Geschwister Hass

Kim67

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30. Juli 2006
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Stuttgart
Hallo,

ich möchte mich kurz vorstellen, bin 39 Jahre alt, Mutter von 4 Kindern. Ich interessiere mich schon länger für das Familienaufstellen, habe ein Buch darüber gelesen und hier schon gelesen, selber meine Familie aufgestellt habe ich allerdings noch nicht. Im September möchte ich zu einer Aufstellung als Zuschauer und vielleicht als Statist. Ich hab da noch etwas Angst davor und möchte mich erst noch weiter mit dem Familienstellen vertraut machen.

In meiner Familie gibt es etwas was mir Rätsel aufgibt. Es geht um meinen Bruder, der 5 Jahre älter ist als ich. Wir hatten alle beide keine leichte Kindheit und zusätzlich schon seit eh und je hasst er mich. In der Kindheit war der Hass noch nicht so stark wie heute, allerdings hatten wir schon in der Kindheit nichts gemeinsames. Es gab nie Geschwisterliebe oder sowas in der Art, wie ich es jetzt z.B. bei meinen Kindern erlebe. Als wir älter wurden, so als Teenager wurde er teilweise sogar gewalttätig gegen mich. Unsere Wege trennten sich dann als ich sehr früh zuhause auszog. Er blieb noch einige Jahre bei meinen Eltern und wurde zum Alkoholiker. Bis meine Eltern ihn dann, als er ungefähr 30 J. war, ihn endlich vor die Tür setzten und danach war er schlagartig trocken und hat sein Leben in den Griff bekommen. Aber dieser Hass gegen mich der blieb bis heute bestehen. Wenn ich meine Eltern besuche z.B. muss ich vorher anrufen und erst wenn sicher ist das er nicht kommt, dann kann ich kommen und sonst nicht. Das wäre einfach zu gefährlich. Ich würde das ganze vielleicht verstehen, wenn ich z.B. verwöhnt worden wäre oder wenn meine Eltern mich ihm vorgezogen hätten, dem war aber nicht so. Ich habe genauso wie er schläge bekommen (meine Mutter ist Epileptikerin) und ich wurde nie anders als er behandelt, doch trotzdem hasst er mich.

Meine Eltern haben ihn schon gefragt warum er mich hasst, allerdings gibt er darauf keine Antwort. Es ist einfach so. Heute erst habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen, sie leiden auch darunter, immer die Angst das er kommt wenn ich da bin usw... Er hat eine Freundin, die sagte meiner Mutter schon, sie würde mich gerne kennenlernen, aber das wäre unmöglich. Er hat ihr jeglichen Kontakt zu mir verboten.

Ich würde mich und ihn gerne mal aufstellen lassen, habe aber Angst das er das vielleicht spüren würde und das sein Hass auf mich noch stärker würde. Das hört sich vielleicht verrückt an, nur was passiert wenn da was schlimmes rauskommt? Meine Frage wäre ob der Schuss vielleicht nach hinten losgehen könnte oder ob sich das immer nach einer Familienaufstellung normalisiert?
Irgendwie ist dieser Hass doch unnatürlich oder täusche ich mich da? Sollte man das einfach so lassen und hinnehmen?

Vielleicht kennt jemand hier sowas oder hat sowas schonmal erlebt? Freue mich auf Antworten.

Viele Grüße Kim
 
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Meine Eltern haben ihn schon gefragt warum er mich hasst, allerdings gibt er darauf keine Antwort. Es ist einfach so. Heute erst habe ich mit meinen Eltern darüber gesprochen, sie leiden auch darunter, immer die Angst das er kommt wenn ich da bin usw... Er hat eine Freundin, die sagte meiner Mutter schon, sie würde mich gerne kennenlernen, aber das wäre unmöglich. Er hat ihr jeglichen Kontakt zu mir verboten.

Ich würde mich und ihn gerne mal aufstellen lassen, habe aber Angst das er das vielleicht spüren würde und das sein Hass auf mich noch stärker würde. Das hört sich vielleicht verrückt an, nur was passiert wenn da was schlimmes rauskommt? Meine Frage wäre ob der Schuss vielleicht nach hinten losgehen könnte oder ob sich das immer nach einer Familienaufstellung normalisiert?
Irgendwie ist dieser Hass doch unnatürlich oder täusche ich mich da? Sollte man das einfach so lassen und hinnehmen?

