Gewalt - Entschuldigung?

Und das direkt vom Opfer?
Finde ich unrealistisch, solange das Opfer die Gewalt nicht verarbeitet hat. Nicht, weil irgendwer hier ein schlechter Mensch ist, sondern weil ich schätzen würde, dass es beide überfordert, wenn zu viel vorgefallen ist.

Davon steht hier aber bisher nicht unbedingt explizit was. Ist also subjektive Vermutung.

Und weil es beide überfordern würde, wäre totschweigen besser?

Genau die Idee führt ja im Grunde genommen zu sowas. Alles unter den eigenen oder den Teppich anderer kehren. Lösung, somit auch Auflösung wird auf die Art wohl, zumindest in echt kaum eine möglich sein. Und in echt ist immer, bei ursächlichen Problemen besser, sinnvoller als fiktiv oder mit Ersatzgegenübern, die sowas dann ausbaden müssen. Meiner Ansicht nach.

Riskant mag es dennoch sein, stimmt ja, je nach Zustand, Verfassung, Verständnisbereitschaft. Das mag eine Klärung verhindern. Schließlich will der andere ja nicht an negativen Folgen schuld sein, klar. Würde aber am Prinzip selbst nicht unbedingt was ändern.
 
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Frau prügelt Kinder - jahrelang! Im Alter behauptet diese Frau, sie habe nie ihre Kinder geprügelt.....:confused:
Sie ist davon sogar überzeugt!!
Was ist das??
Alterdemenz?
Selbstlüge?
Lüge?

Vielleicht hilft dir das hier ein wenig weiter:

Verdrehungen der Wirklichkeit durch Täter und Co-Täter

Täter könnten vermutlich sexuellen oder physischen Missbrauch gar nicht begehen, wenn sie kein total verzerrtes Bild der Realität hätten.


www - aufrecht.net/utu/verdrehungen.html
 
"Von daher stehen hier Vergebung und Befreiung meines Empfindens nach überhaupt nicht zur Debatte." Wieso? Genau diese Dinge sind notwendig in meinen Augen...
"Hier" in diesem Thread. Doppelte Fragezeichen und Ausrufezeichen lassen nicht unbedingt auf das Umfeld schließen, in dem diese Dinge möglich sind.

Sich selbst, ja, denke ich auch.
Aber auch den Täter. Sich selber hauptsächlich, ja! Aber auch den Täter kann nur das Opfer vergeben.
Egal in welche Richtung man das liest, es macht für mich keinen Sinn.
Du konstruierst damit eine Abhängigkeit zwischen Täter und Opfer, und ich verstehe dich so, dass du das im Bezug auf das Verarbeiten begreifst. Das finde ich keine förderliche Sichtweise. Es setzt das Opfer mit dem Glauben unter den Druck, die einzige Person zu sein, die den Täter "erlösen" kann; und es setzt den Täter unter den Druck, sich "erlösen" zu lassen, als sei er dazu nicht selbst in der Lage (was dann evtl. dazu führt, dass er wiederum das Opfer unter Druck setzt oder sich nun selbst von ihm zum Opfer machen lässt).
Ob es zwischenmenschlich zu Reue und Vergebung kommt, ist genau da, zwischenmenschlich, von Bedeutung. Ansonsten trägt jeder seine Verantwortung für sich, auch die, mit ausgeübter oder erfahrener Gewalt umzugehen.

(Was wird denn sonst immer in jeder beschissenen Religion einen "vermittelt"? ).
Ich bin nicht religiös, von daher spielt das für mich keine Rolle. Ich vermute aber, dass viele religiöse Lehrsätze bei Weitem zu oberflächlich interpretiert werden. Wäre ein Thema für sich.

Um selber Frieden zu erreichen und zu finden. Mit sich selber! Das Leben genießen können nachdem man die ganze Scheiße durchlebt und durchgestanden hat.
Und das willst du, wenn du dich in einer für dich schwierigen Situation unschön verhalten hast, davon abhängig machen, dass dein Gegenüber es dir nicht mehr übelnimmt?
Oder davon, jemandem, der das dir gegenüber getan hat, verzeihen zu können, auch wenn er/sie es z.B. nicht im Geringsten bereut?
Wie du schreibst, den Frieden macht man mit sich selbst, und er hängt auch erstmal nur davon ab: Vom Umgang mit sich selbst.

Der Position des "Opfers". Sadistischer und grausamer zu werden, als die Vergangenheit gewesen ist. Zu sich selber (Haare ausreißen?Ritzen? bis zu sich Knochen selber brechen? Drogen/Tabletten/Alkohol?), zu seinen Mitmenschen (bei jedem kleinen Wort ausflippen? Man wird blind in solchen Zuständen und reagiert nur nach "Kämpf oder Flieh!" und verliert am Ende noch den letzten Freund, der zu einem gehalten hat) und seiner Umwelt. Nurnoch unter Stress, unter Hochspannung und min. ein Nerv/Sehne/Muskel generell jede Sekunde angespannt eine Bombe sein, die jedem und sich selber mehr schadet, als dass das vorherige wert ist. So würde ich nicht leben wollen
Ist auch niemand dazu gezwungen, so zu leben, wenn er/sie es nicht will.
Was nicht heißt, dass es nicht verdammt viel helfen kann, einfach mal in den Arm genommen und getröstet zu werden, oder sich an der Person zu rächen, die jemandem solch eine Verletzung zugefügt hat. Aber die Entscheidung, was man nach einer Gewalterfahrung mit seinem Leben macht, trifft man immer selbst.
 
