Mich beeindrucken die Texte von Walsh nicht im Geringsten. Das was Walsh macht, ist im Grunde gespenstisch - und viele Leute glauben daran, weil sie plötzlich sowas menschliches wie "Scherze" oder "Übereinstimmungen" empfinden, wenn sie seine Bücher lesen. Die Bibel selber ist ihnen viel zu fremd, zu weit weg. Ihnen ist die Bibel ein historischer Gewaltakt, der nur von menschlicher Fehlinterpretation bestimmt sein kann. Deswegen brauchen sie was einfaches, nichts was herausfordert, nichts was eine Beweglichkeit verlangt. Sie wollen etwas haben, was sich ihnen ohne Probleme annähert. Das Walsh unter schweren schizophrenen Störungen leidet, ist dabei weniger wichtig. Entscheidend ist: "Populärweisheit", "Lockerheit", "Scherze".
Gott hat für alle Ecken dieser Welt heilige Texte geschickt; diese Texte begründen jahrtausende alte Kulturen und Traditionen - für jede Lokalität und Kultur (und damit Sprachverständnis) entstanden so heilige Überlieferungen über das Ewige wie es den Menschen sieht: Buddhismus, Hinduismus, Islam, Christlich-Jüdische. Alle haben das gleiche Fundament (das Wort) und verlangen vom Menschen eine innere Hinwendung, eine Rückkehr.
Walsh selber hat rein gar nichts an Ewigem überliefert. Seine Sprache und seine Worte überbringen nichts als temporäre, menschliche Auffassungen von Liebe, Gerechtigkeit und Einsicht. Das mag für die lustige Zwischendruchlektüre in der U-Bahn erhellend sein, schnell griffige und pamphletische Texte zu lesen, die einen irgendwie warm erhellen. Instant-Hoffung, Instant-Liebe: Schnell angerührt ohne was gemacht zu haben.
Die Schwierigkeit ist, das die NewAge Bewegung, deren Inhalte Walsh publiziert, ein schnell begreifliches Image von Gott und Nähe zur Liebe implizieren; ohne das ich selber etwas bewegendes machen oder erkennen müsste. Ich kenne die Bücher von Walsh und sie sind ein Produkt aus einer NewAge-Millionen-Industrie, die unglaublich wahnsinnig viel Geld mit der Orientierungslosigkeit der Menschen macht. Das hat sehr viel mit dem amerikanischen Medienmarkt zu tun. Glaube, Gott und Liebe müssen schnelle Begriffe sein, die ohne Komplikationen dem entsprechen müssen, was ich als Suchender schon in mir trage: Man sucht Konformität zu dem was man eh schon glaubt; niemals sucht man etwas, was einem sagen würde, das man in seiner Interpretation der Bibel (zB) vom "Baum der Erkenntnis" ausgegangen ist. Sprich: Wehe dem, der mir sagt, das ich nochmal ganz von Neuem anfangen sollte, um einen alternativen Standpunkt zu erlangen.
Die Texte, die Walsh channelt, sind manipulativ. Wer sich mit NLP Strukturen auskennt, erkennt diese Manipulativität der Inhalte. Sich selber als Medium von Gott darzustellen, das die Bibel neu schreiben soll (Warum eigentlich? Und wenn es so wäre: Wo bleibt die durch alle Zeiten erhaltene Relevanz von Walsh Texten?) ist ein Zeichen kompletter geistiger Unsicherheit; was sich ja aus Walsh Geschichte schon wunderbar herleiten lässt. Der Film übrigens (ein totaler Flop und Quatsch) ist ein weiteres Produkt seiner Dollar-schweren Verwertungskette, die Walsh benötigt, um sich selber die Glaubwürdigkeit zu produzieren.
Die Glaubwürdigkeit von Walsh entsteht ja nicht aus dem Sinn und dem was an ewiger Weisheit berichtet wird (alle Heiligen Schriften der Welt beinhalten schon alles zu allen Aspekten dieser Welt und deinem Leben), sondern nur an der warm-weichen Watte, die er berichtet. Er macht warm ums Herz und läßt (entschuldigt diesen plastischen Begriff) größtenteils Hausfrauen aufatmen. Was gesagt wird, MUSS ASBOLUT wahr, herzlich und UNBEDINGT nachvollziehbar sein. Der Leser MUSS im weitesten Sinne sein eigenes Verständnis von Gott, Gerechtigkeit und Liebe (Zusammenhalt) in den Büchern wiederfinden; denn sonst kann es nicht Gott sein.
Die Bücher von Walsh sind publizistische küchenphilosophische Konzepte, die kennen nennenswerten Punkt aufgreifen. Wenn Walsh original Gott channelt, dann channel ich Gott schon seit 20 Jahren. Aber wen interessiert das? Das ist eine Sache zwischen mir und Gott - Gott teilt sich jedem Menschen direkt mit. Viele von euch werden selbst mit Gott sein - und....müsst ihr darüber Bücher schreiben, nur damit alle anderen eurer Wahrheit glauben?
Gott ist allmächtig. Und mag Gott auch mit Walsh sprechen; die Texte in seinem Buch sind es nicht. Gott benötigt niemanden ausser den Menschen; und wenn ich Walsh nicht lese (weil ich nie von ihm hörte zB)....entgeht mir dann die Bibel 2.0?
Wer recherchiert, kann herausfinden, das Walsh ein Produkt ist. Er ist die typische Show zwischen Selbstfindung, Selbsterleuchtung, Medienwirksamkeit und Gott. Das ist typisch amerikanisch. Die sehen das nicht so eng. Walsh weiß, das er nicht DAS Medium ist. Aber für die Show ist er es...weil der amerikanische Markt so ist. Die wollen die Show und wissen: Es ist nicht so. Hier in Deutschland ist man dann schon eher erstarrt und sagt: Ohhh, der Typ ist es. Er schreibt so einleuchtend - also muss es wahr sein.
Klar, wer es lesen mag. Dem sei es geschenkt. Einen tieferen Inhalt als ein Gespräch zwischen Walsh und Walsh sollte man da nicht implizieren. Das wäre Dummheit, weil es wieder der einfachste aller menschlichen Mechanismen ist: Ich glaube es, weil ich nichts tun muss um es glauben zu können.
LG
B