Vielleicht kennt jemand hier sowas oder hat sowas schonmal erlebt? Freue mich auf Antworten.

Viele Grüße Kim
Liebe Kim,

Anscheinend hat es Dein Bruder geschafft, alle einzuschüchtern und für sich Narrenfreiheit zu beanspruchen. Es ist zB. absurd, dass Du nachfragen musst, ob er nicht kommt - anstatt dass ihm verboten wird zu kommen, wenn Du bei Deinen Eltern bist. Das wundert mich insoferne, als Dein Bruder es mit 30 anscheinend hingenommen hat, rausgeschmissen zu werden, ohne Deinen Eltern etwas anzutun. Weiters ist eigenartig, dass Du das Geschlagenwerden als Kind mit der Epilepsie erklärst - das hat doch nichts miteinander zu tun. (Menschen mit Epilepsie sind doch nicht gewalttätiger als andere Menschen.)

Du bist anscheinend derart eingeschüchtert, dass Du bereits Angst hast, dass Dein Bruder merken könnte, dass Du Dich zur Wehr zu setzen beginnst.

Zur Aufstellung : in einer Aufstellung kann nichts sichtbar werden, was nicht ohnehin bereits geschehen ist und wirksam ist, insoferne kann diesbezüglich nichts passieren. Ob die Familienaufstellung bei den anderen Familienmitgliedern etwas verändert, läßt sich nicht versprechen. Es ist möglich - aber nicht sicher. Was auf alle Fälle möglich ist, dass zumindest Du Dich mithilfe der Aufstellung aus dieser Verstrickung in Gewalt und Angst befreist und schaust, wie Du selbst am besten vorgehst, damit für Dich von Deinem Bruder keine Gefahr mehr ausgeht - und auch andere Wunden heilst, die Du in dieser Atmosphäre erlitten hast.

Wenn Du ohnehin überlegst, eine Aufstellung zu machen, ist es überflüssig herumzuspekulieren, was bei Euch los ist und woher das stammen könnte.

Natürlich ist das nicht gerade eine alltägliche Problematik - und ich kann Dir nur empfehlen, einen erfahrenen und fachkundigen Aufstellungsleiter (bzw. -leiterin) zu wählen. Da stimme ich Dir zu : es ist entscheidend, das Gewaltsame in der Familie nicht zu reizen, sondern es zu lösen.

Liebe Grüße und alles Gute,

Reinhard

PS.: Da Du Dich für Esoterik interessierst, kannst Du Dich auch nach wirksamen Möglichkeiten umsehen, friedliche Energie in die Familie zu bringen und Dich selbst auch auf diese Art zu schützen. (Ich meine damit nicht die esoterischen Wald-und-Wiesen-Tipps wie "mit Licht umhüllen" etc. - sondern fundierte energetische Arbeit). Aber das passt dann besser in ein anderes Forum hier.
 
Ich würde mich und ihn gerne mal aufstellen lassen ...
PS.: Das ist ganz wichtig, das Thema nicht von vornherein auf Dich und Deinen Bruder einzuschränken, da ja zB. auch Deine Mutter Euch geschlagen haben dürfte bzw. Deine Eltern Dich auch nicht vor ihm schützen. Da muss man wahrscheinlich schon die ganze Familie aufstellen - und ich halte es für möglich, dass Du zB. zögerst, um Deine Mutter zu "schonen".

Nochmals liebe Grüße, Reinhard
 
also,wie ich mittlerweile gemerkt habe (ist sehr lang gegangen..) kann man eine FA auch ohne seine "echten" familien mitglieder machen?! kann man sich auch eine FA machen lassen,wenn jemand selber nicht hin will (also auch ohne einem selber..aus diversen gründen?) bezahlt wird ja eh per rechnung?
 