... mir sind ähnliche Erfahrungen bekannt - es nützt auch nichts, dagegen an zu gehen oder die Erinnerung durch eigene Beiträge aufzufrischen .... ich denke auch nicht, daß sie noch tatsächlich wissen, wie es wirklich war ....
ich glaube, so ein Verhalten von früher würde ihnen heute vielleicht nicht mehr entsprechen ... vielleicht haben sie durch die Erfahrungen ihres Lebens heute eine andere Sichtweise bekommen ..... und da ist dann das Bewußtsein, daß sich davon löst - es ist ja nicht mehr ein Teil von deren Denkweise - und so rutscht die Angelegenheit ins Unterbewußtsein und fristet da so verdeckt und inaktiv sein Leben .... es ist bewußt einfach weg - eine Verdrängung also ....
und so haben sie eben den neuen Standpunkt in sich aufgenommen - und den alten völlig vergessen - weil eben verdrängt .....
 
Verdrehungen der Wirklichkeit durch Täter und Co-Täter

Täter könnten vermutlich sexuellen oder physischen Missbrauch gar nicht begehen, wenn sie kein total verzerrtes Bild der Realität hätten.

So einfach ist's vielleicht doch nicht.
Das verzerrte Bild wäre ja bereits die vor sich selbst "erschaffene" Ausrede, Begründung, um dem eigenen, inneren, tatsächlichen Grund vor sich selbst zu tarnen. Sei es, weil es eben so gelernt, fremdprogrammiert wurde, oder selbsterschaffen, um was anderes nicht ins Bewusstsein gelangen zu lassen, bei dem man selbst mal das Opfer wurde, war.

Das ist ja das Fatale dabei. Die Weitergabe des eigenen unbewältigten Leids an andere. Als Täter. Das dadurch wieder neues erzeugt.
 
Das verzerrte Bild wäre ja bereits die vor sich selbst "erschaffene" Ausrede, Begründung, um dem eigenen, inneren, tatsächlichen Grund vor sich selbst zu tarnen. Sei es, weil es eben so gelernt, fremdprogrammiert wurde, oder selbsterschaffen, um was anderes nicht ins Bewusstsein gelangen zu lassen, bei dem man selbst mal das Opfer wurde, war.

Das ist ja das Fatale dabei. Die Weitergabe des eigenen unbewältigten Leids an andere. Als Täter. Das dadurch wieder neues erzeugt.

Ich kann mir vorstellen, glaube schon, dass es genau so ist. Ausreden. Vielleicht, weil dieser Mensch selbst sonst zusammenbrechen würde, wenn er sich selbst eingestehen würde, was er eigentlich überhaupt getan hat, wenn er sich dessen bewusst werden würde. Verzeihen, sich selbst.

Fatal, ja. Aber auch einfacher, evtl., und wenn nur für eine bestimmte Zeit. Ein gewisser Selbstschutz. Sich qualvoll mit Druck aufrecht halten, mit den eigenen Lügen, soweit es geht.

Ich weiß nicht, ob diese "Täter" auch immer eigenes Leid erlebt haben, vielleicht Ähnliches. Den Gedanken hatte ich auch schon.
 
Davon steht hier aber bisher nicht unbedingt explizit was. Ist also subjektive Vermutung.
Ja, ist meine Interpretation der Ausdrucksweise einiger Beiträge.

Und weil es beide überfordern würde, wäre totschweigen besser?
Nein.
Nur sollte man doch bitte ehrlich sein. Wenn ein Opfer eine Gewalttat immer und immer wieder anspricht, um den Täter damit zu quälen und/oder sich zu rächen, ist das eine andere Motivation, als wenn z.B. ein Freund des Täters diesen darauf anspricht, um ihn dazu zu bringen, darüber nachzudenken, und ihm vielleicht auch die Chance gibt, erstmal selbst zu begreifen, was er eigentlich getan hat.

Genau die Idee führt ja im Grunde genommen zu sowas. Alles unter den eigenen oder den Teppich anderer kehren. Lösung, somit auch Auflösung wird auf die Art wohl, zumindest in echt kaum eine möglich sein. Und in echt ist immer, bei ursächlichen Problemen besser, sinnvoller als fiktiv oder mit Ersatzgegenübern, die sowas dann ausbaden müssen. Meiner Ansicht nach.
Ist halt die Frage, was es zur Auflösung braucht.
Wenn das Vorgefallene nicht ganz so schlimm war und die Beziehung soweit noch intakt ist, reicht vielleicht tatsächlich ein aufklärendes Gespräch und Totschweigen wäre so ziemlich das Ungünstigste.
Wenn allerdings eine/r der Beteiligten in irgendeiner Weise traumatisiert ist, halte ich es für fragwürdig, dass eine direkte und vielleicht aggressive Konfrontation denjenigen soviel weiterbringt.
Und gerade in dem Fall, finde ich, sollte man einen Unterschied machen zwischen Totschweigen und der Zeit, die jemand braucht, um sich zu beruhigen.

