Gewalt gehört zum Leben?

Toffifee schrieb:
Der Mensch ist ein Affe, ein Säugetier. Einerseits wird das aggressive Verhalten von Säugetieren durch die (lebensfeindliche) Umgebung (mit)beeinflußt, andererseits ist es ihnen angeboren. Ohne dieses war es nicht möglich sich gegen Säbelzahntiger und andere Raubtiere zur Wehr zu setzen. Agressionen, die in physischer Gewalt münden können, haben aber nichts mit soziokulturellen Ereignissen zu tun, sondern waren immer schon Gegenstand menschlichen Handelns. (Ob nun in einem Matriachat oder Patriachat.)
Wieso meinst du, daß der Mensch ein Affe ist? Ich bin kein Affe, und ich glaube dieses Märchen von unserer Abstammung noch lange nicht, nur weil es ein Wissenschaftler behauptet hat! Ich finde, es ist Zeit, diese (und alle anderen) alten Glaubenssätze mal wirklich zu hinterfragen - in meinen Augen dienen die eh nur als Ausreden, um sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken...

Hast du dich mit matrizentrischen Kulturen mal beschäftigt? Schutz der Gemeinschaft vor Feinden gab es da wohl, wie bei Tieren, das siehst du ganz richtig. Aber Gewalt innerhalb der Gemeinschaft gab es nicht.

Jandira
 
Werbung:
bernstein schrieb:
Gesellschaftlich geprägtes Gewaltverhalten durch Sexualunterdrückung. Das Thema ist nicht neu. Link

bernstein
Interessante These - danke für den Link. Die Austrocknung könnte tatsächlich eine der Ursachen gewesen sein. Könnte.

Jandira
 
diabolo schrieb:
.....während vergewaltigung aus sexueller erregung eher noch durch unwillkürliche Abläife gerechtfertigt sein kann.

Ich sehe in diesem Punkt ein unlösbares problem, weshalb man wenn man erregungsfähig ist, vorsichtig sein muß sehr vorsichrtig mit frauen.


hallo diabolo,


wie toffifee schon sagte: vergewaltigung ist durch nichts gerechtfertigt.
aber deswegen muss mann vielleicht nicht gar so vorsichtig sein mit frauen, wie du meinst. zum einen ist, wie an anderer stelle schon gesagt wurde, liebevolle kommunikation wichtig, und zum anderen gibt es möglichkeiten, durch gewisse übungen die "unwillkürlichen abläufe" steuerbar zu machen bzw. die zugrundeliegende energie umzuleiten ... was obendrein auch noch spaß macht.
ich vermute mal, dass lotusz dazu was sagen könnte.



lieben gruß
ladyofthedawn
 
Hallo, liebe Jandira! :)

Jandira schrieb:
Wieso meinst du, daß der Mensch ein Affe ist? Ich bin kein Affe, und ich glaube dieses Märchen von unserer Abstammung noch lange nicht, nur weil es ein Wissenschaftler behauptet hat!
Du hast vollkommen recht. Nur weil es ein Wissenschaftler behauptet hat, würde ich es auch nicht glauben. :D
Jandira schrieb:
Ich finde, es ist Zeit, diese (und alle anderen) alten Glaubenssätze mal wirklich zu hinterfragen -
Hinterfragen ist immer gut... Nur, die Abstammung des Menschen vom Affen gilt als bewiesen und ist kein Glaubenssatz.

Wikipedia Lexikon - Mensch:
Genetische Verwandtschaft schrieb:
Der Mensch hat DNA-Sequenzen, die mit der von Säugetieren und anderen Lebewesen teilweise identisch ist. Anhand der Übereinstimmung dieser Basenpaarketten kann man eine Verwandtschaft ableiten. Untereinander haben Menschen 99,9 % des Erbguts gemeinsam. So stimmen die Basenpaarketten mit Schimpansen zu 96-98 % und mit Schweinen zu 90 % überein. Interessant ist auch die Tatsache, dass der Mensch zu 75 % der Basenpaarketten mit Fadenwürmern übereinstimmt und zu 60 % mit Taufliegen.
Die enge genetische Verwandtschaft zu den Schweinen erklärt übrigens auch, weshalb die inneren Organe von Schweinen, denen des Menschen sehr ähnlich sind. Anatomische Studien wurden daher im Mittelalter an Schweinen vorgenommen.