Liebe Kim,

mit dem Familienaufstellen habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht und wichtig ist eigentlich nur, dass Du dies für dich tust. Das es Dir besser geht. Wenn es das Verhalten Deines Bruders ändert - umso besser. Vielleicht bekommst Du Antworten, die zu einem besseren Verständnis führen und Dir helfen mit den Gefühlen, die Dir Dein Bruder entgegen bringt, klarzukommen oder auch etwas zu klären.

Als Erfahrung kann ich Dir weitergeben, dass es bei mir sehr vieles in positive Bahnen gelenkt hat. Angst braucht Du keine zu haben - nur etwas Mut. Wenn Du aber einen guten Therapeuten gefunden hast, der nicht nur mit Dir aufstellt, sondern vielleicht noch mit Dir eine Nachbesprechung also Betreuung durchführt - bist Du in guten Händen.

Es sollen ja nicht noch mehr Fragezeichen auftauchen.

Aus der Literatur habe ich z. B. nur entnommen und auch so erfahren, dass die Mitaufgestellten entweder Erleichertung spüren oder neutral sind.

Also keine Angst. Drücke Dir Dir Daumen.

Liebe Grüße

Zwini
 
Lieber Reinhard,

danke für deine ausführliche Antwort. In meinem Leben (Kindheit und Jugend) ist einiges schief gelaufen und das trägt natürlich Früchte. Nun bin ich bald 40 und versuche Ordnung in mein Leben zu bringen. Das mit meinem Bruder belastet mich nicht akut, ich sehe den ja eh nie und ich brauche den ja nicht zum Leben. Vielleicht wenn meine Eltern mal nicht mehr so fit sind ( Mutter ist 74 und Vater 79 Jahre) dann wird es problematisch.

Anscheinend hat es Dein Bruder geschafft, alle einzuschüchtern und für sich Narrenfreiheit zu beanspruchen. Es ist zB. absurd, dass Du nachfragen musst, ob er nicht kommt - anstatt dass ihm verboten wird zu kommen, wenn Du bei Deinen Eltern bist. Das wundert mich insoferne, als Dein Bruder es mit 30 anscheinend hingenommen hat, rausgeschmissen zu werden, ohne Deinen Eltern etwas anzutun. Weiters ist eigenartig, dass Du das Geschlagenwerden als Kind mit der Epilepsie erklärst - das hat doch nichts miteinander zu tun. (Menschen mit Epilepsie sind doch nicht gewalttätiger als andere Menschen.)

Mein Bruder hat nachdem er trocken war seine Sucht umgelagert in Arbeit und Geldverdienen. Er hat sich eine Eigentumswohnung gekauft und diese meinen Eltern vermietet. Meine Eltern wollten das gar nicht so gerne, haben ihm aber nicht widersprochen. Du hast recht wenn du sagst "er hat Narrenfreiheit". Wenn ich so nachdenke haben sie ihn in gewisser Hinsicht sogar bevorzugt. Machen sie auch heute noch. Nur sie sind alt und grau, ich kann ihnen keinen Vorwurf mehr machen. Ich habe mal gelesen oder gehört das Epileptiker sehr schwierig sind und von daher denke ich ist diese Krankheit mit ein Grund ist für die Schläge die wir bekommen haben. Wir haben eigentlich grundlos Schläge bekommen, aus einer Laune heraus.

Nun wie dem auch sei, eure Antworten haben mir geholfen mutig zu sein. Ich werde sicher eine Aufstellung machen lassen. Warscheinlich wird eine nicht reichen. Im Zusammenhang mit dem Buch "Was die Seele heilt und was sie krank macht" von Thomas Schäfer, welches ich gelesen habe, dachte ich mir ob es vielleicht sein kann das mein Bruder vielleicht in einer Art Verstrickung ist. Das vielleicht mal irgendein "Urahne" irgendwas gemacht hat und mein Bruder in diesem Leben da etwas mitgenommen hat oder auslebt... weil so ein abgrundtiefer Hass ist doch irgendwie unnatürlich...:confused:

Oh je jetzt wird es kompliziert. :) Aber was sollen die Spekulationen, es wird sich sicher aufklären wenn es so wäre... Solange er nichts merkt und dieser Hass nicht noch mehr geschürt wird sind meine Zweifel unbegründet.