Riskant mag es dennoch sein, stimmt ja, je nach Zustand, Verfassung, Verständnisbereitschaft. Das mag eine Klärung verhindern. Schließlich will der andere ja nicht an negativen Folgen schuld sein, klar. Würde aber am Prinzip selbst nicht unbedingt was ändern.
Ja, wie ich schon schrieb, ich denke, das kommt auf die jeweilige Verfassung aller Beteiligten an.
Wenn es um Gewalt in der Kindheit geht, glaube ich allerdings nicht, dass sich das so einfach klären lässt. Da tut es vielleicht gut, dem Täter die Meinung gesagt zu haben, und ist vielleicht ein erster Schritt. Aber sich davon abhängig zu machen, dass dieser auf die Vorwürfe reagiert und/oder irgendetwas bereut - ganz ehrlich, ich glaube, darauf kann man evtl. lange warten oder wird es in einigen Fällen vielleicht nie erleben. Ist schön, wenn es funktioniert, und man sich am Ende mit jemandem versöhnen kann, aber für notwendig würde ich es nicht erklären.
Im Zweifelsfalle - selbst zusehen, wie man weiterkommt.
 
Keine Ahnung ob das noch aktuell ist, aber vor 1 Jahr hat man noch gelernt, das die ersten 25 Lebensjahre die Lern und Prägejahre sind, vielleicht vergessen die Leute dann im hohen Alter wirklich solche Sachen. Bei vielen alten Menschen sieht man ja wirklich das sie sich an ihre Jugend gut erinnern können und alles andere vergessen.
 
@ Cynthia223 :

Klar hast du weitesgehend Recht mit deinen Ansichten und deinem Text stimme ich generell zu. Ich habe mich vielfach missverständlich ausgedrückt. Ich habe die Formulierung hier und da geändert, dass ein Satz mal nicht zum anderen passt ^^

Sich selbst, ja, denke ich auch.
Aber auch den Täter. Sich selber hauptsächlich, ja! Aber auch den Täter kann nur das Opfer vergeben.


Man ist nur für sich selber verantwortlich. Und um mit mir im Reinen zu kommen, bin ich der Meinung, dass man Frieden mit den "Täter" schließen kann. Nicht muss. Ich habe in einem Heulkrampf, wirklich Krampf, vieles von meiner Seele geladen und hege keinen Groll. Ich meinte NICHT, dass man den Täter erlösen kann, sondern die Last, egal wie schwer, kann man nur selber ablegen.

Und das willst du, wenn du dich in einer für dich schwierigen Situation unschön verhalten hast, davon abhängig machen, dass dein Gegenüber es dir nicht mehr übelnimmt?

Ich kann nur aufrichtig bereuen und um Verzeihung oder Vergebung bitten. Ob ich diese bekomme liegt am Gegenüber. Ich sage nicht, dass der andere nicht bestraft werden soll, aber um in meinen Augen ruhiger und gelassener zu Leben sollte solch eine Last trotzdem abgelegt werden. Ich weiß, was ich da verlange und dass ich da auf viele taube Ohren stoße, was ich respektiere. Ich sehe es für mich so und nicht für andere. Du kannst mich als Feind ansehen, aber ich werde dich niemals als Feind betrachten. Was nicht bedeutet, dass ich nicht zurückschlage. Das ist mit einer meiner Devisen.


Aber das ALLERWICHTIGSTE hast du gut betont. Die eigene Entscheidung liegt immer bei einem Selbst. Genauso die Verantwortung wie man leben will. Ich war zu vorschnell und mal wieder zu übermütig, verzeiht. Aber ich hoffe, dass ich mich jetzt etwas besser ausgedrückt habe.

Viele liebe Grüße, der Tobie
 
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Die Antworten sind so interessant!!! und ich denke es beinhaltet wirklcih die ganze Pallette....
Natuerlich war ich das Opfer... Emotionen ihr gegenueber - nichts...
es gibt auch keine Vorwuerfe von mir.. Alle meine Tanten wurden von der Grossmutter misshandelt.... das sind die Argumente, wobei ich mittlerweile schon glaube dass es sich um genau diese Generation handelt - Nachkriegszeit....
Ich muss gestehen mir gehts auchnicht darum ob fich sie Strafe oder entlaste, sie straft sich selbst...
mein verstaendnis reicht nur nicht bis zu dieser Luege.... und der Grund dafuer.... es ist so egal da man es nicht mehr ungeschehen machen kann...
 
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