Jandira schrieb:
in meinen Augen dienen die eh nur als Ausreden, um sich vor der eigenen Verantwortung zu drücken...
Vor welcher Verantwortung? :)

Jandira schrieb:
Hast du dich mit matrizentrischen Kulturen mal beschäftigt? Schutz der Gemeinschaft vor Feinden gab es da wohl, wie bei Tieren, das siehst du ganz richtig. Aber Gewalt innerhalb der Gemeinschaft gab es nicht.
Ich bin Deiner Anregung gefolgt und habe mich ein wenig durch das Internet gewühlt... :)


Wikipedia Lexikon - Patriarchat:
Entstehung des Patriarchats schrieb:
James DeMeo und Marija Gimbutas glauben beide - unabhängig voneinander - bewiesen zu haben, dass patriarchale Herrschaftsstrukturen erst vor ca. 5000 Jahren entstanden, und zwar auf Grund von Klimaveränderungen, die zu Fluchtbewegungen der Menschen führten. Anhand von archäologischen und paläoklimatischen Studien gehen die Forscher davon aus, dass der Übergang von egalitären, friedlichen Verhältnissen zu gewaltsamen, kriegerischen in spezifischen Regionen der Alten Welt, in Nordafrika, im Nahen Osten und in Zentralasien, stattgefunden hätte: diese relativ feuchten Gebiete trockneten allmählich aus und wurden verlassen mit der Konsequenz, dass durch den Zusammenfall der Umwelt- und Kulturbedingungen die Bindungen zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Frau und Mann in traumatischer Weise zerstört worden seien.
Eine Schlußfolgerung kann man hieraus in jedem Fall ziehen: Nur durch die Veränderung der Lebensumstände hat sich das Aggressionspotential der Menschen nicht plötzlich verändert, sondern es mußte immer schon vorhanden gewesen sein!!! Das aus einer Veränderung der Lebensbedingungen auch eine Änderung der Gesellschaftsform nötig wurde, mag sein.

Wikipedia Lexikon - Matriarchat:
Matriarchate der Vergangenheit schrieb:
Das große, friedliche "Ur-Matriarchat", das in feministisch-esoterischen Schriften gerne bemüht wird, hat nach heutigem Stand der Forschung nicht existiert. Auch Völker mit Frauenherrschaft konnten bisher nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Frauenzentrierte, insgesamt herrschaftsfreie Kulturen hingegen, wie sie hier beschrieben wurden, kommen noch heute weltweit vor. Einige, wie die Minangkabau auf Sumatra haben sich den modernen Gegebenenheiten gut angepasst, ohne ihre grundlegenden sozialen Strukturen zu verlieren. Viele andere jedoch stehen auf der Liste der bedrohten Völker.
Aggressives Verhalten und physische Gewalt innerhalb der Gemeinschaft wird es auch gegeben haben. Mensch bleibt Mensch... Egal in welcher Gesellschaftsform.

Liebe Grüße :kiss3:
Toffifee
 
hi!
Also Gewalt und Agressivität gehört getrennt:

Beispiel aus meiner früheren Hobbysportlerzeit.
Agressives Laufen um meine persönliche Bestmarke zu brechen, dazu brauche ich Agressivität. Gewalt würde ich für eine gute Plazierung brauchen, (jeden mit dem Ellbogen wegrempeln, der hätte vorbeilaufen wollen. *g*

Gewalt ist für mich ganz einfach etwas, wo ich gegen den Willen des Anderen dem was antue. Gewalt ist tatsächlich Bestandteils des Lebens (ein Blick in die Tageszeitung sagt alles) allerdings ist das nicht meins

was sagt ihr zu Mobbing?? z.B. am Arbeitsplatz, psychische Gewalt?
 
Nun gut, Toffifee - ich verfeinere meine Aussage: auch wenn es die gesamte wissenschaftlich denkende Welt als bewiesen ansieht, glaube ich es immer noch nicht. Und dabei ist es egal, worum es sich handelt - Wissenschaft läßt nur einen winzigen Teil des Gesamtbildes gelten, nämlich den, der mit wissenschaftlichen (!) Methoden nachweisbar ist. Sorry, nich mein Ding.

Vor welcher Verantwortung?
Vor der z.B., sich sein eigenes Bild zu machen, dabei nicht nur eine Gehirnhälfte zu nutzen, und entsprechend der erkannten Wahrheit zu leben.

Eine Schlußfolgerung kann man hieraus in jedem Fall ziehen: Nur durch die Veränderung der Lebensumstände hat sich das Aggressionspotential der Menschen nicht plötzlich verändert, sondern es mußte immer schon vorhanden gewesen sein!!! Das aus einer Veränderung der Lebensbedingungen auch eine Änderung der Gesellschaftsform nötig wurde, mag sein.
Zu dieser Schlußfolgerung komme ich anhand der Aussage nicht. Und zu der These mit der Austrocknung siehe #53. Das ist das, was Wissenschaftler sehen - nur ein Teil vom Bild.

Und bitte beachten: ich rede von matrizentrischen Kulturen, nicht von matriachalischen - das ist ein gewaltiger Unterschied. Bzgl. Matriarchat stimme ich mit der wikipedia-Meinung überein.