Danke auch an Zwini...

Viele Grüße Kim
 
Hallo Kim!
Ich sehe da nichts rätselhaftes.
Dein Bruder hat einfach das gewalttätige Verhaltenmuster, deiner Eltern übernommen.
Das Urproblem sind deine Eltern.
Auch wenn sie grau und alt sind, hast du das Recht, sie mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren.
Und glaub mir, mit dieser Situation stehst du nicht alleine da.
Schuld und Sühne, sind ein ewiges FamilienThema.
 
Habe den Bericht von Kim67 gelesen. Ging mir sehr nah, denn ich hatte und habe zu meiner Schwester auch keine gute Beziehung, oder besser gesagt gar keine. Ich bin 41 Jahre alt, meine Schwester 3 Jahre älter. Auch wir haben uns als Kinder ständig gestritten, wir hatten nie einen Zusammenhalt. Vielleicht lag es daran, das sie ein Mamakind war, und ich mich ehr zu meinem Vater hingezogen fühlte. Sind sehr behütet und ohne Schläge grossgeworden. Strafen für unsere Untaten gab es natürlich. War immer die aufgewecktere von uns beiden, und war mit meinem Mundwerk immer vorweg, was sicher manchmal zum Schaden meiner Schwester war. War dann auch noch die erste, die von uns beiden geheiratet hatte, und ein Kind bekam. Meine Tochter ist schwerbehindert gewesen und vor 15 Jahren im Alter von 3 Jahren gestorben. Dann kam auch die Scheidung von meinem Mann. Leicht war das alles nicht, hatte in der ganzen Zeit nie die Unterstützung meiner Schwester.
Bin dann später 7 Monate in Therapie gewesen, auf einer Borderlinestation. Die Zeit dort war für mich sehr hilfreich. Bin dann 1997 aus Deutschland ausgewandert und lebe jetzt in Spanien.
Zurück zu meiner Schwester.Sie ist alleinerziehende Mutter von 3 Kindern. Der Grosse wird 18, und vor fast 4 Jahre freiwillig von meiner Schwester weg. Es geht ihm gut, lebt in einer betreuten Wohngemeinschaft. Die Zwilling sind 10 Jahre alt, die hat das Jugendamt vor einem Jahr abgeholt. Meine Schwester hat sie total verwahrlosen lassen. Auch ihnen geht es den Umständen entsprechend gut. Habe allerdings nur Kontakt zu dem Grossen, verstehen uns super. Meine Schwester hat auch den Kontakt zu unseren Eltern abgebrochen, wodrunter sie sehr leiden. Besonders mein Vater,er ist schwer krank, und hätte gerne das die Familie wieder zusammen kommt.
Meine Schwester lässt sich total gehen, lebt all die Jahre vom Sozialamt. Ok, ich denke das ist ihr Leben und jeder muss auf seine Weise glücklich werden. Habe vor einiger Zeit versucht den Kontakt zu ihr wieder herzustellen, was mir wohl misslang. Von ihr kamen nur Vorwürfe. Sie gibt mir die Schuld an ihrem Leben, beschimpft mich, dass ich ein Luxuskind bin. Ich habe nie im Luxus gelebt! Ok, meine Arbeit war mir immer wichtig. Habe immer mein eigenes Geld verdient, aber Luxus....? Sie macht mir Vorwürfe, dass ich ihren grossen Sohn letztes Jahr in den Sommerferien hier in Spanien hatte. Habe mich viel und lange mit ihm ausgesprochen, er ist ja nun auch kein Kind mehr. Seid dem ist unser Verhältnis noch enger und liebevoller geworden. Habe aber nie meine Schwester ihm gegenüber schlecht gemacht. Im Gegenteil, hab versucht oftmals einzulenken.
Bei all meinen Versuchen kriege ich nur eine Abfuhr von ihr.Sie beleidigt und beschuldigt mich, an allem Schuld zu sein. Und jetzt versucht sie mir auch noch den Kontakt zu meinem Neffen zu untersagen. Sie selbst hat kaum noch Kontakt zu ihm, was nicht an meinem Neffen liegt. Er bemüht sich auch ständig den Kontakt aufrecht zu erhalten. Meine Schwester blockt alles und jeden ab. Ich weiss mir nicht mehr zu helfen. Bin mitlerweile nur noch sauer, enttäuscht und ratlos. Bin jetzt soweit den Kontakt koplett zu ihr abzubrechen,aber meine innere Stimme sagt mir immer wieder ..." ihr seid doch Geschwister"! Ist das ein Grund?
 
