Liebe Jessicana,
es dürfte sich hier um eine Schlafstörung im Aufwachprozess handeln. Wie man sehen kann, verstehst Du das nicht und deshalb erfüllt es Dich mit Angst und Ohnmacht. Deshalb sind da immer die dunklen Gestalten, mit denen dieses Nicht-Verstehen umschrieben wird. Auch das besagte Frauengesicht symbolisiert, dass Du das Verstehen möchtest („... ich möchte die Absichten in deren Gesicht lesen!“). Du solltest aber wissen, dass diese Schlafstörung nicht so ungewöhnlich ist, wie Du vermutest.
Es ist nun so, dass während des Schlafes so gut wie keine Informationen aus der Außenwelt eingehen und deshalb die Markierung zwischen dem Geträumten und der Realität eingestellt wird. Das bedeutet, dass während des Schlafes alle Wahrnehmungen als Realität eingestuft werden. Im Aufwachprozess wird dann diese Markierung wieder aufgenommen, wobei aber auch noch unmarkierte Eindrücke mit im Umlauf sind.
Unabhängig davon macht es in neuronalen Prozessen zunächst keinen Unterschied, ob da nun etwas in der Außenwelt zu sehen ist oder ob wir uns das nur vorstellen, es werden dabei die gleichen Gehirnareale aktiv. Wenn da also im Ablauf des Aufwachprozesses etwas durcheinander kommt, kann es durchaus geschehen, dass Du Traumsequenzen als etwas ganz Reales zu sehen bekommst.
Ich hatte davon auch schon sehr viel gelesen und war da etwas skeptisch, bis ich das selbst einmal erlebt hatte. Ich sah da noch beim Öffnen der Augen, wie aus meinem Schlafzimmerspiegel eine Gestalt herauskam und wieder durch die Schlafzimmertür hinausrannte.
Die Ursache bei Dir liegt eigentlich in der Kindheit, in der eigentlich Albträume häufig auftreten, weil es da viele Ding im Alltag gibt, das ein Kind nicht verstehen kann. Es fehlen da die nötigen Erfahrungen in den Erinnerungen, wie man mit bestimmten Alltagssituationen umgehen könnte. Das Problem ist nun, dass sich über die Zeit dieser Traum zu einem sogenannten Traummuster entwickelt hat und immer dann aufgerufen wird, wenn ein Thema angeschnitten wird, das in Zusammenhang mit dem Gefühl der Angst und Ohnmacht steht.
Dass diese Träume auch in der Nacht auftreten, liegt daran, dass der Schlafrhythmus in Schlafzyklen aufgeteilt sind, die sich über die Nacht wiederholen. Das bedeutet, dass Du in der Regel drei- bis viermal aus dem Tiefschlaf in eine Ebene geführt wirst, in der Du Dich auch an Träume erinnern kannst. Diese sogenannten REM-Phasen durchlebst Du nach ca. 1½, 3 ½ und 5 ½ Stunden nach dem Einschlafen.
Es könnte also sein, dass es da in diesen Phasen eine Störung gibt, in der Du einmal durch Zufall in einen Bereich geraten bist, in dem die Grenzen zwischen der Traumwelt und den realen Eindrücken fließend sind. Die Intensität der Gefühle ist ein entscheidender Punkt, ob ein Thema Gegenstand eines Traumes wird. Ein Albtraum ist von starken Gefühlen geprägt, deshalb hat er auch das Zeug, wiederholt zu werden.
Was schon einmal Gut ist, dass Du dieses Thema niedergeschrieben hast, denn das ist die beste Möglichkeit die Gedanken zu ordnen und eine Ordnung setzt auch der Ohnmacht ein Ende. Damit breitest Du auch die Botschaft in Deinem Seelenbereich aus, dass Du begonnen hast dieses Problem aus rationaler Sicht anzugehen (die Hoffnung auf ein Ende).
Deshalb solltest Du auch einmal Dein Schlafklima unter die Lupe nehmen, also die Umgebung in deinem Schlafzimmer (störende Elemente), Schlafgewohnheiten, Schlafenszeiten und Schlaftyp usw. Ich würde auch zur Selbsthilfe raten, indem Du versuchst, diese Träume in ein etwas anderes Licht zu rücken, um den enormen Druck der Angst aus diesen Träumen zu nehmen.
Denk einmal darüber nach, ob diese Gestalten wirklich so schlimm sind, wie Du glaubst. Du solltest wissen, dass sie Dir nichts tun werden, sondern nur durch ihre Anwesenheit das Gefühl Deiner Angst vermitteln wollen. Wenn Du sie fragst, werden sie schweigen, und wenn Du ihnen ins Gesicht blickst, werden sie erstarren.
So ist das auch bei dem Gesicht der Frau, da geht es ja auch nur darum, dass sich diese Angst zu erkennen geben möchte. Sie ist also mehr Deine Verbündete, als eine Bedrohung für Unverletzlichkeit Deiner Integrität. Du siehst, Du musst lernen mit diesen Ängsten richtig umzugehen und nur so kann sich aus diesen Träumen die Angst in Respekt verwandeln und letztlich dieses Muster auflösen.
Du wirst nun fragen, wie es möglich sei solche Botschaften in die Traumwelt zu tragen, so erinnere Dich daran, wie sich Stimmungen aus Deiner Traumwelt in den Alltag tragen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich mit etwas Geduld auf subtile Weise lästige Traumbilder verändern lassen.
Merlin