Mensch bleibt Mensch... Egal in welcher Gesellschaftsform.
Mensch gleich Mensch? Nein.
Mann gleich Frau? Nein.
Gesellschaftsform gleich Gesellschaftsform? Nein.
Aggression gleich Gewalt? Nein.
Macht gleich Gewalt? ... da liegt der Hase im Pfeffer. Ich sehe es so:

Mann+Macht gleich Gewalt
Frau+Macht gleich Natur. Ohne Gewalt. ;)

:kiss4:
Jandira
 
Lieber Toffifee :kiss3:

Wenn’st magst, dann gehen wir beide in den Kaninchenbau reinschauen....

Wenn du dir mein Einleitungspost genau ansiehst, dann wirst du bemerken, dass ich nicht von Aggression spreche, sondern von Aggressivität. Da ich selbst das Wort Aggression mit Angriff z.B. auf ein Nachbarland assoziiere, vermeide ich es.
Weiter unten erkläre ich dann, was ich mit Aggressivität meine:
Caya schrieb:
***Aggressivität (welche nichts anderes ist als Bewegung, Dynamik), als Gewalt zu betrachten ist so, als ob man glauben würde, zwei Beine streiten sich, weil sich einmal das eine und dann das andere hebt. Diese Bewegung (GEHEN) erscheint uns als aggressiv oder schlimmer noch: gewalttätig, wenn wir jedes Bein für sich alleine betrachten (die Identifizierung mit einem der beiden Beinen) und das hin und herschaukeln des Körpers, als Bedrohung wahrnehmen. Hier geht es also nicht um eine Frage der Definition, sondern um reine An-sichtssache )
Wie du siehst, spreche ich hier vom Schein einer Aggression.

Folgen wir dem Kaninchen :hase:
Wir sprechen hier von 4 verschiedenen Dingen.
1Gewalt-->Herrschaft, Vehemenz oder Miss brauch von Macht,......
2Aggression-->Vorstoss, Entladung, Offensive,.....
3Aggressivität--->Energie, Entladung, Trieb.....
4Dynamik-Motivation-Triebkraft---->Beweggrund, Antrieb, Begeisterung, Wirken,.....
1-3 können sich bedingen, müssen aber nicht.

Toffifee schrieb:
Wenn man Aggression wirklich mit Bewegung gleichsetzen möchte. Klar! Jeder Vektor hat auch eine Richtung. Ich habe nur mit diesem Vergleich ein wenig Probleme. Meiner Meinung nach simplifiziert er zu stark. :)
Ja, Aggression nur als Bewegung zu sehen ist sehr vereinfacht. Im allgemeinen Sprachgebrauch, gibt es aber kein Wort für Dynamik-Motivation-Triebkraft, ohne agredire....und die Ursache liegt mir hier auf der Zunge:tongue:

Toffifee schrieb:
Nur, alles ist eine Frage des Standpunkts. Natürlich können Agressionen allgemein als Energie, Triebkraft oder Bewegung gesehen werden. Also, ganz neutral. Mitunter sogar positiv, als schöpferische oder künstlerische Kraft. Das sehe ich auch so und würde nicht widersprechen wollen!!! :)
Und noch etwas tiefer in den Bau hinein.....
Positive, schöpferische und künstlerische Kraft gedeihen nicht auf Aggression. Dynamik-Motivation-Triebkraft muss allgerdings kein Widerspruch zur Entladung in eine bestimmte Richtung sein, also zur Aggressivität sein.

Toffifee schrieb:
Aber im allgemeinen dient aggressives Verhalten dazu, die eigenen Interessen unter Verletzung der Interessen des Gegenübers durchzusetzen. Notfalls mit physischer Gewalt. Ein Aggressor (ohne Gewissen?!) muß auch hier sein Verhalten nicht negativ beurteilen. Allerdings wird sich sein Opfer in seinen Rechten oder Freiheiten eingeschränkt sehen. Genau hier findet die negative Bewertung statt. Eine dritte unbeteiligte Person (z.B. Richter, Staatsanwalt), die es genauso sieht, kann dann dieses Verhalten als Verletzung von Ordnung und Moral verurteilen und entsprechend sanktionieren.
Und genau das ist Herrschaft, Vehemenz und Machtmissbrauch. Gewalt.
Aggressivität kann zur Aggression führen, welche sich in der Gewalt aus-lebt/tod-lebt.