Was sagt man zu Kindern, die sich streiten?

Muss man empört sein, muss man wen verteufeln?

Nein: Kinder, die streiten bis aufs Blut, die lieben einander!

Woher der Streit kommt, kann eine Aufstellung klären. Ob es nun die Eltern sind, die eigentlich streiten müssten oder wer anders kann im Einzelfall ganz unterschiedlich sein.

Sehr oft entsteht so ein Streit aus einer so genannten "doppelten Verschiebung", das heißt: die, welche eigentlich Streit haben müssten, tragen ihn nicht aus - beispielsweise die Eltern, die sich insgeheim hassen bis aufs Blut (aus was für Hinter-Gründen auch immer) und es aber nicht wahrhaben wollen ("Wir verstehen uns prima - bei uns gibt es nie Streit!"). Und dann beginnt ein Kind den einen Elternteil zu vertreten und zu hassen.
Hier gilt dann der stellvertretnde Hass dem anderen Elternteil (das wäre die einfache Verschiebung).

Da aber als Hass-Objekt der andere Elternteil für das Kind nicht eigentlich in Frage kommt, weil es das als schwere Verfehlung erlebt, den Elternteil zu hassen, verschiebt sich der Hass auf das nächste zur Verfügung stehende "Hass-Objekt", z.B. das Geschwister. Und das Geschwister bekommt dann die (Fremd-) Gefühle desjenigen, dem der Hass eigentlich gegolten hätte. Es fühlt sich überlegen und manchmal setzt es sich auf ein hohes moralisches Ross und arbeitet daran, dass jenes Geschwister, das den Hass trägt, ausgeschlossen wird.

Manchmal findet es dabei auch Mitstreiter - z.B. Aufstellungsleiter - die bereit sind, sich gegen das hassende Geschwister mit ihm zu verbünden. Die sind dann blind vor Hass, denn oft hasst dasjenige Geschwister, das "Objekt" des Hasses zu sein scheint noch viel mehr und intensiver. Es zeigt es aber (wie in unserem Beispiel die Elgtern selbst) nicht.

Wer als Aufstellungsleiter schon vorab den Ausschluss eines Systemmitgliedes fordert und empfiehlt, ist Teil des Problems und hat sich in die Dynamik eingeklinkt. Er kann hier nicht mehr helfen.

In dem hier aufgezeigten Beispiel scheint mir der Bruder zudem noch einen Elternteil eines Elternteils zu vertreten, was in einer Aufstellung zu prüfen wäre. Er ist der Große und Gefürchtete - aber er ist auch der, welcher als er selbst glauben mag, dass er ohne Verstrickung nicht dazu gehören darf. So zumindest mein erstes Bild hier nach dem, was hier zu lesen ist.

Der "böse Bruder" hat einen Platz in meinem Herzen. Auf wen müssen alle schauen, wenn er aus der Schusslinie geht?

A.

P.S.: Mir hat mal einer gesagt: " 'Schwierige Kinder' verhalten sich genau so, wie die Mutter es will!"
 
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Was sagt man zu Kindern, die sich streiten?

Muss man empört sein, muss man wen verteufeln?

Nein: Kinder, die streiten bis aufs Blut, die lieben einander!

Woher der Streit kommt, kann eine Aufstellung klären. Ob es nun die Eltern sind, die eigentlich streiten müssten oder wer anders kann im Einzelfall ganz unterschiedlich sein.

