GEN-Techno-Logisches

DiaBowLow

Aktives Mitglied
Registriert
27. September 2009
Beiträge
11.533
Ort
Zuhause
Gen-Baumwolle
Ein schon fast vollendeter Siegeszug

Von Stephan Börnecke


Irgendwo in Indien: Das Schweizer Zertifizierungsunternehmen Imo betreibt dort in einem Dorf ein eigenes Projekt mit dem Anbau von Bio-Baumwolle. Damit die Bauern, oft Analphabeten, nicht doch zu konventionellem oder gar gentechnisch verändertem Saatgut greifen, bekamen die Bauern die Saat zu einem günstigen, zu einem subventionierten Preis. Das freilich muss den Verkäufern der US-Agrarkonzerns Monsanto, die den Siegeszug der gentechnisch veränderten Baumwolle auf dem Subkontinent vollenden wollen, sauer aufgestoßen sein. Also verteilten sie, erzählt Mechthild Naschke, Chefin der Imo-Textilabteilung, Gratispäckchen mit Gen-Baumwolle an die Bio-Bauern. "Das sind unlautere Tricks", beschwert sich Maschke über die Methoden der Multis. Doch mit einiger Mühe gelang es, die Gen-Saat wieder einzusammeln. Gerade noch gutgegangen.

Bauern, die in Indien ökologische oder auch nur konventionelle Baumwolle anbauen wollen, haben einen schweren Stand. Zwar wurde der Anbau von Gen-Baumwolle erst 2002 zugelassen und damit viele Jahre später als in China oder den USA. Aber inzwischen sind drei Viertel der Cottonfields mit der Bt-Baumwolle eingesät. Bt: Das Kürzel steht für den Bazillus thuringiensis. Die Pflanze ist nun fähig, ständig ein Insektengift zu produzieren. Das wirkt etwa gegen den Baumwollkapselwurm. Bei Saaten ohne die gentechnische Veränderung wehren sich die Bauern mit Insektiziden gegen die Schädlinge, spritzen fünf- oder siebenmal mit Giften.

"Wenn sie nun zwei Gänge davon sparen können", dann, so Gentechnikexperte Gerd Spelsberg, dann sparten sie nicht nur trotz der höheren Saatgutpreise Geld. Sie verringerten auch ihr eigenes gesundheitliches Risiko. Die Frage aber, so Spelsberg: "Ist das auch von Dauer?" Aus den USA, wo bereits 86 Prozent der Baumwolle gentechnisch modifiziert ist, sei bekannt, dass eine erste Insektenart resistent wurde gegen die Gifte der Gen-Baumwolle. So warnt auch Martin Hofstetter von Greenpeace: "Die Resistenzbildung ist absehbar, das entspricht der Logik der Natur". Hinzu komme, so Spelsberg, die wachsende Abhängigkeit vom Saatguthersteller.

Auf dem Feld aber entscheidet sich alles. "Praktisch nur hier", weiß Textilexpertin Naschke, könne man in der Analyse noch eindeutig zwischen Bio- und Gen-Baumwolle unterscheiden. Für den Anbau indischer Saaten gelten dabei Regeln, wie sie letzlich auch für europäische Bio-Bauern gelten, sofern europäische Abnehmer involviert sind.

Doch Vorgaben, die Bio-Felder müssten zu den Gen-Äckern hinreichend abgegrenzt werden, sind schwammig formuliert, die Standards nicht immer denen in Deutschland ebenbürtig. Unklar bleibt, ob es nicht bereits dort eine Pollenvermischung geben kann. Obwohl die Baumwolle ein Selbstbestäuber ist, könnten Insekten für einen Austausch sorgen. Die Bio-Qualität von Saatgut und Rohware wird zwar kontrolliert, dafür stehen die Zertifizierer und der Bauer gerade, doch die Warenkette bis zum fertigen T-Shirt ist lang. Fünf oder mehr weitere Stufen sind normal. Von der Aufbereitung der Frucht über Transport, Spinnen oder Färben - überall muss sich der Zertifizierer auf seinen Vorgänger, dessen Dokument ebenfalls Teil der Warenbegleitpapiere ist, verlassen.

"Die Staubwolken in einer Spinnerei aber", in der letztlich alle möglichen Arten von Baumwolle verarbeitet werden, sind "enorm", sagt Lothar Kruse, Leiter des unabhängigen Labors Impetus in Bremerhaven, das Fasern auf Genmanipulationen untersucht und festgestellt hat: 30 Prozent der Proben sind belastet. Doch Kruse warnt seine Ergebnisse überzuinterpretieren: Bei den ihm vorgelegten Rohstoffproben habe es sich vermutlich um Fasern gehandelt, die bereits im Verdacht einer Kontaminierung standen. Seine Ergebnisse, wonach die Bio-Baumwolle zu maximal zwei Prozent mit Gen-Ware belastet war, lasse zudem auf eine Verschleppung, nicht aber auf bewusstes Handeln schließen. Irgendwo auf dem Weg in die Läden könne diese Kontamination entstanden sein.

Um auf der sicheren Seite zu sein, verlassen sich große Bio-Textilunternehmen längst nicht allein auf die Zertifikate, die entlang der Warenströme ausgestellt wurden und die die Bio-Qualität beweisen sollen. Rolf Heimann, Ökoexperte bei Hess-Natur, etwa verweist auf die eigenen Anbauprojekte von Hess-Natur in der Türkei oder in Westafrika. "Manchmal kennen wir sogar den einzelnen Bauern, der für uns Bio-Baumwolle anbaut."


http://www.fr-online.de/top_news/2224743_Gen-Baumwolle-Ein-schon-fast-vollendeter-Siegeszug.html
 
Werbung:
Werbung:
... vielleicht ist die gen-technologie ein misst, weil die folgen nicht einzuschätzen sind??


shimon

Die finanziellen und ökologischen Folgen sind bereits heute einzuschätzen, da es die Leute nur noch tiefer in Verschuldung bringt und sich viele Bauern in Indien deshalb schon getötet haben, weil sie nicht mehr Ein noch Aus wußten.
 
Zurück
Oben