Toffifee schrieb:
Hi, Jandira! Der Mensch ist ein Affe, ein Säugetier. Einerseits wird das aggressive Verhalten von Säugetieren durch die (lebensfeindliche) Umgebung (mit)beeinflußt, andererseits ist es ihnen angeboren. Ohne dieses war es nicht möglich sich gegen Säbelzahntiger und andere Raubtiere zur Wehr zu setzen. Agressionen, die in physischer Gewalt münden können, haben aber nichts mit soziokulturellen Ereignissen zu tun, sondern waren immer schon Gegenstand menschlichen Handelns. (Ob nun in einem Matriachat oder Patriachat.)
und:
Toffifee schrieb:
Aggressives Verhalten und physische Gewalt innerhalb der Gemeinschaft wird es auch gegeben haben. Mensch bleibt Mensch... Egal in welcher Gesellschaftsform
Dazu kann dir jemand anderer viel verständlicher erklären, als ich es tue:
Hans-Peter Dürr schrieb:
*
Wir verstehen mehr als wir begreifen. Das ist ein ganz wichtiger Gesichtspunkt, weil wir Teil dieser Natur sind, die nicht nur im Materiellen angesiedelt ist, sondern tiefere Ebenen hat, die nicht mit der begreifbaren und materiellen Ebene zusammenhängen. Das gibt uns die Möglichkeit, eine Sprache zu entwickeln, die über das Begreifbare hinausgeht und doch von uns verstanden werden kann.

Diese Überlegungen haben mich dazu geführt, die Frage dieser Machtförmigkeit unserer Gesellschaft aufzuwerfen. Wir haben oft den Eindruck, die Aggressivität des Menschen sei etwas, das tief und fest in der Natur verankert ist. Wir gehen davon aus, dass es die menschliche Zivilisation ist, durch die der Machttrieb gebändigt und Aggression sublimiert wird, dass nur durch die Zivilisation eine Gesellschaft möglich wird, in der die Mitglieder nicht aggressiv aufeinander losgehen.

Aber es ist gerade umgekehrt. Im Grunde der Natur ist diese Gegensätzlichkeit gar nicht vorhanden, sondern die Verbundenheit. Wir können daher unmittelbar an die Grundlagen der Natur anknüpfen. Wir verstehen sie und die Verbundenheit nicht mehr, die im Hintergrund existiert. Der Machttrieb hat etwas damit zu tun, dass wir abgekoppelt sind von dieser Verbundenheit, deshalb in Angst leben und versuchen, unsere Sicherheit in der Welt zu finden, indem wir uns immer mehr mit Dingen umgeben.

Mir kommt es manchmal vor, als ob wir durch die Nacht laufen und Angst haben, weil es so dunkel ist. Wir glauben, aus der Dunkelheit kommt etwas auf uns zu, das uns gefährlich werden kann. Und dann kommen wir auf die Idee, uns eine Taschenlampe zuzulegen, weil wir glauben, je heller das Licht der Taschenlampe ist, umso weniger Angst müssen wir haben. Und es passiert genau das Umgekehrte: Wenn Sie mit der Taschenlampe durch die Nacht gehen, haben Sie noch mehr Angst, denn das, was außerhalb des Scheinwerfers liegt, ist noch viel schwärzer als vorher. Wenn Sie Angst haben, schalten Sie Ihre Taschenlampe aus, dann sehen Sie ein bisschen weniger, aber Sie können die ganze Welt sehen, die um Sie herum ist! Das Bild ist in dem Sinne gemeint, dass wir annehmen, dass die Wirklichkeit so ist, dass sie für uns wissbar ist, dass das, was wir Wissen nennen, auf die Wirklichkeit anwendbar ist. Aber das ist nicht der Fall. Es ist nur für einen gewissen Teil anwendbar. Die Wirklichkeit ist viel größer. Warum soll sie sich kümmern darum, so beschaffen zu sein, dass wir sie verstehen, sie begreifen können. Aber weil wir Teil der Wirklichkeit sind, haben wir trotzdem Zugang auch zu dieser Wirklichkeit.*


Also, die rote oder die blaue Kapsel? :cool:

Es macht mir viel Spass mit dir zu schreiben!
Mit Euch allen...

Caya
 
diabolo schrieb:
Seitdem ist die orgiastische Potenz verkümmert und anstelle dessen hat sich die Gewaltneigung und das Eigentumsdenken entwickelt.
Das Eigentumsdenken hat sich mit der Sesshaftigkeit entwickelt. Dass man etwas besitzen kann....... hat die Orgasmusfähigkeit verkümmern lassen und Sublimate, sprich: Ideale geschaffen.

Grüss dich :)
Caya
 
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Ritter Soletti schrieb:
Gewalt ist für mich ganz einfach etwas, wo ich gegen den Willen des Anderen dem was antue. Gewalt ist tatsächlich Bestandteils des Lebens (ein Blick in die Tageszeitung sagt alles) allerdings ist das nicht meins
Ja, das sehe ich auch so, aber es war nicht immer so, es ist nicht immer so und es wird auch nicht immer so sein.;)

Grüss dich :)
Caya
 
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