Sehr oft entsteht so ein Streit aus einer so genannten "doppelten Verschiebung", das heißt: die, welche eigentlich Streit haben müssten, tragen ihn nicht aus - beispielsweise die Eltern, die sich insgeheim hassen bis aufs Blut (aus was für Hinter-Gründen auch immer) und es aber nicht wahrhaben wollen ("Wir verstehen uns prima - bei uns gibt es nie Streit!"). Und dann beginnt ein Kind den einen Elternteil zu vertreten und zu hassen.
Hier gilt dann der stellvertretnde Hass dem anderen Elternteil (das wäre die einfache Verschiebung).

Da aber als Hass-Objekt der andere Elternteil für das Kind nicht eigentlich in Frage kommt, weil es das als schwere Verfehlung erlebt, den Elternteil zu hassen, verschiebt sich der Hass auf das nächste zur Verfügung stehende "Hass-Objekt", z.B. das Geschwister. Und das Geschwister bekommt dann die (Fremd-) Gefühle desjenigen, dem der Hass eigentlich gegolten hätte. Es fühlt sich überlegen und manchmal setzt es sich auf ein hohes moralisches Ross und arbeitet daran, dass jenes Geschwister, das den Hass trägt, ausgeschlossen wird.

Manchmal findet es dabei auch Mitstreiter - z.B. Aufstellungsleiter - die bereit sind, sich gegen das hassende Geschwister mit ihm zu verbünden. Die sind dann blind vor Hass, denn oft hasst dasjenige Geschwister, das "Objekt" des Hasses zu sein scheint noch viel mehr und intensiver. Es zeigt es aber (wie in unserem Beispiel die Elgtern selbst) nicht.

Wer als Aufstellungsleiter schon vorab den Ausschluss eines Systemmitgliedes fordert und empfiehlt, ist Teil des Problems und hat sich in die Dynamik eingeklinkt. Er kann hier nicht mehr helfen.

In dem hier aufgezeigten Beispiel scheint mir der Bruder zudem noch einen Elternteil eines Elternteils zu vertreten, was in einer Aufstellung zu prüfen wäre. Er ist der Große und Gefürchtete - aber er ist auch der, welcher als er selbst glauben mag, dass er ohne Verstrickung nicht dazu gehören darf. So zumindest mein erstes Bild hier nach dem, was hier zu lesen ist.

Der "böse Bruder" hat einen Platz in meinem Herzen. Auf wen müssen alle schauen, wenn er aus der Schusslinie geht?

A.

P.S.: Mir hat mal einer gesagt: " 'Schwierige Kinder' verhalten sich genau so, wie die Mutter es will!"

Puh.....!!!! Du gibst mir jetzt wirklich was zum Nachdenken, weil ich auch zwei Kinder hatte, die sich hassten bis aufs Blut. Als sie noch klein waren, hielt ich es noch für die normale Eifersucht, die halt da ist, wenn noch ein Geschwisterchen kommt und die Nesthäkchenrolle wegnimmt.

Aber was dann weiter geschah, war nicht mehr mit normaler Eifersucht zu erklären, weil der große Bruder nämlich seiner Schwester im wahrsten Sinne an die Gurgel ging... Noch als sie schon erwachsen waren, hatte sie Angst
vor ihm.
Der Sohn war dem Vater gegenüber immer loyal eingestellt, mit mir war er auf totaler Konfrontation. Das hat er mir auch bestätigt, als er erwachsen war und der Vater gestorben war. Seltsamerweise hatten wir dann ein total harmonisches Verhältnis zueinander, ich möchte fast sagen, liebevoll. Vorher war das nicht möglich.

Das größte Problem war allerdings dann, als dieser Sohn auch starb. Da hatte (und hat noch) nämlich dann die Schwester ein schlechtes Gewissen, weil sie einfach nicht um ihn trauern konnte, weil die Angst und der Hass so groß waren, den er verbreitete. Ich spüre aber, dass sie leidet und dass er ihr, so blöd das auch klingen mag, fehlt. Sie kann sich ihre Trauer und ihren Schmerz aber nicht zugestehen, hab ich das Gefühl.

Ich geh jetzt mal nachdenken......

Edit:

Als ich das jetzt niederschrieb, fiel mir ein, dass auch mein Mann und seine Mutter ein total gestörtes Verhältnis zueinander hatten. Man hatte das Gefühl, sie hassten einander. .....
 
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