bestimmte Richtung sein, also zur Aggressivität sein.
Toffifee schrieb:
Aber im allgemeinen dient aggressives Verhalten dazu, die eigenen Interessen unter Verletzung der Interessen des Gegenübers durchzusetzen. Notfalls mit physischer Gewalt. Ein Aggressor (ohne Gewissen?!) muß auch hier sein Verhalten nicht negativ beurteilen. Allerdings wird sich sein Opfer in seinen Rechten oder Freiheiten eingeschränkt sehen. Genau hier findet die negative Bewertung statt. Eine dritte unbeteiligte Person (z.B. Richter, Staatsanwalt), die es genauso sieht, kann dann dieses Verhalten als Verletzung von Ordnung und Moral verurteilen und entsprechend sanktionieren.
Und genau das ist Herrschaft, Vehemenz und Machtmissbrauch. Gewalt.
Aggressivität kann zur Aggression führen, welche sich in der Gewalt aus-lebt/tod-lebt.
Toffifee schrieb:
Hi, Jandira! Der Mensch ist ein Affe, ein Säugetier. Einerseits wird das aggressive Verhalten von Säugetieren durch die (lebensfeindliche) Umgebung (mit)beeinflußt, andererseits ist es ihnen angeboren. Ohne dieses war es nicht möglich sich gegen Säbelzahntiger und andere Raubtiere zur Wehr zu setzen. Agressionen, die in physischer Gewalt münden können, haben aber nichts mit soziokulturellen Ereignissen zu tun, sondern waren immer schon Gegenstand menschlichen Handelns. (Ob nun in einem Matriachat oder Patriachat.)
und:
Toffifee schrieb:
Aggressives Verhalten und physische Gewalt innerhalb der Gemeinschaft wird es auch gegeben haben. Mensch bleibt Mensch... Egal in welcher Gesellschaftsform
Dazu kann dir jemand anderer viel verständlicher erklären, als ich es tue:
Hans-Peter Dürr schrieb:
*
Wir verstehen mehr als wir begreifen. Das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt, weil wir Teil dieser Natur sind, die nicht nur im Materiellen angesiedelt ist, sondern tiefere Ebenen hat, die nicht mit der begreifbaren und materiellen Ebene zusammenhängen. Das gibt uns die Möglichkeit, eine Sprache zu entwickeln, die über das Begreifbare hinausgeht und doch von uns verstanden werden kann.
Diese Überlegungen haben mich dazu geführt, die Frage dieser Machtförmigkeit unserer Gesellschaft aufzuwerfen. Wir haben oft den Eindruck, die Aggressivität des Menschen sei etwas, das tief und fest in der Natur verankert ist. Wir gehen davon aus, dass es die menschliche Zivilisation ist, durch die der Machttrieb gebändigt und Aggression sublimiert wird, dass nur durch die Zivilisation eine Gesellschaft möglich wird, in der die Mitglieder nicht aggressiv aufeinander losgehen.
Aber es ist gerade umgekehrt. Im Grunde der Natur ist diese Gegensätzlichkeit gar nicht vorhanden, sondern die Verbundenheit. Wir können daher unmittelbar an die Grundlagen der Natur anknüpfen. Wir verstehen sie und die Verbundenheit nicht mehr, die im Hintergrund existiert. Der Machttrieb hat etwas damit zu tun, dass wir abgekoppelt sind von dieser Verbundenheit, deshalb in Angst leben und versuchen, unsere Sicherheit in der Welt zu finden, indem wir uns immer mehr mit Dingen umgeben.
Mir kommt es manchmal vor, als ob wir durch die Nacht laufen und Angst haben, weil es so dunkel ist. Wir glauben, aus der Dunkelheit kommt etwas auf uns zu, das uns gefährlich werden kann. Und dann kommen wir auf die Idee, uns eine Taschenlampe zuzulegen, weil wir glauben, je heller das Licht der Taschenlampe ist, umso weniger Angst müssen wir haben. Und es passiert genau das Umgekehrte: Wenn Sie mit der Taschenlampe durch die Nacht gehen, haben Sie noch mehr Angst, denn das, was außerhalb des Scheinwerfers liegt, ist noch viel schwärzer als vorher. Wenn Sie Angst haben, schalten Sie Ihre Taschenlampe aus, dann sehen Sie ein bisschen weniger, aber Sie können die ganze Welt sehen, die um Sie herum ist! Das Bild ist in dem Sinne gemeint, dass wir annehmen, dass die Wirklichkeit so ist, dass sie für uns wissbar ist, dass das, was wir Wissen nennen, auf die Wirklichkeit anwendbar ist. Aber das ist nicht der Fall. Es ist nur für einen gewissen Teil anwendbar. Die Wirklichkeit ist viel größer. Warum soll sie sich kümmern darum, so beschaffen zu sein, dass wir sie verstehen, sie begreifen können. Aber weil wir Teil der Wirklichkeit sind, haben wir trotzdem Zugang auch zu dieser Wirklichkeit.*
Also, die rote oder die blaue Kapsel?
Es macht mir viel Spass mit dir zu schreiben!
Mit Euch allen...
Caya